Zum ewigen Geschichtsrevisionismus der SPD

10. Januar 2019

Autor*in

Bafta

Wie wir wissen sind Traditionen Sachen die man irgendwann aus guten oder schlechten Gründen anfängt und dann früher oder später für unabdingbaren Teil der eigenen Identität erklärt. Im Januar fangen wir mit solch einer Tradition für uns als Lower Class Magazine an und präsentieren die monatliche Kolumne: Bafi im Bann der Dämonen. Unsere Kolumnistin Bafta fängt mit einer sehr niedrig hängenden Frucht an – der SPD.

100 Jahre nach Niederschlagung des Spartakusaufstandes durch die SPD bewährt die Parteizeitung Vorwärts mit einem revisionistischen Artikel, in dem dieser Vorfall als „die Verteidigung der Demokratie gegen die Diktatur des Proletariats“ angeteasert wird. Das ist zwar richtig, die bürgerliche Demokratie wurde gegen den Sozialismus verteidigt, aber etwas Gutes war das nicht.

Der Konflikt nach der Novemberrevolution zwischen Sozialistischer Arbeiterbewegung, die den Übergang zur Räterepublik zum Ziel hatte und „gemäßigter“ Sozialdemokratie, die eine bürgerliche Demokratie aufrechterhalten wollte, endete durch die blutige Niederschlagung des Spartakusaufstandes.

Verstörend ist vor allem die Darstellung dieser Vorgehensweise als erfolgreiche Verteidigung der „Demokratie“. Wenige Tage nach dem Aufstand werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von rechten Freikorps ermordet. Diese beteiligten sich an der Niederschlagung des Aufstandes, welcher von dem von Friedrich Ebert beauftragten Gustav Noske angeführt wurde. Die Beteiligung von Luxemburg wird im Artikel selbst als „widerstrebend“ bezeichnet und damit der Versuch unternommen sich der positiv-Rezeption der KPD Mitgründerin anzuschließen, indem sie selbst als eigentlich „gemäßigt“ und nicht so revolutionär dargestellt wird. Luxemburg würde im Grabe rotieren.

Die Spaltung der Arbeiter*innenbewegung in Kommunist*innen und Sozialdemokratie und der Niedergang der Weimarer Republik hat weniger mit der Wendung der KPD in Richtung UdSSR, sowie die Bekämpfung der Sozialdemokratie mit der Sozialfaschismusthese zu tun. Viel mehr war es die Folge der sozialdemokratischen Abkehr von emanzipatorischer Politik. Es war die SPD, die mit ihrem reaktionären Kurs zwar die bürgerliche Demokratie aufrechterhielt, verteidigt hat sie aber nichts was nicht mittelbar und unmittelbar zum Scheitern der Demokratie selbst geführt hat. Sie erhielt nach der Novemberrevolution weiterhin die autoritär eingestellte Bürokratie aus dem Kaiserreich, die dem Faschismus entscheidend zum Aufstieg verholfen hat. Während die Sozialdemokratie sich zum Ersten Weltkrieg bereits von den Kernforderungen der Arbeiterbewegung verabschiedet hat, was unter der Losung „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“ bekannt wurde, stellt sie nun Kommunist*innen als die eigentlichen Spalter*innen, die zum Aufstieg des Faschismus geführt haben dar. Damit beweist die Sozialdemokratie bestenfalls, dass sie zu materialistischer Geschichtsanalyse nicht fähig ist. Ohne ein Bewusstsein darüber, wieso Deutschland nicht den Sozialismus, sondern die Barbarei erhalten hat, ist linke Politik immer wieder zum Scheitern verurteilt. Deshalb heißt es stets und immer wieder zu Recht: Nieder mit der Sozialdemokratie! Es lebe der Kommunismus!

#Bafta
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Ein Kommentar über “Zum ewigen Geschichtsrevisionismus der SPD”

    Daniel Kulla 11. Januar 2019 - 0:22

    Puh…

    Gegen Geschichtsrevisionismus schreiben, aber den Januaraufstand, der nun mal weit überwiegend von der USPD und den Obleuten organisiert wurde, im Sinne der hegemonialen Erzählungen “Spartakusaufstand” nennen? Luxemburg hat tatsächlich (anders als Liebknecht und Pieck) zunächst gezögert, den Aufstand zu unterstützen, und das hat sich erst nach den ersten zwei Tagen geändert. Auch andere waren skeptisch, weil das Ganze zu unvorbereitet passierte.

    Es hat sich auch nicht die ganze Sozialdemokratie “von den Kernforderungen der Arbeiterbewegung verabschiedet”, sondern zunächst fast nur die Parteiführung partiell und teilweise verdeckt – die Masse der Mitglieder dürfte auch zum Jahreswechsel 1918/19 noch für die Sozialisierung der Großindustrie gewesen sein.

    Ich finde es nicht schlau, gegen die SPD-Erzählung jetzt einfach eine halbe KPD-Erzählung zu setzen – dafür ist es zu wichtig, was damals passiert ist und was mit den Erzählungen so alles angerichtet wurde.

    (Noch eine Kleinigkeit: So wie’s da steht, hat Noske den Aufstand angeführt – vielleicht auch noch mal einfach drüberschauen…)