Die Rolle der Syriza, die Strategie und Taktik der KKE und was daraus zu lernen wäre – ein Beitrag von Thanasis Spanidis
Alp Kayserilioglu hat auf diesen Seiten kürzlich einen Artikel unter dem Titel „Das Totalversagen von SYRIZA, die linke Grexit-Debatte und der neue europäische Sozialchauvinismus“ veröffentlicht. Ich möchte diesen Text hier einer ausführlichen Kritik unterziehen und dabei gleichzeitig auch andere typische linke Fehler in der Diskussion um Griechenland berühren. Angesichts des verheerenden sozialen Massakers, das die angeblich „linke“ Regierungspartei Syriza mit den EU-Gläubigerinstitutionen ausgehandelt hat und angesichts der Hoffnungen, die breite Teile der deutschen Linken in das Projekt „linke Regierung“ in Griechenland gesteckt haben, handelt es sich hierbei um Diskussionen von größter Wichtigkeit. Es geht dabei um Alles: Wer ist der Gegner? Was sind die Gefahren in der jetzigen Situation? Wie kam man zu solchen vollkommenen Fehleinschätzungen? Welche Organisations- und Bewegungsformen sind in der Lage, den Kapitalismus potentiell infrage zu stellen? Was hat es mit denjenigen Teilen der „Linken“ zu tun, die die EU und die Eurozone nach wie vor als notwendigen Rahmen ihrer Politik akzeptieren? Kurz gesagt: Wie kann eine Bewegung entstehen, die breiteste Massen umfasst und die Situation der ständigen Rückzugsgefechte beendet, in der sich die Arbeiterbewegung und andere progressive Bewegungen seit den konterrevolutionären Umwälzungen von 1989/90 befinden und die Tag für Tag weltweit immer noch schlimmere Zustände hervorbringt?
Blockupy, Linkspartei und andere: Die Europhorie der reformistischen Linken in Deutschland
Kayserilioglu hat dabei keineswegs nur Unsinn geschrieben. Wir sind uns einig in der Beurteilung von Stellungnahmen à la Blockupy oder von Thomas Seibert im Neuen Deutschland. Der Blockupy-Text offenbart einmal mehr den desaströsen Zustand, in dem sich der Großteil der deutschen „Linken“ heute befindet. Wenn die Abgrenzung vom „dogmatischen“ und „autoritären“ Kommunismus nur einmal geklärt ist, scheint bei diesen Linken schlicht alles erlaubt zu sein. Man sonnt sich in der Gewissheit, dass die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) als „stalinistische“ und überhaupt einfach böse Partei ja sowieso, quasi aus dem Begriff selbst abgeleitet, im Unrecht sein muss, woraus sich wiederum ableiten lässt, dass die Syriza als ihr politischer Gegenspieler im Recht ist – denn wenn der Revolutionsbegriff der KKE, der auf Mobilisierung des Klassenkampfes am Arbeitsplatz, im Stadtteil und auf der Straße für die Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates setzt, laut Blockupy-Stellungnahme „verrostet“ ist, wenn also die Herrschaft des Kapitals gar nicht oder zumindest nicht in absehbarer Zeit, bis sich die Kräfteverhältnisse und die „Hegemonie“ in der EU mit dem Zauberstab plötzlich ändern lassen, vermeidbar ist, dann bleibt auch nicht viel mehr übrig, als das System dann doch wenigstens möglichst gut funktionieren zu lassen. Denn dass Kapitalakkumulation immer noch besser ist als scheiternde Kapitalakkumulation mit Krisen und Arbeitslosigkeit, das hat man bei Marx immerhin gelernt. Der Status Quo wird von der Eurolinken angebetet mit denselben Argumenten, wie man sie auch in der FAZ findet, nämlich dass alles andere noch schlimmer wäre, weil Chaos, Staatsbankrott, noch mehr Krise, noch mehr Elend, wenn nicht gar autoritärer Elendsverwaltungssozialismus mit Gulag, Stacheldraht und Stalin. Überhaupt das Programm eines sozialistischen Befreiungsschlags ist diesen Linken ein Gräuel, weshalb sie es mit dem Etikett „parteikommunistisch“ aus dem Diskurs verbannt sehen wollen – diese „Linksradikalen“ wollen natürlich ihren „Kommunismus“ ganz ohne Parteien (böse!), Klassenkampf (Hilfe!) oder gar Revolution (Gottseibeiuns!), allein mithilfe von Uni-Lesekreisen und ganz im Rahmen des (natürlich von Zwang und Gewalt gänzlich freien) bürgerlichen Rechts erreichen. So unterstellen sie den Revolutionären in Griechenland, sie wollten den Menschen gegen ihren Willen, mithilfe der Staatsgewalt (wie soll man die eigentlich erobern ohne die Massen hinter sich?) etwas aufzwingen, was sie nicht wollten. Natürlich ist das genau dasselbe Argument, das die Systemverwalter von Syriza und die Sozialdemokratie im Allgemeinen immer schon vorbringen, wenn ihnen sonst nichts mehr einfällt: Die Massen wollen ja die Revolution nicht, sie wollen ja nun mal den Kapitalismus und wer sind wir, ihnen ihren sehnlichen Wunsch abzusprechen? Dass es aber Syriza war, die von allen Parteien des griechischen Parteiensystems den größten Beitrag dazu geleistet hat, dass sich die Bewusstseinslage der Massen nicht ändert, jedenfalls nicht in eine progressive Richtung, wird geflissentlich unterschlagen – nein, man deutet die Lage sogar zum Gegenteil um: „Die Hoffnung auf eine Lösung im Rahmen der europäischen Verträge ist der Ausgangspunkt der politischen Strategie von Syriza gewesen. Darin (!!!) hat sie die Gesellschaft radikalisiert“. Also gerade weil man die Menschen in ihren Illusionen bestärkt hat, die autoritär-technokratisch-neoliberale Diktatur der Banken und Konzerne in Brüssel wäre eine „europäische Familie“, in der man nur die lieben „Partner“ nett bitten müsste, damit sie der Athener „Linksregierung“ jeden Wunsch von den Lippen ablesen, gerade deswegen habe sich das Bewusstsein der Massen radikalisiert. Wo die Texteschreiber bei Blockupy eine Radikalisierung des Massenbewusstseins ausgerechnet in den Monaten der „Linksregierung“ erkennen wollen, bleibt freilich ohnehin deren Geheimnis, aber dazu später noch mehr.
Die Beschleunigung der Verelendung, die jetzt mit linken Weihen in Griechenland implementiert wird und mit mathematischer Präzision dazu führen wird, dass noch mehr Menschen selbst die nackte Existenz verlieren, dass die Gewerkschaften weiter ausgehöhlt werden und der Widerstand angesichts des totalen Elends verstummt, gerade zu einer „Atempause“ umzudeuten, das ist schlicht Orwellscher Neusprech, die den „humanitären Friedenseinsätzen“ von Schröder und Scharping in nichts nachsteht.
Die Europhorie der Bourgeoissozialisten von Blockupy, Linkspartei und anderen bemüht natürlich immer wieder das „Argument“, man müsse innerhalb der EU kämpfen, weil dort ja die Herrschaftsverhältnisse seien. Mit demselben „Argument“ kann man natürlich auch in jede x-beliebige Regierung eintreten, denn diese ist ja wohl kaum ein Ort, an dem die Herrschaftsverhältnisse abwesend sind. Die strategisch und taktisch entscheidende Frage, auf welchem Terrain die objektiven und subjektiven Voraussetzungen bestehen, auf dem Kämpfe überhaupt geführt und gewonnen werden können, wird so elegant umgangen. Zweitens werden der Kampf auf dem institutionellen Terrain der EU, der angesichts der autoritären Architektur der EU freilich nur extrem eingeschränkt überhaupt möglich ist, und der grenzüberschreitende Kampf in Europa, etwa durch koordinierte Aktionen, mit etwas völlig anderem in einen Topf geworfen, nämlich mit der Befürwortung der EU-Mitgliedschaft des eigenen Landes. Natürlich ist es aber ohne Weiteres möglich, wie die KKE Abgeordnete im EU-Parlament zu haben, dieses als Tribüne zu nutzen und gleichzeitig für den Austritt aus der EU und für ihre Zerschlagung zu kämpfen.
Letztlich spitzt sich die Auseinandersetzung mit den Europhorie-„Linken“ auf die Frage zu, ob man, ganz „traditionell“ und „parteikommunistisch“ die breite Masse der Unterdrückten, Entrechteten, Verarmten in einer Front gegen die winzige plutokratische und parasitäre Oligarchie vereint, die vom herrschenden Zustand profitiert, oder ob man wie Syriza und Blockupy Kapitalvermehrung, „Wettbewerbsfähigkeit“ und das EU-Fiskalregime zum Sachzwang umdeutet, den die Linke nur noch mitexekutieren kann. Die Trennlinie im politischen Klassenkampf, im Kampf zwischen Reaktion und Fortschritt verläuft letztlich nicht
zwischen einem ominösen „linken“ und einem „rechten“ Lager, sondern zwischen den revolutionären Gegnern der herrschenden (Un-)Ordnung einerseits und ihren Verteidigern, ob aus „linken“ oder rechten Beweggründen, andrerseits. Das heißt natürlich nicht, dass jeder, der kein Revolutionär ist, ein Feind der Sache wäre, den man nicht gewinnen kann. Aber diejenigen politischen Kräfte, die sich im entscheidenden Augenblick auf die Seite des Systems stellen, sind es.
Die systemtreuen Eurolinken sind in den entscheidenden Punkten der heutigen Politik faktisch längst ins Lager der Reaktion übergelaufen, sie spielen heute die Rolle der Sozialdemokratie von 1914: Auch damals war die SPD die gefährlichste aller Parteien, weil sie nicht nur das Gemetzel des Ersten Weltkriegs mittrug, sondern den potentiellen Widerstand dagegen enthauptete, sodass es Jahre dauerte – Jahre mit Millionen Toten und unvorstellbaren Zerstörungen – bis sich die Arbeiterklasse wieder einen autonomen politischen Ausdruck schaffen konnte. Die heutigen Europhoriker auf der Linken tragen das autoritäre Verelendungsregime der EU mit, denn die EU liegt ihnen ebenso „am Herzen“, wie es Ebert damals, bei der Niederschlagung der Revolution, in Bezug auf das Kaiserreich ausdrückte. Klar hat man dabei „Bauchschmerzen“, denn die heutige (!) EU ist ja nicht das, was man will, so wie auch der preußische Militärstaat nicht das war, was die SPD wollte. Aber am Ende stimmt man zu und verkauft alles als einen schmerzlichen, aber gewinnbringenden Kompromiss. Damals hat niemand diese Sorte von Linken besser karikiert als Kurt Tucholsky. So weit teile ich die Einschätzung des Artikels von A.K.
Ab diesem Punkt scheiden sich jedoch unsere Ansichten. Konkret bin ich anderer Meinung a) bei der Einschätzung der Einigung mit den Gläubigern, weil ich auch den Charakter der Syriza anders beurteile, b) bei der Einschätzung der KKE und c) bei den Schlussfolgerungen, wie es weiter gehen sollte.
Der Charakter der Syriza als bürgerlicher Systempartei
Kayserilioglus Einschätzung der Einigung zwischen der Athener Regierung und den Gläubigerinstitutionen konzentriert sich in der Formulierung, das Experiment Syriza sei „gnadenlos und brutal an der Wand zerdrückt worden“.
So kann man das eigentlich nur sehen, wenn man davon ausgeht, es wäre der Führungsgruppe in Syriza wirklich um tiefgreifende Reformen gegangen. Sicher ist das Ergebnis der Verhandlungen nicht das von Syriza angestrebte. Insofern ist Tsipras zu einem gewissen Grad glaubwürdig, wenn er die Einigung als schlechten Kompromiss kritisiert. Aber die Entscheidung für das strategische Projekt Euro und EU, für die Akzeptanz der Profite des Kapitals als Grundlage jeder Politik lag immer noch bei der Regierung. Niemand hat sie zu irgendetwas gezwungen, sondern sie hat im Familienstreit der europäischen Bourgeoisie und ihrer politischen Vertretung angesichts der Übermacht des deutsch geführten Machtkartells den Kürzeren gezogen. Sie hat sich aber angesichts dessen entschieden, die Kröte zu schlucken, um die „europäische Perspektive des Landes“ zu sichern, die eben auch für die transnationalisierten monopolistischen Fraktionen der griechischen Bourgeoisie Grundlage ihrer Profitstrategien ist.
Betrachtet man lediglich die institutionell-politische Ebene, dann erscheint der Souveränitätsverlust (richtiger: Souveränitätsverzicht) Griechenlands durch den Treuhand-Privatisierungsfonds als moderne Form kolonialer Unterwerfung, als Zerstörung der nationalen Unabhängigkeit des Landes. So schätzt auch der Kayerilioglou-Text im LCM die Situation ein. Dieser Befund ist aus meiner Sicht im Wesentlichen falsch, hat aber einen wahren Kern. Wahr ist daran, dass natürlich für ein Land wie Griechenland, dass sich in der Hierarchie des internationalen imperialistischen Systems in einer Zwischenposition befindet, die ökonomischen Spielräume der Politik relativ begrenzter sind und dass durch den Modus des Krisenmanagements diese Spielräume weiter eingeschränkt werden. Falsch ist er aber, weil er suggeriert, die herrschende Klasse Griechenlands und ihre politische Vertretung hätten sich nicht aus ureigenen Beweggründen für diese Politik entschieden – und noch einmal, das bedeutet nicht, dass man mit dem Ergebnis, so wie es real dabei herausgekommen ist, rundum zufrieden ist. Es bedeutet nur, dass auch die Länder mit weniger starken ökonomischen Strukturen, wozu im Vergleich zur BRD selbst Frankreich gehört, Kompromisse eingehen müssen, um für ihre Bourgeoisie die EU und den Euro als Ausgangspunkte der Globalstrategien ihres imperialistischen (monopolistischen) Kapitals zu sichern.
Die Syriza-Führung hat bereits lange vor der Regierungsübernahme immer wieder den Spitzen des monopolistischen Kapitals gegenüber die eigene Ungefährlichkeit bezeugt: In Redebeiträgen vor den Unternehmerverbänden, wo man „gesundes Geschäftsklima“ und „Wachstum“ versprach1, im Parlament, wo man sich als Garant der Stabilität angesichts des Chaos und der Gefahr durch die „Extreme“ anpries2 und vor allem natürlich durch die Praxis, in der Syriza sich als zuverlässiger Partner der Arbeitgeberschaft einen Namen machte: Die Syriza zugehörige Fraktion „Avtónomi Parémvasi“ in den Gewerkschaften zeichnet seit Jahren verantwortlich für Unterschriften unter Lohnkürzungen, die Einfrierung von Löhnen, Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich, Massenentlassungen und die Einführung von Leiharbeit3. All das natürlich nie ohne Sachzwang-Argumente, wie man sie auch von der DGB-Führung kennt. Streikende Hafenarbeiter wurden von Tsipras als „von Sinnen“ beschimpft, Stahlarbeiter wurden vom Streik abgehalten mit der Begründung, Streiks würden den Arbeitgebern (!) nutzen. Die Avtónomi Parémvasi arbeitet vertrauensvoll zusammen nicht nur mit dem Kapital, sondern auch mit Streikbrechern und sämtlichen anderen Fraktionen in den Gewerkschaften, um den Einfluss der klassenkämpferischen Kräfte in der PAME zurückzudrängen – in Einzelfällen sogar mit Neonazis, denn der Zweck heiligt die Mittel4. In Parlamentsreden haben die Vertreter von Syriza sich auch als eifrige Befürworter von „Strukturreformen“ hervorgetan: Nur sie seien in der Lage, die „tiefen Reformen“ umzusetzen, weil – und hier steckt der Teufel im Detail – nur sie nicht korrupt seien5. Selbst unverbesserlichen Syriza-Freunden müsste klar sein, was mit diesen „Reformen“ gemeint ist, denn offensichtlich ist der Hauptunterschied zu den anderen bürgerlichen Parteien ja nicht das Programm und die Klassenperspektive sondern die Korruption, also das Funktionieren bzw. Nichtfunktionieren als effiziente Kraft der Systemverwaltung.
Unter dieser Perspektive ist das Führungspersonal von Syriza von Anfang an als nützliches Werkzeug der Bourgeoisie (oder: eines Teils der Bourgeoisie) zu sehen und nichts weiter. Das bedeutet nicht, dass alle Mitglieder oder auch etwa alle Parlamentsabgeordneten der Partei sich dieser Rolle ganz oder teilweise bewusst wären. Mir geht es um die objektive Funktion sowie darum, dass man schon eine bestimmte Weltanschauung im Kopf haben muss, um so zu agieren wie oben beschrieben.
Eine Einschätzung in dieser Klarheit vermisst man in dem Artikel. Darin sind die Sozialdemokraten von Syriza zwar Verbreiter von Illusionen und letztlich Umsetzer einer Politik zum Schaden der Massen, aber im Wesentlichen sind sie doch immer noch auch selbst Getäuschte, die ja wollten, wenn man sie denn gelassen hätte. Dabei versteigt er sich gar zu der Absurdität, eine Syriza-Regierung hätte im Falle eines Grexit Beziehungen zu Venezuela und sogar Kuba aufnehmen können und sollen, weil in deren Regierungen „ideologisch und strategisch-längerfristig ähnliche Ziele vorherrschen“. Nun mag man vieles von dem, was Fidel Castro auf seine alten Tage so schreibt, für Müll halten, aber diese herausragende Persönlichkeit der internationalen kommunistischen Bewegung auch nur in die Nähe eines Wurmfortsatzes der EU-Bürokratie wie Syriza (selbst wenn sie sich denn für den „Grexit“ entschieden hätte) zu rücken, zeigt ein tiefgreifendes Unverständnis über den Charakter der Sozialdemokratie im Allgemeinen und der griechischen im Besonderen.
„Totalversagen“ von Syriza oder einfach erfolgreiche Umsetzung der Strategie des Kapitals?
Es ist auch irreführend, von einem „Totalversagen“ der Syriza zu sprechen. Aus meiner Sicht hat Syriza lediglich eine taktische Niederlage erlitten, wesentliche Teile ihres strategischen Projekts aber trotzdem (!) bisher mehr oder weniger erfolgreich umsetzen können. Strategisch geht es Syriza erstens darum, Griechenland in der EU, im Euro, in der NATO, kurzum im westlichen imperialistischen Bündnisgefüge zu halten. Tsipras machte dies in einem Fernsehinterview mehr als deutlich: „Ich betone, und das sage ich mit all der Kraft meiner Stimme, dass das Land zum westlichen Lager, zur EU und zur NATO gehört, niemand stellt das infrage.“6. Dies wird als Voraussetzung betrachtet, um zweitens die Position des griechischen Kapitals und des griechischen Staates im Standortwettbewerb zu verbessern (bzw. den Absturz aufzuhalten). Drittens, und hier liegt der Hauptunterschied von Syriza zu den anderen Parteien der Bourgeoisie, setzt man dafür nicht auf das absolute Primat der Austerität und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, höchstens noch begleitet von der expansiven Geldpolitik der EZB, sondern auf einen flexibleren Politik-Mix, der neben angebotsseitigen („neoliberalen“) Strukturreformen auch keynesianische Elemente einschließt und punktuell die extreme Armut eindämmt – nämlich da, wo sie für das Gesamtsystem dysfunktional wirkt. Nur in diesem dritten Punkt hat Syriza weniger erreicht als man sich wohl erhofft hatte und weshalb man das Bündnis mit den ähnlich ausgerichteten Regierungen in Paris, Rom und Washington gesucht hatte. Hier hat sich angesichts der politökonomischen Kräfteverhältnisse in Europa die deutsche, monetaristisch und marktradikal austeritätspolitisch ausgerichtete Seite durchgesetzt, während Frankreich wieder einmal zurückstecken musste, um sein übergeordnetes Ziel, die fortgesetzte Bestandsgarantie der Eurozone in ihrer bisherigen Zusammensetzung, absichern zu können.
Ansonsten ist das Syriza-Projekt bislang aber erstaunlich erfolgreich: Das Bewusstsein der Massen hat sich nicht etwa, wie Blockupy meint, durch die Syriza-Regierung „radikalisiert“, außer vielleicht nach rechts, sondern bewegt sich mit rasanter Geschwindigkeit in Richtung Konservatismus. Dies ist nicht trotz sondern eindeutig gerade wegen des Vorgehens von Syriza der Fall. Es ist kein Zufall, dass seit 2012, also seit dem Aufstieg von Syriza zur großen Wählerpartei, die Massenbewegungen rapide an Kraft verloren haben. Von den Hunderttausenden, die 2010 und 2011 in verschiedenen Zusammenhängen, auch in den Reihen der PAME, den Protest auf die Straße trugen, von den Millionen Streikenden sind beträchtliche Teile in das Wählerpotential der Syriza geflossen. Wer aber seine Stimme der Syriza gab, tat dies aus einem bestimmten Bewusstsein heraus, nämlich aus der Erwartung, dass es sich hierbei um die realistischste Chance einer zumindest partiellen Abkehr von der Austeritätspolitik handelte. Einen radikalen Wandel erhoffte sich von Syriza kaum jemand, eher herrschte das Denken vor: Wenn wenigstens die alten Gesichter weg sind und wir eine Regierung bekommen, die in den Verhandlungen wenigstens minimale Zugeständnisse für uns rausholt, ist das schon mal besser als nichts. Syriza wurde also nicht von einer radikalen Massenbewegung ins Amt gehievt, was auch schwer zu erklären wäre, da Syriza zuvor rein gar nichts zu einer Radikalisierung der Massen beigetragen hatte. Mit den vorherrschenden Zuständen, einschließlich der scheinbar unwiederbringlichen Verluste an Lebensstandard und sozialen Rechten hatten sich die meisten Menschen Anfang 2015 schon abgefunden. Die Logik des Syriza-Wahlsiegs war die des vermeintlich kleineren Übels, nämlich der Ersatz einer Regierung auf striktem Austeritätskurs durch eine Regierung, die die Austerität der Memoranda neu verhandeln, aber nicht abschaffen, geschweige denn die Verluste ernsthaft rückgängig machen würde. Es blieb nur noch die vage Hoffnung, mit einem neuen Gesicht und einer Regierung der Linken könnte sich wenigstens irgendetwas bessern. Fortgesetzt hat sich diese Logik folgerichtig in den kommenden Monaten: angesichts der von Syriza mitgeschürten Angst vor dem Euro-Austritt hat man schließlich fast jeden dazu gebracht, härteste Verarmungs- und Sparmaßnahmen zu akzeptieren. Es wurde klar, dass noch keine Radikalisierung oder überhaupt eine neue Qualität darin liegt, wenn einfach eine neue Regierung gewählt wird, von der man sich irgendeine Verbesserung erhofft.
Insofern drückt der Wahlsieg von Syriza, auch wenn das paradox erscheinen mag, eine Diskursverschiebung eher nach rechts als nach links aus: Der Großteil des Protestpotentials ließ sich in das Korsett des Syriza-Wahlprogramms, also letztlich der EU-Austeritätspolitik zwängen und hörte damit eigentlich auf, widerständiges Potential in irgendeiner sinnvollen Bedeutung des Wortes zu sein.
Ob man Syriza nun als an den eigenen Illusionen und der eigenen Inkompetenz gescheiterten, letztlich aber gutwilligen linken Organisierungszusammenhang auffasst, oder aber als eine Partei des Kapitals für das Kapital, ist keineswegs ein Detail. Denn wie wir sehen werden, kommt der Artikel von A.K. vor diesem Hintergrund zu der Empfehlung, aus der kommunistischen Partei, Antarsya und dem „linken Flügel“ von Syriza eine gemeinsame Linksfront zu bilden – eine Strategie, die allem widerspricht, was die griechischen Kommunisten aus gutem Grund seit vielen Jahren vertreten.
Bei allen Differenzen ist doch zumindest zu konstatieren, dass der Autor im Gegensatz zur Europhorie-Linken nicht die Illusion hegt, eine „Linksregierung“ könnte innerhalb von EU und Euro etwas grundsätzlich anderes durchsetzen als die Politik des Kapitals. Wenn also nach unserer übereinstimmenden Einschätzung von Syriza-Seite kein Heil zu erwarten ist, bleibt die Frage: Was tun?
Der Standpunkt der KKE
Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) hat dazu seit vielen Jahren eine Meinung, die sie nie versteckt, sondern immer offen und unmissverständlich auf den Tisch gelegt hat: Bei Syriza oder generell der Europäischen Linkspartei (ELP) handele es sich um opportunistische Formationen, die mithilfe der EU, also der Kapitalistenklasse, aufgebaut wurden, um die beherrschten Klassen einzubinden, um Widerstand in für das System harmlose Bahnen zu lenken und, im Fall der ELP, bei denjenigen Mitgliedsparteien mit kommunistischer Herkunft eben diese Traditionen langsam aber sicher auszuradieren. Die KKE hat ferner immer gesagt, dass die EU und der Euro Zusammenschlüsse imperialistischer Staaten in Europa sind, die dem Kapital nutzen und der Arbeiterklasse schaden. Sie hat gesagt, dass eine Regierung unter den Bedingungen des Kapitalismus selbst bei besten Vorsätzen (also auch zB eine hypothetische KKE-Regierung unter kapitalistischen Bedingungen) den Interessen der kapitalistischen Investoren Rechnung tragen muss und daher keine Lösungen für die Probleme der arbeitenden Menschen bieten kann – und dass dies auch für linke Regierungen wie die in Lateinamerika gilt, solange sie keine qualitativen Schritte hin zum Sozialismus unternehmen. Schließlich hat sie immer gesagt, dass eine Lösung nur daher zu erwarten ist, dass sich die Arbeiterklasse, die armen Bauern, kleinen Selbstständigen, die Studenten, Schüler und Rentner in einer gemeinsamen Front zusammenschließen, sich organisieren, somit ihren autonomen, von allen bürgerlichen Kräften und Machtzentren unabhängigen organisatorischen Ausdruck schaffen und um die Staatsmacht als Ganze (und eben nicht nur die Regierung) kämpfen. Nach der Eroberung der Staatsmacht bestehen die politischen Bedingungen für den revolutionären Umbau der Gesellschaft hin zur Arbeiter- und Volksmacht auf allen Ebenen, zur Vergesellschaftung von Industrie, Landwirtschaft, Transport, Dienstleistungen und Finanzwesen, für den wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbau mit den Bedürfnissen der Massen als Orientierungspunkt.
Ich vermute, dass auf dieser allgemein-programmatischen Ebene zwischen der KKE und ihren Kritikern aus dem marxistischen Spektrum keine großen Differenzen bestehen.
Wie kommt es also, dass Kayserilioglu trotzdem zu der Einschätzung kommt, die KKE vertrete einen „kulturkonservativen Dogmatismus“, sie sei lediglich „in Worten sehr revolutionär“, sie überspitze diejenigen Tendenzen in der kommunistischen Arbeiterbewegung, die immer schon falsch waren, noch weiter, sie bete nur „immer die selbe ewig wahre Wahrheit“ vom Sozialismus herunter und habe im Grunde überhaupt keine Taktik (also kleine Schritte zum Aufbau der Klassenbewegung) sondern nur eine Strategie (das Ziel des Sozialismus und der Gesamtplan, dorthin zu kommen)? All dies geht so offensichtlich an der Realität vorbei, dass man sich doch fragt, wie ein belesener und fähiger Linksintellektueller, der den Opportunismus in der deutschen Linken so treffsicher enttarnt, zu so einem Ergebnis kommt. Um eine Arbeiterpartei zu beurteilen beschäftigt sich ein Marxist normalerweise mit ihrem Programm, ihrer theoretisch-weltanschaulichen Grundlage und ihrer Praxis. Bei vielen der KKE-Kritiker entsteht der Eindruck, dass sie nichts davon gewissenhaft getan haben, sonst wüssten sie ja um die Taktiken der KKE.
Ähnlichen Unfug hatte übrigens vor einigen Monaten schon Peter Schaber im Lower Class Magazine behauptet7: Die KKE verfolge eine Linie des „Alles oder Nichts“ und warte darauf, dass irgendwie von selbst die Mehrheit der Gesellschaft eines Tages hinter ihr stünde, um dann die Revolution machen zu können. Peter entblödet sich nicht einmal, zu behaupten, die KKE hätte 2010/2011 eine bremsende (!) Rolle gespielt. Dabei konnte jeder Beobachter, der zwei Augen zum sehen hatte, damals beobachten, dass die PAME zentrale Organisatorin sowohl der Generalstreiks als auch der Massenmobilisierungen war, die sonst nur einen Bruchteil der Schlagkraft gehabt hätten, wenn die Gewerkschaftsbürokratie sie nicht ganz verhindert hätte. Und wie bitteschön kommt man, wenn man auch nur ansatzweise das Programm und die Praxis von Syriza der letzten Jahre kennt, zu einer Einschätzung, die Regierung könne sich ähnlich verhalten wie Chávez in Venezuela? Als wäre Syriza eine neue, unverbrauchte Kraft, die nicht schon seit vielen Jahren ihr Unwesen in der Arbeiterbewegung treibt. Eine marxistische, nicht von Wunschdenken und vagen Eindrücken, sondern Fakten und theoretischen Erkenntnissen geleitete Analyse hätte auch damals schon zu einem anderen Ergebnis geführt.
Hat die KKE keine Taktik und keine Praxis?
Also der Reihe nach: Die Behauptung, die KKE sei nur „in Worten“ kämpferisch, in Wirklichkeit aber „kulturkonservativ“, wird in den verschiedenen LCM-Artikeln nicht belegt. Nur den Worten nach revolutionär, das sind Gruppen, die radikale Phrasen dreschen, aber in der Praxis entweder weiter gar nichts tun oder aber, einmal an den Honigtöpfen der Macht gelandet, nichts davon umsetzen. Dass die KKE irgendeinen Anteil an der Staatsmacht hätte, will vermutlich niemand behaupten. Bleibt also der Vorwurf, keine Praxis zu haben – oder, eben anders ausgedrückt, keine Taktik sondern nur eine Strategie (so im Artikel von Kayserilioglu). Praxis im eigentlichen Sinne kann damit aber auch kaum gemeint sein, denn es reicht der flüchtige Blick auf die Homepage der KKE (wer kein griechisch kann, findet dort viele Artikel auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt) um zu sehen, dass die KKE und ihre Mitglieder unermüdlich daran arbeiten, die Arbeiterklasse in den Betrieben, die Studierenden an der Uni, den Widerstand gegen jeden einzelnen Bereich der herrschenden Politik auf der Straße, in Stadt und Land zu entwickeln. Unzählige kommunistische Kader opfern ihre Karriere und ihre ganze Freizeit für diesen Kampf – das muss denen, in deren Vorstellung die KKE-Leute nur von der Kanzel aus die Weltrevolution verkünden, doch komisch vorkommen. Denn um die Weltrevolution zu verkünden, braucht man nur einen kleinen Medienapparat, nicht aber eine Partei mit Tausenden Mitgliedern, sowie große Gewerkschafts- und andere Kampforganisationen für die breiten Massen. Die KKE hat zu jedem geringen und zu jedem großen Problem der Menschen ausführliche Analysen, Agitationsmaterialien und Forderungenkataloge ausgearbeitet, die sie ständig aktualisiert und verbessert und mit denen sie in den Massen um Einfluss kämpft: Die KKE hat umfassende Analysen, Positionen und Forderungen zum Thema des Rentensystems, zum Bildungssystem in Uni und Schule, zur betrieblichen Situation, zur Arbeitslosigkeit, zur Luftverschmutzung, zur Verteidigungspolitik, zur Zypernfrage, zu den Fragen von Krieg und Frieden, zur Frage der doppelten Unterdrückung der Frauen, zur Migrationsproblematik, zum Kampf gegen den Faschismus, zum Aufbau der internationalen kommunistischen Bewegung, zur Wohnungsfrage, zur Agrarpolitik, zum Schutz der kleinen Selbstständigen, zum Gesundheitswesen, zum Drogenproblem und zum Schutz vor Naturkatastrophen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. All diese Forderungen wurden auf Grundlage ausführlicher Diskussionen in der Partei entwickelt und sie spiegeln die Erfahrungen vieler Generationen in einer fast 100-jährigen Organisationsgeschichte wider. Es handelt sich um Forderungen wie die nach einem kostenlosen Bildungs- und Gesundheitswesen, nach kostenloser und repressionsfreier Versorgung für Migranten, nach Unterzeichnung der kollektiven landesweiten Tarifverträge angesichts der Zerschlagung des Tarifsystems, nach strafrechtlicher Verfolgung faschistischer Verbrechen, nach Verringerung der CO2-Emissionen durch Energieeinsparungen oder nach staatlicher Finanzierung der bankrotten Sozialversicherungen. Wäre die KKE so wie in der Vorstellungswelt ihrer Kritiker, hätte sie sich den ganzen Aufwand sparen können, denn dann könnte man sich in jedem Flugblatt oder in jeder Fernsehdebatte darauf beschränken, mal wieder die Revolution zu fordern. Natürlich handelt es sich hierbei um taktische, nicht strategische Forderungen, die aber gleichzeitig in den allgemeinen Rahmen der Strategie eingeordnet werden. Es ist daher notwendig, über die Strategie auch ein paar Worte zu verlieren: Die Strategie der KKE zielt seit dem 19. Parteitag und festgeschrieben in ihrem Programm (das man natürlich dann auch mal lesen sollte) primär auf die Schaffung eines antimonopolistisch-antikapitalistischen „Volksbündnisses“ ab. Das Volksbündnis soll sich um die autonome Klassenorganisation der lohnabhängigen Klasse gruppieren, aber weit über diese hinausgehen: Neben der PAME als Front innerhalb der Gewerkschaften unterstützt die KKE auch klassenkämpferische Formierungen der Bauern (Bezeichnung des Bündnisses: PASY), der kleinen Selbstständigen (PASEVE), der Studierenden (MAS), der Frauenbewegung (OGE), der Friedensbewegung (EEDYE), der Schüler (Schülerkomitees) und des Widerstands in den Stadtteilen (Volkskomitees). Die Voraussetzungen, um sich an diesem Kampf zu beteiligen, sind einfach: Man muss nur bereit sein, im Hier und Jetzt konsequent für die eigenen Interessen zu kämpfen, also keine Lohnkürzungen hinzunehmen und keine Opfer für die Profite der Oligarchie zu akzeptieren. Niemand muss ein kommunistisches Parteibuch haben, mit den Analysen oder der Strategie der KKE übereinstimmen, oder auch nur die KKE wählen, um gemeinsam mit der PAME zu kämpfen. Wenn dagegen behauptet wird, die PAME würde separate Demonstrationen veranstalten, „weil allen anderen die exakt gleichen Einsichten wie die der KKE fehlen“, dann zeigt das nur, dass der Autor schlicht gar nichts über das Vorgehen der KKE in den Massen weiß.
In den genannten Formationen wird dann mit den oben genannten Forderungen gearbeitet, dabei aber gleichzeitig kein Zweifel daran gelassen, gegen wen und gegen was sich der Kampf richten muss, wenn er erfolgreich sein und die eigene Unterordnung unter das Kapital verhindern will: Der Kampf muss eben ein antimonopolistischer sein, sich also primär und eben auch im Bündnis mit den kleinen Selbstständigen gegen das große Kapital richten. Da aber der Kampf gegen die Monopole nur über das monopolkapitalistische Stadium hinausgehen und nicht hinter dieses zurückfallen kann (in den Konkurrenzkapitalismus) muss dieser Kampf auch schon deutlich antikapitalistische und antiimperialistische Züge tragen, also muss sich gegen den Kapitalismus als System, gegen alle bürgerlichen Regierungen, gegen die imperialistischen Bündnisse wie EU, NATO, IWF, WTO, TTIP usw. richten. Dabei ist die antikapitalistisch-antiimperialistische Ausrichtung des Bündnisses allerdings eine, die sich erst über Jahre hinweg aus der Dynamik des Kampfes und der kommunistischen Beteiligung daran ergab und nicht von vornherein zur Voraussetzung gemacht wurde. Durch das Volksbündnis, so die Strategie der KKE, können die Voraussetzungen geschaffen werden, dass im Falle einer tiefen politischen Krise der Bourgeoisie die Organisationen der Arbeiterschaft eine revolutionäre Situation herbeiführen können. Auch die Strategie der KKE selbst ist also weit davon entfernt, einfach ewige Wahrheiten zu verkünden, sondern stützt sich auf die kleinteilige und anstrengende, durch viele taktische Windungen hindurch verfolgte, aber eben immer durch die strategische Gesamtrichtung angeleitete Arbeit in den Massen. Nur so, und eben nicht durch die Verkündung von Wahrheiten alleine (natürlich tut die KKE das auch), konnten unter den Fahnen der PAME und der anderen Ausdrucksformen des Massenkampfes immer wieder Hunderttausende Menschen auf die Straßen und Millionen in den Streik mobilisiert werden. Noch 2011-2012, mitten im Abschwung der Kämpfe also, hat die PAME mit riesigem Aufwand den neunmonatigen und geradezu heroischen Stahlarbeiterstreik bei Aspropyrgos unterstützt und eine internationale Solidaritätskampagne unterstützt. Die Syriza hat zu alldem praktisch gar keinen Beitrag geleistet, ihre Demonstrationen waren ebenso wie die der offiziellen Gewerkschaftsdachverbände ADEDY und GSEE immer klein und vergleichsweise unbedeutend, Streiks hat man links liegen lassen oder sogar offen attackiert. Dass die KKE trotzdem nur einen kleinen Bruchteil der Stimmen der Syriza bekommt, zeigt vor allem eines, nämlich dass eine Stimme für Syriza keinerlei Klassenbewusstsein voraussetzt. Die immer wieder kolportierte nette Geschichte, dass sich Syriza aus einer Massenbewegung heraus entwickelt oder zumindest von ihr getragen an die Regierung gekommen sei, ist nichts als ein Märchen, natürlich mit durchsichtigen Interessen dahinter: Denn schließlich hat die Syriza ein Interesse daran, sich als genuiner Ausdruck spontaner Massenkämpfe darzustellen, zumal ihre Strategie darauf beruht, genau diese spontanen Kämpfe für ihr Regierungsprogramm einzuspannen und so zu entschärfen.
Bleibt die KKE in alten, überholten Kampfformen gefangen?
Der nächste Vorwurf in Richtung der KKE ist der, die „neuen Kämpfe und Kampfformen aus der zweiten Hälfte des 20. Jh. aber auch des beginnenden 21. Jh. ganz im Stile der KPs im entscheidenden Jahr 1968 nicht ernst“ zu nehmen. Abgesehen davon, dass die KKE wohl kaum mit den bereits reformistisch degenerierten kommunistischen Parteien Frankreichs und Italiens im Jahr 1968 zu vergleichen ist, wäre hier doch wohl nachzufragen, welche neuen „Kampfformen“ und Bewegungen genau gemeint sind. Vielleicht die sogenannte Bewegung der „Empörten“, die einmal für ein paar Monate den Syntagma-Platz in Athen besetzt hielt? Dazu ist nur zu sagen, dass die KKE anfangs durchaus versuchte, auf dem Platz aufzutreten und mit den Protestierenden ins Gespräch zu kommen. Allerdings handelte es sich um eine Bewegung der Mittelschichten, die strukturell und aus tiefer Verwurzelung jegliche Organisationsform ablehnte und dementsprechend weder die KKE noch die Gewerkschaften auf dem Platz toleriert hat. Durch ihre oberflächliche, populistische und undifferenziert die Parteien ablehnende Rhetorik bot sie auch zahlreichen Faschisten ein Betätigungsfeld, vor allem auf dem oberen Teil des Syntagma-Platzes, und war nicht umsonst ein maßgeblicher Faktor für den Aufstieg der Neonazipartei Chrysi Avgi. Die Forderung nach flexiblem Herangehen an spontane Kämpfe aus dem Volk ist so weit richtig und wichtig, wie sie es erlaubt, die Massenbasis der Klassenbewegung zu verbreitern. Sie wird falsch, wenn sie ihrerseits dogmatisch gehandhabt wird, wenn nämlich ignoriert wird, dass viele Bewegungen ihrer Struktur nach bereits reaktionär sind (man denke an Pegida oder die „Bildungsplangegner“) und nicht von einer kommunistischen Partei einfach umgedreht werden können, oder zumindest nicht mit einem irgendwie vertretbaren Aufwand. Die KKE muss ihre begrenzten Kräfte auf die Orte konzentrieren, wo sie strategisch die größte Hebelwirkung im Kampf gegen das Kapital haben. Dazu gehört auch umgekehrt, bestimmte Bewegungen zu vernachlässigen. Zweitens muss die kommunistische Partei immer den Ausweg weisen und darf nie Illusionen verbreiten. Das impliziert auch eine solidarische, aber unmissverständliche Kritik an Kampfformen, die keinen Ausweg eröffnen. So wurde es bei der „Kampfform“ des direkten Tauschs zwischen Land- und Stadtbevölkerung gemacht (die keineswegs grundsätzlich verurteilt wurde) und bei der Übernahme des Betriebs Vio.Me durch die Belegschaft gemacht, die dadurch Arbeiter und fungierende Kapitalisten in einem wurden. Ganz anders verhielt sich die KKE beim Kampf der Belegschaft des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ERT gegen dessen Schließung: obwohl natürlich das öffentliche Fernsehen auch in Griechenland nicht gerade ein Hort des Fortschritts war, solidarisierte man sich man den Beschäftigten und stellte ihnen ohne Bedingungen den eigenen Fernsehsender zur Verfügung, auf dem sie ihr Protestprogramm senden konnten. Dass die KKE aber nicht jede spontane Unmutsäußerung vorbehalt- und kritiklos unterstützt, dass nicht jede sich „links“ nennende Kraft als Bündnispartner infrage kommt, ist eine Schlussfolgerung, die aus fast einem Jahrhundert Erfahrung gezogen wurde. Nicht jeder Kampf führt dazu, dass sich Bewusstsein entwickelt. Kämpfe, die zwangsläufig in Niederlagen enden, führen eher in die Resignation, in die Enttäuschung, in die Abwendung vom organisierten Klassenkampf und im schlimmsten Fall zur Hinwendung hin zum Faschismus. Diese Kämpfe dann trotzdem, aus Prinzip zu unterstützen, heißt gerade nicht, sich mit den beteiligten Menschen solidarisch zu zeigen, sondern sie ins offene Messer laufen zu lassen. In diesem Jahrhundert hat die KKE Fehler begangen, die ihr fast das Genick gebrochen haben und für die unzählige Menschen mit dem Leben bezahlt haben. Den revolutionären Charakter ihrer Politik hütet die KKE seitdem wie ihren Augapfel – das drückt sich, verstärkt durch die Unterschiede in den politischen Kulturen, eben manchmal auch in Formen aus, die der kampfesentwöhnten, sich gern selbst als „ideologiefrei“ verstehenden und pluralistischen deutschen Linken fremd sind.
Verhält sich die KKE sektiererisch?
Schließlich der Vorwurf des „Sektierertums“. Hier wird, ähnlich wie in einem Artikel von Heike Schrader vor einigen Tagen in der jungen Welt8 das Verhalten der KKE gegenüber anderen Organisationen und auf Demonstrationen als Begründung herangezogen. Hierzu ist zunächst zu sagen, dass die KKE sehr wohl eine Bündnispolitik hat, nämlich die des antikapitalistisch-antimonopolistischen Klassenbündnisses, innerhalb dessen die KP als eine politische Kraft, nämlich die am weitesten vorantreibende, agiert. Die KKE schließt in ihrem Programm ganz explizit nicht aus, dass es auch Kooperationen mit anderen politischen Kräften und Parteien geben kann und hat dies in der Vergangenheit auch mehrfach getan. Das müssten dann Kräfte sein, die im Gegensatz zur Politik des Kapitals stehen, zB eine vorstellbare antimonopolistische Partei des Kleinbürgertums oder der Bauernschaft. Allerdings ist das in der jetzigen Situation eine hypothetische Frage, weil es diese Kräfte offensichtlich nicht gibt. Eine Zusammenarbeit mit der Syriza hat die KKE selbstverständlich abgelehnt, weil es normalerweise keinen Grund für eine kommunistische Partei gibt, gemeinsame Sache mit den Gegnern der Arbeiterklasse zu machen. Natürlich schließt das nicht aus, dass man beispielsweise im Parlament zu Einzelfragen gemeinsam abstimmt, wie es ja in den letzten Monaten auch schon passiert ist. Es macht aber keinen Sinn, wenn beispielsweise die PAME einen Demonstrationszug organisiert, dessen inhaltliche Linie der Kampf gegen das Kapital um reale Verbesserungen ist und im selben Demonstrationszug an anderer Stelle diejenigen Organisationen mitlaufen, deren Ziel darin besteht, dem Kapital bessere Bedingungen in der internationalen Konkurrenz zu bieten. Auf der Straße die „Einigkeit der Linken“ zu spielen, sich in den meisten konkreten Kampfsituationen dagegen zu bekämpfen, trägt offensichtlich wenig zur Klärung der Fronten im Klassenkampf, also auch wenig zur Bewusstseinsbildung in der Klasse bei. Dass der Weg zur Revolution nicht geradlinig verläuft, dass er „Umbrüche und Ermächtigungen aber auch Momente von Doppelherrschaft u. dgl. kennt“ (Hervorhebungen i.O.) ist richtig, aber für unsere Frage schlicht irrelevant. Denn unabhängig davon, in welchen Formen die Revolution eines Tages verlaufen können wird, ist die Frage zu klären, welche Kräfte überhaupt grundsätzlich Bündnispartner auf dem Weg dahin sein können. Diese Frage aber ist stets konkret, anhand der konkreten historischen Situation und der jeweiligen Rolle der anderen politischen Kräfte zu entscheiden und nicht anhand von Allgemeinplätzen wie dass alles kompliziert sei, dass alle doch irgendwie dasselbe wollen (das wollen sie nicht!) oder dass es auf dem Weg zum revolutionären Umsturz auch Umwege geben kann.
All dies führt mich zu dem Ergebnis, dass es auch den eher noch gutwilligen Kritikern der KKE wie Alp Kayserilioglu und Heike Schrader eigentlich doch um etwas anderes geht, als sie offen sagen oder ihnen vielleicht selbst auch bewusst ist. Wer behauptet, die KKE habe keine Praxis oder keine Strategie, hat entweder keine Ahnung vom Thema und dazu noch die sehr merkwürdige Vorstellung, derzufolge die KKE einen hunderttausendfachen Massenanhang von anpolitisierten einfachen Leuten hat, ohne sich jemals im Entferntesten um deren Belange gekümmert zu haben. Oder aber, derjenige meint mit „Praxis“ nicht eigentlich Praxis im Allgemeinen, sondern eine ganz bestimmte Form von Praxis: Zum Beispiel die Praxis der Beteiligung an einer bürgerlichen Regierung, oder die Praxis, eine andere, nettere Form des Kapitalismus als Lösung zu propagieren, oder vielleicht auch nur die Praxis, mit jeder politischen Kraft zu kooperieren, die sich irgendwie das Label „links“ oder „sozialistisch“ gibt und die hier und da mal eine richtige Forderung mitträgt. So eine Praxis hat die KKE natürlich tatsächlich nicht und zwar aus guten Gründen.
Der Artikel von A.K. stimmt letztlich in den Chor all derjenigen ein, die der wohl bedeutendsten revolutionären Kraft in Europa im Grunde die Solidarität aufkündigen – denn eine kommunistische Partei, die wirklich nichts zur Entwicklung der Kämpfe beiträgt und die Perspektive der Revolution in die Ewigkeit verlegt, die bräuchte tatsächlich kein Mensch. Ebenso Heike Schrader, derzufolge die „die sektiererische Abgrenzung der Gewerkschaft und ihrer dazugehörigen Mutterpartei KKE eher zur gesellschaftlichen Marginalisierung der traditionsreichen Kommunistischen Partei Griechenlands“ beiträgt, als dem Sozialismus zu nutzen9. Noch opportunistischer argumentiert sie in einem anderen Artikel: Die Warnung vor den Illusionen von Syriza hätte die KKE „in der ihr eigenen sektiererischen Art“ vorgetragen. Die Forderungen der KKE seien nicht finanzierbar und durch die internationale Isolation würde das Land sowieso an einer sozialistischen Entwicklung gehindert10. Angesichts eines solchen Defätismus fragt man sich natürlich, was jemand wie Heike Schrader überhaupt am neuen Tsipras-Memorandum auszusetzen hat, immerhin versichert dieser ja, das sei das Beste gewesen, was man unter den gegebenen Umständen rausholen konnte.
Die Linksfront als Ausweg?
Zumindest macht sich A.K. in seinem Artikel ernsthafte Gedanken darüber, wie eine Alternative zum neuen Memorandum aussehen könnte. Allerdings kommt er dann zur Schlussfolgerung, die KKE solle sich mit dem linken Feigenblatt der Syriza, nämlich der sogenannten „Linken Plattform“ von Panagiotis Lafazanis und dem linksradikalen Bündnis Antarsya zusammentun. Auch hier fehlt wiederum jeder Gedanke dazu, auf welcher Grundlage ein solches Bündnis denn möglich wäre: Die „Linke Plattform“ ist so „links“, dass sie bis heute, auch nachdem alle Masken gefallen sind, noch die Syriza-Anel-Regierung von Alexis Tsipras unterstützt. Ihr „Vorschlag“ eines „Grexit“ hat zudem mit dem programmatischen Vorschlag der KKE nichts zu tun: Dieser verbindet die Herauslösung aus der EU (und nicht nur dem Euro) mit der Streichung aller Schulden und der Errichtung der Volksmacht. Wer dagegen die Währungsfrage unabhängig von den anderen strategischen Fragen diskutieren will, wie z.B. Antarsya, verkürzt sie ganz im Sinne der monetaristischen Ideologie auf ein rein technisches Problem. Ob aber ein Euro-Austritt zu noch mehr Verelendung und das endgültige Abrutschen in die Dritte Welt führt oder ob damit die Lebensbedingungen der Massen verbessert werden können, lässt sich so abstrakt überhaupt nicht vorhersagen, weil es vom Verlauf der gleichzeitig stattfindenden Klassenkämpfe abhängt: Während ein Übergang zum Sozialismus selbstverständlich nur im totalen Bruch mit der EU überhaupt denkbar ist, also zwangsläufig einen „Grexit“ beinhalten würde, würde umgekehrt die einfache „Rückkehr“ zum kapitalistischen Nationalstaat mit eigener Währung zu schweren ökonomischen Verwerfungen mit sehr ungewisser Wachstumsperspektive führen. Eine von der Verschuldung befreite zentrale Wirtschaftsplanung könnte dagegen Investitionen in strategische Sektoren zum Aufbau der Wirtschaft tätigen, Vollbeschäftigung schaffen (denn Arbeit gäbe es in dem zerstörten Land genug), Skalenvorteile der zentralisierten Produktion nutzen, die von der EU-Agrarpolitik verheerte Landwirtschaft wieder aufbauen und auf Grundlage der geographischen komparativen Vorteile des Landes, seiner natürlichen Ressourcen, seiner gut ausgebildeten Arbeitsbevölkerung, seiner noch vorhandenen Industrien und Forschungsinstitutionen einen Teil der Importe substituieren, Exportkapazitäten schaffen und ausweiten und so zumindest die wichtigsten Bedürfnisse der Gesellschaft befriedigen. Dies ist aus der Perspektive der KKE der einzig mögliche Ausweg für das Land, während die Grexit-Diskussionen der Linken Plattform und von Antarsya aus ihrer Sicht unverantwortliche Hasardspiele sind. Wer das anders sieht, müsste zumindest begründen, weshalb sie darin falsch liegt.
Schlussfolgerungen
Die Kritik an der KKE, wie sie bei Kayserilioglu und Schrader zum Ausdruck kommt, ist Ausdruck der Schwäche der internationalen kommunistischen Bewegung. Anstelle einer fundierten Diskussion um Strategie und Taktik der kommunistischen Partei, die die Argumente immerhin eines der ältesten und erfolgreichsten Exemplare dieses Parteityps sorgfältig prüft und ernst nimmt, dominieren Befindlichkeiten, oberflächliche Eindrücke, das Wiederholen von Vorurteilen und Allgemeinplätzen. Der Klassenkampf kennt seine Auf- und seine Abschwungphasen. Aufgrund der spezifischen griechischen Konstellation und der besonderen Herausforderung durch die politische Integrationsfähigkeit der Sozialdemokratie ist die momentane Phase in Griechenland die eines Abschwungs. Bisher konnte die KKE trotz ihrer korrekten Strategie und auch angesichts der Selbst-Demaskierung der Syriza nicht in dem Sinne profitieren, dass sie erneut eine starke Massenbewegung zu schaffen vermocht hätte. Auch die KPD konnte von der Weltwirtschaftskrise nicht in ausreichendem Maße profitieren, um die Macht zu erobern und den Faschismus zu zerschlagen. Die Gründe für Niederlagen sind oft objektiv, liegen also überwiegend außerhalb der Reichweite der kommunistischen Partei. Das bedeutet nicht, dass nicht auch Schwächen und möglicherweise auch taktische Fehler der KKE dazu beigetragen hätten, die Probleme zu verschlimmern. Niemand, auch die KKE nicht, ist unfehlbar oder jenseits der Kritik. Die konkreten Problemlagen im Fall der KKE einzuschätzen erfordert aber ein tiefes Verständnis der Arbeit der Partei in all ihren Gliederungen und über einen langen Zeitraum, wiederum unter Berücksichtigung jahrzehntelanger Erfahrungen. Eine solche Arbeit kann eigentlich nur die Partei selbst in einem kollektiven Diskussionsprozess leisten, wie sie es bei ihrem letzten Parteitag auch in aller Ausführlichkeit und im Geist der Kritik und Selbstkritik getan hat. Die großen Entscheidungen der KKE, also im Wesentlichen das, was man auch als Außenstehender beurteilen kann, haben sich dagegen in aller Regel als richtig erwiesen. Wer angesichts dessen trotzdem die grundsätzliche Strategie der KKE für den Abschwung verantwortlich macht (ohne weiteres Argument, alleine auf Grundlage der Tatsache des Abschwungs selbst), folgt keinem marxistischen Analyseansatz mehr, sondern einer voluntaristischen, eher emotional als rational getriebenen Herangehensweise, die vollständig jene objektiv vorhandenen Schranken für die Entwicklung des Klassenkampfes vernachlässigt, die selbst für eine starke, hochorganisierte und erfahrene KP wie die KKE nur schwer zu überwinden sind. Verständlich ist das schon, denn vermutlich wir alle wünschen uns eine stärkere KP in Griechenland und einen Aufschwung der Klassenkämpfe. Hilfreich ist es aber nicht, im Gegenteil. Ohne diese entscheidende Schwäche zu überwinden, werden Kommunistinnen und Kommunisten auch in ihren eigenen Kämpfen im eigenen Land immer wieder in strategische Fehleinschätzungen schlittern, systematisch den Gegner unterschätzen, sie werden statt korrekten und ehrlichen Analysen in Selbstzufriedenheit verharren und im schlimmsten Fall einem Bewegungsfetischismus verfallen, der die kommunistische Partei der Gefahr der Selbstauflösung aussetzt. Denjenigen, die den Klassenkampf noch nicht abgeschrieben haben, um sich ins linke Szenebiotop zurückzuziehen oder israelflaggenschwenkend ins Lager der Rechtspopulisten und Reaktionäre überzulaufen, ist zu wünschen, dass sich bei ihnen die entsprechenden Erkenntnisse einstellen, so lange noch Zeit ist, wieder in die Offensive zu kommen. Ansonsten drohen abermals Rückschritte um Jahrzehnte.
1Rizospastis vom 3.5.2012
2Newsbomb.gr vom 20.Juli 2012
3Rizospastis vom 26.4.2012
4Rizospastis vom 14.1.2015 und 25.11.2014
5www.antenna.gr, 20.6.2012
6Interview bei ANT1, 14.5.2014.
7Peter Schaber: Eine Chance für die Bewegung, Lower Class Magazine, 30.1.2015.
8Heike Schrader: Links war gestern, in: junge Welt vom 17.7.2015
9Ebenda.
10Heike Schrader: Griechenland in der Warteschleife, analyse & kritik 603, 17.3.2015
Günter Meisinger 28. Juli 2015 - 12:30
Ungeachtet vieler richtiger Kritik an Syriza, ist doch der Gesamtrahmen des Artikels, nämlich der Versuch, die KKE als revolutionäre Kraft zu verkaufen, schief bis unehrlich. Selbstverständlich erwähnt der Autor nicht, daß die KKE mal in einer Koalitionsregierung mit der ND (der griechischen CDU) war ,also weiter ging als Syriza. Und wenn er sich gegen Bündnisse mit anderen Linken wendet, weil diese, wie Syriza, Feinde der Arbeiterklasse seien, wie kann er dann andererseits selbst den revisionistischen Ladenhüter der „antimonopolistischen Demokratie“ anpreisen, wo mit einem imaginären „fortschrittlichen“ Teil der Bourgeoisie, der kleinen &mittleren Bourgeoisie zusammengearbeitet werden soll, um ein paar Superkapitalisten zu neutralisieren? Genau diese Volksfrontpolitik (die mit Klassenzusammenarbeit der Bourgeoisie, Unterordnung sozialist. Ziele unter die Zusammenarbeit mit den Parteien der Bourgeoise mindestens soweit ging wie Syriza, also viel mehr Zugeständnis wäre als die von der KKE abgelehnte Einheitsfront mit anderen Linken) ist in vielen Ländern wie Indonesien, Frankreich 1936, Spanien, Chile u.a. gescheitert-mit insgesamt Millionen von Toten! Mir ist nicht bekannt, daß die KKE jemals die „prinzipienfeste“ (=ebenfalls stalinistische) KP Chiles, die der konservativsteTeil der Unidad Popular war, dafür kritisiert hätte, daß, wer die Wahlen gewonnen, die Macht erobert habe (so einst Corvalan in „Probleme des Friedens &des Sozialismus) oder dafür, daß die sogar eine Übereinkunft mit Faschisten suchten, während sie ihren Hauptangriff auch immer gegen „Ultralinke“ richteten, welche Volksbewaffnung gegen den aufziehenden Putsch forderten, und manchmal sogar von KP-Bullen ermordet wurden.
Und so erwähnt er „objektive Bedingungen“ an denen sogar einst die KPD im Kampf gegen den Faschismus gescheitert sei, obwohl diese „objektiven“ Bedingungen subjektive, hausgemachte waren: die stalinsche „Sozialfaschismusthese“, wonach Sozialdemokraten schlimmer seien als Faschisten (beider KKE klingt das manchmal ähnlich) verhinderte die Zusammenarbeit kommunist., sozialdemokr. &unorganisierter Arbeiter. Noch 1932 wurden Leute ausgeschlossen, die, so die Begründung, „die faschist. Gefahr übertrieben“ und noch 1933 welche, die von einer verheerenden Niederlage sprachen(weil die KPD glaubte, die NSDAP würde innerhalb weniger Monate abgewirtschafte thaben.) Erst 1935 wurde diese These revidiert, wobei mit der folgenden Volksfrontpolitik der Sprung vom ultralinken in den rechten Straßengraben folgte, und die Politik der KKE bewegte sich seitdem in ähnlichen Zickzacks. Momentan scheint sie eher der sektiererischen Phase der „3.Phase“ der Komintern (etwa 1929-1933) zuzuneigen, aber gleichzeitig auch die Volksfrontphase mit dem antimops weiter im Gepäck halten zu wollen.
In Spanien wurde mit der Volksfrontpolitik die sozialist. Revolution, für die damals Millionen Arbeiter bereit waren, abgewürgt und waren die Stalinisten (Kommunisten mag man hier nicht sagen) mehr mit der Ermordung der rev.Kräfte (Trotzkisten, Poum-isten, Anarchisten) beschäftigt als mit dem Kampf gegen Franco´s Faschisten.
In Griechenland selbst mußten die KKE-dominierten Befreiungskräfte, welche die Macht zum Ende des Krieges als stärkste Kraft schon in Händen hielten, diese auf geheiß Stalin´s an die engl.Besatzungstruppen abgeben. Im folgenden Bürgerkrieg ließ der seine Genoss(inn)en ohne Hilfe verbluten. Die KKE hatte deswegen am allerwenigsten Grund für eine Rückkehr zum Stalinismus, der, falls es ihr noch nicht aufgefallen ist, zusammengebrochen ist. Und zwar durch Volkserhebungen gescheitert- nicht durch den „konterrevolutionären Verrat“ einzelner ,wie Gorbatschow. Der nahm nur die Käseglocke weg, und dann konnte der verfaulte Mist untendrunter nicht mehr gerettet werden. Der stammte nämlich noch aus Stalins Zeiten-da hat er seine „drohenden Rückschritte um Jahrzehnte“ bereits. DAS stieß Millionen weltweit vom Sozialismus weg, DAS warf die Bewegung um ein ganzes Jahrhundert zurück, zerstörte sie fast! Wegen dem Stalinismus spalteten sich ja vor Jahrzehnten die „Eurokommunisten“ („KPInland“) ab, aus denen viel später -mit anderen Kleingruppen angereichert- Syriza wurde. Also WEM ist der IST-Zustand zu verdanken? Eine KKE, die von ihrer Vergangenheit nicht lernen möchte und sich mit 5% bei den letzten Wahlen als „bedeutenste revolutionäre Kraft in Europa der letzten Jahrzehnte“ feiert, wird trotz der zugespitzen Situation auch nicht über 10% hinauskommen und keine Revolution anführen. Merke: der Sozialdemokratismus von Syriza &der Stalinismus der KKE sind nur 2 Seiten einer nichtrevolutionären Medaille &austauschbar (Stalinisten kriegen maximal sozialdemokr. Politik hin, wenn sie nicht gerade ganz rechts &konterrevolutionär werden.) Also: beide keine Alternative.
Peter Petersen 28. Juli 2015 - 17:43
Lieber Genosse
Richtig ist die Analyse, dass man sich nicht mit Hinz & Kunz verbünden soll. Die Tatsache, dass man Parolen & Etiketten teilt, sagt leider tatsächlich noch gar nichts aus. Man soll aussortieren, welche Kritik zur Emanzipation der Gesellschaft beiträgt und welche nicht. Bei uns Kommunisten wird hier wohl der gute Marx viel bei zu tragen haben. Das Syriza & Co. genau das nicht tun, darüber stimmen wir auch überein.
Wie man aber von einer grundlegenden marxistischen Analyse zum folgenden Ziel/Strategie kommen soll, möge mir aber bitte einer erklären:
Zuerst mit Marx die Gesellschaft kritisieren und dann der EU beweisen, dass wir sowieso die besseren Kapitalisten seien, dass wir die kapitalistischen Rechnungsweisen sowieso besser beherrschten mit einem Staat als Eigentümer, der hier ein bisschen Preise festlegt und dort ein bisschen investiert. Sowas hatten wir schon mal und will ich als Kommunist bestimmt nicht wieder. Wenn Marx, dann richtig bitte.
Frank Braun 28. Juli 2015 - 18:03
Lieber Thanasis Spanidis,
keine Frage, du hast recht mit der positiven Würdigung der KKE. Allein, das kommt mir zu glatt daher. Heike Schrader (junge Welt) hat in meinen Augen ein paar Mal zurecht darauf hingewiesen, daß der Kurs von KKE in den letzten Jahren gelegentlich auch ganz schon selbst-isolierend war und ist. Meine Vermutung: Was das Strategische betrifft, ist gerade für griechische Verhältnisse ein Leitbegriff wie ‚Antimonopolistische Strategie‘ eher eine Kopfgeburt als eine fundierte und realitätstüchtige Anleitung zum Handeln. Du schreibst ja selber, daß ‚antimonopolistische Bewegungen‘ unter Bündnisschichten (Studenten, Kleinunternehmer, Bauern, etc. ) gar nicht zu sehen sind. Der Volksfrontgedanke hinter diesem Wortungetüm kann eigentlich nur viel konkreter zum Ausdruck gebracht werden. Nämlich wenn es gelänge, eine Art ‚Anti-Euro‘- oder ‚Anti-EU‘- Bündnis mit patriotischen Aspekten in breitester Form zu initiieren – freilich mit einer Einheitsfront der Organisationen der ArbeiterInnenklasse als Kern darin. Aus den durchaus sehr konkreten Berichten, die ich aus dem Griechenland dieser Tage erhalte, v.a. aus Patras, entnehme ich, daß ‚Antimonopolismus‘ etwa bei den Manifestationen von P.A.M.E. oder – anläßlich der letzten Wahlkämpfe – der KKE eher wie ein seltsamer Fremdbegriff außen vor gelassen wird. Ein ähnliches Problem hat übrigens die DKP hierzulande. Man hört dort von führenden Genossen, die die Verstärkung des Klassenkampfes als Voraussetzung für die Erfolge der ‚antimonopolistischen Strategie‘ sehen wollen. Ziemlich schräg das, meinst du nicht ?
Gruß
Frank Braun, Hannover/Köln
(Wenn du Lust hast, vgl. mein Beitrag bei ‚trend-online‘ unter ‚http://www.trend.infopartisan.net/trd5615/t085615.html‘)
Günter Meisinger 28. Juli 2015 - 20:38
Nachtrag: auf der Website der Wiener Gruppe ArbeiterInnenKampf fand ich Vorwort &Inhaltsverzeichnis des sehr empfehlenswerten Buches „Revolution &Konterrevolution in Griechenland“ :
Revolution und Konterrevolution in Griechenland
Entwicklung von Klassengesellschaft und Arbeiter/innen/bewegung in den letzten 100 Jahren
Griechische Linke zwischen Repression, Revolte und europäischer „Normalisierung“
Marxismus-Buchreihe Nr. 25, 2. Auflage Wien 2010, 600 Seiten A5, 18 Euro, ISBN 3-901831-21-5
Bestellungen an: arka.org@gmx.at
Vorwort
Jedes Jahr fahren zahllose österreichische und deutsche Tourist/inn/en nach Griechenland und besuchen dort diverse Strände und antike Ausgrabungen. Über die moderne griechische Geschichte mit ihren heftigen Klassenkonflikten wissen die meisten wenig oder nichts. Auch die vielen linken und „alternativen“ Griechenland-Urlauber/innen sind mit der Widerstandsgeschichte des Landes kaum vertraut.
Dabei hatte sich in Griechenland während des Zweiten Weltkrieges, relativ gesehen, europaweit die stärkste linke Widerstandsbewegung gegen die NS-Besatzung entwickelt. Das Ergebnis war, dass die Arbeiter/innen/bewegung am Ende des Weltkrieges nirgends sonst so nah an einer Machtübernahme stand wie in Griechenland. Nach dem Abzug der Wehrmacht im Oktober 1944 befand sich de facto das ganze griechische Festland in der Hand der Partisan/inn/enarmee ELAS. Eine britische Invasionsarmee musste Athen im Dezember 1944 erst in schweren Kämpfen erobern, um so die imperialistische Kontrolle über das Land zu sichern.
Der schlussendliche Sieg der britischen Truppen und der griechischen Rechten war freilich nur möglich auf Grund der verheerenden Politik der griechischen stalinistischen Partei, der KKE. Welch fatale Folgen das stalinistische Konzept der Volksfront für die Arbeiter/innen/bewegung hat, wurde in der verratenen griechischen Revolution von 1944 noch viel deutlicher demonstriert als in Spanien 1936/37. Denn in Griechenland hielt die Partisan/inn/enarmee die Macht bereits in der Hand – und die KKE-Führung übergab sie freiwillig den „demokratischen Alliierten“ der Sowjetunion und damit der herrschenden bürgerlichen Klasse. Dass das geradezu lehrbuchhafte Beispiel der Revolution in Griechenland 1944 in der internationalen Linken viel weniger diskutiert ist als das spanische, liegt wohl auch daran, dass die griechische Sprache international weniger zugänglich ist.
Das Ergebnis des griechischen Kampfes von 1944 hatte bedeutende Auswirkungen auch auf die Nachkriegsentwicklung von Europa. Schließlich war das strategisch wichtige Griechenland, anders als Jugoslawien, im Moskauer Abkommen den westlichen Alliierten als Einflusszone zugesagt worden. Eine Machtübernahme der griechischen Arbeiter/innen/bewegung hätte die zwischen Stalin und Churchill vereinbarte Nachkriegsordnung über den Haufen geworfen und zweifellos von Moskau unabhängige und antikapitalistische Strömungen in anderen Ländern wie Italien und Frankreich angefacht – mit unabsehbaren Folgen für die europäische Nachkriegsordnung.
Obwohl die KKE 1944 den entscheidenden Auftritt ihrer Geschichte verspielt hat, brauchte die griechische Bourgeoisie noch einen dreijährigen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949, um ihre Herrschaft zu stabilisieren. Nach einer Liberalisierung der rechten Diktatur ab den frühen 1960er Jahren und dem Aufstieg einer neuen Massenbewegung setzte die herrschende Klasse Griechenlands mit der CIA im Hintergrund 1967 noch einmal auf eine brutale Militärdiktatur. Erst nach dem Sturz der Junta 1974 begann eine Periode der europäischen „Normalisierung“.
Die vorliegende Arbeit ist der erste Versuch in deutscher Sprache, die Entwicklung der griechischen Arbeiter/innen/bewegung und Linken in den letzten Hundert Jahren mehr oder weniger systematisch von einem antikapitalistischen Standpunkt aus aufzuarbeiten. Teil 1 behandelt die „Vorgeschichte“ der griechischen Revolution, das heißt die widerspruchsvolle Formierung einer kommunistisch geprägten Arbeiter/innen/bewegung in der Zwischenkriegszeit und ihre Spaltung in nahezu gleich starke stalinistische und trotzkistische Flügel. Teil 2 beschreibt den Aufstieg der KKE-geführten Partisan/inn/enbewegung zur hegemonialen politischen Kraft im Land und die Spannungen zwischen der antikapitalistischen Dynamik und den reformistischen Konzepten ihrer Führung. Teil 3 analysiert die griechische Revolution 1944 und zeigt, wie sie von der KKE-Führung auf Anweisungen aus Moskau schrittweise in die Niederlage geführt wurde. Teil 4 arbeitet den griechischen Bürger/innen/krieg in den späten 1940er Jahren auf, an dessen Ende schließlich die weitgehende Zerschlagung der griechischen Arbeiter/innen/bewegung stand.
Teil 5 zeigt, wie die USA, die 1947 von Großbritannien die Vorherrschaft über das Land übernommen hatten, in Griechenland ein repressives rechtes Regime unterstützten, das erst in den frühen 1960er Jahren etwas liberalisiert wurde. Teil 6 untersucht die griechische Junta von 1967 bis 1974 im nationalen und internationalen Kontext. Teil 7 behandelt den Übergang zu einer bürgerlichen Demokratie, den Aufstieg der PASOK und schließlich ihre erste lange Regierungsperiode von 1981 bis 1989, die noch mit einem Anspruch der gesellschaftlichen Veränderung begonnen wurde. Teil 8 schließlich dokumentiert die kapitalistische Modernisierung Griechenlands in den letzten 15 Jahren, seinen Aufstieg zu einem regionalen Wirtschaftszentrum und seine Verwandlung von einem Auswanderungs- in ein Einwanderungsland. All diese Perioden werden erneut speziell in Hinblick auf die Entwicklung der Arbeiter/innen/bewegung und der Linken untersucht.
Inhalt
Vorwort
I. Kommunismus in Griechenland vor dem Zweiten Weltkrieg
1. Die griechischen Kommunist/inn/en bis zur Stalinisierung
2. Die KKE bis zum Beginn der Besatzungszeit
3. Linksopposition und Trotzkismus vor dem Zweiten Weltkrieg
II. Die griechische Widerstandsbewegung
1. Die Formierung von EAM und ELAS
2. Der Aufstieg zur Massenbewegung
3. Verhandlungen und Konflikte in Ägypten
4. Der Beginn des Bürgerkrieges
5. Die Rebellion in Ägypten
6. Der Libanonvertrag
Exkurs 1: Deutsche bei der ELAS
Der antifaschistische Widerstand von Wehrmachtssoldaten in Griechenland
III. Die verratene Revolution
1. Britische Landung und Moskauer Abkommen
2. Der gescheiterte „friedliche Weg“
3. Der Kampf um Athen
4. Der Varkiza-Vertrag und die Folgen
5. Griechischer Trotzkismus 1941-1946
IV. Der Bürgerkrieg 1946-1949
1. Die langsame Neuausrichtung der KKE
2. Der Beginn des Bürgerkrieges und die Truman-Doktrin
3. Höhepunkt und Entscheidung im Bürgerkrieg
4. Zachariadis versus Vafeiadis
5. Die Niederlage
Exkurs 2: Das jugoslawische Beispiel
Die Kommunistische Partei Jugoslawiens zwischen multinationalem „Volksbefreiungskrieg“, sozialer Revolution und alliierter Einflussnahme
V. Zwischen CIA-Diktatur und Liberalisierung
1. Fortgesetzte Repression
2. Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft
3. Exkurs: Das Zypernproblem
4. Liberalisierung und Massenbewegung
VI. Die Militärjunta 1967-1974
1. Die Obristendiktatur
2. Die Junta und die Bourgeoisie
3. Die Linke während der Junta
4. Die Zypernkrise und der Sturz der Militärdiktatur
VII. Metapolitefsi und die PASOK-Ära
1. Der kontrollierte Übergang zur bürgerlichen Demokratie
2. Die Etablierung der PASOK
3. PASOK an der Macht
4. Desillusionierung in der Wirtschafts- und Sozialpolitik
5. Niedergang und Ende der PASOK-Regierung
6. KKE, KKE-es und die reformistischen Frauenorganisationen
7. Die griechische radikale Linke 1974-1989
VIII. Kapitalistische Modernisierung
1. Die rechte Wende und der Konflikt um Mazedonien
2. Kurswechsel in der Außenpolitik
3. Europäische „Normalisierung“
4. Die griechische Linke seit 1989
Anhang
Karl-Liebknecht-Bund (Internationale Kommunisten): Zur Lage –
Der Kampf in Griechenland (Auszug), 1944
Loukas Karliaftis: Zu Krieg und Revolution,
Rede in der Athener Debatte, 1946
Dimitris Koufontinas: Schlusserklärung im Prozess gegen die „Revolutionäre Organisation 17. November“ vor dem Athener Sondergericht, 2003 …………566
Zitierte Literatur
Abkürzungsverzeichnis
Personenverzeichnis
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Thanasis S. 28. Juli 2015 - 21:48
Gähn… Da ist kaum ein Satz in deiner Antwort, der nicht voll ist von Lügen, Halbwahrheiten, bürgerlicher Propaganda oder den altbekannten trotzkistischen Lebenslügen.
Zuerst mal: Natürlich gibt es jede Menge an Tatsachen, die ich in einem 11-Seiten-Artikel, der ohnehin schon zu lang ist, nicht unterbringen konnte. Überhaupt halte ich es ja für eine Tugend, sich auf das Relevante zu beschränken. Die Koalition, deren Teil der Synaspismos war (und die KKE als Teil des Synaspismos somit indirekt auch), war im Jahr 1989 – offenbar willst du lieber über Ereignisse von vor 26 Jahren reden als über heutige. Zur Ehrlichkeit deinerseits würde es auch gehören, zu erwähnen, dass die Partei seitdem einen tiefgreifenden und grundlegenden Wandel durchgemacht hat – nicht zuletzt hat die Hälfte des damaligen ZK und unzählige Mitglieder die Partei verlassen, nachdem es ihnen nicht gelungen war, die Partei durch Integration in den Synaspismos zu integrieren, und sich dann dem Synaspismos oder anderen opportunistischen Organisationen angeschlossen. Zweitens: Es handelte sich kaum um eine Regierung im engeren Sinn, denn es ging dabei nur darum, eine Pasok-Regierung zu verhindern, die eine strafrechtliche Verfolgung ihrer eigenen kriminellen Machenschaften gesetzlich unmöglich gemacht hätte. Man kann das trotzdem kritisieren, aber so zu tun, als wäre das der Jahrhundertverrat der fiesen „Stalinisten“ gewesen, ist halt Unfug.
Ganz absurd wird dein Einwurf, wenn du der ausgerechnet der KKE unterstellst, das Konzept der „antimonopolistischen Demokratie“ und ein Bündnis mit Teilen der Bourgeoisie zu vertreten, wo es wohl kaum eine KP auf der Welt gibt, die solche Konzepte so energisch bekämpft wie die KKE. Die KKE hat auch immer wieder offen solche Vorstellungen wie die der KP Chiles kritisiert, dass man einfach nur an die Regierung kommen müsste um die Gesellschaft umwälzen zu können. Da wird offensichtlich, dass du über Dinge redest, von denen du nicht wirklich irgendwas weißt. Oder aber es ist jetzt die neue Masche der KKE-Hater, ihrem Lieblings-Hassobjekt genau das Gegenteil von dem zu unterstellen, was sie wirklich vertritt. Auch nice!
Die KPD und die Komintern mögen ihre Fehler begangen haben und hat das ja auch selbst später so gesehen. Verständlich war die Sozialfaschismus-These (deren Inhalt du natürlich auch falsch wiedergibst) allemal, wenn man die Rolle der SPD seit 1914 und besonders 1918/19 bedenkt. Trotzdem ist es durchaus fraglich, ob ein anderes Herangehen den Faschismus verhindert hätte – und nichts anderes habe ich schließlich geschrieben. Denn auch als die KPD der SPD mehrfach Zusammenarbeit vorschlug, hat diese schließlich abgelehnt, wie du wissen dürftest. Das lag also letzten Endes an der SPD, nicht der KPD. Und selbst wenn es zur gemeinsamen Front gekommen wäre, hätte das unter Umständen nicht genug sein können. Möglicherweise hätte die Arbeiterklasse sich mehr gewehrt, vielleicht hätte es einen Bürgerkrieg wie in Spanien gegeben. Aber gut möglich, dass die Faschisten auch den gewonnen hätten. Und diese Möglichkeit einfach zu leugnen, das ist eben Voluntarismus.
Die bei Trotzkisten und Anarchisten gleichermaßen beliebten Legenden (und Lügen) über den Spanienkrieg, die du aus der Mottenkiste hervorkramst, sind schon oft genug widerlegt worden. Die Anarchisten und deine Millionen revolutionären Arbeiter hätten ohne den Schutz der Republik, d.h nicht zuletzt auch der KP und der Interbrigaden, vermutlich keine zwei Monate gegen Franco ausgehalten. Die Kommunisten wussten im Unterschied zur CNT und POUM, dass man einen regulären Krieg gegen eine hochgerüstete professionelle Armee nicht mit ein paar Bauernmilizen gewinnen kann und erst recht nicht, wenn das Hinterland in den Wirren der sozialen Revolution versinkt. Auch das wieder typisch linksradikaler Voluntarismus, der letzten Endes genauso gefährlich ist wie der Reformismus à la Syriza. Naja, und die Verleumdung, dass die Heldinnen und Helden des antifaschistischen Widerstands in Wirklichkeit nur die „revolutionären Kräfte“ bekämpft hätten, kommentiere ich erst gar nicht.
Zu deinem Gerede über „Stalinismus“ sage ich auch jetzt mal nur das Folgende: Wer schon die Kampfbegriffe übernimmt, die die Bourgeoisie gegen die kommunistische Bewegung benutzt, der macht sich nur selbst lächerlich vor all denen, die es mit der Sache noch ernst meinen. Natürlich passt dazu, dass du bzgl der UdSSR vollständig die bürgerliche Geschichtsdeutung übernimmst. Wo waren denn in der Sowjetunion (und die war nun mal das entscheidende Land, meinst du nicht?) die „Massenbewegungen“ gegen das „Regime“? Eine Handvoll „intellektueller“, in Wirklichkeit strunzdumm-liberaler Dissidenten? Ernsthaft? Das war eine Konterrevolution, die von einer kleinen Elite und privilegierten sozialen Schicht im eigenen Interesse und unter dem ideologischen Einfluss des Imperialismus mehr oder weniger gezielt durchgeführt wurde. Wie das passieren konnte, muss analysiert und erklärt werden. Unter Marxisten ist dazu mittlerweile auch einiges erforscht und geschrieben worden. Leute wie du verhindern ein notwendiges Verständnis dieser Ereignisse dagegen nur. Und dementsprechend werdet ihr im Klassenkampf auch immer, wenn es darauf ankommt, auf der anderen Seite stehen – ob mit der Waffe in der Hand wie in Spanien 1937 oder dadurch, dass ihr der Bourgeoisie Schützenhilfe dabei leistet, die Fortschrittskräfte zu diffamieren.
Thanasis S. 28. Juli 2015 - 21:58
Noch zu deinem Nachtrag: Dir ist es ja offenbar sehr wichtig, in der Geschichte herumzustochern. Kann ich gut verstehen, denn zur Politik der KKE im Jetzt und Heute hattest du ja bisher nichts zu sagen. Zumindest nichts, was nicht von vorne bis hinten auf Lügen oder im besten Fall falschen Informationen beruht.
Dass die KKE mit dem Varkiza-Abkommen einen katastrophalen, strategischen Fehler gemacht hat, ist kein Geheimnis. Das ist die offizielle Linie der KKE bezüglich ihrer eigenen Geschichte (lass mich raten: das wusstest du auch nicht?). Der Unterschied zwischen den ach so dogmatischen, unverbesserlichen und ewiggestrigen „Stalinisten“ und euch selbstgerechten, immer recht habenden und doch von der Geschichte stets zu Opfern gemachten Trotzkisten ist eben, dass erstere bereit sind, ihre Geschichte kritisch zu analysieren um dieselben Fehler nicht zu wiederholen. Ihr besteht dagegen bis heute darauf, dass euer Vorgehen in Spanien und überhaupt überall immer richtig war und nur durch den „Verrat“ der Kommunisten gescheitert ist. Ich verrate dir ein Geheimnis, dass dich umhauen wird: Die KKE befand sich damals im bewaffneten Klassenkampf, in einem Kampf auf Leben und Tod. Jede Entscheidung konnte Tausende das Leben kosten. In solchen Situationen können Fehler vorkommen. Und ja, sicher hat auch Moskau dazu beigetragen, weil die sowjetische Führung nach einem verheerenden Krieg ein ausgeblutetes Land regierte, das zu einer weiteren großen Konfrontation nicht bereit war. Für die griechischen Kommunisten war das die falsche Entscheidung. Aber bezahlt hat dafür niemand so sehr wie die KKE, mit Zehntausenden getöteten Revolutionären, selbst aus der höchsten Führungsebene und Jahrzehnte der Illegalität. Die politischen Strömungen, die du toll findest haben dagegen aus gutem Grund außerhalb von Spanien nie eine nennenswerte Rolle im Klassenkampf gespielt. Und wenn man sich den sektiererischen Quatsch durchliest, den du so schreibst, bleibt wenig Zweifel, dass das auch so bleiben wird.
Günter Meisinger 29. Juli 2015 - 0:53
Ach herrje, T.S….. wie tief &erbärmlich kann man sinken? Dein schwachsinniges Gestammel zeigt es.
Erst leugnest Du in deiner Antwort, das antimonopolistische Konzept zu vertreten-Du hast es in deinem Artikel oben selbst erwähnt!.
Dann projezierst Du all deinen Voluntarismus auf mich. Dann bestreitest Du die verheerendeWirkung der Sozialfaschismus-These und redest von „Angeboten“die aber nicht die Führung der SPD einbeziehen sollten und erst kamen als es zu spät war. Außerdem war es zu einem gemeinsamen Volksentscheid zwischen NSDAP &KPD gekommen, zu einer Zusammenarbeit im Berliner Verkehrsarbeiterstreik sowie zu einer Ansprache von Ulbricht vor Nazis im Berliner Sportpalast 1931. 1939 denunzierte Ulbricht(entsprechendes Dokument liegt vor) den langjährigen linientreuen „roten Pressezaren“ &Financier Willi Münzenberg in Moskau als angebl. Trotzkisten, woraufhin dieser ermordet aufgefunden wurde.
Lächerlich macht sich nicht, wer den Begriff Stalinismus verwendet, sondern wer diesen leugnet und als „Kampfbegriff der Bourgeoisie“ abtut, so als hätte es diesen nie gegeben. Und die Millionen unschuldig repressierter hat es wohl auch nicht gegeben, nicht die Ermordung aller Kampfgenossen Lenins in den Schauprozessen, keine Zwangskollektivierung, keine Erschießung ausländischer KP-Funktionäre (darunter besonders viele deutsche),keine Auslieferung deutscher Kommunisten und Juden an die Gestapo….Schade, daß dir noch keine letzten kommunistischen Überlebenden der Gulags paar aufs dumme Maul gegeben haben. Auch ich als kommunistischer Arbeiter seit 45 Jahren habe nicht nötig mich von dir, einem vermutlich bezahlten Parteifunktionär, beleidigen zu lassen .Noch nicht mal mehr der Jahrzehntelange DKP-Cheftheoretiker &Hardliner Steigerwald streitet noch all das ab, was Du noch abstreitest! Dein „zu“ sein nach Gehirnwäsche ist mir übrigens bekannt, denn ich war auch mal in der DKP .Bin auch nicht wirklich Trotzkist, aber gegen Stalinfaschisten werde ich die immer verteidigen.
Und nochmal zum spanischen Bürgerkrieg: dort unterhielt die GPU mitten in Madrid eigene Gefängnisse, wo z.b. der ex-Kominternfunktionär &spätere POUM-Führer Andres Nin zu Tode gefoltert wurde. Andre Marty, Kommandeur eurer Internationalen Brigaden, Spitzname „Schlächter“ ,der eigenhändig viele Trotzkisten &Anarchisten tötete, gab dies Jahre späte alles öffentlich zu und sagte, daß dank der konterrev. KP-Politik („die Trotzkisten behielten recht“) das Proletariat inSpanien auf Jahrzehnte hinaus seinen letzten Bus verpaßt habe. Denn während ihr sagtet, die Zeit sei nicht reif für die Rev .und man dürfe das verbündete Bürgertum nicht provozieren, hätte ja umgekehrt nur eine Rev. Franco noch stoppen können &damit vielleicht auch denVormarsch Hitlers.
Die KPF hateure einstige Legende Marty nach seinem Wahrheits-Geständnis natürlich rausgeworfen und -wie einst Trotzki u.v.a.-als faschistischen Agenten verleumdet-das einzige was ihr wirklich könnt!
Kurz, der einzige der hier von vielem keinerlei Ahnung hat bist Du- dumm auch, wie Du dir schön redest wie Stalin hinter den Kulissen -während das Volk noch kämpfte- längst mit Churchill ausgehandelt hatte, daß Griechenland von England übernommen werden soll. Genau wegen euren vielen Opfern hatte ich gesagt, wie dumm ihr eigentlich sein müßt, heute noch dem Stalinismus die Treue zu halten. Beruhigend ist zu wissen, daß solche Idioten nie wieder Massen gewinnen werden. Schau dir doch in Deutschland und anderswo die o,..%-Ergebnisse von DKP &sonstigen Stalinisten an. Nur an der Peripherie des Kapitalismus, in Griechenland &Portugal,sind es noch ein bischen mehr, aber auch sehr wenig im Vergleich zur extremen Krise beider Länder. Aber die Jugend bleibt euch weg und bald seit ihr ausgestorben. Trotzkistische oder andere unabhängige rev.Linksformationen, die früher auch Kleinsekten waren, haben inzwischen in einer Reihe von Ländern die jeweiligen KP´s an Einfluß-und/oder Stimmenmäßig überholt. Das wird nix meh rmit euch, Du selbstüberschätzendes unwissendes Großmaul. Hat sich die KKE jemals die geöffneten Archive in Moskau angeschaut? Die bestätigen nämlich, daß alles so verlief wie die Antistalinisten &Trotzkisten das sagten! (Das tut mir ja leid für Dich, aber Fakten sind hartnäckig.) Laß`mich raten: Gorbatschow &Co. haben alle Archive gefälscht, richtig? Das hörte ich jedenfalls von einem DKP´ler. Au weia…
Trotzki hatte immer vorausgesagt, daß die sow. Führung einst die SU in den kapitalist. Weltmarkt integrieren wird, und so kam es. Die Konterrevolution war der Stalinismus- nicht erst 1989. -Ende Antwort-
2.: an alle hier, die noch nicht so dümmlich „zu“ sind wie der unverbesserliche Stalinist hier, empfehle ich zum Thema Stalinismus u.a. (außer Trotzki):
-die 6 bändige Reihe zum Stalinismus von Wadim Rogowin
-„die Wahrheit ist unsere Stärke“ von Roy Medwedev (kein Trotzkist); erschütternde Details zu den Folterungen in den Schauprozessen
-Erinnerungen eines Revolutionärs/Die 16 Erschossenen/Für die Erneuerung des Sozialismus von Altbolschewik Victor Serge
-Welt ohneErbarmen, von Gustav Herwig( Kommunist von SU an Gestapo ausgeliefert)
-Im Verhör von Cybulski-Weissberg (linientreuer Stalinist im Lager)
Jan Veltin, Tagebuch der Hölle (ex-Kominternfunktionär)
Fritz Keller: In den Gulags von Ost &West
Schafranek: das kurze Leben des Kurt Landau (österr.Kommunist in den Fängen der GPU)
Hermann Weber: Weiße Flecken in der Geschichte (zu den in der SU hingerichteten KPD-Funktionären)
Felix Morrow: Revolution &Konterrevolution in Spanien
Christoph Jünke: der lange Schatten des Stalinismus
Rainer Tossdorf: Die POUM im spanischen Bürgerkrieg,900S. (widerlegt sehr detaiiert alle Lügen zum Thema von T.S.)
Thanasis S. 29. Juli 2015 - 8:10
@Günter
Du hast von Anfang an gezeigt, dass dir an einer offenen Diskussion nicht gelegen ist. Ich könnte in der Sache jede Menge zu dem bs sagen, den du hier abspulst, aber das spare ich mir, auch weil es nichts zur Sache (der aktuellen Lage in Griechenland) tut. Mit antikommunistischen Idioten, die über „Stalinfaschisten“ reden, verschwende ich meine Zeit sowieso nicht.
@Alle
Um die Verwirrung aufzuklären, die Günter hier ob seines Unwissens gestiftet hat, nur noch mal kurz zum Punkt mit der „antimonopolistischen Strategie“. Was Günter nicht weiß oder nicht zu verstehen in der Lage oder bereit ist, ist, dass eine antimonopolistische Bündnisstrategie, die neben der Arbeiterklasse noch andere Schichten wie kleine Ladenbesitzer, Kleinbauern, die Mittelschichten usw einbezieht, etwas vollkommen anderes ist als ein Bündnis mit Teilen des Kapitals und eine Strategie, die ein antimonopolistisches Zwischenstadium zwischen Kapitalismus und Sozialismus für möglich und notwendig hält.
Thanasis S. 29. Juli 2015 - 8:33
@Peter
Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, die KKE „der EU beweisen, dass wir sowieso die besseren Kapitalisten seien“. Weil sie einen Aufbauplan vorlegt für ein Land, das momentan ökonomisch nicht überlebensfähig ist? Weil sie Antworten auf die berechtigte Frage danach entwickelt, wie es möglich sein kann, unter solchen ungünstigen ökonomischen Bedingungen und in internationaler Isolation den Sozialismus aufzubauen? Dabei geht es nicht nur um Preiskontrollen und öffentliche Investitionen, sondern um Vergesellschaftung der konzentrierten Produktionsmittel und zentrale Planung. Was das mit Kapitalismus zu tun haben soll, verstehe ich nicht. Aber du kannst ja gerne mal deinen Alternativplan für den sozialistischen Aufbau Griechenlands präsentieren.
@Frank
Es ist nicht so, dass ich mich nie fragen würde, ob ein anderes Auftreten der KKE nicht in der einen oder anderen Situation eher nutzen könnte. Wenn ich dann aber darüber nachdenke, verstehe ich meistens auch, warum die KKE so und nicht anders vorgeht. Vieles davon kann man denke ich nicht richtig nachvollziehen, ohne die griechischen Verhältnisse richtig zu kennen. Heike Schrader geht es nach meinem Eindruck ohnehin um viel mehr, nämlich grundsätzlich um eine Infragestellung der Frontstellung gegenüber dem Reformismus. Das wäre dann aber ein zentristischer Standpunkt, der für den Wiederaufbau der kommunistischen Bewegung ein Problem darstellt.
Eine patriotische Anti-EU-Front (oder gar nur Anti-Euro) halte ich nicht für die richtige Parole, um sich einer antimonopolistischen Bewegung zu nähern. Gegen die EU zu sein hat an sich noch nichts Progressives und kann daher als allein stehende Forderung, ohne antikapitalistische Perspektive auch nicht Grundlage einer breiten Volksfront sein. Wenn man einfach nur die Vorstellung verbreitet, dass eine Rückkehr zum Nationalstaat außerhalb der europäischen Verträge irgendein Problem löst, dann ist damit sicher nichts gewonnen sondern im schlimmsten Fall spielt man den nationalistischen Kräften so in die Hände.
Deinen letzten Punkt verstehe ich nicht: Ich sehe es auch so, dass nur eine Verstärkung des Klassenkampfes zu Erfolgen der antimonopolistischen Strategie führen kann. Was ist daran denn schräg?
Danke für deinen Artikel übrigens. Den sehe ich mir bei Gelegenheit mal an.
Günter Meisinger 29. Juli 2015 - 10:45
T.S. ohne Antworten
Erstmal habe ich die antimops-Strategie genau so korrekt wiedergegeben, wie sie von der DKP immer verstanden wurde und auch von anderen KP´s weltweit praktiziert wurde. Sollte sich das KKE-Verständnis dieses Begriffes neuerdings um Nuancen unterscheiden, ändert das nichts daran daß die statts Einheitsfrontder Linken weiter die gescheiterte Volksfrontstrategie verfolgen.
Ansonsten weiß T.S. -vermutl. selbst kein Arbeiter, wahrscheinl. eher bezahlter Parteifunktionär- zu all den von mir vorgebrachten Punkten nichts mehr zu sagen, außer jemand aus der Arbeiterklasse, der seit 45 Jahren für den Kommunismus agitiert, dafür schon aus der Schule flog und zeitweise Berufsverbot hatte, als antikommunistischen Idioten zu bezeichnen.
Auch Trotzki, Kamenjew, Sinojew, Bucharin und alle führenden ermordeten altbolschewistischen Revolutionsteilnehmer (in der Stalin keine Rolle spielte, wie auch das berühmte Buch „10 Tage die die Welt erschütterten“ von John Reed belegt) wurden als Antikommunisten undAgenten des Faschismus verleumdet. So machen es Stalinisten wie T.S. heute noch; sein Ausweichen unter dem Vorwand des Beleidigtseins, sein Diskussionsabbruch, soll seinen völligen inhaltlichen Bankrott verschleiern.
Die inhaltl. Ähnlichkeiten zwischen Faschismus &Stalinismus (wenn auch unterschiedl.Herkunft) ließen sich leicht nachweisen. Nur, daß Stalin noch MEHR Kommunisten ermorden ließ als Hitler.
Wie wenig sich da die Mentalität bis heute änderte und wie fließend die Übergänge zwischen beiden sein können, sieht man auch an Gruppen wie der PKK (die soviele andere Linke tötete ,andere kurdische Gruppen vernichtete) oder daran, daß sich hierletzt ein Mitglied einer türk. stalinist.Gruppe -der sogar mal in Deutschland lebte-in islamistischer Manier vor irgendeinem Ami-Laden oder Konsulat selbst in die Luft sprengte. Bei solchen Leuten -von denen ich viele kannte-konnte man immer gut sehen, wie die wirre Mischung im Kopf aus Mohamed, Stalin &Pol Pot unterm Strich Hitler ergibt.
Zu meiner Bücherliste möchte ich noch „Notausgang“ von Ignazio Silone hinzufügen, wo dieser ex-Mitbegründer der KPI seine Zeit in der Komintern mit Togliatti schildert.
Außerdem „Auf falscher Bahn“ des Rumänen Panait Istrati, wo dieser -erst in der UdSSR gefeierte-wahrheitsgemäß über seine Reise durch die SU 1927-29 berichtete. Danach wurde auch dieser schreibende Arbeiter mit dem stalinist. Standardvokabular des antikomm.Idioten &Agenten der Faschisten (bzw.des rumänischen Königs) belegt.
Seine Angaben bezeugte der berühmte griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis (der auch „Alexis Zorbas“ schrieb), der mit Istrati unterwegs war.
Der Haß der KKE auf Syriza entspringt keiner revolutionären Ablehnung des Reformismus ,sondern ist der Haß des stalinist. Reformismus auf eine andere Sorte Reformismus, die wenigstens nicht mehr stalinistisch sein will.
So wie Stalin wenn es ihm möglich gewesen wäre, auch eine Rosa Luxemburg hätte erschießen lassen (er fuhr ja genug Kampagnen gegen den „Luxemburgismus“ und ließ deswegen 1925 die damalige KPD-Vorsitzende Ruth Fischer absetzen und ein Jahr in der SU festhalten) , so würden bei einer KKE-Regierung vermutlich andere Linke verfolgt werden. Aber wie gesagt, dieser letzte bescheuerte Überrest des Stalinismus (5% bei Wahlen) wird niemals Massen gewinnen und an die Macht kommen.
Schade, daß das LowerClass Magazine solchen Leuten eine Plattform bietet.
Stefan Edel 29. Juli 2015 - 11:10
Günter Meisinger liegt vollkommen richtig.
Als Historiker kann ich alle seine Angaben nur bestätigen.
Übrigens hat auch Gramsci in Briefen an das ZK der KPdSU 1925/26 gegen die Diffamierung der Linksopposition protestiert.
Wäre er in keinem ital. Gefängnis verstorben, dann vielleicht in der sowj. Emmigration umgekommen….
Thanasis S. 29. Juli 2015 - 14:56
Günter, jetzt hast du mich erwischt: Ich bin tatsächlich einer der vielen Tausenden stalinistischen Parteifunktionäre, die, von der Partei bezahlt, in Saus und Braus leben, natürlich auf dem Rücken von ehrlichen Proletariern wir dir. Da ist es natürlich nur verständlich, dass sich dein Hass offenbar nicht so sehr gegen die Bourgeoisie richtet als vielmehr gegen die stalinistischen Apparatschiks, denn die sind ja die wahren Ausbeuter, nicht? Wobei, eigentlich sind die Ausbeuter ja gar nicht so schlimm im Vergleich zum „Stalinismus“, denn der ist ja schließlich auch nichts anderes als Faschismus, ne?
Übrigens auch bezeichnend, dass du als strammer Opportunist immer nur über die Wahlergebnisse der KKE redest, denn für euch ist am Schluss der bürgerliche Parlamentarismus ja doch der Angelpunkt eurer Politik. Aber gut, man kann auch darüber mal reden: Wenn du die 5% der KKE so lächerlich findest, darf ich fragen, wie viel die bevorzugte Politsekte deiner Wahl immer so bekommt?
Zum Abschluss unserer „Diskussion“ möchte ich noch sagen, dass ich keineswegs behaupte, „beleidigt“ zu sein. Wenn jemand die Kommunisten mit Nazis gleichsetzt, dann bin ich deswegen nicht beleidigt, sondern nehme das als Indiz dafür, wo die betreffende Person politisch einzuordnen ist – nämlich ganz weit rechts, als Avantgarde des Antikommunismus, von dem selbst die herrschenden Geschichtsfälscher noch lernen könnten.
Peter Petersen 29. Juli 2015 - 16:46
@Thanasis S.
Weil deine Vorstellung eines angeblichen Sozialismus nur so strotzt von Begriffen der kapitalistischen Wirtschaftsweise. „Investitionen“, „Vollbeschäftigung“, „Exportkapazitäten schaffen“, „Land aufbauen“ sind alles Begriffe die in einer kommunistischen Bedarfswirtschaft nicht vorkommen, eher in sozialdemokratischen Programmen.
Sie lassen z.Bsp. erahnen , dass du das liebe Geld nicht beseitigen möchtest, was einer marxistischen Gesellschaftsanalyse widerspricht. Das Geld (als Äquivalent zum Tauschwert) steht wiederum im direkten Widerspruch zu einer nach Bedarf geplanten Wirtschaft.
Vollbeschäftigung deutet darauf hin, dass du die Lohnarbeit auch nicht antasten möchtest, was einer marxistischen Kritik ebenfalls widerspricht. Usw.
Falls du mehr zu dieser Kritik erfahren möchtest, findest du im Buch „DDR kaputt, Deutschland ganz: Der Anschluss“ von Held/Decker eine ausführliche Darlegung u.a. dieser Argumente. Natürlich lohnt es sich auch mal wieder den griesgrämigen bärtigen Mann aus dem Regal zu nehmen.. Falls ich dich ganz einfach falsch verstanden haben sollte, korrigiere mich bitte in den entsprechenden Punkten.
Auf einen Entwurf einer befreiten Gesellschaft verzichte ich an dieser Stelle. Wie es scheint sind wir uns bereits in der Kritik der kapitalistischen Gesellschaft nicht einig.
@alle
Ich fände es interessant wieder zu einer Art Diskussion zurück zu kommen. Der Hinweis etwa, dass man doch ach so lange schon als kommunistischer Arbeit agitiere, mag vielleicht in der DDR zu einer Medaille geführt haben, taugt aber als Argument rein gar nichts. Danke
Thanasis S. 29. Juli 2015 - 17:40
Lieber Peter,
Zufällig kenne ich die „Ecke“, aus der deine Kritik kommt, ganz gut und auch die Argumente von Autoren wie Held und Decker. Dass dahinter große Differenzen in der grundsätzlichen Analyse des Kapitalismus, auf der Ebene, wie es Marx im Kapital tut, bestehen, glaube ich nicht einmal. Offensichtlich bestehen aber Differenzen darüber, wie wir uns vorstellen, den Sozialismus erreichen zu können.
Trotzdem hast du meine Absicht (und dass ich diese Begriffe benutzt habe ist meine Verantwortung und nicht die der KKE) da durchaus missverstanden. Ich meine mit strategischen Investitionen hier tatsächlich nur, dass eine Gesellschaft Ressourcen in diejenigen Bereiche steckt, die sie zur Entfaltung ihrer Produktivkapazitäten für wichtig hält und nicht Investitionen von Kapital, die dann Profit abwerfen sollen. Mit Vollbeschäftigung meine ich hier den Zustand, dass die Arbeitslosigkeit in einer Planwirtschaft gemeinsam mit der Lohnarbeit natürlich aufgehoben wird und die anfallende Arbeit auf alle Mitglieder der Gesellschaft verteilt wird. Da nicht mehr für den Profit produziert wird, gibt es auch keinen Arbeitsmarkt mehr und umgekehrt niemanden der davon ausgeschlossen ist. Was Exporte angeht, sind wir uns doch wohl einig, dass auch ein sozialistisches Griechenland nicht darauf verzichten könnte, Außenhandel zu betreiben, oder? Und wenn das so ist, steht man nun mal auch objektiv vor der Notwendigkeit, die Exportproduktion zu organisieren und zwar so, dass sie sich an den Weltmarktpreisen orientiert.
Hiermit wären wir auch beim Punkt Geld. Ich bin natürlich nicht dafür, Geld beizubehalten in dem Sinne wie wir es aus dem Kapitalismus kennen, nämlich als allgemeines Warenäquivalent, mit dem man alles kaufen kann und das eben auch als Kapital akkumuliert werden kann. Eine Verrechnungseinheit, in der die Produktion kalkuliert wird und etwa der individuelle Anspruch des Einzelnen auf das gesellschaftliche Produkt bemessen wird, wird man aber wohl mindestens auf absehbare Zeit brauchen.
Günter Meisinger 29. Juli 2015 - 20:17
@Peter:
“ Der Hinweis etwa, dass man doch ach so lange schon als kommunistischer Arbeiter agitiere, mag vielleicht in der DDR zu einer Medaille geführt haben, taugt aber als Argument rein gar nichts.“
-doch, im benutzten Zusammenhang schon .Denn hier wurden -vermutl.von einem Funktionär- Kommunist. Arbeiter, von denen die K-Sekten sonst doch träumen,als Konterrevolutionäre beschimpft. Wie übigens auch die streikenden Bergarbeiter in Südafrika, wo der ANC -der von der dortigen stalinist. KP dominiert wird- 34 erschießen &hunderte verletzen ließ. Also heute noch dieselbe Sprache, dieselben Methoden wie bei Stalin (weswegen ich ja auch die ganzen historischen Beispiele brachte, wieviel berühmte Revolutionäre. da schon als Konterrev. hingerichtet wurden. )So würde das die KKE an der Macht auch machen.
Hättest Du diesen Zusammenhang &meine Position verstanden, hättest Du nicht ausgerechnet meine Position mit der DDR verglichen, sondern die von T.S.-
@Redaktion:
mein WG-Mitbewohner sagte mir gerade, daß eine kurze, sachliche, durchaus nicht unfreundlich formulierte Stellungnahme von ihm nicht abgedruckt worden wäre. Warum nicht?
lowerclassmag 30. Juli 2015 - 0:33
Haben die Diskussion jetzt nicht verfolgt, welche Stellungnahme wurde nicht gedruckt? Hier in den Kommentaren? Wir haben alles freigeschalten, was einging.
Thanasis S. 30. Juli 2015 - 9:15
So Leute wie Günter muss man eigentlich beneiden um ihr Weltbild. Wenn man immer weiß, wer die Bösen sind und dass alles Böse dieser Welt auf eine Quelle zurückführbar ist, nämlich den „Stalinismus“, dann macht das das Leben so viel einfacher. Ob Francos Sieg in Spanien 1939 oder das Massaker der korrupten Regierungspartei in Südafrika an den Bergarbeitern, hinter alldem steht letztlich der rote Satan Stalin. Und weil man gar nicht erst hören will, was vielleicht dagegen sprechen könnte, appelliert man natürlich an die Zensur: Wie viel schöner wäre es, wenn das lower class magazine, wenn überhaupt alle Veröffentlichungsorgane nur eine, nur die eigene Sicht auf die Dinge herausbringen würden und solchen wie Thanasis „keine Plattform bieten“ würde. Früher hätten solche Leute hervorragende Inquisitoren abgegeben.
Und Stefan: Dein Autoritätsargument kannst du für dich behalten. „Als Historiker“ könnte ich so einiges zu der rechten Schmutzpropaganda sagen, die Günter hier über die Seiten geschleimt hat und der du „als Historiker“ glaubst, deinen Segen erteilen zu müssen. Mache ich aber nicht, denn dafür ist mir sowohl meine Zeit zu schade als auch mein Gesprächspartner zu verbohrt, als auch das LCM nicht der richtige Ort dafür.
Günter Meisinger 30. Juli 2015 - 11:03
LOL- T.S. in Verleumdungsekstase!
Wie zu deinem Pech jede(r) hier nachlesen kann, hast du mir keine einzige Geschichtsfälschung nachgewiesen, ich dir dagegen um so mehr-wie gerade ein Historiker hier bestätigte .Du hast es vorgezogen, zu 95% aller von mir vorgebrachten Punkte zu schweigen .Ich werte dies mal als Zustimmung zu Stalin´s Massenmord an Kommunisten, zu den Schauprozessen, zum Arbeitermord in Südafrika usw.
Wie ebenfalls jede(r) hier nachlesen kann, habe ich dich/euch auch nie als Ausbeuter, schlimmer wie die Bourgeoisie bezeichnet die auf meinem Rücken leben, sondern darauf hingewiesen daß eure sogen .proletarischen Arbeiterparteien von damals bis heute noch jeden kommunist. Arbeiter der eure Parteilinie nicht teilt als rechten Antikommunisten, Faschisten, Agenten oder sonstwas verleumdet habt- was Du gerade erneut tust.
Auch was das Thema Parlamentarismus betriffst, versuchst Du geschickt davon abzulenken, daß IHR immer die Fixierung darauf hattet-und euch deswegen auch an den Wahlergebnissen messen lassen müßt .IHR habt doch auf Stalin´s Befehl die Macht in Griechenland damals an Churchill gegeben. In Italien &Frankreich mußten die sehr starken Partisanenverbände unter Führung starker KP´s nach dem Krieg auf Stalin´s Befehl die Waffen abgeben, auf den Sozialismus verzichten und sich in bürgerl .Koalitionsregierungen einreihen ,aus denen sie -was absehbar war- bald wieder rausflogen. In Frankr. stützten die immer de Gaulle ,der nach der Mairevolte 1968 schon nach Deutschl. geflohen war, bis er nach der Befriedung der Millionen Aufständischen &Streikenden durch die KPF („kehrt in die Betriebe& an die Arbeit zurück“) zurückkommen konnte.
-So habe ich ebenfalls nicht Kommunisten &Nazis gleichgesetzt ,sondern darauf hingewiesen, welche erschreckend ähnliche Kommunistenverfolgung es in der Stalinzeit &dem dt. Faschismus gab. D.h.,während Du -genau wie die Bürgerlichen- Stalinismus und Kommunismus gleichsetzt, habe ich diese als Antipoden kenntlich gemacht.
Wer -wie Stalin- Millionen von Kommunisten töten oder einsperren ließ (mehr wie Hitler) und in die SU geflohene Anhänger an die Nazis auslieferte, den nenne ich Antikommunist- und seine letzten paar dumpfbackigen Anhänger dazu.
Ich danke dir deswegen für deine letzte Selbstentlarvarung in Lüge &Verleumdung; jeder kann sehen daß du zu keinem differenzierten Verständnis dessen was wirklich gesagt wurde fähig bist, und halt nur in altstalinist .Fälscherschule alles verdrehen &auf den Kopf stellen kannst. Ob das die Positionen des rev .Marxismus sein sollen -was ich entschieden bestreite-mag jede(r) Leser(in) für sich entscheiden.
Es war nett ,von Dir zur Abwechslung mal als antikommunist. Hetzer bezeichnet worden zu sein-wo ich auf anderen Websites von den Bürgerlichen denen ich deiner Meinung nach ja dienen soll, immer als kommunist. Hetzer bezeichnet werde. Der maßlose Haß auf Kritiker scheint bei Bürgerlichen &Stalinisten gleichermaßen pathologisch zu sein, nur daß letztere noch mehr davon umbrachten.
Ich denke, ich habe meine Aufgabe hier erfüllt (den Leuten die geschichtlichen Hintergründe der heutigen KKE-Politik zwischen Reformismus &Sektierertum aufgezeigt zu haben) und möchte mich jetzt auch lieber etwas gehaltvolleren Gesprächspartnern widmen.
@Redaktion: ist alles ok, habe heute alle Mails gesehen.
Frank Braun 30. Juli 2015 - 16:25
Hallo Thanasis,
es ist schade, daß die interessanteren Essentials deines Aufsatzes zu Tsipras‘ Hinrichtung der ‚Eurolinken‘ durch das trollhafte Geseiere von Meisinger ein wenig verdeckt werden. Da Meisinger gar keinen Dialog will, lohnt es auch nicht, mit dem debattieren zu wollen – Meisinger ist halt bereits von seiner Weltanschauung her ein Alleswisser.
Hinzu kommt noch, daß die Anhänger der ‚Eurolinken‘ nach ihrer selbst gestrickten Niederlage durch einen ihrer Hoffnungsträger sehr verbittert reagieren.
Meine Kritik an KKE hat übrigens unmittelbar nach meinen paar Zeilen von neulich eine Art Auffrischung erhalten: Koutsoubas, der Vorsitzende der KKE hat erklärt, seine Partei denke allein schon deshalb nicht – sozusagen aktionsprogrammatisch – an einen Austritt aus der Euro-Gruppe, weil dadurch v.a. die Ersparnisse der griechischen ArbeiterInnenklasse aufgezehrt würden! Ich frage mich, werden diese Ersparnisse nicht sonst auch aufgezehrt ?
Und lt. Heike Schrader in junge Welt vom 29.07. soll Koutsoubas hinzugefügt haben, ein Ausstieg komme nur in Verbindung mit einer „übergangslosen vollständigen Einführung sozialistischer Verhältnisse“ in Frage.
Ich wette, mit solcher Art Einlassungen stellt sich die KKE politisch ins Abseits, ähnlich wie bei deren Reaktion auf das Referendumsergebnis.
Ein letzter Gedanke noch zum Thema ‚Volksfront‘. Als langjähriger Gewerkschaftsaktivist frage ich mich allen Ernstes, wie ein Betriebskader der DKP z.B. auf einer ErzieherInnen-Streikversammlung bei ver.di dieser Tage diese seltsame Propaganda für eine ‚Antimonopolistische Strategie‘
hätte erfolgreich bewerkstelligen wollen ? Die ErzieherInnen hätten andererseits ‚antikapitalistische AgitProp‘ wohl ganz passend gefunden. Woran liegt das ?
Da die KKE-Repräsentanten neuerdings ihren ‚Antimonopolismus‘ durch ‚Antikapitalismus‘ ergänzen, scheint sich, ich hoffe darauf, ein Kurswechsel anzudeuten.
Solidarische Grüße
Frank Braun, Köln/Hannover
Stefan Edel 30. Juli 2015 - 17:15
@Frank Braun
Für einen Historiker wie mich ist es nichts Neues mehr, daß in Foren meist genau diejenigen unbegründet als „Troll“ bezeichnet werden, die vielleicht wirklich etwas mehr wissen. Ich sagte ja schon, daß jeder Historiker alle Angaben von Meisinger bestätigen könnte.
Und zu den Eurolinken gehört er offenbar nicht. Vielleicht doch nicht allzu genau gelesen?
Statt pauschal von „Geseiere“ zu reden, sollte man schon in der Lage sein, konkret auf alle Punkte einzugehen, („die Wahrheit ist immer konkret“-Lenin, )zu benennen was man daran falsch findet &warum, und wie es ihrer Meinung nach denn richtig ist. Nur so kann man überhaupt diskutieren. Scheinbar liegt er auch mit der Behauptung richtig, daß ihre Richtung hauptsächlich Verleumdungen ausspricht. Traurig, wenn auch nicht ein Rest von menschlicher Fairneß dem anderen gegenüber gewahrt wird. Am Ende solcher Verhaltensweisen steht möglicherw. wieder der Gulag- jedenfalls nicht der Sozialismus.
Thanasis S. 31. Juli 2015 - 11:23
Lieber Frank,
Dass Koutsoumbas das so gesagt hat, habe ich in den griechischen Medien nirgendwo so gefunden. Keine Ahnung, woher Heike Schrader das hat. Unabhängig davon ist es aber ja tatsächlich Position der KKE, dass der Austritt aus dem Euro für sich noch keine Wende zum Besseren darstellen muss und daher auch als alleinstehende Forderung nicht gestellt werden darf. Dieses Urteil halte erst mal ich für unbestreitbar richtig und alles andere für eine gefährliche Illusion über die heilsamen Wunderwirkungen eines Grexit. Natürlich werden die Ersparnisse innerhalb des Euro auch aufgezehrt, weshalb die KKE ja auch gegen den Euro und die EU ist – aber deswegen muss man doch nicht für eine Alternative sein, die absehbar den Verelendungsprozess noch beschleunigen würde!
Wenn es die Analyse der KKE ist, dass ohne tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen der Wechsel der Währung keine Verbesserung zu erwarten ist – eine Analyse, die ich im Übrigen teile – , muss man sich doch erst mal mit dieser Analyse auseinandersetzen.
Die KKE sagt aus Prinzip das, was ihrer Analyse nach das Richtige ist. Wenn sie sich dadurch politisch ins Abseits stellt, dann ist das bedauerlich, aber was ist die Alternative? Eine falsche Politik mit potentiell desaströsen Folgen zu machen, weil einem dann die Massen folgen? Dann hätte sie auch mit Syriza koalieren können, vermutlich hätte sie dann immerhin weniger Stimmen verloren.
Zum Thema Volksfront/antimonopolistische Strategie: Dabei geht es doch darum, dass man nicht kleine Familienbetriebe wie die Bäckerei von nebenan als Feind in den Mittelpunkt stellt, sondern das Monopolkapital. Es ist doch klar, dass man den Klassenkampf gegen das Großkapital sehr viel besser vermitteln kann als den gegen den kleinen Laden von nebenan. Auch bei den ErzieherInnen muss die Agitation doch benennen, dass der Staat, bei dem sie ja in der Regel eingestellt sind, Politik im Interesse der Konzerne macht. Und natürlich muss die antimonopolistische Strategie in eine antikapitalistische einmünden bzw ist letzten Endes dasselbe. Es ist doch klar, dass es niemandem darum geht, zum Kapitalismus der freien Konkurrenz zurückzukehren, sondern dass die Vergesellschaftung der konzentrierten Produktionsmittel der erste Schritt auf dem Weg zur vollständigen Vergesellschaftung ist (und das aus rein praktischen Gründen auch sein muss). In der DKP ist das zugegebenermaßen oft nicht so klar bzw gibt es immer noch in Teilen die Steigerwald-Position der antimonopolistischen Demokratie. In der KKE ist es in der bewusst gewählten Formulierung „antimonopolistisch-antikapitalistische Strategie“ impliziert. Das ist auch weniger ein Kurswechsel als die Präzisierung einer früheren, verschiedene Interpretationen zulassenden Konzeption.
Thanasis S. 31. Juli 2015 - 11:26
@Stefan
Es ist eben nicht so, dass der Meisinger „etwas mehr“ weiß, sondern dass er sein Wissen einseitig aus bürgerlichen oder links-antikommunistischen Quellen bezieht und darüber hinaus ganz allgemein unsere Geschichte nicht aus einer historisch-materialistischen, dialektischen, kritisch-solidarischen Perspektive betrachtet sondern vom Standpunkt der absoluten, unterschiedslosen Verdammung. Damit stellt er sich klar auf die Seite der reaktionärsten Vertreter der bürgerlichen Geschichtsinterpretation (denn viele bürgerliche Historiker sind da ja durchaus differenzierter als er), die in der UdSSR nichts anderes zu sehen bereit ist als Terror und Massenmord.
Ich bin grundsätzlich gerne bereit, mich konkret mit den Punkten zu befassen, die angesprochen wurden, aber nicht gegenüber einem fanatischen Antikommunisten, der beim Namen „Stalin“ Schaum vor dem Mund bekommt. Und auch nicht auf den Diskussionsseiten des LCM, denn das ist dafür eindeutig der falsche Rahmen. Und bisher hast du auch nicht den Eindruck gemacht, viel diskussionsbereiter zu sein als Meisinger, jedenfalls nicht mit solchen Verleumdungen wie der am Ende deines „Beitrags“.
Und deine ständige Selbstinszenierung „Ich als Historiker…“ geht mir ehrlich gesagt auf die Nerven. Abgesehen davon, dass Autorität kein Argument ersetzt, beschäftige ich mich auch wissenschaftlich mit der Geschichte und bin daher ziemlich unbeeindruckt.
Günter Meisinger 31. Juli 2015 - 12:25
LOL II- wunderbar dummes Eigentor von T.S. :
“ das Massaker der korrupten Regierungspartei in Südafrika an den Bergarbeitern“
sagt er ausnahmsweise richtig (in seinem vorletzten oder vorvorletzten Beitrag, den ich eben erst sah, weil nicht alle in richtiger zeitl. Abfolge erscheinen) ohne die Leser darüber aufzuklären, daß die stalinist. südafrik.KP im Regierungs-Dreierbündnis ANC die stärkste Kraft ist, welche -wie die meisten KP´s der Welt- die 34 erschossenen &hunderte von verletzten streikenden Bergarbeiter als rechte sowie anarchist. Provokateure verleumdeten, so wie es die Stalinisten eben immer schon taten, und so wie T.S. ja auch jemand wie mich, der wg.“kommunist. Agitation“ schon aus der Schule flog und mittlerw.seit 45 Jahren kommunist. tätig ist (darunter dummerweise auch ein Jahrzehnt in der dt. KP) als „Speerspitze des rechten Antikommunismus“ und „fanatischen Antikommunisten“ verleumdet. Kommunisten-Massenmörder Stalin nennt er weiter den roten. Das grenzt langsam an Geistesstörung.
.Der ich angebl. keine offene Diskussion wollte bin immer auf alle seine Punkte eingegangen ,während er sich bei fast allen von mir vorgebrachten Punkten um die Antwort drückte („ich könnte alles widerlegen wenn ich wollte, habe aber keine Lust“-so T.S.- könnte jede 5jährige antworten.)
Auch Zensur &Inquisition wonach ich keinesfalls rief ,sind wahrlich dem Stalinismus eher eigen (in euren Parteien sind auch Fraktionen verboten); meine Verwunderung darüber daß LCM dich druckt, kam daher -vielleicht liege ich da falsch- daß ich dachte daß die eher aus einer autonomen oder anarchist .angehauchten Tradition kämen, und das m.E.nicht zusammenpaßt. Das ist alles. Bei mir gibts keinen Massenmord oder Folterungen für andere Meinungen.
Aber nochmal zu Südafrika, wo Du verlogen den Eindruck zu erwecken versuchst, als wärt ihr auch gegen die Politik eurer Genossen dort. Eine solche Verurteilung von ANC & SACP durch die KKE wirst Du hier aber nicht vorzeigen können ( zu erwartende Ausrede: „LCM ist nicht der Ort dafür“), während ich einige KKE-Zitate raussuchen könnte, wo ihr die südafrik. Arbeitermörder-KP als angeblich prinzipientreue Marxisten feiert.
Selbstverständlich werde ich immer eure Lebenslügen, Geschichtsfälschungen und Morde an revolut. Arbeitern (im Namen des Marxismus!) bekämpfen. Aber falls Du es immer noch nicht bemerkt hast: ihr letzten paar Stalinisten seid aussterbende Übriggebliebene, die offensichtl. keine Massen mehr gewinnen können. Und das ist gut so für den Sozialismus/Kommunismus, denn ihr habt in Jahrzehnten genug Schaden &Verwirrung angerichtet.
Thanasis S. 31. Juli 2015 - 14:54
Also langsam fragt man sich, ob du ernsthaft so verblödet bist oder ob du nur aus irgendeinem infantilen Bedürfnis heraus provozieren willst.
Was bitte habe ich mit der SACP in Südafrika zu tun? Woher nimmst du die Annahme, dass ich mit deren Politik übereinstimme? Weil die sich auch „Kommunisten“ nennen? Offenbar kann dein Gehirn wirklich nichts verarbeiten, was komplexer ist als ein Binärcode. Dazu kommt natürlich, dass, da Stalin ja nun mal tot ist, du dir einen Ersatzstalin suchen musst, den du fürderhin dämonisieren kannst und daher weiterhin Lügen über die KKE verbreitest. Denn die KKE hat das Massaker in Südafrika damals unmissverständlich verurteilt (http://www.rizospastis.gr/page.do?&publDate=18/8/2012&id=14182&pageNo=17)
Ein einziges Mal werde ich jetzt auf deine infamen Verleumdungen eingehen, aber nicht weil ich bei dir noch auf geistige Gesundung hoffe, sondern für die anderen Leser.
zum Parlamentarismus: Was für ein Witz! Gerade die KKE agiert doch ganz offensichtlich weitgehend unabhängig von wahltaktischen Überlegungen. Wäre sie auf Wählerstimmen fixiert, hätte sie mit Syriza koaliert, sie hätte die wohlklingenden „Anti-Memorandums“-Phrasen mitgeschwungen, würde jetzt die Entscheidung von Tsipras mittragen usw usf. Kurz, sie würde in fast jedem Punkt das Gegenteil von dem tun was sie tut, denn offensichtlich ist gerade die Stimmung in Griechenland nicht günstig für Leute, die auf Prinzipien bestehen.
Zu Griechenland: Ich habe schon geschrieben, dass die KKE selbst ihr eigenes Vorgehen im Bürgerkrieg scharf kritisiert. Das nennt man Selbstkritik. Ich weiß ja, das ist etwas, wozu ihr Trotzkisten immer schon unfähig wart, aber wenigstens das Konzept sollte doch verständlich sein. Trotzdem ist es natürlich eine Lüge, dass die KKE die Macht „an Churchill gegeben“ hat. Es gab ein Abkommen mit der probritischen Marionettenregierung, das diese (zugegeben nicht überraschend) gebrochen hat. Danach hat die KKE den bewaffneten Kampf gegen dieses Regime und die Imperialisten wieder aufgenommen – sieht so „die Macht abgeben“ aus? So Leute wie du haben dazu übrigens damals nichts beigetragen.
Ich halte die Moskauer Strategie nach dem 2. Weltkrieg, auch bzgl Italien und Frankreich tatsächlich für sehr problematisch. Anders als du ist für mich das Thema aber nicht erledigt, indem ich das auf die persönliche Boshaftigkeit Stalins oder „der Bürokratie“ zurückführe, sondern aus der weltpolitischen Lage und den enormen Kriegsschäden in der Sowjetunion zu erklären versuche. Für Leute, die sich für Marxisten halten, sollte das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
Dass ich gegen den Eurokommunismus und das Kompromisslertum diverser westeuropäischer KPen in der Nachkriegszeit bin, hättest selbst du zwischenzeitlich kapieren können, daher weiß ich nicht, wieso du mir das immer noch vorhältst. Übrigens sind es in erster Linie die diversen trotzkistischen Sekten, die an derlei degenerierten Parteien (wie Syriza) immer noch irgendwas finden und nicht die „Stalinisten“.
Es liegt mir fern, die Verfolgungen und Morde, die in den 30ern in der SU stattfanden, oft auch an Kommunisten, einfach alle zu rechtfertigen. Mindestens genauso falsch ist aber dein antikommunistischer Standpunkt, für den sich das Thema mit der Denunzierung Stalins und des „Stalinismus“ erledigt hat. Wir reden immerhin über eine Phase extremer äußerer und innerer Bedrohungslagen, in der es durchaus und nachweislich Spionage, Militärverschwörungen, Mordkomplotte o.ä. en masse gegeben hat, worauf der sowjetische Geheimdienst gerade angesichts des drohenden Krieges eine Antwort finden musste. Das wirst du in deiner selektiven Wahrnehmung sicher bestreiten, was aber nichts an den Fakten ändert. Diese muss man jedenfalls berücksichtigen, um die teils grauenhaften Verzerrungen sozialistischer Prinzipien verstehen zu können. Dass Stalin mehr Kommunisten umgebracht haben soll als Hitler, ist selbstverständlich eine reaktionäre Propagandalüge, mit der du (ob gewollt oder nicht) den deutschen Faschismus verharmlost und die du natürlich auch nicht belegen kannst.
Schließlich zu Spanien: Wenn du Marty als Kronzeuge zitierst, kann ich genauso Orwell für das Gegenteil zitieren, der als strammer Antikommunist (wie du) immerhin die Redlichkeit besaß (anders als du), zuzugeben, dass die PCE damals die einzige machbare Strategie für Spanien vorweisen konnte. Es ist einfach realitätsferner Voluntarismus, zu glauben, dass eine Revolution in Spanien überhaupt möglich gewesen wäre unter Bedingungen des Bürgerkriegs und der ausländischen Intervention. Die Franco-Armee wurde nun mal, vor allem auch dank der massiven Hilfe aus Italien und Deutschland, immer stärker. Die einzige Chance, dagegen etwas auszurichten, bestand in einer disziplinierten und gut ausgerüsteten regulären Armee der Republik und einer funktionierenden Wirtschaft im Hinterland. Die revolutionären Bestrebungen der CNT und POUM, so ehrenhaft sie gewesen sein mögen, hatten einer professionellen Armee schlicht nichts entgegenzusetzen. Glaubst du etwa, die faschistischen Truppen aus Italien oder Deutschland und Francos marokkanische Söldner hätten sich von einer Volkserhebung beeindrucken lassen? Viel wahrscheinlicher ist, dass v.a. Großbritannien endgültig ins Lager der Achse eingeschwenkt wäre und Franco offen unterstützt hätte. Die PCE hat zu recht diese linksradikale und voluntaristische Strategie abgelehnt, weil sie wusste, dass es zunächst schlicht darum ging, 1) den Kollaps des Staates und der Streitkräfte aufzuhalten, 2) das Kleinbürgertum im antifaschistischen Lager zu halten und 3) Frankreich und GB wenigstens neutral zu halten. Was nach einem Sieg im Bürgerkrieg möglich gewesen wäre, steht auf einem ganz anderen Blatt. Die Hegemonie, die die PCE durch ihre realitätstüchtige Politik in der Republik erringen konnte, spricht dafür, dass danach ein Übergang zum Sozialismus durchaus wahrscheinlich gewesen wäre.
Du kannst jetzt auf diese Punkte eingehen oder es auch lassen. Noch mal werde ich so viel Zeit für eine Witzfigur deines Schlags jedenfalls nicht opfern. Mir ist es doch völlig egal, ob du bis ans Ende deiner traurigen Tage davon überzeugt bleibst, dass du Recht hast und alle „Stalinisten“ fiese Arbeitermörder sind. Davon hängt der Fortschritt sicher nicht ab.
Für deine (angeblichen) 45 Jahre sogenannter „kommunistischer“ Tätigkeit, wobei du zum Glück ja die DKP verlassen und somit um ein nerviges Problem erleichtert hast, bekommst du von mir sicher keinen Orden verliehen – zumal ja immer klarer wird, was für dich „Kommunismus“ bedeutet. Ich kann dich nicht daran hindern, das trotzdem immer wieder zu erwähnen, aber wenn du glaubst, dass hier jemand in Ehrfurcht erstarrt und dir deswegen deinen Red Scare-Bullshit durchgehen lässt, täuschst du dich.
Thanasis S. 31. Juli 2015 - 14:57
noch ein Nachtrag:
Das LCM hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, auch meinen Text zu veröffentlichen, der nicht ihrer Mehrheitslinie entspricht, wenn er klar als Gastbeitrag gekennzeichnet ist. Was daran so komisch sein soll, verstehe ich nicht bzw. das kann nur jemand so sehen, der eigentlich kein Interesse an einer frei geführten Diskussion um Strategie und Taktik der kommunistischen Bewegung hat (warum wohl nicht?) und lieber alles verbieten würde, was ihm nicht in den Kram passt.
Stefan Edel 31. Juli 2015 - 20:52
@ T.S.: Bitte keine Aufrechnungen!
Bei deiner Diktion (es gab am Ende eine Einschätzung/Prophezeiung, falls Du das von einer Verleumdung unterscheiden kannst) habe ich ebenfalls keine Lust groß mit dir zu diskutieren. Dass Du auch Historiker bist, bezweifele ich.
Wenn Du Günter Meisinger vorwirfst, sich auf den Terror &Massenmord der Stalinzeit zu konzentrieren (was wohl heißen soll: anstatt sich auf die Errungenschaften die es gab, zu konzentrieren), dann ist dies m.E. eine Herangehensweise der Aufrechnung/Gegenrechnung: welche Errungenschaft entschuldigt wieviele Toten? Da wären wir bei Scharpings „Kollateralschäden“.
Auch hast Du dich nie gegen die Todesstrafe im Sozialismus ausgesprochen. Alle „realsoz.“ Länder hatten die auch noch nach der Stalinzeit, während fast alle europ.-kapitalist. Staaten diese Jahrzehnte vorher abschafften.
Sollte nicht die soz. Gesetzlichkeit humaner sein als die bürgerliche, anstatt Jahrzehnte dahinter zurückzufallen? Oder ist das für dich „bürgerlicher Humanismus“? Das war übrigens im Krieg auch ein Straftatbestand, ebenso „Mitleid mit dem Feind“ (siehe dazu die Bücher des dafür verurteilten Autors Lew Kopelw.) Marx sagte, der Marxismus sei ein Hmanismus und unterschied nicht zwischen bürgerl. &soz. Humanismus. Ob er neben Rosa Luxemburg im Gulag gesessen hätte?
Da fällt mir noch eine Episode aus einem der Bücher ein, die Günter empfahl („Notausgang“ von Silone) : 1929 beobachtet er in der SU die brutale Verhaftung eines betrunkenen Arbeiters, während er gerade mit einer Funktionärin im Gespräch ist. „Das sind doch nur Parasiten“ sagt die. S. erläutert, daß dies selbst in seinem kap. Land humaner gehandhabt würde. Die Funktionärin antwortet verständnislos: „Dafür haben wir Sanatorien!“
(als wenn es im Westen keine gäbe &man dafür die Demokratie weglassen dürfe)
-Wieviel Tote genehmigst Du für ein Sanatorium? Oder für den . Sputnick im Weltall? Bei soviel Monströsität noch mit den Errungenschaften prahlen, ist doch wie „aber Hitler hat die Autobahnen gebaut“.
Ist nicht jeder einzelne unschuldig repressierte im Sozialismus einer zuviel?
Da spricht es sehr für Günter Meisinger, wenn er der einzige ist der sich hier deinem lange widerlegten Unsinn stellt (er glaubte das ja früher auch mal, aber lernte dazu), trotz seines Zustandes nach Herzinfarkt &anderer schwerer Krankheiten, trotz Armut &dringenster Wohnungssuche. . Jeder der ihn persöl. kennt, weiß, wie sehr er sein Leben für andere kreuzigte, und wie er von seinem 13. Lebensjahr an für Sozialismus kämpfte. Ihn als fanatischen Antikommunisten zu bezeichnen ist dumm, wirr, und niederträchtig. Ihr haßt wohl wirklich jeden der nicht eurer Meinung ist und da ist nicht schwer vorauszusagen, in welche Verhaltensmuster ihr im Falle von Macht zurückfallen würdet.
Thanasis S. 31. Juli 2015 - 21:45
Stefan,
Ob du mit mir diskutieren willst oder nicht, musst du entscheiden. Ich schreibe das niemandem vor. Ob du mir glaubst, dass ich Historiker bin, ist mir ebenfalls völlig egal. Selbst wenn ich es nicht wäre, wäre keins meiner Argumente bezüglich der Geschichte deshalb weniger wahr.
Zum Thema „Aufrechnung“: Deine Vorstellung vom Sozialismus als der Gesellschaft des vollendeten Humanismus ist eine schöne Idee. Und natürlich ist es diese Idee die auch mich und die zahllosen Kommunisten der Geschichte, inklusive derer die ihr verteufelt, motiviert hat, zu kämpfen. Trotzdem geht deine Vorstellung vollkommen an der Tatsache vorbei, dass die herrschende Klasse, dass die Imperialisten uns nun mal nie einfach so machen lassen haben, sondern regelmäßig lieber Millionen abgeschlachtet haben, als dem Sozialismus auch nur einen Meter nachzugeben. Wenn du wirklich Historiker sein solltest, müsstest du das so gut wissen wie ich. Der Klassenkampf war immer ein schmutziges Geschäft, in dem es Opfer gab, auch Unschuldige. Auch die Französische Revolution war da bekanntlich keine Ausnahme. Ich muss nun aber nicht gutheißen, dass unter Robespierre Unschuldige unter die Guillotine kamen um gleichzeitig die Errungenschaften dieser Revolution hochzuhalten und zu verteidigen. Nicht anders war es mit der Oktoberrevolution und ihrer Fortsetzung unter Stalin. Seit die Weißen das Gemetzel in Russland begonnen haben, passierten da nun mal hässliche Dinge. Einige davon waren notwendig, andere vielleicht nicht. Jedenfalls geschahen sie, um eine Gesellschaft zu schaffen, in der nach Jahrtausenden der Unterdrückung, der Massaker, der Menschenverachtung, der Sklaverei, der Lüge und Niederhaltung der Massen zum ersten Mal ein menschenwürdiger Zustand herrschen würde. Und egal was man an der SU kritisieren kann, sie hat es wie keine andere Gesellschaft in der Geschichte (!) geschafft, Dutzende Millionen Menschen aus tiefster Armut und Unwissenheit zu befreien. Also ja, wenn du so willst, ist das eine „Aufrechnung“: Befreiung gibt es immer nur zu einem Preis und nie geschenkt. Wenn du dafür nicht bereit bist, dann solltest du auch so ehrlich sein und den Sozialismus als Ziel abschreiben. Allerdings weißt du ja vermutlich selber, dass der Kapitalismus immer und zu jedem Zeitpunkt ein Vielfaches an Barbarei hervorgebracht hat wie der Sowjetsozialismus selbst in seinen dunkelsten Jahren.
Und noch kurz zu der persönlichen Geschichte: Ich kenne Meisinger nicht persönlich, habe aber seinen Namen bei Google eingegeben und diverse Diskussionen gefunden die genauso abliefen wie diese hier. Offensichtlich ist der Mann nicht dazu in der Lage, sich zivilisiert, ohne Beleidigungen und schlimmste Anschuldigungen zu unterhalten. In einer Diskussion hat er sogar den Islam als an sich faschistisch bezeichnet. Und hier ist er erst mal in die Diskussion eingestiegen, indem er sich in polemischer Weise über ein Thema ausgelassen hat (die Politik der KKE), von dem er rein gar nichts versteht. Ich will nicht ausschließen, dass er ein netter Kerl sein kann, wenn man selbst vielleicht nicht gerade Kommunist ist (in bürgerlicher Diktion: „Stalinist“). Dass Leute wie er, die ihre Hauptaufgabe darin zu sehen scheinen, die Geschichte der kommunistischen Bewegung zu denunzieren (also im Grunde das Gegenteil einer wirklich kritischen Aufarbeitung), auch nur minimal zum Kampf für den Sozialismus beitragen, würde ich dagegen vehement bestreiten.
Und Nein, natürlich hasse ich nicht „jeden, der nicht meiner Meinung ist“. Was für eine bescheuerte Unterstellung! Fast jeder, auf den man in der politischen Arbeit trifft, ist doch erst mal anderer Meinung. Es ist aber was anderes, wenn Leute schon von vornherein in derart unbelehrbarer Manier auftreten wie Meisinger und offenbar keine andere Motivation haben, als der Welt die Auswüchse ihres Antikommunismus mitzuteilen.
A.Holberg 2. August 2015 - 8:29
Den Stalinismus – insbesondere den an der Macht -richtigerweise als eine konterrevolutionäre Richtung zu bezeichnen, ist die eine Sache (wenngleich es nützlich wäre, nicht nur die bekannten Verbrechen an der Arbeiterklasse zu denunzieren, sondern auch die internen und internationalen sozioökonomischen Umstände zu benennen, die seine Herrschaft und die Umwandlung einer von Anfang an deformierten „Diktatur des Proletariats“ in ein staatskapitalistisches System möglich bzw. sogar naheliegend machten). Eine andere Sache aber scheint es mir zu sein, den Hinweis auf den stalinistischen Charakter irgendwelcher heutiger KPs zu nutzen, um der Frage auszuweichen, in wieweit sie in aktuellen Klassenkämpfen (z.B. in Griechenland) nicht hier und da, oder gar weitgehend Recht gegenüber dieser oder jener „Linkspartei“ (à la Syriza, die ja auch ein merkwürdiges Sammelsurium von ehemals unter dem Begriff „Eurokommunisten“ firmierenden rechten Stalinisten und „Trotzkisten“ und sonstigen „Bewegungslinken“ ist). Offensichtlich ist es so, dass eine Menge „stalinistischer“ Parteien sich schwer damit tun, aus der Tradition erwachsende Anhänglichkeiten über Bord zu werfen, und in Hinblick auf ihre mögliche Praxis als Regierungspartei in einem sozialistischen Land lässt das zurecht Befürchtungen aufkommen. Aber da sind wir ja nun wahrhaftig nicht. Aktuell sollten wir uns weniger mit ihnen über den Herrn Stalin und Konsorten streiten als vielmehr darüber, was heute zu tun ist. In dieser Hinsicht finde ich den Beitrag von Thanasis durchaus lesenswert, auch wenn er die Diskussion um Gefahren der stalinistischen Tradition für längere Perspektiven nicht (ausreichend) zu sehen scheint. Die Stalin-Frage ist offensichtlich heute nicht die, die über Erfolg oder Misserfolg bei dem Bemühen entscheidet, die Arbeiterklasse von einer Klasse für sich (in den Worten Trotzkis:“Ausbeutungsmaterial“) zu einer Klasse an und für sich zu entwickeln.
KKE 3. August 2015 - 0:43
Stellungnahme der KKE, englisch und deutsch: http://magazinredaktion.tk/kke.php
Leonard Bechstein 10. August 2015 - 20:52
Dank an Günter Meisinger für die famose Schlacht mit den stalinist. Auffasungen von T.S. Habe das eben erst gesehen und hoffe Du siehst noch meine Frage an Dich (oder auch an Stefan): wie erklärt es sich, daß die Stalinisten den Zusammenbruch des Stalinismus nicht wahrhaben wollen? Deren „Analyse“ kann sich doch nicht im Ernst auf einen „Ein-Mann-Verrat“ (Gorbatschow) reduzieren, wenn z.B. in der DDR dauerhaft Hunderttausende demonstrierten? In der UDSSR waren es vielleicht weniger -wie T.S. behauptet- aber zumindest rührten die Arbeiter ja keinen Finger zur Verteidigung „ihres“ angebl. Staates….
Und zu sagen, es lag allein an Gorbi, wäre ja DAS Eingeständnis (das merken die gar nicht) daß etliche formal selbständige Staaten sich nur durch die sowj. Armee im Rücken halten konnten, also ebenfalls keine Basis im Volk hatten…
Wer den Stalinismus nicht aufarbeiten will, wird, wie Du sagst, nie wieder Massen für den Sozialismus gewinnen können. Dessen ganze polit. Tätigkeit wird ein Leben lang umsonst sein….
günter meisinger 13. August 2015 - 11:25
@T.S.: habe deine letzten kommentare (einer noch vom 31.7.) heute erst gesehen; wurden wohl verspätet freigeschaltet.
auch ich habe keine zeit mehr um mich allen deinen neuen lügen ausführlich zu widmen und lehne eine weitere diskussion mit jemand der einen der einst vom verfassungsschutz wg. seiner kommunist. gesinnung „besucht“ wurde als antikommunist bezeichnet, ab.
ansonsten können leser klar ersehen, daß ich ncht „gegen kommunisten“ argumentiere, sondern gegen stalinisten, die ich als deren antipoden kenntlich gemacht habe. nur du &die bourgeoisie behaupten, daß stalinisten &kommunisten dasselbe seien.
ansonsten nur noch soviel:
-jeder kann in „mein katalonien“ (orwell´s buch über den span. bürgerkrieg) nachlesen, daß er niemals „die realist. strategie der PCE“ gelobt hat, wie du behauptest; vielmehr wurde er, auch ein ehemaliger KP-Mann, ja gerade durch seine abstoßenden Erlebnisse mit diesen zum Antistalinisten und verbrannte sein Parteibuch. Ich glaube, in dem Film „Land &Freedom“ von Ken Loach kommt das auch vor. Auch Orwell meinte, daß mit den Millionen die bereit waren (allein die Anarchisten waren 2 Mio.) der Bürgerkrieg ohne euren Verrat hätte gewonnen werden können.
-auch wenn du sagst, die KKE habe das massaker in südafrika verurteilt, bleiben doch eure von mir erwähnten lobpreisungen der südafrik. KP als angebl. prinzipienfeste marixst. partei. um dich da herauszuwinden, sagst du doch tatsächlich: was habe ich mit der SACP zu tun? Welch ein Hohn, wenn jemand sich Internationalist nennt! Wer ist hier die Witzfigur?
@holberg: du hast natürlich wiedermal überlesen, daß der eingangsatz meines ersten beitrages lautete: „TROTZ vieler richtiger kritik an der syriza…..“. es paßt zu deinen mir bekannten zentrist. auffassungen, die ungeheuerlichen stalinst. auffassungen von T.S. herunterzuspielen, hauptsache er sagte teilw. richiges zu syriza. als ob du profunde syriza-kritik nicht auch bei antistalinist. gruppen finden könntest! selbst die sonst nicht von mir geschätzte GAM hatte da kürzlich einen ausgezeichneten beitrag, den man hier ja anstelle von T.S. hätte abdrucken können . oder vielleicht mal „bolschewismus &stalinismus“ von trotzki.
A.Holberg 19. August 2015 - 10:00
Meine Deiner Meinung nach zentristische Position besteht in diesem Fall darin, dass ich ungeachtet sonstiger Kritik am Stalinismus der Meinung war (und bin), dass die vom Autor dargelegte Position der KKE zur Syriza und vor allem ihre Praxis in Hinblick auf den Klassenkampf in Griechenland (und Beides unterstütze ich keineswegs blind) aktuell diskussionswürdig sind und nicht durch allgemeine Stalinismuskritik niederzumachen sind. Der „Antistalinismus“ ist natürlich perspektivisch wichtig, aber beileibe kein Allheilmittel gegen Irrtümer und pseudoreligösen politischen Fanatismus. Was z.B.bedeutet „Trotzkismus“ in der Praxis (wohlbemerkt im Unterschied zu Theorie und Praxis von L.Trotzki)? Es gibt heute Dutzende – von der Arbeiterklasse meist so gut wie vollständig isolierte) „trotzkistische“ Gruppen, die sich zwar in Hinblick auf den Stalinismus an der Macht (d.h. auf die Zeit von ca. 1924 bis Ende der 80er) mehr oder weniger einig sind, nicht jedoch über wichtige aktuelle Fragen wie z.B. Syrien oder Ukraine. Andererseits gibt oder gab es Organisationen, die aus stalinistischen KPs oder anderen ähnlichen Parteien hervorgegangen sind (z.B. aus der OPFI hervorgegangenen ORWI im Iran, Iscinin Sesi in der Türkei,CPGB in Großbritannien) die diese Parteien einer linken Kritik unterzogen haben, ohne deshalb völlig mit ihrem historischen Erbe gebrochen zu haben und die m.E. oft richtiger gelegen haben (z.B. ORWI zur Zeit der iranischen Revolution, oder heute CPGB) als gar manche sich auf den „Trotzkismus“ berufende Gruppen (z.B. SWP). Wo man in Hinblick auf aktuelle Fragen anderer Meinung ist als diese ex-stalinischen Organisationen, aber auch als Organisationen wie die KKE, sollte man das in erster Linie über eine Analyse der gesellschaftlichen Aktualität vermitteln und nicht die Wiederholung alter Polemiken zum Stalinismus.
günter meisinger 13. August 2015 - 12:13
@bechstein:
ja, das kann ich dir sagen wie die letzten paar stalinisten den zusammenbruch des stalinismus umschiffen wollen: die sagen, zusammengebrochen sei der „chrustschow´sche revisionismus“. also, bis zu stalins tod habe sozialismus geherrscht, und keine 3 jahre später, auf dem 20. parteitag der KPDSU märz 1956 unter chrustschow sei der -schwupp!- quasi über nacht verschwunden gewesen. konsequenterweise bezeichnet ein teil der stalin-reste (wie MLPD) diesen parteitag dann als putsch. denn es wäre ja eine ziemlich operettenhafte vorstellung von sozialismus, wenn der über nacht verschwinden soll- wie weggewischt mit „zewa-wisch-und-weg“. da jedoch revisionismus immer eine jahre- oder jahrzehntelange entwicklung ist, ließe der 1956 nicht mehr vorhandene sozialismus nur den schluß zu, daß schon stalin der erzrevisionist war…. (der den marxismus freilich weniger mit der feder -das konnte er nicht- als vielmehr mit den polizeistiefeln revidieren ließ).
nachdem chrustschow 1956 einen teil der verbrechen stalin´s aufdeckte, wollten dies einige KP´s -vor allem die chinesische unter mao &die albanische unter enver hoxa- nicht wahrhaben und setzten obige thesen in die welt, denen sich nach 1990 eine handvoll leute aus wenigen der noch existierenden KP´s (die sich nach stalin eigentl. an chrustschow, breschnew &nachfolgern -den jeweiligen geldgebern- orientiert hatten) anschlossen- für die doch früher die maoisten der erzfeind waren. für diese &die albaner wiederum waren parteien wie die DKP früher nur die „sowj. sozialfaschisten“. seit die griechische KP (KKE) als einzige der „offiziellen“ KP´s Stalin 2009 rehabilitierte, werden die plötzl. von den anderen stalin-kleinsekten wie KI oder „kommunisten online“ (eine ex-KPD/ML-seite, die auch davon ausgeht daß chrustschow den stalin &diverse ausländ. KP-führer ermorden ließ) nur noch in den höchsten tönen gelobt… da wächst jetzt zusammen was zusammen gehört.
die kommunist. initiative (wo auch dkp-leute mitarbeiten) schickte ja kürzlich ein telegramm nach korea, wo die „zur ausschaltung der konterrev. fraktion“ gratulierten. gemeint war die hinrichtung langjähriger funktionäre, die dazu mitten aus einer sitzung des volkskongresses geholt wurden. dies zeigt -im gegensatz zu den ausreden von T.S.- wie der stalinist. terror keine einmalige verirrung war, die was mit dem krieg zu tun hatte (der terror fing ja viel früher an und für 1953 waren -trotz beruhigter lage- schon neue schauprozesse vorgesehen, auch für den ganzen ostblock; der antisemit. slansky-prozeß fand ja auch 1953 in der CSSR statt) sondern wie stalinisten immer und überall so weiter machten (mao, pol pot).und heute wieder so handeln würden.
zu gorbatschow: trotzki hatte immer vorausgesagt, daß die stalinisten die SU wieder in den kapitalist. weltmarkt integrieren würden. gorbatschow war der letzte, der diesen prozeß vollendete. in d i e s e m sinne war auch er noch stalinist, wenn auch ohne gulags &massenterror. aber schau dir mal diese rede von ihm an, wo er gegen die trotzkisten wütete, unter wiederholung aller altstalinist. lügen. moskau hat zwar 1988 die schauprozesse zurückgenommen, aber als personen nur die „rechte“ parteiinterne opposition um bucharin rehabilitiert, nicht die linksopposition um trotzki. der in der wolle gefärbte gorbi wußte warum- mit gleichermaßen sozialdemokratischen &reststalinist. auffassungen verkörperte er beide seiten der antirevolutionären medaille.
sieht für mich -im gegensatz zu holberg- weiter so aus, daß die sich fälschlich kommunist. nennenden parteien das größte konservative hindernis für eine wirklich revolutionäre entwicklung bleiben.
Stefan Edel 13. August 2015 - 14:44
@T.S.
Auch ich möchte mit deiner unredlichen Person nicht länger diskutieren; da stimme ich ganz mit Günter Meisinger überein.
Du beleidigst doch selber ständig-was Du ihm vorwirfst.
Uns beide beschuldigst Du der Kommunistenhatz- Du hast ja wohl kapiert, dáß Stalinisten für uns keine Kommunisten sind, also nicht wg. ihres vermeintl. Kommunismus angegriffen werden, sondern wg. ihres Verrats an dessen Idealen.
Du räumst zwar so halbwegs das kritisierte Verhalten europ. KP´s nach 1945 ein, schiebst dies aber auf den Eurokommunismus- der nur eine Etappe in der Krise des Stalinismus war. Erzähle uns doch nicht, daß sich die KKE 1968 im Pariser Mai anders verhalten hätte als die KPF- oder auch heutzutage. Ihr verhaltet euch der ganzen rev. Linken in Griechenland gegenüber doch genauso schroff ablehnend und macht eure Aktionseinheiten nur mit euch selber.
Und wennDu vor dem Publikum hier plötzlich „heroische“ Absichten der POUMisten oder Anarchisten im span. Bürgerkrieg einräumst- mit vermeintl. fehlgeleiteten Genossen diskutiert man doch anders als durch Abschlachten derselben,oder? Du weißt sehr genau, daß die Vorwürfe der PCE &Interbrigadisten damals nicht auf verfrühten Heroismus lauteten, sondern darauf, die Agenten Franco´s&Hitlers zu sein. (Auch subjektiv-nicht nur „objektiv“ oder unbewußt.)Alles dies würdet ihr heute gerade wieder genauso tun. Ich schließe mich deswegen Günter´s Warnung an alle Linken an, euch neuerdings besser nicht als seriös zu handeln. Und tschüß!
günter meisinger 13. August 2015 - 20:33
@stefan
danke mein lieber. aber du hast noch einen wichtigen hinweis vergessen: daß nämlich niemals antistalinist. kommunisten stalinisten ermordeten, während stalinisten hunderttausendfach kommunisten ermordeten- was TS´demagogie gegen uns (vorwurf der antikomm. hetze) umso dreister macht. im übrigen, wenn die hunderttausendfachen anklagen wg trotzkismus (was ja nur als oberbegriff für alle kritiker diente &am schluß auch linientreue stalinisten traf) zutreffend gewesen wären, hätten die trots ja die mehrheit der partei sein müssen…. und damit das recht gehabt diese zu führen.
aber worauf ich hinaus wollte: die trots wurden ja nicht nur in der SU während stalin, sondern auch danach noch im ganzen ostblock verfolgt und überall in der welt wurde mal in diesem und jenem land einer ermordet von stalinisten, bis hinein in die jüngste vergangenheit. so wurde vor wenigen jahren der letzte lebende sekretär trotzki´s im alter von 89 ermordet! stalinisten nehmen noch immer rache.
kurz nach dem krieg wurden ja auch von der stasi mehrere bekannte dt. trotzkisten nach ostberlin entführt. der gewerkschaftssekretär heinz brandt kam lange ins gefängnis, der österr. arbeiter karl fischer in einen sowj. gulag und der KPD-mitbegründer &bekannter von rosa l., der alte arbeiter &trotzkist oskar hippe (buch: „unsere fahn´ist ror- 60 jahre in der arbeiterbewegung“) wurde von der stasi im selben berliner gefängnis gefoltert, wo er auch schon unter den nazis gefoltert wurde!!!
einige wochen bevor die ermordung trotzki´s in seinem mexik. exil klappte, als ramom mercader, mitglied der von TS gelobten span. KP ihm den Eispickel in den Schädel schlug, gab es ja auch schon fehlgeschlagene versuche, an denen die ganze malerkolonie der mexik. KP beteiligt war (die auch mit faschisten zus. für seine ausweisung demonstrierten). der maler der weltberühmten fresken mexiko´s, diego rivera, und seine nicht minder berühmte frau &ebenso tolle künstlerin frida kahlo wurden ja auch ständig von ihren ex-genossen bedroht seit sie sich an trotzki orientierten und ihm in mexiko ihr haus zur verfügung stellten.
ein artikel in der UZ (DKP-parteizeitung) über frida kahlo vor wenigen jahren ließ all dies unerwähnt.
noch heute veröffentl. stalinist. gruppen wie MLPD oder k-online artikel, in denen abgestritten wird, daß mercader trotzki ermordete und die ihren lesern bzw. mitgliedern mehrere geschichten auftischen- vom enttäuschten trotzki-anhänger der zuschlug bis zum eifersuchts-drama, weil t. dem die freundin ausgespannt haben soll. in einem bericht hat trotzki sich sogar direkt wg. einer frau duelliert.
komisch nur, daß mercader gleich nach der tat von stalin die höchste auszeichnung bekam (zufälle gibts!) und nach 20 gefängnisjahren in mexiko von 1960 bis zu seinem tod 1978 abwechselnd in der SU und kuba lebte,
wir sehen, wie brutal diese leute ihre mitglieder belügen und gehirnwaschen und daß stalinisten sich bis heute nicht geändert haben….
….und wie wenig grund es gibt jemand wie TS wie einen seriösen autor zu ehandeln.
übrigens hat der weltberühmte kubanische schriftsteller leonardo padura den mercader in kuba oft getroffen; daraus entstand der vor wenigen jahren zum bestseller avancierte trotzki/mercader-roman „der mann der hunde liebte“ den ich für http://www.scharf-links.de rezensierte. padura hatte ja angst, ärger zu kriegen, aber das kubanische regime veröffentl. nicht nur seinen trotzki-roman, sondern auch trotzki´s hauptwerk „die verratene revolution“. das macht zwar aus fidel&raul castro noch keine dezidierten anti-stalinisten oder trotzkisten; müßte aber TS, KKE, DKP u.ä. eigentlich schon viel zu weit gehen. wenn die konsequent wären, müßten die in kuba jetzt solchem treiben mit dem eispickel einhalt gebieten….
Thanasis S. 15. August 2015 - 9:50
@A. Holberg
Ich stimme dir zu, dass die Diskussion um die Rolle und die Analyse der KKE zu einem gewissen Grad getrennt von den Diskussionen um Stalin, Komintern, Sowjetunion usw geführt werden kann. Natürlich muss man nicht über Stalin übereinstimmen, um die KKE-Kritik an Syriza zu teilen. Andrerseits aber ist gerade die Strategie der KKE aus einem gründlichen Studium der eigenen Geschichte und der Geschichte der kommunistischen Weltbewegung hervorgegangen, mit ihren hellen und ihren dunklen Seiten – so z.B. aus der Kritik an der Strategie im und nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die KPen und Moskau unfähig waren, ihren grandiosen Beitrag zum antifaschistischen Kampf in eine revolutionäre Offensive zur Übernahme der Macht zu überführen und damit letztlich die reformistische Degeneration vorbereiteten. Die endgültige Festlegung auf diese Richtung kam dann mit dem 20. Parteitag und der Folgezeit – wenn auch natürlich nie absolut, in dem Sinne wie es die MLPD und die anderen K-Gruppen vertreten. Jedenfalls sind die historischen Diskussionen durchaus wichtig als Grundlage der Strategiediskussionen für heute. Das müsste man allerdings wirklich in einem anderen Rahmen tun als hier.
@ meisinger, edel, bechstein
Es bleibt dem, was ich bereits geschrieben habe, v.a zuletzt in meinen Beiträgen vom 31. Juli, nichts hinzuzufügen. Dem hat keiner von euch irgendetwas von Substanz entgegengehalten. Ich vertraue darauf, dass jeder, der unsere Unterhaltung verfolgt, sich selbst ein Urteil bildet, wer hier tatsächlich historisch-materialistische Argumente gebracht hat und wer außer antikommunistischem Eiferertum und Episoden aus dem Schwarzbuch des Kommunismus nichts in die Diskussion geworfen hat. Die Geschichte wird zeigen, wer von uns irgendwann feststellen muss, dass sein gesamtes politisches Engagement umsonst gewesen ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht ich das sein werde…
günter meisinger 15. August 2015 - 10:53
LOL-
null argumente haben aber alle nachprüfbaren fakten als märchen aus dem „schwarzbuch des kommunismus“ abtun! nicht ernstzunehmen dieser bösartige clown TS.
deswegen kann er auch nicht verstehen, wieso
die KPen und Moskau unfähig waren, ihren grandiosen Beitrag zum antifaschistischen Kampf in eine revolutionäre Offensive zur Übernahme der Macht zu überführen
-weil moskau keine weltrevolution wollte sondern die erhaltung des status quo und des „sozialismus“ in einem land. deswegen wurde die komintern schon frühzeitig von eigenständig rev. politik wegorientiert und zur vertretung der außenpolit. interessen der SU degradiert, schließl. als geschenk an die imperialisten 1943 aufgelöst. (da war auch die internationale als hymne der SU abgeschafft)
von einer authentischen arbeiterrev. im westen hätte stalin eine neue wahre soz. rev. in der SU befürchten müssen.
deswegen der massenmord an kommunisten, zuerst all derjenigen der ersten stunde, der revolutionsteilnehmer, das ganze leninsche ZK.
das war ein vorbeugender bürgerkrieg gegen alle kommunisten die inhaltl. &personelle alternativen zum stalinismus hatten.
TS weiß &kapiert weniger als nichts.
denn schon sein „grandioser antifaschist. kampf“ wäre beinahe schiefgegangen, weil stalin in seiner paranoia noch unmittelbar vor ausbruch des weltkriegs zehntausende generäle wg. trotzkismus ermorden ließ, darunter den legendären bürgerkriegsgeneral tuchatschewski.
so stand die deutsche armee schon vor den toren moskaus, als ein für die deutschen zu strenger winter den russ. soldaten half, das blatt in letzter sekunde zu wenden.
diese wiederum kämpften für ihre heimat nicht wegen, sondern TROTZ stalin. der auch als der „geniale militärische führer“, als der er sich feiern ließ, eine null war. beinahe hätte er alles vermasselt und die ganze welt wäre unter nazi-herrschaft gewesen.
übrigens schrieb stalin, als lenin noch lebte, er also noch nicht zu dreist lügen konnte, am 6.11.1918 in der prawda:
„das gesamte werk der praktischen organisation des aufstandes wurde unter der unmittelbaren leitung des genossen trotzki geführt. mann kann mit sicherheit erklären, daß die partei den schnellen übergang der garnison auf die seite der sowjets und die kühne ausführung der arbeit des rev. soldatenausschusses vor allem dem genossen trotzki verdankt.“
derselbe stalin behauptete ab 1927: „trotzki spielte keine rolle, weder im parteileben noch im oktoberaufstand“ und dichtete sich fortan selbst die führende rolle in der rev. an (gegen die er war und in der er keine rolle spielte. selbst john read hat ihn in „10 tage die die welt erschütterten“ nicht erwähnt.)
ob TS die prawda nun auch zum schwarzbuch zählt? soviel nicht mehr ernstzunehmende realitätsverweigerung ist eigentlich ein fall für den psychiater.
TS ignoriert ja auch tapfer, daß die 1990 geöffneten ehem. geheimarchive der KPdSU &des Geheimdienstes alles belegen was ich sage. Damals konnte noch jeder journalist die einsehen; heute ist es etwas schwieriger und kostet was. jedenfalls werden leute wie er &die KKE schon wissen, warum sie nicht hingefahren sind und die wahrheit lieber nicht wissen wollten….
Stefan Edel 15. August 2015 - 11:47
Hier ein Kommentar von Victor Serge 1937 zur Hinrichtung des legendären Generals Tuchatschewski &acht weiterer (viele tausende Generäle sollten noch folgen). Serge war selbst ein Altbolschewik &Revolutionsteilnehmer; der EINZIGE der jemals aus Stalin´s Lagern freikam, nachdem in Frankreich Schriftsteller aus der „Gesellschaft der Freunde der Sowjetunion“ wie Romain Rolland oder Andre´Gide (die Stalin damals noch brauchte) sich bei ihm für Serge einsetzten. Hier sein Bericht:
Die Affäre Tuchatschewski hat in der Presse eine viel realere Aufregung hervorgerufen als die kürzlich erfolgten Exekutionen der alten Bolschewiken.
Die bürgerliche Meinung findet es ganz natürlich, daß die Kämpfer der Oktoberrevolution unter diesem oder jenem Vorwand erschossen werden; aber daß man das Oberkommando der Armee eines der mächtigsten Staaten angreift, beunruhigt und besorgt sie, und wir verstehen das sehr gut …
In Wirklichkeit wird die Rote Armee mit der Exekution des Marschall Tuchatschewski und sieben weiteren Generälen der Roten Armee, die alle zu den wahren Helden des Bürgerkrieges zählen – das heißt des sozialen Befreiungskrieges des russischen Volkes – enthauptet. Es erfordert langjährige Untersuchungen, Arbeit und Auswahl der Kader, um ein Oberkommando der Armee zu bilden. Und jenes, das nun durch die Revolverschüsse anonymer Scharfrichter in den Kellern Moskaus ausgelöscht wurde, war aus den großartigen, heldenhaften Schulen von 1914-21 hervorgegangen. Nur die UdSSR verfügte über junge Generäle, die in diesen Schmelztiegeln zur Aktion ausgebildet worden waren.
Ein weiteres schwerwiegendes Faktum: Die acht erschossenen Militärchefs und ihr Kamerad Jan Gamarnik, der sich einige Tage zuvor das Leben genommen oder hatte nehmen lassen, um sich nicht der Polizei zu ergeben, hatten 15 Jahre lang tausende von Offizieren unterrichtet, ausgebildet, ausgewählt und befehligt; und da diese Offiziere zumindest in ihrem Innersten weder an die Ungeheuerlichkeit der offiziellen Anschuldigungen glauben, noch die geheimnisvolle Exekution ihrer Vorgesetzten billigen können, sind sie ebenfalls verdächtig geworden und müssen auf diese oder jene Weise von den Vertrauens- und Kommandoposten entfernt werden, auch wenn sie nur eine untergeordnete Stellung einnehmen. Wer die heutigen russischen Gewohnheiten kennt, weiß, daß der Sturz einer bedeutenden Persönlichkeit immer die Eliminierung des gesamten öffentlichen Lebens in seiner Umgebung bis hin zu den unwiditigsten Mitarbeitern nach sich zieht.
Wie soll man also die Situation des Marschall Woroschilow, Volkskommissar für Nationale Verteidigung einschätzen? Sei es, daß seine intimsten Mitarbeiter Verräter waren, oder daß er sie aus irgendwelchen obskuren politischen Gründen als Unschuldige hat opfern lassen, in keinem Fall verdient er noch das absolute Vertrauen, das sein Amt erfordert.
Die gegen Marschall Tuchatschewski und die sieben anderen Erschossenen vorgebrachte Beschuldigung des Verrats zugunsten Deutschlands hält keiner Kritik stand; das muß festgestellt werden. Alle informierten Beobachter sind sich in diesem Punkt einig. Es handelt sich um eine Schein-Anklage, mit der vor der ausländischen Offentlichkeit die Exekutionen gerechtfertigt werden sollen, die für den Chef aus ganz anderen Gründen unerläßlich geworden sind. In Wirklichkeit waren diese Generäle der Roten Armee im Kampf gegen Deutschland ausgebildet worden; ihr Denken war für alle Zeiten vom Bolschewismus der ersten Stunde geprägt, der mit keinem faschistischen System paktieren würde. Die italienische Presse bemerkte mit Recht, daß der Tod dieser Männer, der die Entwicklung des Landes in Richtung auf ein totalitäres Regime verstärkt, bald neue Beziehungen zwischen Hitler, Mussolini und Stalin, den „drei aus dem Volke hervorgegangenen und vom Volke gestützten Diktatoren“ erleichtern könnte. Die Temps vom 16. Juni druckte zu diesem Thema einen äußerst interessanten Brief aus Rom ab.
Versuchen wir nun zum besseren Verständnis die Folge der Ereignisse darzulegen. Wir werden sehen, wie das schreckliche Räderwerk in Gang gebracht wurde, das nicht aufhörte, die besten Kämpfer der Russischen Revolution zu zermalmen. Im August 1936 endete der Prozeß Sinowjew, Kamenjew, Iwan Smirnow mit der Erschießung mehrerer Kameraden Lenins. Der Diktator hat die wichtigste Reservemannschaft ausgeschaltet, die fähig gewesen wäre, gegebenenfalls eine neue sowjetische Regierung zu bilden. Aber dabei wurden alle alten Bolschewiken zu lästigen Zeugen. Man verhaftete sie zu Tausenden, und der Prozeß Pjatakow–Serebrjakow–Nuralow–Radek führt zu erneuten Exekutionen alter Mitglieder des Zentralkomitees Lenins.
Einige Monate vergehen, man erfährt von der Verhaftung des Polizeiministers Jagoda, Volkskommissar für das Innere. Er war es, der auf Anordnung des Politbüros die letzten Prozesse angestrengt hatte. Seine ganze Umgebung verschwindet mit ihm. Ich wette 100 gegen 1, daß die Untersuchungsrichtter der GPU, die die Akten für die Prozesse Sinowjew und Pjatakow vorbereitet haben, nicht mehr am Leben sind. Damit ist es unmöglich geworden, die wahren Hintergründe dieser Prozesse aufzudecken. Jagoda, der über zu große Staatsgeheimnisse informiert war, mußte verschwinden.
Aber die GPU, die er leitete, steht in enger Verbindung mit dem ideologischen Schulungsdienst der Armee, an dessen Spitze der alte weißrussische Bolschewik Jan Gamarnik stand. Unmöglich, Jagoda auszuschalten, ohne auch Gamarnik zu erfassen. Man zögert dennoch, denn Gamarnik abzusetzen (und zu verhaften und natürlich zu erschießen), bedeutet notwendigerweise, den gesamten ideologischen Schulungsdienst der Armee, diesen riesigen Polizei- und Zuchtapparat, den er seit Jahren verwaltet und der eine enorme Bedeutung hat, zu zerschlagen. Trotzdem unmöglich, es zu verhindern; denn Gamarnik durchschaut die Hintergründe der Affäre Jagoda, und der einzige potentielle Rivale des Chefs bleibt der Volkskommissar für Nationale Verteidigung, der das Ansehen der Armee und die Treue seiner Kader besitzt. Indem man seine Mitarbeiter schlägt, wird man auch ihn bezwingen. Gamarnik begeht Selbstmord (oder läßt sich während seiner Verhaftung töten, so lautet eine ernstzunehmende Version), und zwar zwei Tage, nachdem man ihm einen bedeutenden Vertrauensbeweis entgegengebracht hatte: man hatte ihn soeben ins Moskauer Parteikomitee gewählt.
Die gegen ihn unternommene Operation hat zwei Konsequenzen: Die gesamte Regierung der Weißrussischen Sowjetrepublik, die sich aus seinen alten Freunden und Kameraden zusammensetzt, muß des Hochverrats beschuldigt werden. Der Präsident dieser Republik Tcherwjakow, einer der sechs Präsidenten der UdSSR, begeht Mitte Juni Selbstmord. – Bereits vorher war das gesamte Oberkommando der Armee plötzlich umgebildet, abgesetzt und verhaftet worden. Außer den 8 Erschossenen wurden plötzlich mehrere Armeechefs wie Lewandoski und Muklewitsch abgesetzt, kurz darauf verschwinden sie.
In der gegenwärtigen Atmosphäre der UdSSR sind Verschwörungen im wahren Sinne des Wortes unmöglich. Wenn einige der Erschossenen vor mehr oder weniger langer Zeit Verbindungen zum deutschen Generalstab hatten, dann geschah dies nicht aus einer deutschfreundlichen Gesinnung heraus, sondern auf Befehl des Politbüros, also auf Befehl Stalins; ebenso wie Jagoda die Prozesse gegen die alten Bolschewiken nur auf Befehl eingeleitet hat.
Jegliche Autorität ist in den Händen des Politbüros konzentriert, dem es seit langer Zeit praktisch unmöglich geworden ist, Gehorsam zu verweigern.
Was ist also geschehen? Faktisch wahrscheinlich nichts. Aber das Oberkommando, das aus den Kämpfern der ausgelöschten Generation von 1917-21 bestand, mußte dem Chef gegenüber äußerst feindlich gesonnen sein. Das genügte, um es zu vernichten.
Es hat mit Sicherheit keinen Prozeß gegeben, auch nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Alle Nachforschungen lassen darauf schließen. Die russische Tragödie geht unerbittlich weiter …
leonard bechstein 15. August 2015 - 18:14
@Günter Meisinger:
Danke für deine profunden, sehr substanziellen Erläuterungen. Ich habe einiges davon gegoogelt, alles völlig korrekt.
Wenn Du ziemlich Herzkrank bist, so solltest Du vielleicht den Provokateur Thanasis Spanidis
links (oder rechts) liegenlassen. Er kann doch nur „Lügen“ schreien ohne ein einziges deiner Argumente zu widerlegen, und ist damit peinlich diskreditiert. Genau wie Du vorausgesagt hast, würden solche Stalinisten an der Macht wieder ausschließlich mit Verleumdung, Verfolgung &Terror auf Kritiker reagieren.–
Ich würde gern ungestört mit Dir reden, will hier aber nicht meine Mailadr. veröffentlichen. Gibt es andere Foren wo Du bist, ohne Stalinisten?
günter meisinger 15. August 2015 - 22:42
hi leonard b.,
wenn du der gleiche leo bist der kürzlich mal bei gegendenterror.square7.ch was kommentierte, kann ich mir vom genossen admin deine mailadr. geben lassen.
die haben übrigens auch ein paar artikel von mir mit drauf und auch manchmal was vom LCM übernommen.
Stefan Edel 16. August 2015 - 20:39
Widerstand und Revolution in Griechenland
Griechenland zählt zwar zu den beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher, über seine moderne Geschichte ist hierzulande aber meist recht wenig bekannt. In den 1980er und frühen 90er Jahren war Griechenland das Land mit den massivsten und härtesten Klassenauseinandersetzungen in Europa. Aber auch zuvor (auch und besonders während und nach dem 2.Weltkrieg) kann es auf eine wechselhafte und spektakuläre Geschichte von Befreiungskämpfen zurückblicken.
1821/30 vom Osmanischen Reich unabhängig geworden, im 1.Weltkrieg gemeinsam mit Serbien auf Seiten der Entente, wurde Griechenland in der Zwischenkriegszeit von einer reaktionären Diktatur beherrscht. Als Zielgebiet des italienischen Imperialismus (Anspruch auf das Mittelmeer als mare nostra) wurde es 1940 von italienischen Truppen angegriffen. Während der italienischen Armee eine Zeit lang erfolgreich Widerstand geleistet wurde, mußten die Truppen der griechischen Diktatur 1941 vor der überlegenen deutschen Militärtechnologie rasch kapitulieren. Griechenland wurde besetzt, wobei sich Deutschland auf das als Luftwaffenbasis für den östlichen Mittelmeerraum bedeutende Kreta und auf die strategisch wichtigen Hafenstädte Athen/Piräus und Saloniki (remember Kurt Waldheim) konzentrierte und den Rest den verbündeten Italienern und Bulgaren überließ. Die italienischen Truppen waren mit der Zeit von erheblichen Zersetzungserscheinungen betroffen. Wie sehr, zeigte sich beispielhaft bei der Ermordung von Pantelis Pouliopoulos, einem Führer der griechischen Trotzkisten: Der ehemalige Generalsekretär der Griechischen Kommunistischen Partei (KKE), der von den italienischen faschistischen Besatzern zum Tode verurteilt wurde, sprach derart überzeugend zu den italienischen Soldaten des Erschießungskommandos, daß diese sich weigerten, ihn zu erschießen. (Die faschistischen Offiziere mußten das schließlich selbst erledigen.) Nach der italienischen Kapitulation 1943 besetzte die Wehrmacht ganz Griechenland.
In allen Teilen Griechenlands entwickelte sich bald ein erbitterter Widerstand gegen die Besatzer, über den die bürgerlichen und monarchistischen konservativen Kräfte rasch die Kontrolle verloren. Die Führung übernahm die Linke, v.a. die KKE, die sich zum Teil den Weisungen Stalins, der eine Beschränkung des Kampfes auf die Kriegsziele der Alliierten forderte, entzog. In der Folge ging der 2.Weltkrieg in Griechenland in einen Bürgerkrieg über, in dem die Arbeiter und Bauern Griechenlands unter der Führung von dissidenten kommunistischen Kräften für ein sozialistisches Griechenland kämpften. Ihre Gegner waren Monarchisten, ehemalige faschistische Kollaborateure und v.a. die britischen Interventionstruppen, die von der Sowjetunion und der Führung der Kommunistischen Partei unterstützt wurden.
Der Sieg der britischen Militärmacht war kein Sieg für „Demokratie und Freiheit“ (wofür die Alliierten ja angeblich kämpften), sondern einer der Reaktion, der mit massiver Unterdrückung und Bürgerkrieg, mit der Wiedererrichtung eines reaktionären sozialen und politischen Regimes endete, das schließlich in den 1960er und 70er Jahren erneut in eine Militärdiktatur mündete. Der vorliegende Artikel von Julia Masetovic stützt sich weitgehend auf Beiträge aus der britischen Zeitschrift Revolutionary History (Volume 3, No 3, Spring 1991 und Volume 3, No 4, Autumn 1991). Er beschäftigt sich vor allem mit zwei Aspekten des griechischen Widerstands: 1) mit der Revolte der Soldaten und Seeleute der griechischen Streitkräfte im Nahen Osten; und 2) mit dem bewaffneten Widerstand in Griechenland, der von der britischen Armee im Dezember 1944 auf Anweisung Winston Churchills zerschlagen wurde.
Hintergründe
Eine Besonderheit Griechenlands, die wir auch in Jugoslawien finden, gegenüber anderen faschistisch besetzten Ländern ist, daß es zuvor einem blutigem Militärregime ausgesetzt war. Das Regime von General Metaxas und König Georg II. hat die Arbeiterbewegung brutal unterdrückt und ihre Führer und Kader in Kerkern auf Inseln interniert. Das zwang die KKE in eine bedrohliche Klandestinität, die die Kommunikation mit Moskau instabil und empfindlich machte. Was die griechischen Kommunisten (wie ihre Genossen im benachbarten Jugoslawien) an den Direktiven der Stalinschen Führung nicht verstanden, war, daß nach dem Tod von Metaxa seine Nachfolger und Henker zu „demokratischen Verbündeten“ geworden sein sollten und die Wiedereinsetzung des Königs ein positiver Faktor für die Befreiung der Menschheit sei.
Unmittelbar nach dem deutschen Angriff gab die KKE den Slogan einer verfassungsgebenden Versammlung aus. Das stellte automatisch die „Königsfrage“, die Frage, ob Griechenland wieder Monarchie werden sollte. Der König war im Exil, unter dem Schutz von Churchill. Die Forderung der verfassungsgebenden Verfassung setzte ein Hindernis zwischen dem inneren Widerstand und dem exilierten Monarchen, und sie war ein Hindernis für die Annahme der Politik, die die stalinistische Komintern der KKE diktierte. Ab 1942 wurden die Kommunikationen nicht nur zwischen Moskau und der KKE schwierig, sondern auch zwischen der Parteiführung und den Führern der Partisanen. Die KKE begann den Versuch, die Aktivitäten der Partisanen, die in den Bergen und den Arbeitervierteln in den Städten immer stärker wurden, zu kontrollieren und zu zentralisieren. Die Kämpfer wurden von den sogenannten Andartes und Kapetanios geführt, die populär wurden, weil sie die Forderungen der armen Bauern und Pächter aufgriffen.
Der griechische Widerstand (des Proletariats, des Kleinbürgertums und der armen Bauern) ist nicht durch eine organisatorische Entscheidung entstanden. So kletterten in der Nacht vom 30. auf den 31.Mai 1941 zwei Studenten auf die Akropolis und rissen das Hakenkreuz herunter. Für den Historiker Andre Kedros wurde das zum „Symbol der griechischen Verweigerung der Unterwerfung“. Zu dieser Zeit organisierten oder provozierten Armeeoffiziere oft die Auflösung der verschiedenen Teile der geschlagenen griechischen Armee. Die ersten Guerrillagruppen entstanden am Land und waren mit Gewehren und Munition ausgerüstet, die sie meist ohne Widerstand auf den Schlachtfeldern und entlang der Straßen, wo die Armee geschlagen wurde, aufsammelten.
Es gibt eine Tradition des ländlichen Kampfes in Griechenland. Der „Bandit“ wurde lange als Befreier und Beschützer angesehen und von den Armen verehrt. Kedros berichtet, wie die Dorfbewohner „bewaffnete Banden als ein Gegenmittel zu Armut und Unterdrückung“, die durch die Besatzung verursacht oder verstärkt wurden, hervorbrachten. Kleine Gruppen wurden mehr oder weniger überall ins Leben gerufen. Sie wurden spontan gebildet und entwickelten ihre eigenen Führungen. Manche waren junge Männer mit militantem Temperament, andere haben sich ihre Sporen durch die Flucht aus den Konzentrationslagern von Metaxa während des Rückzugs der Armee verdient.
Jedenfalls hat sich die KKE anfangs nicht der Organisierung, Zentralisierung und Entwicklung dieser Gruppen gewidmet. Sie blieb den Anweisungen Moskaus ergeben. Sie betrachtete die Formierung einer „nationalen Front“ gegen die Besatzung als ihre erste Aufgabe. Sie war dabei nicht erfolgreich, hauptsächlich deshalb, weil sie trotz ihrer Anstrengungen keine konsequente Politik zur Frage der Wiedererrichtung der Monarchie formulieren konnte. Das war ein sehr sensibler Punkt für die eigenen Unterstützer. Und es war auch ein sehr sensibler Punkt für die politischen Kräfte der angestrebten „nationalen Front“, die mit der Bourgeoisie und den Landbesitzern verbunden waren. Diese wollten weder mit der Monarchie und ihren britischen „Beschützern“ brechen, noch konnten sie.
Die EAM (Nationale Befreiungsfront) wurde schließlich im September 1941 gegründet, aber sie war nicht die erhoffte „nationale“ Front. Außer der KKE beteiligten sich nur zwei sehr kleine sozialistische Formationen, zwei genauso kleine „demokratische“ Organisationen und die Gewerkschaften. Trotzdem akzeptierte die EAM nur eine „nationale“ Basis für den Kampf. Sie lehnte die Berücksichtigung der sozialen Befreiung ab und richtete sich an die „Nation“ – unabhängig von Klassen. Sie konzentrierte sich auf den Versuch, die Unterstützung der oberen Schichten der Gesellschaft zu gewinnen, und ignorierte die Forderungen der Arbeiter.
Der Wunsch, eine „geeinte Nation“ (die nicht geeint war) gegen die Besatzer aufrechtzuerhalten und die Klassenkräfte der Volksopposition gegen die Besatzer und die mit ihnen kollaboriernden Teile der Bourgeoisie zu vernachlässigen, hat die Arbeiter und die unteren Schichten der Bevölkerung aber nicht davon abgehalten, den Rahmen der Organisation, die die KKE anbot, zu verwenden. Instinktiv benutzen sie letztere für den Kampf für ihre Forderungen. Der Zustrom von Kämpfern gab der EAM genau den proletarischen Charakter, den sie so sehr vermeiden wollte.
Griechischer Widerstand
Die Arbeiter demonstrierten zu Tausenden am 18. Oktober 1941, dem ersten Jahrestag der italienischen Invasion. Im Dezember 1941 nahmen die Studenten den Kampf auf. Am 26. Jänner und 17. März 1942 gingen die verwundeten Kriegsveteranen, ein besonders unterdrückter Teil der Armen, auf die Straße, unterstützt von Aktivisten der geheimen EAM, die in Uniformen des Krankenhauspersonals versteckt waren. Die Organisation weitete sich aus und entwickelte sich weiter. Am 15. März 1942 gab es in verschiedenen Städten (einschließlich Athen) Streiks für wirtschaftliche Forderungen. Andere Streiks folgten, z.B. der von 40000 öffentlich Bediensteten, in dessen Führung trotzkistische Aktivisten waren. Im August 1942 gab es einen Streik von Düngemittel-Arbeitern in Piräus. Gleichzeitig führten die Kleinbauern am Peloponnes erfolgreich eine Reihe von Demonstrationen durch. Die KKE entschied sich, eine Handvoll von Aktivisten abzustellen, um die Partisanen, die Andartes, im Rahmen der Nationalen Volksbefreingsarmee (ELAS), dem bewaffneten Arm der EAM, zu organisieren.
Ein Bericht der deutschen Abwehr vom November 1942 stellt fest, daß sich ganze Bezirke Griechenlands in der Hand der Partisanen befanden, die Verräter exekutieren, die das Getreide verteilen, das sie durch verpflichtende Abgaben sammeln, daß sie die Dorfbewohner dazu aufrufen, frei ihre Vertreter zu wählen und alle ihre Probleme demokratisch zu diskutieren. Der Kampf der Andartes wurde zu einem Faktor im ländlichen Klassenkampf, durch die Dynamik der Ereignisse und gegen die Absichten ihrer politischen Führer. Die Partisanengruppe, die vom gefeierten Aris Velouchiotis geführt wurde, nahm an spektakulären Sabotageaktionen im Kommunikations- und Transportbereich teil, was die deutsche Militärmaschinerie desorganisierte.
Es ist nicht möglich, hier die Geschichte der Massenbewegung in Griechenland im Detail anzuführen. Am 22. Dezember 1942 streikten 40.000 Menschen. Die Demonstrationen und Streiks, die der Ankündigung eines verpflichtenden Arbeitsdienstes in Deutschland folgten und die sich vom 24. Feber bis 5. März 1943 entwickelten, resultierten in dem einmaligen Fall, daß die Besatzungsmacht die Angelegenheit fallen ließ. Ab 1943 war der bewaffnete Kampf nicht länger die Arbeit von kleinen Gruppen, sondern von richtigen militärischen Einheiten. Wenn sie in einer Region mit dem Ziel der Ausweitung der befreiten Zonen ankamen, fand dort ein sofortiger Massenaufstand der bewaffneten Bevölkerung statt. Kedros erklärt, daß „die ganze Bevölkerung in den bewaffneten Widerstand eingebunden“ war. Die Massenbewegungen in den Städten waren nicht zu unterdrücken. Am 25. Juni gab es in Athen einen Generalstreik gegen die Hinrichtung von Geiseln durch die Besatzungsmacht. Der Straßenbahnfahrerstreik, der am 12. Juni begann, hatte dazu geführt, daß 50 Straßenbahner zum Tod verurteilt wurden. Sie wurden durch den Generalstreik gerettet. Ab 1944 waren nicht nur große ländliche Gebiete befreit, sondern die deutschen Truppen konnten sich nur in bewachten Konvoys durch die Städte bewegen. Der „Rote Gürtel“, die Arbeiterviertel um Athen, waren nichts anderes als Festungen der bewaffneten Bevölkerung.
Während all dem behaupteten die KKE-Führer, die die EAM und die ELAS kontrollierten, weiterhin, daß sie einen rein nationalen Kampf führten, und verneinten jeden Klassencharakter. Das war freilich in keinster Weise die Meinung der griechischen Exilregierung unter dem Schutz von Churchill. 1942 gruppierten sich Teile des Offizierkorps – „der letzte Schutz des Staates“ wie Churchill (in der Zeit Francos!) sagte – in der Grivas Khi-Organisation, der Pan-Organisation, der Militärhierarchie, den Zervasites und den Dentirisites, verbunden mit dem Geheimdienst Metaxas, und organisierten einen Gegenangriff.
Sie versuchten eine „nationale Guerrilla“ zu organisieren – mehr mit dem Ziel, die „kommunistische Guerrilla“ zu bekämpfen als die Besatzer. Es handelte sich um das exakte Äquivalent zu Mihajlovic in Jugoslawien, dem serbischen Oberst, der die Cetniks anführte, der Minister in der Exilregierung des Königs war und der bewaffnet gegen Titos Partisanen kämpfte. Sie hatten keinen Mangel an Geld oder Ausrüstung. Sie wollten neue Formationen bilden, hofften aber auch, die schlechter ausgerüsteten Aktivisten der ELAS zu unterwandern. Einer der Führer der britischen Sondereinsatzkommandos, Eddie Myers, zitiert in seinen Memoiren ein Dokument zu diesen Fragen. Es bestätigt die trotzkistische Analyse (Notwendigkeit der permanenten Revolution versus stalinistische Etappentheorie/“nationale“ Befreiung/Volksfront) und demonstriert, was für eine klare Sicht Churchill hatte, der Vorreiter der existierenden Ordnung, der Stratege der anderen Seite des Klassenkriegs. Myers` Offiziere informierten ihn im April 1943, daß „die Behörden in Kairo nach der Befreiung Griechenlands einen Bürgerkrieg für unvermeidlich halten“.
Die Massenbewegung füllte die Reihen der EAM und der ELAS, die immer stärker wurden. Sie wischte die Unterwanderungsversuche vom Tisch und stellte ihre eindeutige Vorherrschaft klar. Oberst Saraphis, der „demokratische“ Offizier, der als Mihajlovic von Griechenland ausgewählt wurde, entschied, in die ELAS einzutreten, weil er feststellte, wie effizient und repräsentativ sie war. Die italienische Kapitulation brachte mehr Waffen in die Hände der Andartes und ihrer zivilen Verbündeten, als die Alliierten mit Fallschirmen abwarfen.
Das entscheidende Jahr war 1943. Ioannis Rallis, ein Politiker, von dem auch die Deutschen wußten, daß er in Kontakt mit dem britschen Geheimdienst war, wurde Premierminister des besetzten Griechenlands. Die herrschende Klasse bereitete aktiv und bewußt die Umwandlung des nationalen Krieges in einen Bürgerkrieg vor. In Athen existierten die Sicherheitsbataillons, Milizen mit einer finsteren reaktionären Reputation. Im Exil in Kairo gab es die Bergbrigade. Beide waren dazu gedacht, die Volksbewegung zu zerschlagen. Die KKE erklärte, daß sie mehr denn je die Zusammenarbeit mit der „nationalen Guerrilla“ suche, und wünschte „Tolerierung“, was bedeutete, auf eine Klassenhaltung zu verzichten, während sich zur selben Zeit die Bourgeoisie auf Angriffe gegen die Linke vorbereitete. Im März 1943 wurde Aris Velouchiotis aus seiner Basis in den Bergen nach Athen vorgeladen – trotz der Gefahren, die eine solche Reise beinhaltete – , um eine schwere Rüge zu erhalten.
Im selben Mai, in dem die Kommunistische Internationale aufgelöst wurde, nahm die KKE eine Orientierung an, von der sie nicht mehr abweichen sollte: „Die KKE unterstützt alle möglichen Kampfmittel für die nationale Befreiung und wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um alle patriotischen Kräfte in einer einzigen unzerbrechlichen nationalen Front zu sammeln, die das ganze Volk vereinen wird, um das ausländische Joch abzuschütteln und an der Seite unserer großen Alliierten die nationale Befreiung zu erlangen.“
Zur gleichen Zeit entwickelte die KKE ihre eigene politische Polizei, die OPLA, rekrutiert aus zuverlässigen Mördern. Sie wurde mehr gegen „Trotzkisten“ und Linke in den eigenen Reihen eingesetzt als gegen wirkliche Kollaborateure.
Meuterei in Ägypten
Die Politik aller politischen Strömungen wurde dem ersten Test unterzogen, als die griechische Armee in Ägypten meuterte. Die Geschichte dieser Vorgänge ist noch immer ziemlich unbekannt. Die Angelegenheit fand in dem statt, was in Analogie zu Frankreich als „freies Griechenland“ bezeichnet werden könnte. Es bestand, nach der Niederlage der griechischen Streitkräfte im April 1941, aus den Resten der griechischen Armee und Flotte, aus führenden Staatsbeamten und Ministern von König Georgs Exilregierung.
Diese Persönlichkeiten, besonders die militärischen Führer, waren wichtige Figuren in der Diktatur Metaxas. Viele Leute glaubten, daß das der Grund für ihren „Verrat“ angesichts der Nazi-Invasion war. Trotzdem, wie Dominic Eudes sagt: „Neben der royalen Clique von Offizieren und Politikern wurde in Ägypten jedenfalls der Embryo einer neuen griechischen Armee geformt.“ Sie war aus Leuten zusammengesetzt, die von Militäreinheiten über den Seeweg gekommen sind, aus Freiwilligen, die große Entbehrungen auf sich genommen hatten, um einzeln nach Ägypten zu gelangen, und aus Seeleuten der Handels- und Kriegsmarine. Es waren Leute, die „gegen Faschismus für Freiheit und Demokratie kämpfen“ wollten, wie der neue „liberale“ Regierungschef sagte. Ein Konflikt zwischen der Masse der 20.000 Männer, die nach Ägypten gegangen sind, um den Faschismus zu bekämpfen, und der monarchistischen Camarilla, der es wie Churchill vor allem darum ging, „Griechenland vom Kommunismus zu retten“, war unvermeidlich.
Im Oktober 1941 wurde innerhalb der griechischen Armee im Nahen Osten eine Geheimorganisation gebildet, die Militärische Organisation für die Befreiung (ASO). Die Ziele waren einfach. Sie wollten griechische Einheiten an die Front schicken, um gemeinsam mit dem Widerstand zu kämpfen. Und sie wollte der Infiltration der Armee in Ägypten durch Sympathisanten Metaxas, die nach dem Krieg in Griechenland ihr Regime wiedererichten wollten, entgegentreten. Die metaxistischen Kader verlangten, daß Kader, die mit der ASO sympathisierten, in großen Umfang aus der Armee entfernt werden sollten. Die Offiziere, die aus der Zweiten Brigade entlassen werden sollten, wurden inhaftiert und ersetzt. Die Meuterer blieben angesichts der Bedrohung standhaft. Die Erste Brigade unterstützte sie. Die Regierung fügte sich dem und akzeptierte, daß die metaxistischen Offiziere isoliert werden sollten – einerseits um zu verhindern, daß die Dinge außer Kontrolle geraten, und andererseits um eine neue Attacke vorzubereiten. In den nächsten Monaten wurden Militäreinheiten aufgelöst, die Rebellen wurden durch Disziplinarmaßnahmen bestraft. Und schließlich wurden die subversiven Elemente hinausgesäubert, und die Offiziere, die isoliert worden waren, wurden zurück in Schlüsselpositionen gebracht.
Die zweite Meuterei war ernsthafter und bedeutender. Die Forderungen der Offiziere unter dem Einfluß der ASO waren zweifellos politischer als zuvor. Unter dem Druck der Mannschaften präsentierte das Komitee für die bewaffnete Koordination – sobald die wirkliche provisorische Regierung des Widerstands in Griechenland, die PEEA, gebildet wurde – eine Petition, die von der Mehrheit der griechischen Soldaten unterzeichnet war. Sie verlangte, daß eine wirkliche Regierung der „nationalen Einheit“ auf der Basis der Vorschläge der PEEA gebildet werden sollte. Die Initiative kam weder von der EAM und der ELAS noch von Griechenland, sondern von den Ideen der Soldaten – entsprechend der Situation in ihrem Land und den Bedingungen, unter denen sie wirklich „den Faschismus bekämpfen“ könnten.
Am selben Tag, dem 31. März 1944, verlangten die Delegierten der Soldaten und das gemischte Komitee, mit ihrer Petition in der sowjetischen Botschaft empfangen zu werden. Der Botschafter ließ die Tore vor ihnen verschließen. Sie fanden kein Echo und keine Unterstützungszusagen außer vom linken Flügel der britischen Labour Party. In Ägypten aber genossen sie die Sympathie der ägyptischen Bevölkerung, die immer ein nahes Verhältnis zu den griechischen Arbeitern hatte. Es gab eine Serie von Kundgebungen und Demonstrationen in Alexandria und Kairo. Am 4. April intervenierte die ägyptische Polizei, Seite an Seite mit der griechischen Exilregierung und den Briten, und inhaftierte etwa 50 kämpferische Arbeiter und Gewerkschaftsführer, besonders die Führer der griechischen Hafenarbeiter. Das britische Oberkommando seinerseits entwaffnete zwei Regimenter und brachte 280 „Rädelsführer“ in Konzentrationslager. Am 5. April entwaffnete es die Einheit, die dem Oberkommando der griechischen Armee angeschlossen war, und internierte die Meuterer. Ab diesem Zeitpunkt standen die Meuterer mit dem Rücken zur Wand. Die Erste Brigade verhaftete dennoch ihre metaxistischen Offiziere, reorganisierte ihr Kommando und verweigerte die Waffenübergabe, die sie als Vorspiel der Internierung betrachtete. Die Bewegung weitete sich auf die Marine aus, auf den Zerstörer Pindos, den Kreuzer Averoff, auf die Ajax und einige andere. Die Besatzungen wählten gemischte Komitees aus Mannschaften und Offizieren, um das Kommando zu übernehmen. Der britische Botschafter bei der griechischen Regierung in Kairo, Reginald Leeper, telegraphierte an Churchill: „Was hier unter den Griechen passiert, ist nichts anderes als eine Revolution.“
Churchill übernahm direkt und persönlich die Kontrolle über die Repression. Die Ankunft von König Georg II. war gleichzeitig ein Symbol und eine Provokation. Die Unterstützung der ägyptischen Jugend für die Meuterer war eine Hoffnung. Aber am 13. April erklärte Admiral Cunningham, daß er entschieden habe, die Rebellion mit Gewalt niederzuschlagen und, falls notwendig, die griechischen Schiffe im Hafen von Alexandria zu versenken. Die meuternden Landeinheiten wurden umstellt, das Wasser abgeschnitten, die Eingeschlossenen ausgehungert. Am 22. April wurde vom führenden Metaxisten, Admiral Voulgaris, eine erfolgreicher Überfall auf die Ajax durchgeführt. Auf die anderen Schiffe waren britische Kanonen gerichtet und sie gaben auf. General Paget fuhr seine Panzer gegen die Erste Brigade auf, die in der Folge auch kapitulierte. Innerhalb von wenigen Tagen fanden sich etwa 20.000 griechische Freiwillige der Armee des Nahen Ostens in Konzentrationslagern in Libyen und Eritrea wieder.
Die griechische Armee im Nahen Osten existierte nicht länger. Der Weg war frei für die Bildung von speziell vorbereiteten Stoßtruppen – technisch ausgerüstet und politisch trainiert für den Bürgerkrieg nach der „Befreiung“. Die britische Zensur unterdrückte Presseberichte über diese Vorgänge. Es handelte sich nicht um eine kleine Episode, sondern um ein bedeutendes Alarmsignal, was die gewaltsame Antwort der britischen Behörden erklärt. Es entlarvt den Mythos über die „nationale Verteidigung“ und die „nationale Einheit“. Die 20.000 Freiwilligen wollten „Verteidigung“ und „Einheit“. Aber ihre Führer wollten nicht und zerschlugen die Freiwilligenverbände. Diese Vorgänge enthüllen die Lüge vom „Krieg gegen Faschismus und für Freiheit und Demokratie“. Die Griechen betrachteten Metaxa als erwiesenen faschistischen Diktator. Churchills Politik hatte die Restauration der Herrschaft der Kräfte zum Ziel, auf die sich Metaxa gestützt hatte.
Trotzkis Äußerungen von 1940 über den Krieg wurden konkret. Die griechischen Soldaten im Nahen Osten wollten – mit der Waffe in der Hand – gegen den Faschismus kämpfen. Sie forderten deshalb Offiziere, denen sie vertrauen konnten, verbündeten sich mit der Arbeiterbewegung und bildeten ihre eigenen räteähnlichen Organisationen. Das waren genau die Linien, die Trotzki entwickelte, als er schrieb, daß die Verteidigung der „Demokratie“ nicht Leuten wie Marschal Petain überlassen werden könne. Die Massenbewegung, die aus dem Krieg entstand, drückte sich entlang dieser Linien aus – auch in der Armee, dem zentralen Teil der militarisierten Gesellschaft, der nicht weniger wichtig war als die Fabriken.
Revolution und Konterrevolution
Die Gespräche in Moskau und die darauffolgenden Verhandlungen führten zu der Vereinbarung, daß Churchill in Griechenland freie Hand haben sollte. Die KKE und damit die EAM sollte schließlich der Massenbewegung in Griechenland selbst das Genick brechen, nachdem sie der Unterdrückung der Meuterer politisch zugestimmt hatten.
Nach der Krise im April 1944 wurde die Exilregierung in Kairo George Papandreou (einem Konservativen, der nicht durch eine reaktionäre Vorgeschichte völlig diskreditiert war) anvertraut, der half, die antikommunistischen Formationen zu entwickeln. Unter seinem Druck unterzeichneten die Führer von EAM und ELAS am 30. Mai 1944 die Libanon Charter, die den „Terrorismus“ der ELAS und die Disziplinlosigkeit der Meuterer verurteilte, die die Frage der Monarchie offen ließ und die einem einzigen Kommando der griechischen Streikräfte und der Wiederherstellung der Ordnung „gemeinsam mit den alliierten Truppen“ zustimmte. Die EAM und die ELAS waren damit nicht glücklich, verhandelten einige Wochen und verlangten Ministerposten und einen Wechsel des Premierministers.
Jedenfalls kam dann eine sowjetische Mission, geführt von Oberst Popov, nach Griechenland und machte den Widerständen ein Ende. Die KKE und die EAM traten bedingungslos in die Regierung ein. Als die deutschen Truppen am 12. Oktober 1944 Athen verließen, rief die KKE die griechische Bevölkerung auf, „die öffentliche Ordnung sicherzustellen“. Sie stellte auch sicher, daß Papandreou an die Macht gelangte. Dieser kam mit den britischen Truppen an – zu einem Zeitpunkt, als die ELAS im ganzen Land die reale Macht ausübte.
Churchill provozierte den Widerstand, indem er General Scobie, dem Befehlshaber der alliierten Truppen, befahl, die militärischen Formationen der Kollaborateure als „Sicherheitsbataillone“ beizubehalten, zu verbieten, daß sie gesäubert wurden, und dafür zu sorgen, daß die Papandreou-Regierung am 2. Dezember 1944 die ELAS-Einheiten entwaffnen konnte. In eine Demonstration am 3. Dezember in Athen gegen die Entwaffnung der ELAS wurde von der Polizei hineingeschossen. Dieser Überfall auf die größte Demonstration der griechischen Geschichte hinterließ dutzende Tote und hunderte Verwundete. Dem folgten in Athen 33 Tage bewaffneter Kampf zwischen den „Ordnungskräften“ um Scobie und denen des lokalen Widerstands. Diese „Ordnungskräfte“ gegen die Athener Arbeiterschaft bestanden aus etwa 50.000 britischen Soldaten, die zu großen Teilen von der Front gegen Nazideutschland (besonders aus Italien) abgezogen wurden, und aus griechischen monarchistischen und faschistischen Todeskommandos. Churchill telegraphierte an Scobie: „Zögern Sie nicht zu handeln, als befänden Sie sich in einer eroberten Stadt, in der eine lokale Rebellion im Gange ist. Wir müssen Athen halten und beherrschen.“
Schließlich konnte Churchill seinen Plan, die griechische Revolution zu zerschlagen, durchziehen. Er erklärte, daß er interveniert habe, um ein „schreckliches Massaker“ zu verhindern und um das aufzuhalten, was er den Sieg des „triumphierenden Trotzkismus“ nannte – mit einem komplizenhaften Grinsen in Richtung Stalin. Vom 3. Dezember an waren die ELAS-Einheiten, deren Führer sich entschieden hatten, die Waffen nicht auszuliefern, durch die Befehle paralysiert, nicht auf britische Truppen zu schießen, die – wie Churchill es ausdrückte – durch den „goodwill“ von Roosevelt und Stalin in Griechenland waren. Den Andartes in Makedonien, den Stoßtruppen und den Kräften in den Bergen wurde von der KKE-Führung befohlen, ruhigzuhalten und der Ausrottung der Kämpfer in Athen zuzusehen. Der Heroismus, mit dem diese kämpften, konnte gegen die Politik der Führer nicht die Oberhand gewinnen. Letztere hatten sich entschlossen, die Kämpfer in die Kapitulation zu führen, die von Moskau verlangt wurde.
Die Varkiza-Vereinbarung vom 15. Feber 1945 sah vor, daß alle Kräfte des Widerstands entwaffnet werden sollten, aber die ELAS-Kräfte in Athen unterwarfen sich dem nicht. Die Kräfte am Land unterstützten sie nicht. Zu diesem Zeitpunkt verstand Aris Velouchiotis das Ausmaß des Verrats der KKE. Am 12. Juni wurde er in der KKE-Zeitung Rizospastis angegriffen. Am 16. Juni wurde er ermordet, und am 18. Juni wurde sein Kopf öffentlich in den Dörfern ausgestellt. Es ist nicht klar, wie viele Widerstandskämpfer in dieser Zeit im Feuer der britischen Armee und der konterrevolutionären Formationen, die die Deutschen in Athen und die Briten in Kairo gebildet hatten, gefallen waren. Trotzdem waren auch nach dieser Niederlage noch einige weitere Jahre Bürgerkrieg und stalinistischer Verrat notwendig, um das Kampfpotential der griechischen Revolution in dieser Periode zu erschöpfen.
Literatur zum Widerstand und zur Revolution in Griechenland: * A.Kedros, La Resistance Greque: 1940-44; * S.Vukmanovic-Tempo, How and Why the People`s Liberation Struggle of Greece Met With Defeat, London 1985; * D.Eudes, The Kapetanios, 1972; * W.Churchill, The Second World War, Volume 5, London 1952; * M.Spiro, The Greek Revolution, Quatrieme Internationale 1945;* L.Trotzki, Schriften zum imperialistischen Krieg, Frankfurt/Main 1978; * L.Karliaftis, Stalinism and Trotskyism in Greece, 1924-1949, in: RH V.3 No.3 Spring 1991; * L.Karliaftis, On War and Revolution, in: RH V.3 No.3 Spring 1991; * L.Karliaftis, In Devotion to P Pouliopoulos and the Militant Trotskyists/Archeiomarxists Killed by the Fascists and the Stalinists; * D.G.Kousoulas; Revolution and Defeat: The Story of the Greek Communist Party, Oxford 1965; * A.Stinas, Memoires, Montreuil 1990; *Ê P.Broue, How Trotsky and the Trotskyists confronted the Second World War, in: RH, V.3, No.4, Autumn 1991
http://www.agmarxismus.net/vergrnr/m04_2_griechenl.htm
Michael Baier 16. Juni 2016 - 20:45
Ich wette hundert Euro, dass Meininger und edel die selbe Person sind
Autoritärer Wind unter der Akropolis - Lower Class Magazine 17. März 2021 - 7:52
[…] Ganz im Gegenteil: Sie fungierte als zuverlässige Verwalterin von Kapitalinteressen und trug zum Niedergang sozialer Bewegungen […]