Fotoportage: Ende Gelände goes Danni

9. Dezember 2020

Im Rahmen der Rodungen für den Autobahnbau der A49 im Dannenroder Forst kommt es seit Monaten zu heftigen Protesten. Aktivist:innen halten seit Monaten Bäume besetzt und werden, gerade an den Wochenenden, von vielen Menschen unterstützt. So auch am Samstag den 5.12.2020. Am Aufruf des Anti-Kohle-Bündnisses Ende Gelände beteiligten sich nach unserer Schätzung circa 500 Menschen. Ende Gelände spricht von 1000, die Polizei von 150 Teilnehmenden.

Samstagmorgen um kurz nach acht machen sich trotz Minustemperaturen und Neuschnee mehrere hundert Menschen vom Ortsrand in Dannenrod auf den Weg in den Wald, um das Barrio „Oben“ und damit auch den Rest der verbleibenden, zu rodenden, Schneise zu blockieren. Insgesamt geht es nur noch um einen Abschnitt von etwa 50 Metern, bis sich die beiden bereits gerodeten Bereiche in der Mitte treffen.

Mit guter Stimmung geht es auf Waldwegen also in Richtung des Barrio. Dort befindet sich zwischen dem abgesperrten Bereich der künftigen Autobahn und den Bäumen eine Brache, die von einem geschotterten Weg durchquert wird. Die ankommenden Aktivist:innen bewegen sich gegen 8:45 Uhr in Richtung der Polizeiabsperrung und beginnen die Beamten mit Schneebällen zu bewerfen. Es folgen mehrere Durchsagen, dass dies zu unterlassen sei, da sich in den Schneebällen ja Steine befinden könnten. Die Argumentation vom Hof einer Grundschule sorgt für allgemeine Erheiterung.

Nach einer Weile kamen dann tatsächlich die Wasserwerfer „Bayern 3“ und „Bayern 4“ zum Einsatz. Offensichtlich war aber noch die „Querdenker“-Software geladen. Das bedeutet, Menschen werden nicht mit einem harten direkten Strahl schwer verletzt, sondern mit einem seichten Regenschauer überzogen. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und als Reaktion auf Schneebälle dennoch eine völlig unverhältnismäßige Reaktion.

Kurze Zeit später rückten eine ganze Menge USK-Beamter an und begannen die Personen mit Schlägen und Tritten Richtung Barrio zu verdrängen. Dort standen sich beide Parteien eine ganze Weile gegenüber. Gegen späten Vormittag zogen sich die Behelmten zurück und es wurde um das Barrio eine Barrikade aus gefällten Bäumen und Sperrmüll der abgerissenen Baumhäuser errichtet.

Der Schotterweg quer über die Brache scheint offenbar ein Rettungsweg zu sein. Daher muss dieser, so die Argumentation der Polizei, freigehalten werden. Über Sinn und Unsinn mit Baumaschinen an einem Aktionstag mit mehreren hundert Menschen unbedingt noch Arbeiten vornehmen zu müssen darf an dieser Stelle gestritten werden.

Die Cops machen also typische Cop-Sachen: Leute verprügeln, pfeffern und abführen. Denn schließlich müssen die Leute weg von der Baustelle. Die CDU will das so und die Grünen wollen das so, auf einem Schotterweg kommen Bouffier und seine Grünen Komplizen schließlich nicht zur „Arbeit“.

Neben der gerodeten Schneise verläuft ein weiterer Schotterweg, der verbarrikadiert ist und auf dem ein Tripod errichtet wurde. In diesem saß oben noch ein Mensch drin der, dumm gelaufen für die anwesenden Beamten, von 20 Kameras umzingelt ist, die gespannt das Geschehen verfolgen.

Normalerweise werden Menschen, mit einer Hebebühne aus diesem Tripod geholt und dieses dann umgesägt. Normalerweise. Am zweiten Adventswochenende musste ein bisschen unkonventioneller vorgegangen werden. Zwei SEK Beamte heben einen Fuß des Tripod an und ein dritter sägt 40 – 50 Zentimeter ab. Anschließend wird der Fuß wieder abgesetzt und der nächste ist dran. Das geht so lange, bis die Person im Tripod mal mehr, mal weniger schmerzhaft „entfernt“ werden kann.

Inzwischen haben sich aber auch in fast jedem Baum, innerhalb des Barrio Aktivist:nnen der Aktionsgruppe „Swingforce“ mit Ihren Schaukeln gehängt. Klar ist aber zu diesem Zeitpunkt, dass hier heute kein Baum mehr umgesägt wird.

Auf der kompletten Breite der künftigen Autobahn stehen sich bis zum Einbruch der Dunkelheit die Einsatzkräfte fürs Kapital und die für den Klimaschutz unversöhnlich gegenüber. Kurze Zeit später ziehen die Erstgenannten in Formation wieder zurück in ihren abgesperrten Bereich. Es mutet ein bisschen nach „Herr der Ringe“ an, als gingen Isengards Horden in den Feierabend.

Direkt im Anschluss geht ein wildes Treiben auf der soeben verwaisten Fläche los. Circa 50 Personen beginnen erneut Barrikaden auf dem Schotterweg zu errichten. Die Polizei antwortet mit einem erneuten Wasserwerfereinsatz – Wieder mit „Querdenkerfirmware“. Aufgrund fehlender Umgebungsgeräusche lässt sich ziemlich genau vorhersagen, wann die Fontänen aus den Wasserkanonen schießen. Die Pumpen sind deutlich zu hören kurz bevor es losgeht.

Gegen 17:30 Uhr haben auch wir uns ins Camp zurückgezogen und den Tag beendet.


#Bilder: Channoh Peepovicz

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