Rückblick auf die #saveAfrin-Demonstration in Köln

29. Januar 2018

Die Polizei freute sich schon regelrecht auf die negativen Schlagzeilen, die sie provozieren könnten. Die Gewerkschaft der Bullen (GDP) warnte schon vor Tagen vor gewalttätigen Auseinandersetzungen und freute sich wohl schon Händereibend auf das Opfernarrativ, in das sie sich bald stürzen könnten. Tatsächlich ist auch das Echo der deutschen Öffentlichkeit weiterhin gleich: mimimi Steuergelder mimimi viele Polizisten mimimi kein Versammlungsrecht für Ausländer.

Dabei war die Menge an Auflagen, die im Vornherein schon von der Stadt Köln auferlegt wurden eine Unverschämtheit. Kein Essensverkauf, auch kein unentgeltlicher und auch keine Genehmigung der Essensversorgung der Mengen durch das Rote Kreuz.

Tatsächlich blieb die Demonstration jedoch friedlich. Es kam weder zu größeren Auseinandersetzungen noch zu größer angelegten Verhaftungswellen oder die Aufnahme von Personalien. Zu Beginn der Demo wurde der Protestzug für ungefähr einer ¾ Stunde aufgehalten, da der Ansicht der Polizei nach verbotene Flaggen gezeigt wurden. Zudem verbreitete die Polizei Informationen über gewaltsame Auseinandersetzung, die später revidiert werden mussten. Als die Demo danach doch weiterging und ohne die heiß erwünschten Gewaltexzesse voranschritt, rückte die Polizei zur zweiten Provokation aus. Nach gerade mal 30% der geplanten Demostrecke wurde der gesamte Protestzug angehalten, da wieder der Vorwurf der verbotenen Flaggen erhoben wurde. Ein Wasserwerfer wurde positioniert und die erste Reihe des Demozugs wurde mit Gewalt um einige Meter zurückgedrängt.

Derweil standen tausende Protestierende noch am Anfang des Demozugs am Ebertplatz, da die geringe Strecke, die zurückgelegt wurde, noch nicht einmal für alle Besucher reichte.

Der Protest wurde für knapp eine Stunde aufgehalten. Die Masse blieb jedoch weiter friedlich und protestierte lautstark weiter gegen die Kriegspolitik der deutschen Regierung. Kämpferisch zeigte man das Konterfei Abdullah Öcalans und die Flaggen der YPG und der YPJ um klar zu machen: „Ihr seid der lange Arm Erdogans und eure Verbote sind seine Befehle. Afrîn lässt sich nicht unterkriegen. Wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Während dessen traten verschiedene Redner*innen wie die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, am Lauti vor und äußerten sich ebenfalls zur Rolle der BRD in Afrîn sowie der Kriminalisierung der kurdischen Bewegung in Deutschland.

Nach der besagten Stunde wurde die Demonstration von der Polizei für aufgelöst erklärt. Die Massen zogen ruhig weiter, verblieben aber nicht leise. Von Ebertplatz bis Kölner Dom wurde die Stadt in Grün Rot und Gelb, in Kesk Sor und Zer eingetaucht. Überall der Geist des optimistischen Widerstands, überall laute Slogans und eine Domplatte, die in den schallenden Chor zu „Çerxa Şoreşê“ gehüllt war.

Die Solidarität der antifaschistischen, internationalistischen Massen war ebenfalls überwältigend. Unter die insgesamt 70000 Protestierenden mischten sich hunderte Internationalist*innen, die aus ganz Deutschland angereist waren.

Die Demonstration am Samstag hat zwei Dinge gezeigt: Der Widerstand in Deutschland ist ununterbrochen und stärker als je zuvor. Aber: Der lange Arm Erdogans in Deutschland ist stärker denn je. Bullen, die sich auf Gewaltexzesse freuen, piensende Almans, denen ihr Steuergeld wichtiger ist ihr Leben und eine geschäftsführende Regierung, der nur wichtig ist möglichst reibungslos in die nächste große Koalition der großen Scheiße reinzurutschen bieten Erdogan einen fruchtbaren Boden für seine Wünsche. Kriminalisierung, Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und sogar Mordversuche? Kein Problem, wie es scheint.

Nachdem uns in den letzten Tagen sowohl die Meldung über den Luftangriff auf den Damm in der Region Maidanka, als auch über das Martyrium von Şehîd Avêsta Xabûr erreichten, rufen wir dazu auf dieses Verhalten der deutschen Regierung in solch einem Kontext auch einzubetten. Der Versuch der Ausübung eines Kriegsverbrechens, wie der fahrlässigen Schädigung eines Damms und dem darauffolgenden Tod von tausenden Menschen, kann nur geschehen, weil Deutschland kooperiert und unterstützt. Dass eine Avêsta Xabûr, gerade einmal Jahrgang 1998, ihr Leben verliert, in dem sie versuchte einen türkischen Panzer vom Eindringen in eine Stadt abzuhalten, das ist ein Tatbestand, dessen Schuld bei allen am Angriffskrieg beteiligten Parteien liegt.

Nach wie vor sterben Geflüchtete , Zivilist*innen und vor allem Kinder und Frauen in einem Angriffskrieg, der an Asymmetrie und Hinterhältigkeit sowie internationaler Konspiration kaum zu übertreffen ist.

#Manî Cûdî

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