Scheiss auf Merkel, Scheiss auf Spahn. Bleib zu Hause und werde Wellenbrecher.

23. März 2021

Erinnert ihr euch noch an die erste Welle? Man sagte uns, wir sitzen alle im selben Boot und wenn wir uns jetzt alle in diesem selben Boot ein klein wenig anstrengen, dann schaffen wir, dass es nicht kentert. Das ist so lange her, dass kaum noch jemand der heute Lebenden eine Erinnerung daran hat.

Heute wissen wir: Es ist schon dasselbe Boot, aber wir haben bei der Auslosung der Tickets den Kürzeren gezogen. Wir hier unten sitzen im dreckigen, löchrigen Unterdeck, das langsam mit Wasser voll läuft, und wir rudern und rudern. Die Krisenprofiteure sitzen in den Sonnenstühlen oben an Deck, saufen Champagner aus langstieligen Gläsern und lachen über uns.

Wir werden verarscht. Jeden Tag, von frühmorgens bis spätabends. Man erzählt uns, es liege an uns, aber was liegt denn überhaupt an uns, wenn wir uns unter Androhung unseres finanziellen Untergangs jeden einzelnen gottverlassenen Tag noch bevor die Sonne dämmert in Pendlerbahnen quetschen müssen, um dann den Großteil unserer wachen Zeit mit mehreren dutzend anderen meistens völlig ungeschützt in Fabrikhallen, auf Baustellen oder im Büro zu verbringen? Was für Privatkontakte soll ich einschränken, meine Mahnerin Merkel? Und auf welche Reise soll ich nicht gehen, mein Lockdown-Söder?

Während wir malochen und schlafen, schlafen und malochen, immer mit dem Risiko, schwer zu erkranken, schlagen sich die Gesättigten die Mägen noch voller. Und während die Kolleg:innen, die man schon gar nicht mehr braucht, in Kurzarbeit geschickt oder gleich gekündigt wurden, fließen Milliarden an die Konzerne. Die Pharma-Lobby bekommt ihren Anteil für Impfstoffe, die nie ankommen. Was für eine Impfbereitschaft, mein Villenbesitzer Spahn, wo ist denn dein Impfsaft?

Die arbeitende Bevölkerung dieses gottverlassenen Jahres hat in den letzten beiden Quartalen einen saftigen Reallohnverlust eingefahren, die Erwerbslosenquote ist dafür aber gestiegen. Du verdienst jetzt zwar weniger oder bist deinen Job sowieso bald los, aber sieh es von der positiven Seite, die Chance, dass du in einer Eckkneipe versumpfst, ist verschwindend gering. Wenn dann geh unter die Brücke, aber bitte nicht mit mehr als fünf Leuten aus zwei Hausständen.

Der Alltag des größten Teils der Bevölkerung ist trostlos. Und es ist kein Ende in Sicht. Auf die erste Welle folgte die zweite Welle und auf die zweite Welle folgt die dritte Welle und auf die dritte Welle, ja was wird auf die wohl folgen? Man kann die Arschlöcher nicht mehr hören, die wahlweise als Mahner oder als Lockerer durch Talkshows touren, die ewige Dauerbeschallung mit wirkungslosem Gewäsch, das nichts ändert und für das die, die es absondern, auch noch besser bezahlt werden als wir, die die Scheisse andauernd hören müssen.

Jeder weiß: Wenn du arm bist, ist deine Chance zu erkranken höher. Und die Chance auf einen schweren Verlauf genauso. Und die Konsequenzen, die das für dich und deine Nächsten hat, wenn du dann beruflich abrutscht. Diese Pandemie und ihre politische Vernutzung ist ein Krieg gegen die Armen. Von der Patent-Nummer im Impfstoffbusiness bis zur Frage, wer im eigenen Whirlpool in Quarantäne ist und wer in der Sub-sub-sub-Unternehmer-Unterkunft von irgendeinem Schlachtbetrieb im Schlaf erstickt.

Man kann sich die Frage stellen, ob die politisch Verantwortlichen nicht willens oder nicht fähig sind, diese Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Aber die Frage ist nicht die relevanteste. Denn in beiden Fällen ist das Resultat, dass wir verarscht, drangsaliert und misshandelt werden. Also ist die weit wichtigere Frage, wie wir diesen Haufen zutiefst korrupter Stiefellecker des Kapitals so schnell wie möglich loswerden.

Da das allerdings unter den gegebenen Umständen recht schwierig ist, bleibt nur eine andere Sofortmaßnahme: Bleiben wir wirklich zuhause. Nicht im Sinne dieser schwachsinnigen Maßnahmen, die uns verbieten, uns irgendwann mitten in der Nacht an Orten aufzuhalten, an die man sowieso nicht gehen kann, weil man am nächsten Tag raus muss. Sondern in dem Sinne, dass wir den Ort meiden, an dem unsere meisten Kontakte stattfinden: Die Arbeit.

Wie wir das machen, ist egal. Einen Aufruf zum Generalstreik aus unseren heißgeliebten Gewerkschaften, deren von der Uni ins Funktionärsdasein gerutschte movement „worker“ wahrscheinlich sowieso längst im Home Office sind, wird es wohl nicht geben. Aber egal, wir machen es stiller. Geht zu euren Kolleg:innen und redet mit ihnen über Krankschreibung. Massenhafte, gleichzeitige Krankschreibungen. Die sind leicht zu haben und sie sind gesundheitlich absolut notwendig. Sie sind unser Wellenbrechen für die dritte Welle. Denn auf die Beschlüsse irgendwelcher Aasgeier in Anzügen haben wir lang genug gewartet.

#Titelbild: Tim Reckmann, ccnull

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