Gentrification of Colour – Es geht um Klasse, nicht um “Kultur”

28. Mai 2019

Autor*in

Bafta

Während so manche deutsche Antifa-Gruppe statt einfach von Gentrifizierung über Bevölkerungsaustausch spricht und dem Diskurs darüber einen verstörend rechten Anstrich gibt, ist auch in den USA die Debatte nicht gerade befriedigend. Der Rapper und Multimillionär Jay Z etwa meint, dass Schwarze in den USA ihre eigenen Gegenden gentrifizieren und ihre eigenen Leute einziehen lassen sollen.

Gentrifizierung betrifft in den USA vor allem Schwarze, in Deutschland vor allem migrantische Viertel. Dass hat mit Rassismus weniger zu tun als mit einer bestimmten Zusammensetzung der unteren Klassen, in denen sich vor allem rassifizierte Menschen befinden.

Das Problem ist aber nicht, dass Weiße die Kultur eines Stadtteils verändern, sondern dass Menschen sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können und von ihren Vermietern zum Teil durch die schlimmsten Methoden rausgeekelt werden. Ob es etwas an der materiellen Situation der armen Schwarzen in Brooklyn ändert, dass die Leute, die an ihrer Verdrängung beteiligt sind, selber Schwarz sind? Mangelnde Infrastruktur, schlecht isolierte Wohnungen, Straßen die über Monate nicht repariert werden und über Kilometer kein Zugang zu frischem Obst und Gemüse – all das ist nichts, was als „Schwarze Kultur“ oder in Form eines Proletkults idealisiert werden sollten. Jay-Z macht daraus eine Frage von Kultur, als ginge es um einen Kampf um Ressourcen zwischen Weißen und Schwarzen.

Dass es ihm um Kultur geht, ist entweder in der Konsequenz einfach Kulturkampfrhetorik oder schlicht gelogen. Deutlich wahrscheinlicher ist, dass es ihm um sein eigenes Klasseninteresse geht. Er ist schließlich Kapitalist und besitzt Immobilien in Brooklyn. So zu tun, als ob er das alles „für die Kultur“ tut und damit seinem objektiven Klasseninteresse einen antirassistischen und pro-schwarzen Anstrich gibt, ist schon ziemlich schamlos, weil er damit den ältesten Trick im Kapitalisten-Handbuch verwendet. Was arme Schwarze aber verstehen müssen ist, dass sie mit armen Weißen immer noch mehr gemeinsame Interessen haben als mit Jay Z.

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