An einem Dienstag hörte man auf der Trasse der A49 das Krachen des letzten Baumhauses, das den Namen “Hambi” trug. Um genauer zu werden war es der 08.12.2020, an dem die Besetzung “gefallen” ist und die Trasse der Realpolitik in den Dannenröder Wald geschlagen war. Für viele Aktivist*Innen und Unterstützer*Innen der Besetzung ein Tiefschlag im Kampf gegen die A49, die Kassel mit der A5 anbinden soll. Für viele hat es sich angefühlt, als hätten wir verloren. Aber haben wir das denn?
Die ganze Arbeit, die in die Baumhäuser gesteckt worden ist, die zerbrochene Gemeinschaft und nicht zuletzt der Verlust eines in Deutschland so raren Freiraums. Als die Rodungen und Räumungen im Herrenwald losgingen, hätte uns eigentlich nach ein paar Tagen klar sein müssen, dass wir es hier mit dem gesamten Apparat aufnehmen, den der Staat und die Exekutive so zu bieten hat. Anstatt aufzugeben und uns der Übermacht an Geld und Polizei zu ergeben, haben wir nur so entschlossener gezeigt, was es bedeutet, sich mit einer starken Bewegung anzulegen. Zu denken, dass eine Partei, die sich „grün“ auf die Fahne schreibt, uns dabei hilft, war naiv: Denn unterm Strich haben uns die Grünen in Hessen verraten. Am Ende des Tages waren es die unzähligen Aktivist*innen, die jeden Morgen wieder in den Bäumen hingen, die das erreicht haben, wo die Parteipolitik nicht schafft: konsequenten Klimaschutz!
Es ist unser Verdienst, dass wir eine bundesweite Debatte ausgelöst haben. Mit unserer Standhaftigkeit und Radikalität für die Sache zu streiten, hat den Diskurs um die Verkehrswende in Deutschland Jahre weit nach vorne katapultiert. Denn ohne jede*n Einzelne*n von uns wären wir nicht so laut gewesen, die Bäume wären ohne Beachtung gefallen. Wir haben als Bewegung unsere Differenzen überwunden und zusammen vereint für die Sache zusammengehalten.
Ich denke die Antwort, ob wir verloren haben, kann noch nicht getroffen werden, denn die Bewegung ist noch lange nicht fertig. Es gilt noch 850 km Autobahn zu verhindern und überall fangen Menschen damit an.
Wir haben Gemeinschaft und unseren Freiraum verloren und viele tragen psychische sowie auch physische Narben davon. Aber zusammen haben wir etwas geschafft: Nach den Protesten um die Kohle ist nun auch die Verkehrswende nicht mehr aus Deutschland wegzudenken. Das ganze Land redet über Last- und Individualverkehr und das ist ein großer Gewinn für die Klimagerechtigkeitsbewegung. Es ist nun an uns, wie wir die Debatte von nun an führen wollen, aber die Grundsteine für eine antikapitalistische Verkehrswende sind gelegt. Es steht in den Sternen, welchen Weg wir als Bewegung gehen, aber zurück zum Status quo ist keine Option.
# Text: MomoZumKreis
# Titelbild: Channoh Peepovicz
[LCM:] Danni bleibt (nicht) – haben wir verloren? - Die Linke in ihrer ganzen Vielfalt 16. März 2021 - 15:02
[…] Beitrag Danni bleibt (nicht) – haben wir verloren? erschien zuerst auf Lower Class […]
Maja 19. März 2021 - 20:48
Danke – genau so ist es! Und zusätzlich ist es auch Euer Verdienst, dass sich deutschlandweit Menschen mit dem Danni solidarisiert haben und weiterkämpfen, dass diese Autobahn nicht gebaut wird. Denn die Planung und die Umsetzung basieren auf so vielen Fehlinformationen und Unrechtmäßigkeiten, dass ich persönlich sehr zuversichtlich bin, dass der Wald sich wieder erholen kann!