Polizeigewalt in Berlin: „Ich habe nur noch Blut gesehen“

24. August 2020

Anfang vergangener Woche machten auf Instagram Bilder eines jungen Mannes mit mehreren Kopfverletzungen die Runde. Zwei Brüder, Jecki und King_S, waren in der Nacht vom 16. auf den 17. August von Berliner Beamten festgenommen worden. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen die Polizei, von Schlägen, Beschimpfungen und Misshandlungen ist die Rede.

Eine Pressemeldung der Berliner Polizei zu dem Vorgang gibt es nicht, eine schriftliche Anfrage von lower class magazine blieb bislang unbeantwortet. Wir haben uns mit den beiden jungen Männern getroffen und mit ihnen über den Vorfall gesprochen.

Ihr habt auf Instagram eure Begegnung mit der Berliner Polizei vom vorvergangenen Wochenende öffentlich gemacht. Was ist an diesem Abend geschehen?

Jecki: Wir waren zu zweit mit zwei Freundinnen im Mauerpark, haben Musik gehört und gechillt. Es war schon etwas später, ein bisschen dunkel und schon menschenleerer. Da kam so ein Typ vorbei, der Glasflaschen gesammelt hat. Der wollte eine halbvolle Flasche von uns nehmen, wir haben gesagt, er soll die nicht mitnehmen. Dann gab es eine verbale Auseinandersetzung, der Typ hat angefangen, uns zu beleidigen und so. Aber dann ist er zunächst wieder gegangen.

Nach zwanzig Minuten kam er wieder, aber nicht allein. Ein Kumpel von ihn, eine Frau waren dabei und sie hatten jetzt zwei Kampfhunde. Dann haben sie meine Bruder angegriffen und es kam zu einer Auseiandersetzung.

Gab es während des Angriffs rassistische Bemerkungen?

Jecki: Ja, die haben ihn auch N**** genannt und so.

King_S: Er hat seinen Hund auf mich gehetzt. Ich habe davon auch Bissverletzungen.

Was ist dann passiert?

Jecki: Wir sind dann weggegangen, zur Tram an der Bernauer. Wir sind losgefahren, ein paar Stationen später kam dann aber die Polizei rein. Einer der Beamten hat gesagt, wir sollen mitkommen. Ich habe gefragt, warum. Er hat nichts dazu gesagt, sondern mich nur aufgefordert, aufzustehen und mich umzudrehen. Ich habe wieder gefragt, warum. Auch da hat er nicht geantwortet, sondern direkt versucht, mich mit Gewalt festzunehmen. Dann hat er meinen Bruder am Nacken gepackt. Sie waren sehr grob zu ihm, sodass auch drei, vier Passantinnen sich beschwert haben und gefragt haben, warum die so mit ihm umgehen. Er hat nur gesagt, das gehe sie nichts an.

King_S: Dann hat er mich aus der Bahn rausgeholt. Und als ich draußen war, hat er mir ins Ohr gesagt: „Du Wichser, du wirst sehen, was ich mit Dir mache.“ Meine Handschellen waren sehr fest, man sieht ja immer noch die Narben. Ich sagte: Können Sie bitte meine Handschellen lockern? Aber ich wurde nur beschimpft, als Arschloch, als Affe. Und ich wurde bedroht. Er hat mich dann hinter das Auto mitgenommen, sein Bein war vor meinem und er hat zwischen den Handschellen nach oben gerissen. Er hat mich so auf den Boden geworfen und auf dem Boden war eine Bordsteinkante, da bin ich dann mit dem Kopf dagegen. Ich habe nur noch Blut gesehen und gesagt: Mein Kopf blutet. Und er antwortete nur: Halt deine Fresse, Halt dein Maul.

Du warst zu diesem Zeitpunkt auch schon festgenommen, Jecki?

Jecki: Ich war da noch in der Tram. Sie haben ihn zuerst rausgezogen. Und als sie mich rausgezogen haben, habe ich nur gesehen, wie er bewusstlos auf dem Boden lag.

King_S: Als ich da lag knieten sich ein Polizist auf meine Beine, einer auf meinen Nacken. Und ich habe dann irgendwann keine Luft mehr gekriegt. Auch als ich schon am Boden lag und blutete, haben sie nicht aufgehört, mich zu schlagen. Ich hatte ja viel Blut verloren und wurde einfach bewusstlos. Dann kam irgendwann ein Krankenwagen, ich kann mich noch erinnern, dass ich kurz aufgewacht wird und eine Krankenschwester meinen Kopf gestützt hat. Ich wurde dann ins Krankenhaus gebracht. Ich habe immer gefragt, wo sie meinen Bruder hinbringen, aber es hat niemand geantwortet.

Bei Dir ging es dann in die Gefangenensammelstelle?

Jecki: Mich haben sie in einen nahegelegnen Polizeiabschnitt gefahren. Von dort dann zu einem anderen Abschnitt. Dann wurde ich wieder entlassen. Ich habe die auch gefragt, was sie mit meinem Bruder gemacht haben. Einer hat mich angeguckt und meinte, er wäre gestolpert und dumm hingefallen. Er hatte ein Lächeln im Gesicht, als er das sagte. Ich habe die ganze Zeit Fragen gestellt, warum, wieso, dies und das, weil die uns keinen Grund genannt haben, warum sie uns festnehmen. Aber auch das Fragen hat denen anscheinend nicht gepasst, der eine hat mich dann als Arschloch bezeichnet. Und es gab immer wieder Übergriffe. Etwa bei der Fahrt von der Tramstation zum Abschnitt habe ich mit den Handschellen das Fenster ein wenig runtergemacht, weil mir warm war. Dann hat einer von denen die Handschellen verdreht, dass sie noch enger werden. Als wir auf dem Abschnitt waren, habe ich schon beim ersten Schritt aus dem Auto ein Knie abbekommen. Da waren fünf, sechs Beamte um mich rum. Ich hab ein paar Tritte bekommen und sie meinten, ich solle mein Maul halten, wenn ich auf dem Abschnitt bin und dass ich mich benehmen soll.

Hat man euch irgendeine Anzeige vorgelegt? Irgendeinen Grund, warum sie euch mitgenommen haben?

Jecki: Sie haben uns angezeigt wegen Widerstand und weil wir sie angeblich beleidigt hätten.

Das bezieht sich aber ja, wenn überhaupt, auf die Zeit nach der Verhaftung. Das Delikt, wegen dem man euch überhaupt erst mitgenommen hat, hat man euch nicht mitgeteilt?

Jecki: Nein. Wir haben vermutet, dass sie wegen dieser Auseinandersetzung davor gekommen sind. Aber gesagt haben sie uns nichts, also wissen wir es eigentlich auch nicht.

Du hast ja ein Attest vom Arzt bekommen, was für Verletzungen hast du davongetragen?

King_S: Vor allem die Wunden am Kopf. Zwei der Platzwunden mussten genäht werden. Aber ich hatte auch noch eine verletzte Schulter von der Festnahme. Und Bisswunden von dem Hund, aber das war ja vor der Festnahme.

Hattet ihr ähnlich schlechte Erfahrungen mit der Polizei schon zuvor?

King_S: Für mich ist es das erste Mal, dass ich so von Polizisten geschlagen wurde. Aber jetzt, da das passiert ist, will ich es auch öffentlich machen. Das kann ja jedem jederzeit passieren.

Jecki: Bei mir genauso. Derartige Gewalt von Beamten habe ich bisher noch nie erlebt, das war das erste Mal.

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7 Kommentare

    Constanze von Haller 24. August 2020 - 20:17

    Das muss unbedingt angezeigt werden! Ich hoffe, es gibt noch Zeugen, damit die Polizisten den Spieß nicht umdrehen können. Vielleicht Leute von der Bahn auftreiben?

    Peter Schaber 25. August 2020 - 7:59

    Die beiden Betroffenen haben bereits Anzeige gestellt.

    biplab basu 25. August 2020 - 1:52

    Ihr könnt zu mir in die Beratung kommen, Reachout, beusselstr 35, 10553 Berlin, 030-69568339 oder 0179 5441790

    Peter Schaber 25. August 2020 - 7:59

    Haben wir den beiden Jungs auch empfohlen und sie sind auch in Kontakt mit anderen Betroffenen, die schon da waren!

    Levin Klempert 25. August 2020 - 15:40

    Wie kann das sein, dass solche Menschen überhaupt Polizisten werden.

    Beate Rumpf 26. August 2020 - 21:33

    Ich bin erschüttert, nach dem ich diesen Bericht gelesen habe. Ich hatte immer noch ein positive Meinung von der Polizei, aber so mit jungen Menschen umspringen geht gar nicht. Ich bin entsetzt. Ich hoffe, es wird auch bei uns in Deutschland gegen eine solche Polizeigewalt etwas unternommen. Ich bin 67 Jahre alt und Rentnerin. Ich protestiere hiermit gegen diese Polizeigewalt und hoffe sehr, dass diese Unmenschen als Polizisten verkleidet verurteilt werden. Dafür drücke ich den beiden Jungs die Daumen und wünsche ihnen viel Kraft und Stärke! Ich möchte nicht, dass bei uns in Deutschland amerikanische Verhältnisse in Punkto Polizeiterror Fuß fassen. Das macht mir Angst. Es mögen nicht alle Polizisten daran beteiligt sein, aber bereits einer ist einer zuviel und mehrere, das geht gar nicht.

    Tobias Claren 31. August 2020 - 14:34

    Kennt in solchen Fällen eigentlich nie jemand die Namen etc. dieser Polizisten?
    Die müssen immer wieder bekannt gemacht werden.
    Eine „Human Flesh Search Engine“, auch „Renrou Sousuo“ genannt muss die Namen ermitteln, und dann online und offline verbreiten.
    Adresse recherchieren, Infozetteln allen Nachbarn und Geschäften, Gaststätten im Ort einwerfen.
    Denn diese haben das Recht der Person Hausverbot zu erteilen.
    Außerdem klebt man sich einen A4 oder A5 ausdurch mit deren Namen und kurzer Zusammenfassung hinter die Heckscheibe und rechte Seitenscheibe des Auto.

    Social Shaming ist in solchen Fällen ein legitimes Mittel. Es geht ja nicht um den zu laut rülpsenden Nachbarn, es geht um einen Polizisten.

    Wir brauchen eine aktive Copwatch-Bewegung.
    Man könnte mit Schwarzen (möglichst dunkel und idealerweise noch mit Akzent) losgehen, und so aussehen als gehöre man nicht zueinander. Die weßen tragen am Körper versteckte Kamera, der Schwarze evtl. ein Funkmikro/Wanze, und so sammelt man als Honeypot Belege für solches Verhalten.
    Da kann der noch so flüstern, wenn der Schwarze ein gutes Mikrofon am/unter dem Kragen hat, ist auch das drauf.
    So kann man ein paar Karrieren vernichten.
    Man gibt der Justiz noch die Chance den angemessen zu bestrafen, inkl. Entfernung aus dem Polizeidienst. Wenn das nicht geschieht, greift die „Human Flesh Search Engine“, auch „Renrou Sousuo“ genannt ein und veröffentlicht es unverfremdet mit Klarname und wenn bekannt Adresse. Gewalt und Sachbeschädigung sollte es nie geben, aber z.Bl. ein anprangernder Flashmob vor Wache und Privatadresse ist moralisch legitim.

    Den schwarzen Lockvögeln könnte man noch eine möglichst attraktive weiße Frau (um so „arischer“, um so besser) als „Freundin“ zur Seite stellen. Das triggert rassistische Polizisten evtl. besonders.

    Hier ein Beispiel wo das hilfreich gewesen wäre:
    https://twitter.com/MalcolmOhanwe/status/1286015776021983232?s=20

    Hier noch etwas zum ausdrucken und hinter die Heckscheibe/Seitenscheibe kleben:
    https://twitter.com/Tobias_Claren/status/1294945367289724929?s=20

    Das ist eine klare Aussage gegen #Polizeigewalt und „Einzelfall“-Relativierung.

    Was den Kampf gegen so etwas angeht, habe Ich noch extreme aber absolut ernst gemeinte Ideen.

    1.: Weiße nehmen diese „Schwärzungspillen“.
    Nach evtl. einem halben Jahr ist man wohl dunkel wie ein Schwarzafrikaner. Wenn man sie nicht mehr nimmt, vergeht das wohl wieder.
    „Je suis Charlie“ kann sich jeder kurz über den Avatar blenden, ein T-Shirt tragen etc., dunkelhäutig werden, wäre mal ein Zeichen.

    2.: Ich propagiere regelmäßig IQ-Eugenik (möglichst kostenlos für Arme).
    Formel aus der Zeit oder Welt:
    IQ-Schnitt der Eltern plus 100 geteilt durch 2 = Scheitelpunkt der Gaußschen IQ-Verteilung der Kinder.
    Das bedeutet, besorgt man sich Eizelle und Spermium von Spendern mit z.B. 190 hat das Kind um IQ145.
    Der IQ ist praktisch zu 100% erblich. Das wird gerne ignoriert, weil Pseudogutmenschen ein Problem mit dem IQ haben.
    Der IQ ist ein Tabu: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-62603907.html
    Wenn man nun noch etwas gegen Rassismus machen will, wählt man möglichst dunkle Spender.
    Man erhöht die Anzahl der Afrodeutschen. VOn aktuell 1% oder weniger auf 5%, 10%…
    Das verringert aktiv den Rassismus, weil Schwarze Deutsche normal(er) werden. Racial Profiling wird auch erschwert.
    Des Weiteren ist das Risiko dass diese Afrodeutschen zur Unterschicht gehören werden gering mit einem IQ von z.B. 145.
    Also werden Schwarze als intelligent und erfolgreich wahrgenommen. Im Gegensatz zum Bild in den USA.
    Und diese Menschen werden aufgrund ihres hohen IQ und Erfolg auch als Partner wahrgenommen.
    Wodurch auch ohne IQ-Eugenik mehr dunkelhäutige bei Paarung mit Weißen entstehen. Der IQ der Kinder wird allerdings nicht so hoch sein.
    IQ 145 plus z.B. 107 wäre um 113.
    NICHTS, auch keinerlei Moral oder Ethik spricht dagegen (religiöses „Gottes-Wille“-Geblubber zählt nicht). Ganz im Gegenteil.