Ein Diskussionsbeitrag von kollektiv
aus Bremen
Seit einigen Monaten flammt weltweit eine neue Welle von Massenprotesten auf: Ob im Sudan, Haiti, in Ecuador, Chile, Kolumbien, Guinea, dem Irak, Libanon, dem Iran, Frankreich oder anderswo. Überall gehen Massen von Menschen auf die Straßen. Sie kämpfen gegen ständig steigende Preise von Bustickets und Benzin, gegen die permanente Verteuerung von Grundnahrungsmitteln und das unaufhörliche Steigen der Mieten, sie protestieren gegen Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne und sie prangern die unzureichende Gesundheitsversorgung und die teuren Bildungssysteme an. Ihre Wut richtet sich dabei auch gegen eine korrupte politische Elite, die als verlängerter Arm von Unternehmen und einer kleinen Oberschicht agiert, an ihrer Macht unbeirrt festhält und in die eigene Tasche wirtschaftet, während die Masse der Menschen in Armut versinkt. Kurz gesagt: Die Proteste in den unterschiedlichen Ländern richten sich gegen die Auswirkungen von über 30 Jahren neoliberaler Politik der gezielten Verarmung der Massen, sie richten sich gegen Korruption und Unterdrückung. Hinzu kommen wachsende Mobilisierungen von Frauen*, zum Beispiel in der Türkei, die nicht nur gegen patriarchale Unterdrückung und Gewalt kämpfen, sondern häufig auch eine zentrale Rolle in den Massenprotesten einnehmen. Die Antwort der Regierungen auf die Proteste ist überall die selbe: Tränengas, Schlagstöcke, Massenverhaftungen, Folter, Vergewaltigung, das Verschwindenlassen bis hin zur gezielten Ermordung von Demonstrant*innen1.
Die Ähnlichkeit der Proteste ist kein
Zufall, sondern macht deutlich, dass sich das gesamte kapitalistische
System in einer tiefen Krise befindet, von der die Länder des
Globalen Südens am stärksten betroffen sind. Aber nicht nur sie.
Was bedeuten also die Proteste für linke Kräfte in den
kapitalistischen Zentren?
Aktiver Internationalismus
Internationalismus ist über viele
Jahre in der radikalen Linken – abgesehen von einigen Ausnahmen –
eher in Vergessenheit geraten. Es schien als sei internationale
Solidarität (als auch Anti-Imperialismus) ein Relikt aus alten
Zeiten, das für die eigene Praxis kaum noch eine Rolle spielt. In
den letzten Jahren hat sich dies erfreulicherweise verändert. Mit
den Krisenprotesten von 2010/2011, dem sogenannten Arabischen
Frühling, den Entwicklungen in Rojava und den jüngsten
Massenaufständen richtet sich auch der Blick vieler Linksradikaler
wieder stärker in die Welt.
Dabei stellt sich die Frage, was wir
eigentlich unter Internationalismus und internationaler Solidarität
verstehen. Und: Wie kann diese Solidarität hier praktisch gelebt und
organisiert werden?
Wir denken, dass in der
Gleichzeitigkeit und der Ähnlichkeit der aktuellen (oder
zukünftiger) Massenproteste eine Möglichkeit liegt, hierzulande die
Grundlagen für einen neuen lebendigen Internationalismus zu
schaffen. Einen Internationalismus, der aus einer Dynamik von unten
entsteht, der eine langfristige Perspektive entwickelt und der
strategisch mit der Frage der Gesellschaftsveränderung verbunden
ist. Dieser Internationalismus, den wir als „aktiven
Internationalismus“ bezeichnen, umfasst vor allem zwei wesentliche
Aspekte: die Solidaritätsarbeit mit emanzipatorischen Bewegungen und
Massenprotesten weltweit einerseits2
und anderer seits die Entwicklung und Stärkung von
internationalistisch geprägten Kämpfen von unten in den und gegen
die imperialistischen Zentren selbst. Beide Aspekte sind dabei
miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Was meinen
wir damit?
Internationalismus als strategische
Notwendigkeit
Die
gängige internationale Solidaritätsarbeit erschöpft sich häufig
in der bloßen Solidarität mit und der Unterstützung von
emanzipatorischen Bewegungen oder Massenprotesten weltweit. Sie wird
entweder von denjenigen getragen, die sich speziell als
Solidaritätsgruppen einer bestimmten Bewegung verstehen, oder von
Gruppen/Einzelpersonen, die sich anlassbezogen damit beschäftigen.
Internationalismus wird jedoch häufig auf diese Form der
Solidaritätsarbeit reduziert oder mit ihr gleich gesetzt. Fast immer
wird sie lediglich als ein weiteres politisches Feld betrachtet, das
relativ getrennt von der eigenen lokalen Praxis und den Kämpfen vor
Ort steht.
Internationalismus ist aber mehr. Im
zunehmend global organisierten Kapitalismus und vor dem Hintergrund
der weltweit erlebbaren Auswirkungen imperialistischer Politik ist
Internationalismus keine bloße ‚moralische‘ Verpflichtung oder
ein zusätzliches politisches Prinzip oder Aktionsfeld, sondern
vielmehr strategische Notwendigkeit für eine tägliche Praxis der
Gesellschaftsveränderung. Denn die Lebensbedingungen in Ländern des
Globalen Südens aber auch die Unterdrückung von emanzipatorischen
Bewegungen und Massenprotesten kann nicht getrennt von der Politik
der kapitalistischen Zentren und ihrer Interessen betrachtet werden3.
Deshalb ist die Entwicklung von antikapitalistischen und
internationalistischen Kämpfen innerhalb dieser Zentren selbst ein
wichtiger Bestandteil einer globalen revolutionären Perspektive4.
Eine „aktive“ internationalistische
Praxis sollte sich daher an der Frage orientieren, wie die
potentiellen Subjekte in den Zentren selbst gegen die kapitalistische
und imperialistische Herrschaft mobilisiert und damit entfaltet
werden können. Wichtige potentielle Subjekte im Kampf für eine
grundlegende Gesellschaftsveränderung sind in der BRD ebenjene
Menschen, die aus anderen Ländern geflüchtet oder migriert sind
und/oder in zweiter, dritter Generation hier leben. Sie sind
strukturell am stärksten von prekären Arbeits- und
Lebensbedingungen betroffen: sie stellen die Mehrheit derjenigen, die
in Leiharbeit oder mit deregulierenden Werkverträgen schuften, in
schlechten Wohnverhältnissen leben oder in abgehängten Stadtteilen
wohnen, in denen es kaum noch öffentliche Infrastruktur gibt.
Gleichzeitig sind sie vom zunehmenden Rassismus und Nationalismus der
Dominanzgesellschaft betroffen und damit – alltäglich und
strukturell – diversen Diskriminierungs- und
Exkludierungserfahrungen ausgesetzt. Ihre Einbindung in den
nationalen Klassenkompromiss ist daher schwieriger. Aus diesen
Gründen sind (Post)Migrant*innen, Geflüchtete, (Black) Persons of
Colour und andere Markierte/Exkludierte wichtige potentielle Subjekte
in der Entwicklung von anti-imperialistisch, anti-rassistisch und
internationalistisch ausgerichteten Kämpfen gegen die
kapitalistische Herrschaft5.
Wenn wir davon ausgehen, dass für
einen strategisch ausgerichteten Internationalismus beide Faktoren –
die Solidaritätsarbeit und die Entwicklung von Kämpfen vor Ort –
unerlässlich sind, stehen wir vor folgenden Fragen: Wie kann eine
organische Verbindung von internationalistischer Solidaritätsarbeit
auf der einen mit der Entwicklung von Kämpfen von unten in den/gegen
die kapitalistischen Zentren selbst auf der anderen Seite aussehen?
Was bedeutet eine solche Verbindung für die Form und Ausrichtung von
Solidaritätsarbeit?
Klassische Solidaritätsarbeit
Klassische
Solidaritätsarbeit folgt meist der auf- und wieder abflammenden
Dynamik der weltweiten Proteste und Bewegungen. Breite Aufmerksamkeit
und Beteiligung erfährt sie häufig vor allem dann, wenn die
Situation an den jeweiligen Orten akut und die Repression hoch ist
oder wird. Aus diesen Gründen umfasst klassische Solidaritätsarbeit
vor allem öffentlichkeitswirksame Aktionen, die die Aufmerksamkeit –
leider häufig nur für begrenzte Zeit – auf die so skandalisierten
Verhältnisse in einem internationalen Kontext lenken. Diese sind
wichtig und notwendig, um die von den Mainstream-Medien meist
ignorierten oder verzerrt dargestellten Bewegungen sichtbar und
verstehbar zu machen und Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Außerdem
haben Solidaritätsaktionen das Potential, den konkret Kämpfenden
vor Ort eine wichtige Stärkung zu sein.
In der gängigen Solidaritätsarbeit
liegt der Fokus der Öffentlichkeitsarbeit jedoch häufig darin,
bürgerliche und zivilgesellschaftliche Teile der Gesellschaft
erreichen und zu einer Positionierung bewegen zu wollen, um so
indirekten Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben oder
eine Diskursverschiebung „von oben“ zu erreichen6.
Die Methoden sind daher dieselben, die auch in anderen politischen
Aktionsbereichen der radikalen Linken verbreitet sind: Kampagnen,
öffentlichkeitswirksame Aktionen und Bündnisse mit
zivilgesellschaftlichen Organisationen, Parteien, Gewerkschaften etc.
Das birgt zum einen die Gefahr, dass die Argumentationen und
Begründungen an den bürgerlichen Diskurs angepasst werden, was
klassischerweise zu dem Appell an die Bundesregierung führt,
wahlweise die Menschenrechte, die Demokratie, das Völkerrecht etc.
zu achten oder ihre NATO-Partner zur Räson zu bringen. Dabei wird
die Rolle der Bundesregierung bei der Entstehung und
Aufrechterhaltung der Ursachen weltweiter Missstände sowie der
Unterdrückung von widerständigen Bewegungen verschleiert. Zudem
werden falsche Hoffnungen an eine „richtige“, weil moralische
Politik geweckt bzw. das Zerrbild der guten westlichen Demokratie
verfestigt – gerne auch im Gegensatz zu den autoritären
Regierungen in den Ländern, in denen die Proteste / Bewegungen
stattfinden und unterdrückt werden. Zum anderen bleibt diese Form
der Solidaritätsarbeit meist auf linksradikale und maximal
intellektuell-bürgerliche oder zivilgesellschaftliche Kreise der
Mehrheitsgesellschaft begrenzt.
Zwei Aspekte der Solidaritätsarbeit
im Rahmen eines aktiven Internationalismus
Aus dieser Kritik lassen sich zwei
Aspekte benennen, die für die Verbindung von konkreter
Solidaritätsarbeit mit einer weiterreichenden internationalistischen
Perspektive wichtig sind: 1) die kritische Vermittlung der Rolle der
BRD im jeweiligen Kontext und 2) die Ausrichtung auf eine
Solidaritätsbewegung „von unten“.
Anstatt Forderungen oder Appelle an
politische Verantwortliche oder die Bunderegierung als Ganzer zu
formulieren, halten wir es für zielführender in der
Solidaritätsarbeit die Rolle der Bundesregierung bei der Entstehung
und Aufrechterhaltung der skandalisierten Verhältnisse sowie der
erlebten Unterdrückung heraus zu arbeiten und zu vermitteln. Dadurch
kann der Tendenz entgegen gewirkt werden, dass die jeweiligen
Verhältnisse in anderen Ländern isoliert von der hiesigen Politik
(der Metropolländer) betrachtet werden und das Entsetzen über die
Verhältnisse „dort“, die Zufriedenheit mit der guten Demokratie
„hier“ stärkt. Diese Tendenz besteht gleichermaßen bei
Personen, die keinerlei Verbindungen zu anderen Ländern haben als
auch bei Menschen, welche die Unterdrückung offen autoritärer
Staaten selbst oder über Familienverbindungen erlebt haben oder noch
miterleben. Denn nicht selten wird auch von „fortschrittlich“
denkenden Personen aus Ländern wie dem Irak, Iran, Äypten etc. die
Errichtung einer bürgerliche Demokratie am Beispiel der
Bundesrepublik als Ziel ihrer widerständigen Bestrebungen definiert.
Um diese Illusionen zu zerstören und der bürgerlichen Demokratie
ihre humanistische Maske zu entreißen, ist eine wichtige Aufgabe
revolutionärer Kräfte in der internationalistischen
Solidaritätsarbeit, die direkten Verbindungen zwischen der
Politik/den Interessen der Bundesregierung und den unterdrückenden
Verhältnissen andernorts aufzuzeigen. Darüberhinaus bietet sich
insbesondere in Phasen weltweiter Massenproteste die Möglichkeit,
die zugrundeliegenden politischen und wirtschafltichen Ursachen
heraus zu arbeiten und Verbindungen zu den Folgen derselben Politik
auch innerhalb der Bundesrepublik zu ziehen.
Auf der anderen Seite erachten wir es
als notwendig, die Solidaritätsarbeit in den „akuten“ Phasen
(ebenso wie allgemein die eigene lokale Praxis7)
darauf auszurichten, eine Dynamik „von unten“ zu erzeugen,
anstatt primär auf zivilgesellschaftliche Bündnisse und die
Intervention in den bürgerlichen Diskurs zu fokussieren. Das
bedeutet konkret, vorwiegend („fortschrittlich“ denkende)
Menschen aus den jeweiligen Communities zu mobilisieren und für die
Solidaritätsarbeit zusammen zu bringen. Zeiten weltweiter Aufstände
und Massenproteste bieten hierfür eine gute Möglichkeit. Denn durch
die Flucht- und Migrationsbewegungen der letzten sieben Jahrzehnte
leben in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Menschen, die direkte
Bezüge zu den jeweiligen Massenprotesten in Ländern wie Irak, Iran,
Libanon, Chile, Ecuador, Kolumbien, Sudan, Guinea und möglichen
zukünftigen Protesten haben und von deren Dynamiken beeinflusst
werden. Viele von ihnen verfolgen die Entwicklungen vor Ort über
soziale Medien und stehen in direktem Kontakt mit Angehörigen und
Freund*innen, um deren Wohl und Leben sie fürchten (müssen). Die
Dynamik der Proteste bewegt und politisiert also.
Gleichzeitig macht der herrschende
alltägliche Rassismus und die strukturelle Ausgrenzung es
Exil-Linken und politisch bewegten Einzelpersonen schwer, in der
bundesdeutschen Dominanzgesellschaft politisch aktiv zu werden und so
ihrer Solidarität mit den Aufständen in den Herkunftsländern –
aber auch der eigenen Wut über die unhaltbaren Zustände – einen
öffentlichen Ausdruck zu geben. Die wenigen Solidaritätsaktionen,
die organisiert werden, bleiben meist auf die eigene Community
beschränkt und werden darüber hinaus kaum wahrgenommen.
Aufbau internationalistischer
Plattformen
Eine Möglichkeit, diese Isolation und
Trennung aufzubrechen, sehen wir darin, gezielt Orte zu schaffen, an
denen Aktivist*innen sowie politisch unorganisierte, aber bewegte
Einzelpersonen aus den unterschiedlichen Communities zusammenkommen,
ihre Erfahrungen mit den und Wissen über die jeweiligen
Massenprotesten austauschen und gemeinsam Solidarität organisieren
können. Diese Orte bezeichnen wir als internationalistische
Plattformen.
Damit so eine internationalistische
Plattform lebendig und dynamisch wird, reicht es nicht, ein Bündnis
aus politischen Organisationen oder linken Gruppen ins Leben zu
rufen. Dieses läuft Gefahr, sich in ideologischen
Auseinandersetzungen zu verlieren und abstrakt oder hohl zu bleiben.
Vielmehr geht es darum, innerhalb der einzelnen Communities zu
mobilisieren und dadurch auch eine Vielzahl von Menschen zu
erreichen, welche die Ereignisse erstmal „nur“ wegen der direkten
oder indirekten Betroffenheit bewegen8.
Das ist, was wir als Dynamik „von unten“ bezeichnen. Einen
Ausgangspunkt hierfür kann zum Beispiel die Organisation einer
internationalen Podiumsdiskussion bilden, auf der Menschen aus den
unterschiedlichen Communities über die jeweiligen Proteste
berichten. (In Bremen gelang es uns, Menschen aus oder mit Bezug zu
Kolumbien, Chile, Irak, Iran und Guinea zu einer gemeinsamen
Podiumsveranstaltung einzuladen. In den Vorträgen wurden die
Ähnlichkeiten der Situation in den unterschiedlichen Ländern
sichtbar gemacht – sowohl was die Zusammensetzung, die Methoden und
die Forderungen der Massenproteste angeht, als auch die massive
Repression und Unterdrückung.) Diese geteilte Erfahrung und erlebte
Gemeinsamkeit kann als Bezugspunkt für einen weiteren Austausch und
Kennenlernprozess genutzt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die
Organisation von gemeinsamen Solidaritätsaktionen wie beispielsweise
Kundgebungen oder Demonstrationen, bei der die unterschiedlichen
Communities zusammen kommen. So kann ein gemeinsamer Raum gestaltet
werden, an dem eine emotional-politische Verbindung zu den konkret
Kämpfenden hergestellt, den Getöteten gedacht und dem Schmerz wie
auch der Wut ein kollektiver, öffentlicher Ausdruck verliehen wird.
Der Aufbau einer internationalistischen Plattform ist ein langfristiger Prozess. Ziel ist es, einen kontinuierlichen Ort zu schaffen, der in der Lage ist Menschen aus verschiedenen Communities in einer Stadt zusammen zu bringen. Durch die gemeinsame Solidaritätsarbeit können Kontakte geknüpft, Verbindungen geschaffen und Vertrauen aufgebaut werden. Gleichzeitig entsteht dadurch ein Raum, in dem über die gemeinsamen Ursachen der unterschiedlichen Proteste diskutiert, Verbindungen zur eigenen Lebenssituation hergestellt und ein Verständnis über die Notwendigkeit gemeinsamer Kämpfe in der hiesigen Gesellschaft geschaffen werden kann. Im besten Fall wird die gemeinsam organisierte Solidaritätsarbeit dadurch zum Ausgangspunkt für eine weitergehende Beteiligung auch am Aufbau von kämpferischen Strukturen rund um Lohnarbeit, Wohnen, Reproduktion, Rassismus und so weiter. In diesem Sinne ist der Aufbau internationalistischer Plattformen strategisch und organisch mit revolutionärer Basisarbeit wie der im Stadtteil oder Betrieb als lokaler Praxis verbunden.
#Titelbild: ROAR Magazine/P2P Attribution-ConditionalNonCommercial-ShareAlikeLicense
1 Im Irak wurden in den ersten zwei Monaten der Proteste schätzungsweise über 450 Personen von Sicherheitskräften erschossen, über 20.000 teilweise schwer verletzt. Im Iran werden erst mit der Zeit die Ausmaße der Unterdrückung bekannt, Schätzungen reichen von 500 bis über 1000 Toten. In Chile verloren über 350 Menschen durch Tränengaskartuschen, die in die Demonstrationen gefeuert wurden, ihr Augenlicht. Mehr als 23 Menschen starben während der Proteste.
2 Sowie der Austausch und die konkrete Vernetzung
3 Sowohl die Durchsetzung und Verschärfung kapitalistischer Ausbeutungsbedingungen wird verstärkt von diversen imperialistischen Staaten vorangetrieben (wie z.B. über bi- oder multinationale Freihandelsabkommen, Aufrechterhaltung postkolonialer Abhängigkeitsstrukturen wie z.B. dem Franc CFA, Durchsetzung von günstigen Bedingungen der Rohstoffausbeutung sowie des Zugangs zu Rohstoffen etc) als auch die Durchsetzung direkter imperialistischer Methoden und Interessen (militärische Interventionen, direkte oder indirekte Kriegsführung, etc.). Auch die Unterdrückung wird zunehmend globalisiert (Polizeiabkommen, Ausbildungsprogramme, Transfer von Sicherheits- und Überwachungstechnologien, Rüstungsexporte etc.).
4 Diese Verbindung gilt selbst innerhalb der EU, in der die Bundesregierung eine zentrale Rolle einnimmt. So beeinflusst die Abwesenheit von größeren Kämpfen gegen die neoliberale Umgestaltung der Gesellschaft innerhalb der BRD direkt die Lebens-, Arbeits- und Kampfbedingungen in Ländern wie Griechenland und Frankreich.
5 Auch wenn natürlich der Einfluss nationalistischer und rassistischer Kräfte und Ideologien auch bei migrantischen Communities ein wichtiges Problem sind.
6 Obwohl die Erfahrung zeigt, dass selbst breite Mobilisierungen wie z.B. die Demonstrationen und vielfältigen Aktionen nach den Angriffen der türkischen Armee auf Rojava, den Kurs und die Politik der Bundesregierung nicht zu ändern vermögen.
7 Siehe ausführlicher dazu 11 Thesen über Kritik an linksradikaler Politik, Organisierung und revolutionäre Praxis von kollektiv aus Bremen, u.a. zu lesen bei https://de.indymedia.org/node/9708
8 Wenn es darum geht, Menschen zu solchen Plattformen einzuladen, gibt es dennoch Grenzen: So würden wir z.B. Personen mit starken nationalistischen oder politisch religiösen Einstellungen oder Verbindungen zu ebensolchen Organisationen nicht einladen.