In der letzten Kolumne ging es um Bequemlichkeit in der Politischen Arbeit, also das Bedürfnis, jene Dinge, die einem Spaß machen oder die man ohnehin schon im Alltag tut, als politische Praxis zu verkaufen. Die Partys der Szene sind da kaum anders. Ein Großteil dieser AfD/Patriarchat/alles-Schlechte-wegbassen-Partys sind nichts weiter als linke Selbstbespaßung. Bei denen wird natürlich „ein Zeichen gesetzt“ und sich eingeredet, politisch etwas erreicht zu haben. Sein wir ehrlich, das eigentliche Ziel ist es doch, abends oder morgens, nachdem man mit seinen Freund*innen und Gleichgesinnten ein bisschen tanzen war, mit gutem Gewissen ins Bett zu fallen und den Rausch auszuschlafen, damit man fit für die nächste Runde ist.
Keine dieser Aktivitäten kann szenefremde Menschen in irgendeiner Form ansprechen – und das ist auch beabsichtigt. Szenepartys sollen exklusive Orte sein, an denen sich Menschen, die nicht so aussehen, kleiden und sprechen wie Szeneangehörige, unwohl fühlen. Differenz ist unwillkommen, schließlich soll hier Identität gestiftet werden. Man weiß, dass man auf der richtigen Seite steht und geht dann heim. Alles, was eine wirkliche Auseinandersetzung mit anderen Menschen bedeutet und die eigene Fähigkeit mit Differenzen umzugehen auf die Probe stellt, ist da natürlich schädlich.
Was ist dann der Unterschied zwischen irgendwelchen anderen Szenen und dieser Art von Linken? Es gibt keinen relevanten, bis auf den kleinen Anspruch eine bessere Gesellschaft herbeiführen zu wollen. Wie man das macht, indem man auf Droge mit New Balance Schuhen in versifften Clubs feiert, bleibt unklar. Es werden Zeichen gesetzt. Jedes Wochenende aufs Neue. Zeichen setzten, heißt der Außenwelt zeigen, dass man „dagegen“ ist. Damit verkommt politische Haltung zu einer Lifestylefrage. Man drückt aus, wie man zu den Sachen steht in der Art, wie man sein Leben führt. Eine pluralistische Demokratie kann das aushalten, sie kann linke Positionen in ihr Projekt integrieren, weil Meinungen nicht ausschlaggebend sind. Das heißt: „Die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt.“
V 4. März 2019 - 8:08
Oke. Party machen ändert nix, das 1000ste „Zeichen setzen“ auch nix. Aber das ist doch eh allen klar, oder? Es deshalb abzutun als unnütz ist ja eine Verwertungslogik von politischer Aktion an sich. Lieber sollen Menschen „auf der richtigen Seite“ Party machen, als gar nix. Und natürlich wäre es noch besser, sie beteiligten sich an „echten“ Aktionen. Dieses ständige vergleichen, wer nicht besser ist im Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse, geht mir persönlich ziemlich auf die Nerven.
nthng 4. März 2019 - 10:23
Ein absolut überflüssiger Text. Nicht ein lohnenswerter Gedanke, aber immerhin das Naziwort „versifft“ benutzt, um seine eigene bürgerliche Zurichtung zu kaschieren. Naja, vielleicht findet ihr ja noch interessantere Kolumnist*innen.
koukoulofori hamburg 4. März 2019 - 23:41
Moin, in den letzten Jahren sind ein paar gute Texte erschienen, die sich kritisch mit Thema „Solipartys“ beschäftigen. Ein guter Text von 2016: „Hört ihr die Saufsignale? Zum inflationären Gebrauch des Begriffs Solidarität“
https://a-bibliothek.org/2016/11/03/fr-11-11-2016-1930-textdiskussion-hoert-ihr-die-saufsignale/
Max 5. März 2019 - 12:32
Partys sind da um zu feiern und Spaß zu haben und das natürlich am liebsten mit netten Leuten und oft gehts dann halt auch noch drum Solikohle für ne politische Sache zu generieren. Ich glaub kaum dass iwer iwas setzt außer mehr Geld für coole Aktionen oder Repression oder so. Außer ma kann noch versuchen den Raum wo ma feiert vllt freier von iwelchen -ismen zu halten als den Rest der Welt. Aber da Partys nicht der ort zum diskutieren ist. Is das dann wohl eher so wie die Artikelschreibene Person sagt: entweder du passt dazu oder du fliegst raus-find ich aber ok meistens?
Wat Yacht da dazu wollt ihr eine Gesellschaft ohne Spaß?
Peter Schaber 5. März 2019 - 13:06
Die interessante Debatte fängt da an, wo man sich fragt, was ist eigentlich „Spaß“, was ist „Freude“, was ist sinnerfüllend im Leben. Ohne es zu verallgemeinern: Ein nicht kleiner Teil der Leute, die ich kenne, die an diesem Hedo-Linken Feierquatsch teilnehmen (inklusive mir selber früher), werden dadurch nicht glücklicher oder sonstwas. Es ist einfach der zum kapitalistischen Alltag komplementäre Eskapismus und genug Leute gehen daran kaputt. (psc)