Afrin und die SiKo – eine Bestandsaufnahme

19. Februar 2018

Am gestrigen Tag, dem 29. Tag der Angriffe der türkischen Armee auf Zivilist*innen in Afrîn, konnte offiziell gesagt werden, dass der Kampf syrischen Boden überschritten hat und die YPG sich nun auch auf türkischem Boden verteidigt.

Eine Olivenölfabrik nahe Kırıkhan in Hatay, einer an Afrîn angrenzenden türkischen Provinz, wurde vom MIT (türkischem Geheimdienst) zu einer Basis umfunktioniert und zur Sammlung und Verbreitung von Informationen genutzt. Dieses Zentrum wurde am Abend des 17.02. angegriffen. Dabei sollen ANF zufolge 7 türkische Soldaten getötet worden sein.

Olivier François Jean Le Clainche (Kendal Breizh) gefallen am 10. Februar 2018 bei der Verteidigung Afrins

Samuel Prada Leon (Baran Galicia) gefallen am 10. Februar 2018 bei der Verteidigung Afrins

In den vergangenen Tagen erreichte uns auch die traurige Nachricht von drei gefallenen Internationalisten, von denen zwei in Afrîn und einer in Deir ez-Zor getötet wurden.

Daraufhin kursierten erschreckende Bilder aus den Krankenhäusern Afrîns, die nahelegen, dass chemische Waffen im Kampf gegen die Zivilbevölkerung von der Türkei genutzt wurden.

Als wäre dies nicht schlimm genug, ereignete sich in der Nacht desselben Tages ein Selbstmordattentat in der Stadt Qamislo, das mindestens 4 Leute tötete.

Sjoerd Heeger (Baran Sason) gefallen am 12. Februar 2018 bei der Befreiung Deir ez Zors

Währenddessen scheinen die meisten Seiten weiterhin zufrieden mit der Situation zu sein. Während die Außenminister von Ländern wie der Türkei und dem Iran in München hofiert wurden und die Plattform hatten um über ihre vermeintliche Leidensgeschichte zu schwadronieren, wurde während der Münchner „SiKo“ kaum thematisiert, was in Afrîn geschieht. Ein diplomatischer Schwanzvergleich wie der unsinnige Konflikt am Persischen Golf wird ins unendliche thematisiert, eine humanitäre Katastrophe wie die in Afrîn ist kaum von Bedeutung.

Tiefpunkte syrisch-oppositioneller Arbeit eröffneten sich dann auch im gestrigen Panel, an dem der türkische Außenminister Çavuşoğlu teilnahm. Ein Vertreter der Weißhelme, einer vermeintlich humanitären Organisation, die durchweg kein Problem damit hatte ihre Dienste ausschließlich in islamistisch besetzten Gebieten in Aleppo anzubieten, schwärmte davon, wie die Türkei den flüchtenden Syrer*innen hilft.

Parallel zu diesem Zirkus der Heuchelei, hatte der Außenminister der BRD genug damit zu tun, seinen vermeintlichen diplomatischen Sieg aus parteipolitischen Gründen auszuschlachten und konnte der MSC nicht ganz so stringent beiwohnen. Er ließ sich lieber im Axel Springer Haus als erstklassiger Erfolgsminister ablichten und aufs Haar genau von der Presse festhalten. Man muss ja wissen, wer das Ding gerockt hat.

Kein Wort darüber, dass heute doch Informationen aus türkischer Seite kamen, die nahelegen, dass die Türkei allen Grund zur Hoffnung der Aufrüstung im Gegenzug zu Yücels Freilassung hat. Kein Wort darüber, dass Internationalist*innen weiterhin ihr Leben in einem globalen Kampf um die Menschlichkeit geben und die Türkei aktiv am Tod dieser Europäer*innen, wenn man so will, beteiligt war.

Die Eskalation des Konflikts und die Grenzüberschreitung durch die YPG kann in diesem Kontext durchaus als eine Antwort auf die Gehörlosigkeit der internationalen Gemeinschaft gesehen werden. Während im Kampf gegen den IS weiterhin SDF Kämpfer*innen ihr Leben lassen, wie das beispielsweise noch in Deir ez-Zor der Fall ist, sollen dieselben Kräfte in Afrîn bespitzelt und eliminiert werden, indem eine solche genozidiale Praxis angewandt wird? Die Angriffe durch chemische Waffen sollen weiter unkommentiert bleiben, weil es grade der westlichen Taktik nicht passt? Und solange die Russen Lufträume freigeben und die Amis in Manbij bleiben dürfen ist alles prima? Das werden die Kräfte vor Ort sicher nicht zulassen und auch mit weiteren Angriffen auf türkischem Boden wird zu rechnen sein.

Es bleibt sich ernsthaft zu fragen, ob die selbsternannten internationalen Institutionen der „Friedensbewahrung“ schlicht zu dumm sind um die aktuelle Lage richtig einordnen zu können, oder denken, dass sie mit der derzeitigen Syrien- (und vor allem Türkei)politik so vorankommen können. Es bleibt vorerst dasselbe Bild: Leidende Massen und blutrünstige Autokraten, die in ihren Anzügen das Gift ihrer Kriegspolitik in europäischen Nobelhotels speien.

#Manî Cûdî
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Ein Kommentar über “Afrin und die SiKo – eine Bestandsaufnahme”

    Ayhan Tarim 20. Februar 2018 - 12:57

    Recep Tayip Erdoğan isst Scheisse,milionen Türken können sich nicht irren !!!