Wir brauchen die Vergesellschaftung der Klimagerechtigkeitsbewegung

24. Februar 2023

Autor*in

Gastbeitrag

Von Carola Rackete und Momo

Es ist Zeit, das gewohnte „Weiter so“ zu hinterfragen. Etwas, was wir als Klimagerechtigkeitsbewegung immer von der Gesellschaft einfordern, doch wir sollten diese Frage genauso an uns richten. Dieser Text ist eine kritische Reflexion dieses „Weiter so“ einer Bewegung, die eine neue Richtung braucht, um den Wandel in existenziellen Zeiten zu meistern.

Als Reaktion auf die Veröffentlichung des Reports “Limits to Growth” wurde auf der Rio-Konferenz 1992 beschlossen, nachhaltige Entwicklung zu propagieren, um Kapitalismus mit Ökologie zu vereinen. Kurz danach starteten die Weltklimakonferenzen und in ihrem Umfeld die jährlichen Gegenproteste. Vernachlässigt wurde zunächst häufig, dass die eigentlichen Klimaschutzmaßnahmen lokal und national umgesetzt werden müssen. Daneben dominierte die fossile Lobby die Konferenzen und setzte den Rahmen für völlig unzureichende Ergebnisse.

Ein Jahr nach der desaströsen COP 2009 in Kopenhagen startete das erste Klimacamp im Rheinland. Das Camp diente der Vernetzung und als Ideenschmiede und war Grundstein der heutigen Bewegung. Besonders die massiven Proteste im Hambacher Forst 2018 und die jährlichen Aktionstage des Bündnisses Ende Gelände trugen dazu bei, die Forderung nach Klimagerechtigkeit anhand konkreter Themen in das Bewusstsein der deutschen Linken zu tragen. Ziel war, von der Zivilgesellschaft die nötige Radikalität einzufordern, die dem Ausmaß der Klimakrise gerecht wird. Eine Krise, die wir in Deutschland bis jetzt nur erahnen können, die aber für viele Menschen auf der Welt seit Jahrzehnten existenzbedrohend ist. Die von der Klimakrise Betroffenen, meist aus dem globalen Süden, fordern seit den Anfängen der Klimagerechtigkeitsbewegung in Deutschland eine Bewegung, die die Intersektionalität der Kämpfe sieht. Das wäre eine Bewegung, die die Zusammenhänge von Unterdrückung als Kontinuität von Rassismus und Kolonialismus begreift und sie als grundlegende, für die Klimakrise verantwortliche Herrschaftsverhältnisse anerkennt und bekämpft.

Das Aufkommen der global agierenden Klimabewegungen Fridays For Future und Extinction Rebellion machten 2019 zum Jahr der Klimaproteste und manifestierten das Thema Klima in der Tagespolitik. Im Gegensatz zu den autonomen Bewegungen um den Hambacher- Forst oder jüngst Lützerath schlugen die Bewegungsgruppen wie Fridays For Future einen Kurs der Dialogbereitschaft ein. Diese Diskursverschiebung innerhalb der Bewegung hin zur Appell- und Dialogpolitik und zum Kuschelkurs mit Parteien führt dazu, dass das kämpferische Momentum verblasst und sich Realpolitik breitmacht. Zurzeit polarisiert der Aufstand der Letzten Generation als radikale Flanke die Bewegungsdebatten. Mit dieser Form der Radikalität ist es jedoch nicht getan.

Wir brauchen ökologischen Klassenkampf

Die Klimakrise ist ein Ergebnis von sozialer Ungerechtigkeit und globalen massiven Unterschieden in Machtverhältnissen. Könnten alle weltweit gleichberechtigt über fossile Energienutzung mitbestimmen, wären wir vermutlich nicht in einer Klimakrise, die zuerst für Menschen im globalen Süden existenzbedrohend ist. Die Forderung aus unserer Bewegung nach dem 1,5-Grad-Limit von Paris ist kein Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit. Nicht zuletzt, weil viele Staaten des globalen Südens seit Dekaden eine 1-Grad-Grenze fordern und das schon lange vor Paris. Der Begriff „1,5-Grad-Grenze“ abstrahiert die für viele Menschen schon lange existenzielle Frage der Klimakrise und führt zu einer technischen Debatte, geleitet von Naturwissenschaften und Klimamodellen. Er verschleiert ebenfalls den Weg, wie wir die Klimakrise eindämmen können: Nur durch tiefgreifende soziale Veränderung können wir zusammen Lösungen erarbeiten, die alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit berücksichtigen und sich gegen die Interessen von Konzernen, Nationalstaaten und Milliardär*innen richten, die das Problem verursachen. Als Klimagerechtigkeitsbewegung müssen wir Gegenmacht aufbauen und dafür müssen wir den Gerechtigkeitsaspekt für mehr Menschen im globalen Norden spürbar machen.

Wie machen wir also weiter?

Wir müssen weg von leeren Worthülsen wie “Systemwandel” und “climate justice” auf Klimademos, und hin zu Protesten, Waldbesetzungen und Organisierung der gesamten Bevölkerung. Der Ruf nach Klimagerechtigkeit muss aus praktischen Initiativen begreifbar werden und sowohl globale als auch lokale Verhältnisse berücksichtigen. Klimagerechtigkeit in Europa und weltweit heißt demnach auch, soziale Ungerechtigkeit und Klassenunterschiede abzubauen und klarzumachen, dass auch hier erhebliche Unterschiede in Konsum und Verantwortlichkeit für die Klimakrise existieren.

Es ist grundsätzlich notwendig, soziale Gerechtigkeit einzufordern. Aber gerade jetzt, während der zweiten russischen Invasion der Ukraine, läuft die Bewegung Gefahr, noch weiter gegen arme Menschen ausgespielt zu werden, welche unter steigenden Lebenshaltungskosten am meisten leiden. Zu lange hat die Bewegung verpasst, aufzuzeigen und umzusetzen, wie Klimaschutz soziale Gerechtigkeit im globalen Norden verbessern würde. Doch spätestens jetzt ist es unabdingbar, Lösungen sichtbar zu machen, die sowohl sozial als auch ökologisch sind. Falls wir diese Chance verpassen, verspielen wir möglicherweise jede Chance auf Klimaschutz – auch durch einen rechten Backlash der jetzt schon in Europa um sich greift.

Klosterbau verhindern – Basisarbeit machen

Innerhalb der Bewegung müssen wir klarstellen, dass es nicht darum geht, sich ein hübsches, politisches Kloster zu bauen, in das nur die bereits Politisierten Zutritt haben. Gesellschaftliche Veränderung können wir nicht erreichen, wenn wir uns komplett aus der Gesellschaft in eine abgeschlossene Parallelgesellschaft zurückziehen und uns darauf fokussieren, die bereits Bekehrten noch stärker zu politisieren. Die Auseinandersetzung mit der Zivilgesellschaft mag sicher eine Herausforderung sein, sie ist aber ein essenzieller Bestandteil von Bündnisarbeit und notwendig, um zu gewinnen. Ja, wir wollen und müssen gewinnen, nicht einfach nur Recht haben. Diese Organisierung für eine befreite klimagerechte Welt können wir uns mit allen vorstellen, die die Realität im Kapitalismus als erdrückend empfinden.

Die Klimagerechtigkeitsbewegung bezieht sich immer wieder solidarisch auf die Revolution in Nord-Ostsyrien (Rojava), ohne aber umsetzen zu wollen, was diese erfolgreich vorgemacht hat: immer wieder das Gespräch mit jeder einzelnen Familie in jeder Straße zu suchen, um sich gemeinschaftlich mit allen zu organisieren. Das radikalste also, was die Klimagerechtigkeitsbewegung machen kann, ist Basisarbeit in der Gesellschaft.

Wenn wir proletarisch-prekär geprägte Menschen vergessen oder sie proaktiv aus unserer Politik ausschließen, da sie nicht in unseren Lifestyle passen, können wir nicht weiterkommen. Ein Beispiel: Es bringt nichts, gegen Autolärm im berliner Regierungsviertel zu protestieren, während die meistbefahrenen und damit auch meistverschmutzten Straßen durch prekäre Viertel verlaufen. Unsere Aktionen richten sich zu häufig nur an die Mächtigen und zielen auf Medienbilder ab. Doch wenn die Menschen, die vom Problem am meisten betroffen sind, in unserer Organisation weder bedacht noch einbezogen werden, dann können wir keine ernsthafte Gegenmacht aufbauen. Umgekehrt gibt es auch positive Beispiele von Gruppen, die sich mit Arbeiter*innen der Automobilzulieferer oder mit den Beschäftigten im ÖPNV für eine sozial-gerechte Transformation einsetzen wollen.

Welche Radikalität brauchen wir?

Angesichts der immer weiter fortschreitenden Klimakatastrophe ist es verständlich, dass der Ruf nach radikaleren Aktionsformen immer lauter wird, denn Appell- und Dialogpolitik sind gescheitert. Wie in den 80ern in der Friedensbewegung bereits umgesetzt, diskutiert die Bewegung vermehrt Sabotage. Die Letzte Generation nutzt das Mittel der Sachbeschädigung erfolgreich für Medienaufmerksamkeit und bringt sich in die Position einer radikalen Flanke mit polarisierenden Aktionen. Die Debatte um Sabotage wird jedoch teilweise geführt, als sei sie eine magische Pille, sie verliert aber tatsächlich einen fundamentalen Punkt aus den Augen: Eine Eskalation der Taktiken, in der immer weniger Menschen immer größere Risiken eingehen, ist nur ein Teil der Lösung. Eine soziale Veränderung schaffen wir nur durch die vielen, durch das Organisieren der Gesellschaft und eine Vielfalt von Beteiligungsformen. Zwar dürfen Aktionen gerne polarisieren, doch müssen wir insgesamt als Bewegung davor hüten, den Bezug zur Gesellschaft zu verlieren. Denn ohne breite Zustimmung und zivilgesellschaftliche Radikalität wird es unmöglich sein, eine Veränderung der Machtverhältnisse herbeizuführen. Um diese Vielfalt zu erreichen, müssen wir Klimaaktiven unsere Vorurteile gegenüber weniger Aktiven und auch unseren missionarischen Eifer ablegen, der andere soziale Probleme als nichtig erklärt. Wir müssen auf einer respektvollen Ebene mit anderen ins Gespräch kommen und ein Verständnis dafür kultivieren, dass im Grunde alle Menschen Teil von gesellschaftlichen Verbesserungen sein wollen, auch wenn unsere Vorstellungen darüber weit auseinandergehen mögen. Es ist richtig, Klimaverbrecher*innen klar zu benennen und ihre Macht anzugreifen, aber dem Großteil der Gesellschaft müssen wir immer wieder die Hand zu Gespräch und Beteiligung ausstrecken und nach gemeinsamen Anliegen suchen.
 
Darüber können wir schon heute viel von anderen lernen: etwa von der Deep-Canvassing-Strategie der LGBTQI community in Los Angeles, von der Zusammenarbeit von NGOs und Ölplatformarbeiter*innen in Schottland oder vom Projekt Larger Us in Großbritannien. Wir können uns dafür einsetzen, RWE und Wintershall als größte deutsche fossile Unternehmen zu enteignen, Mietpreise zu deckeln und Deutsche Wohnen zu vergesellschaften, kostenlosen ÖPNV fordern und damit Fahren ohne Fahrschein unmöglich machen, genauso eine Reduktion der Wochenarbeitszeit fordern und kostenlose Kinderbetreuung, Papiere und demokratische Beteiligungsmöglichkeiten für alle in Deutschland lebenden Menschen. Oder in den Worten von Chico Mendes: Environmentalism without class war is just gardening!

#Titelbild: eigenes Archiv.

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6 Kommentare

    Axel Kühn 27. Februar 2023 - 23:43

    Eine neue, solidarische klimagerechte und demokratische Gesellschaft kann nicht in den an sich anti-demokratisch strukturierten, von einflussreichen Partikularinteressen geprägten Entscheidungsstrukturen unseres heutigen Parteiensystems entstehen. Sie kann nur durch eine demokratische Emanzipation dieser Entscheidungsprozesse durch umfassende Beteiligung all der progressiven Bewegungen und bottom-up Projekte erreicht werden. Bürgerräte müssen selbst in die Parlamente. Wir müssen aufhören immer nur einzufordern, sondern uns selbst ermächtigen.

    Mr. Niedlich 28. Februar 2023 - 18:13

    Der Text von Carola und Momo fordert eine Bündnisfähigkeit die mir zu viel Oberflächlichkeit in der eigenen Bewegung in Schutz nimmt. Is ja ganz nett, was da an etwas überlegteren Textbausteinen kommt, aber eigentlich kommt Klassenkampf erstmal durch die revolutionär handelnden Subjekte, die seit dem Abgesang auf den Proletarierkult eher rah gesät sind, schon weil sich keiner mehr die Hände schmutzig machen will. Und in der Regel werden die Militanten von NGOs auch eher stark abgerenzt, spätestens wenn ein paar Scheiben klirren.

    Leider ist dieses „wir“ im Text sehr schwammig und bemüht sich in einem underground-Magazin etwas akademisch um Einordnung von „uns“, mit dem Verweis auf irgendwelche Initiativen.

    Klassenkampf forderte mal historisches Bewusstsein und ein Bewusstwerden der eigenen Lage zur Basis der Organisation. „Wir“ aber trennen mit dem Verweis „brauchste nich“ doch geschichtliches Bewusstsein und Aktivismus, neben dem durch Hartz 4 enorm gewachsenen Niedriglohnsektor, den social Media die es auch erst seit 10 Jahren so intensiv gibt, Merkels Wohlstandspragmatismus, schlechteren Unis und dem sterben der Sportvereine neben Corona etc etc etc.

    Genau die Frage wäre doch interessant, wieso „die“ Klimabewegung sich nicht tiefer verankert hat. Immer mehr alte Leute zeigen mir ihr Unverständnis über die neuen Protestformen mit ihren Kunstbegriffen und dem apokalyptischen Weltbild. Ende Gelände und IL sind doch der Inbegriff von „alles wollen mit Parteienfinanzierung im Hintergrund und nie sagen, nach welchen die Prinzipien die Welt geordnet werde sollte“ – Hauptsache „Solidarität“ (… in einer sozialen Marktwirtschaft) und romantisierte, exotische Konflikte, oder die Debatten von Betroffenheit statt naturwissenschaftlicher Beweisführung.

    Marxismus und Strukturalismus haben recht, dass eine Bedeutungssuche irgendwo obsolet ist, aber entschuldigt das „unseren“ Populismus, der inzwischen viele erfahrene Aktive abschreckt, vor allem mit dem nach innen gerichteten sozialen Druck?

    Im Text werden die „global agierenden“ Fridays for future benannt, früher hätte mensch dieses Attribut doch eher Friedrich Merz‘ Black Rock Konzern nachgesagt. Bei allem berechtigten Interesse, wie abgehoben muss es denn noch werden? Multitude(*) hin und her, unser Problem ist doch eine Bewegung die stark mit Textbausteinen und Bildungsschnipseln hantiert, die Konzentrationsfähigkeit und grundlegende schulische Fähigkeiten haben sich über die letzten Jahre durchschnittlich in der Bevölkerung verringert. Was für Stretegien werden denn gegen diese vielfältige Überforderungen empfohlen, die einen bildungsorientierten Aufstand der Massen forcieren?

    Nach der Logik im Text müssen wir nur fleissig weiter die Mediatheken leergucken und irgendwie zusammenstehen, wenn die Bullen das Pfefferspray wieder zücken, und irgendwie die Solikassen wieder füllen, denn offenbar haben die Aktiven ja wenig falsch gemacht. Und Überhaupt, die Zivilgesellschaft, die aktive Bürgerschaft… hm, das sind die mit der Kohle und ansatzweiser politischer Konsequenz. Nur eigenartig, wie viele Kirchen inzwischen Sea Watch sponsoren.

    Kann es nicht sein, dass so viel Geld auch etwas den Kontakt zu der Bevölkerung unterbricht, die mensch so retten möchte? Die Frage ist nicht unberechtig, zumal offenbar überall da Bewegungen erwartbar Erfolge in den Sand setzen und auf Medienöffentlichkeit hoffen, wo wie bei der IL und EG viel Karriere im Spiel scheint: Katrin Henneberger ist ja von EG direkt in den Bundestag gewechselt und hatte nicht mal die Courage nachweisbar mit Nein zu Lützerath zu stimmen! EG verkauften den Fall von Lützerath noch als Erfolg!

    But don’t worry: Märkte regeln eine Menge, ihr braucht nicht mal mehr selbst euch über die Inhalte eines Infostandes zu streiten: Für 60 Euro nehmen euch hardcore Linke inzwischen das denken ab, mit vorgefertigten Broschüren, ihr müsst vielleicht noch eine Lichterkette dazulegen und die SPenenDose hübsch verzieren:

    https://black-mosquito.org/de/infotisch-paket.html.html

    Carola, Momo und viele andere Lesende: Wir haben wirklich intern so viele Probleme, was brauchen wir noch Spitzel in der Bewegung, wenn zwischen Neoliberalismus und Anarchie kaum mehr Unterscheiden erkenntbar werden? Die Menschen sind von der überbordenden Bürokratie ihres Alltags doch genauso angekotzt wie vom Artensterben und den Waldbränden jeden Sommer. Wäre ja mal ein Anfang nicht dauernd auf das Geld anderer Leute zu schielen, Crowdfounding (Kirche, also Abtreibungsgegner und Organisationen die Arme über Jahrhunderte dumm und arm halten sponsoren Sea Watch) ist ja noch Transparent gegen Parteistiftungen die Initiativen sponsoren die „unsere Bewegung“ tragen wie die HBS EG oder die IL mit der RLS , Soliparties sind oft auch nur Ablasshandel für die eigene Passivität.

    Klima retten und Klassenkampf klingen super für ein Land, dass so zum Auswandern einlädt. Nur gruselt es mich schon vor einem Deutschlandkonsens, der ja die Konsequenz der bevormundenden Aktionsformen wie bei Ende Gelände ist, oder glaubt ihr, dass sich Ende Gelände nach x Jahren nochmal radikalisiert, während sie ihren Teilnehmenden mühevoll erklärt, dass es mehr als eine Festivalausrüstung braucht? Und wer möchte schon dauernd freiwillig in diesen blöden Maleranzügen rumrennen?

    Würden sich solche Bündnisse mal auflösen wäre es leichter für adäquatere Antworten für unsere Gesellschaft! Und dann wäre es auch möglich mit Sea Watch mal endlich über Solidarische Fluchtursachenbekämpfung zu sprechen, da wenigstens, wo noch was zu retten ist. Gil Scott Heron sang mal „the revolution will not be televised“ mit dem schlichten Hinweis, dass eine Revolution die Menschen vor allem auf den Teppich bringt. Klassenkampf to go scheint mir nicht so realistisch.

    Danke für’s Lesen

    (*) Hardt und Negri schrieben ein Buch Anfang 2000, der die Hoffnung trug eine Art Revolte der Vielfalt gegen die Zwänge der Welt zu entfachen: https://de.wikipedia.org/wiki/Multitude

    Arturas Miller 28. Februar 2023 - 20:14

    Vielen Dank für den großartigen Artikel. Steht viel Gutes darin.

    Wir würden nur super gerne ergänzen, dass es neben einer neue, solidarischen klimagerechten und demokratischen Bewegung auch ein Gegenangebot zu dem veralteten Parteiensystem und den in unserer Gesellschaft verfestigten anti-demokratisch und von einflussreichen Partikularinteressen geprägten Entscheidungsstrukturen entstehen muss.
    Eine der größten Leistungen von Rojava ist das Sie eine Form der Selbstverwaltung geschaffen und praktisch für alle erlebbar gemacht haben. Dara müssen wir uns ein Beispiel nehmen.
    Diese demokratische Emanzipation der eigenen Entscheidungsprozesse führt zu Akzeptanz der Maßnahmen und einem neuen Gruppengefühl, dass die Leute verbindet.
    Diesen Aspekt der Emanzipation gegenüber den bestehenden parlamentarischen von Parteien dominierten Entscheidungsstrukturen ist wichtig, um eigene Wirkmächtigkeit auch in der politischen Sphäre zu erfahren und das jetzige Parteiensystem zu überwinden.
    Aus diesem Grund haben wir vom KlimaKollektiv selbst im Vorbild des „Zentralen runder Tisch“ eine Form von Bürgerinnenräte gegründet, die selbst in die Parlamente einziehen können, um das bestehende politische System obsolet zu machen.
    Wir müssen aufhören immer nur einzufordern, sondern uns selbst ermächtigen.

    Nörgeltante 1. März 2023 - 1:21

    Was soll denn diese Gerechtigkeit sein? „We will not pay for your crisis“ geht doch ziemlich unter, aber die Frage, welches Samsung Galaxy es grade im Sonderangebot gibt, scheint ja eher im Kurs zu sein. Neulich fuhr ein Mercedes an uns vorbei, der in der Grundausstattung 120.000 Euro kostete. Was ändert sich an so einem Mist, wenn die Deutsche Wohnen grundgesetzkonform enteignet und entschädigt wird?

    So gut das gemeint ist, geht die Debatte ja deutlich an den Bedürfnissen vieler Menschen vorbei. Was soll Konsumverzicht, wenn die Innenstädte europaweit durch die Direktversanddienstleister wegrationalisiert werden? Was nützt die Flucht in die Grüne Idylle, wenn zumindest in Norddeutschland die Grundstückspreise auf dem platten Land bald teurer sind als in Hamburg selbst?

    Mike Contact 2. März 2023 - 11:56

    Danke für diesen wunderbaren Text ihr beiden klasse Menschen! Eure Arbeit ist so wichtig! Wie die Arbeit so Vieler weltweit. Die Arbeit für Umweltschutz, Kapitalismusbekämpfung,Gleichberechtigung und soziale,globale Gerechtigkeit,und soo vieles mehr! Das Bubbledenken und fie Grabenkämpfe müssen aufhören,sie kosten soviel Kraft,die woanders fehlt. Aber eine bessere Welt ist möglich! Und ich steh an Eurer Seite, Gruß,der HambipRolizist,der gern kocht und schreibt! Freiheit statt Kohle!

    […] von Carola Rackete und Momo; aus lowerclassmag.com […]