LCM legt einen umfassenden Neustart hin. Einige Details leaken wir euch schon jetzt – und mithelfen könnt ihr auch.
Wir machen neu. Alles. Oder fast alles.
Lower Class Magazine, das vor genau fünf Jahren, im November 2013, als kleiner Blog einiger Freund*innen zur Welt kam, hat sich über die Jahre zu einem reichweitestarken Medium entwickelt. Wir haben Reportagen aus den verschiedensten Weltgegenden kredenzt und mit Kommentaren in laufende Debatten eingegriffen. Wir haben diejenigen zu Wort kommen lassen, die im Medienbetrieb als Terroristen verunglimpft werden und diejenigen, die überhaupt nie jemand nach ihrer Meinung, ihren Träumen, Schmerzen und Freuden fragt.
Mit der Zeit ist die Aufmerksamkeit, die uns zu Teil wurde, aber zu groß für das geworden, was wir waren. Man hat uns gefragt, wie wir all das finanzieren. Die Antwort war: Überhaupt nicht. Man hat uns gefragt, wie viele Menschen bei uns angestellt sind. Die Antwort war: Keine. Wie oft wir uns zu Redaktionssitzungen treffen, wollte jemand wissen. So gut wie nie, gaben wir zu. LCM war nie besonders „professionell“. Es war nie für jemanden der Mittelpunkt der eigenen Arbeit, die lag in politischen Projekten auf der Straße. Wir waren unorganisiert, chaotisch – und ab einem gewissen Zeitpunkt auch an unsere Grenzen gestoßen. Denn so sehr wir auch anderes wollten, wir blieben ein Medium der linken Szene. Und da war die erreichbare Wirkkraft ausgeschöpft.
Spätestens seit Ende 2017 stellte sich die Frage: Wollen wir so weitermachen? Oder machen wir die Bude dicht und widmen uns anderem? Die Alternative zum Zusperren war: Größer werden. Die Redaktion erweitern. Besser werden. Mehr Themen, vor allem auch innenpolitische, in massentauglicher Sprache und mit ansprechenderer Ästhetik. Verschiedene Medien, Podcasts, Videos. Alles neu machen. Für diesen Weg haben wir uns entschieden. An dem umfassenden Relaunch, der dafür gebraucht wird, arbeiten wir seit Monaten. Jetzt sind wir in der Lage, Euch zumindest schon mal zu sagen, was alles neu wird.
Im Grunde ist die Antwort: Alles bis auf eines. Wir stehen seit den Anfängen für einen Journalismus, der vor allem eines nicht sein will: Journalismus. Unsere Mitarbeiter*innen gaffen nicht als distanzierte Beobachter*innen. Sie sind keine Neutralität heuchelnden Medienmacher*innen, sondern Chronist*innen des Handgemenges. Ihr Antrieb ist nicht Geld oder Karriere, sondern Liebe zur Menschheit und Hass auf das, was sie unterdrückt.
Das wird auch so bleiben.
Alles andere wird anders. Die Kernredaktion wird erweitert. Eine Genoss*innenschaft wird gegründet. Die Homepage wird funkelnagelneu. Wir überlegen, uns weitere Formate – Podcasts oder Videos – zu erschließen. Und wir wollen mehrsprachig erscheinen.
Ein freiwilliges Bezahlsystem soll Einnahmen gewährleisten, sodass wir für Texte eine Aufwandsentschädigung bezahlen können – da wir häufig gemerkt haben, dass es gute Schreiber*innen gibt, die nicht ohne Kohle arbeiten können.
Parallel dazu aber wollen wir auch mithelfen, eine neue Generation von Autor*innen herauszubilden. Uns ist immer wieder aufgefallen, dass es Menschen gibt, die viel zu erzählen haben – sich aber nicht zutrauen, das auch aufzuschreiben. Einmal monatlich werden wir – zunächst nur in Berlin – eine Schreibwerkstätte anbieten, um die technische Seite dieses Handwerks voneinander zu erlernen.
Läuft alles so, wie wir uns das vorstellen, wird LCM wachsen. Unseren Kalkulationen zufolge können wir spätestens im Jahr 2024 den Springer-Konzern vollständig vom Markt verdrängen. Das aber braucht Ressourcen. Und da wir keinerlei Unterstützung von Parteien oder Unternehmen erhalten – und deren schmutzige Kohle auch nicht wollen – sind wir auf Mithilfe unserer Leser*innen angewiesen. Die Liste der Möglichkeiten ist lang:
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- Ihr habt grafische/layouterische Fähigkeiten und wollt die Einbringen? Schreibt uns.
- Ihr seid Autor*innen und an regelmäßiger Mitarbeit interessiert? Schreibt uns.
- Ihr habt Geld übrig und wisst nicht wohin damit? Überweist es auf unser Konto (auf dieser Seite unten die Daten) Insbesondere für die Genossenschaftsgründung brauchen wir jetzt erst mal eine für unsere Verhältnisse größere Summe (ca. 2000 Euro).
- Ihr habt nichts davon, aber hängt den ganzen Tag auf social media ab? Ballert unsere Beiträge überall rein, insbesondere in die Kommentarspalten bürgerlicher Medien.
LCM war immer ein politisches Projekt, kein journalistisches. Aber auch hier braucht es mehr Professionalität, wenn wir sowohl den liberalen Verteidigern des schlechten Bestehenden wie auch den rechten Verführern im Netz das Wasser abgraben wollen. Der kommende Relaunch wird unsere publizistische Waffe schärfen. Und je mehr Support von Euch, desto schärfer die Klinge.
Gruß und Kuss,
die neue LCM-Redaktion
christine girndt 6. Dezember 2018 - 11:35
Hallo liebe LCM Macher, Danke für Eure Artikel. Gebt nicht auf, die Berichte sind wichtig. Wie oft erscheint LCM? Ich bin heute über die Nachdenkseiten, die ich von Beginn an als meine bevorzugte Informationsquelle lese, auf Euch gestossen. Bin jedesmal erleichtert auf Informationen zu stossen, die ich nachvollziehen kann. Danke nochmals und weiter so.
Bert Libi 11. Dezember 2018 - 0:25
hallo Lower class mag,
ich begleite euch jetzt seit 4 jahren regelmäßig und würde mich über eine Printausgabe sehr freuen – da hat man was konkretes in den Händen – gebt mir mehr von diesem heißen Scheiß…
ich les euch auch weiterhin online.
Andreas 2. Februar 2019 - 14:05
Tag und herzlichen Dank für dieses Projekt! Ich lese hier öfter mal rein, meist von anderen Seiten auf die Beiträge kommend. Eine Gegenöffentlichkeit ist im tristen neoliberalen Alltag, der längst auch öffentliche Verwaltungen, Schulen und Unis durchdrungen hat, immer wieder ein Lichtblick am Horizont. Gerade für Leute, die vielleicht in der Provinz aufgewachsen sind, in ihren 20ern noch nicht in die Großstadt fliehen konnten und deshalb nicht wirklich in linken Strukturen unterwegs sind. Abseits dieser Strukturen, so mein Eindruck, ist es häufig erschreckend, wie desinteressiert und abgestumpft gerade auch formal „gebildete“ Kreise heute sind. Die kapitalistische Klassenherrschaft ist dermaßen präsent und ich frage mich, wie man all das Leid, das Unrecht, den schlichten Wahnsinn dieser Ordnung ignorieren kann. Mir scheint aber, dass opportunistische Leuchten immer zahlreicher werden. Ist ja schließlich bequem (bis man dann selbst die A-Karte gezogen hat) und die neoliberale Maschine hat die Leute in ihrem Sinne wunderbar konditioniert.
P.S. Ich spende gerne für das LCM und werde mich wohl auch anderweitig an dieses Projekt wenden. Ich hätte durchaus etwas Zeit und Lust mich dafür einzubringen.
lowerclassmag 6. Februar 2019 - 19:55
Das freut uns sehr! Vielen Dank und solidarische Grüße!
Gesine Pillardy 12. Februar 2019 - 19:12
Ihr Lieben,
ich freue mich, dass ihr nicht nur weitermacht, sondern auch noch größer werden wollt. Ich bin vor ca einem Jahr auf euch gestoßen, lese euch regelmäßig und bin sehr angetan von den Berichten und Analysen. Nach Möglichkeiten werde ich euch unterstützen.
Solidarische und von Herzen kommende Grüße,
Gesine!
lowerclassmag 13. Februar 2019 - 11:00
Hallo Gesine,
Vielen Dank für die lieben Worte. Wir freuen uns, dass du uns gerne liest und auch bei unserem nächsten Schritt dabei bist.
Solidarische Grüße zurück
Karl Plumba