In Deutschland nimmt derzeit die Debatte um eine linke Position zum Euro und der europäischen Union Fahrt auf. Während die Positionen des rechten SYRIZA-Flügels und jene der KKE in der deutschen Linken relativ bekannt sind, gehen andere unter. Höchste Zeit also, mit AktivistInnen eines wichtigen außerparlamentarischen Players ins Gespräch zu kommen, der in der Debatte hierzulande oft zu kurz kommt: Eirini Iliopoulou ist linke Aktivistin und aktiv im linksradikalen Bündnis ANTARSYA. Jan Ronahi hatte die Gelegenheit, sie zu den aktuellen Entwicklungen und dem Stand der Debatte in Griechenland zu interviewen.
1. Hallo Eirini, kannst du dich und die Organisation, deren Mitglied du bist, kurz vorstellen? In welchen Kämpfen ist die Organisation aktiv? In welchem Verhältnis steht die Organisation zu anderen Teilen der Linken und sozialen Bewegungen?
Die Antikapitalistische Linke für den Umsturz (ANTARSYA) wurde im März 2009 im Rahmen eines Kongresses verschiedener Parteien, Organisationen, Aktivisten, Studenten und Intellektuellen der radikalen, antikapitalistischen Linken gegründet. In einer Atmosphäre des Enthusiasmus mit mehr als tausend am Kongress teilnehmenden GenossInnen, unterstrich dieses neugeborene Bündnis der revolutionären Linken die Notwendigkeit, einen anderen Weg für die griechische Linke und die Arbeiterklasse vorzuschlagen, ebenso wie die Notwendigkeit einer Radikalisierung der Bewegungen der Arbeiter und Jugend, die in den Monaten zuvor in den Straßen Geschichte geschrieben hat – insbesondere in der Dezember Revolte 2008. Verschiedene politische Strömungen und theoretische Traditionen kamen unter dem gleichen Vorzeichen zusammen und konstituierten mit der Gründung ANTARSYAs einen der vielversprechendsten Schritte in der Geschichte der kommunistischen, revolutionären und ökologischen radikalen Linken Griechenlands. Damit meine ich vor allem, dass ANTARSYA nicht aus dem Blauen heraus entstand. Es ist im Prinzip ein Schmelztiegel von AktivistInnen und Organisationen, die zuvor in den Generalstreiks, in Graswurzel- und Basisinitiativen, den Gewerkschaften, der SchülerInnen und Studierendenbewegung, verschiedenen Mobilisierungen gegen Krieg, Rassismus, Faschismus, Umweltzerstörung und die Aushöhlung demokratischer Rechte aktiv waren. Dazu kam die Tatsache, dass diese politisch Aktiven auch während jener reaktionären Zeit des vermeintlichen ,,Endes der Geschichte“ (Francis Fukoyama – Anm. d. Autors) auf dem revolutionären Erbe der radikalen Linken beharrten. Sie gründeten bereits vor ANTARSYA Initiativen und gaben zeitlebens den Kampf nicht auf – auch entgegen der objektiven Tatsache einer niedrigeren Wirkmächtigkeit der Linken. Heute ist diese Attitüde nicht mehr allgemein für die revolutionäre Linke vorauszusetzen.
ANTARSYA bereicherte die Teilhabe der Linken an den sozialen Bewegungen, spielte eine führende Rolle in allen Teilen der Bewegungen und unternahm stets Anstrengungen der Radikalisierung von Inhalt und praktischer Aktion. Von der Bewegung des Syntagma-Platzes zu den Anti-Memoranden-Protesten, vom antifaschistischen und antirassistischen Kampf bis hin zu den Wahlen versucht ANTARSYA an den Arbeitsplätzen, in den Stadtteilen, in allen Momenten der Bewegung, ebenso wie in der politischen Szene der Linken, einen Ausbau der gegenseitigen Bezüge und eine Zusammenarbeit auch jenseits vorhandener Grenzen zu schaffen, um auf den gesamtgesellschaftlichen Umsturz hinzuarbeiten.
Was mich zum letzten Teil deiner Frage bringt: ANTARSYA unterstreicht immer wieder die Notwendigkeit einer weit gefassten Kooperation mit unterschiedlichen Teilen der sozialen Bewegungen, sowohl in der Entwicklung eines gemeinsamen Kampfes gegen einen gemeinsamen Feind, wie auch der Ausbildung von gegenseitiger Solidarität. Wir verneinen nicht, dass es ideologische, strategische und taktische Differenzen gibt, aber im selben Moment begreifen wir eben jene Differenzen als Feld der Debatte und der Möglichkeit des Ineinandergreifens. Es gibt eine ganze Reihe an Beispielen für diese Art der Zusammenarbeit, aber es gibt sicherlich auch noch einiges zu tun. Schließlich zielt ANTARSYAs politisches Programm auf zwei grundlegende Formationen: Die moderne Arbeiterklasse einerseits und die auch andere politische Kräfte umfassenden politischen und sozialen Bewegungen, die einen wichtigen Aspekt für eine mögliche radikale Restrukturierung der Gesellschaft darstellen. Später werde ich nochmal darauf zurück kommen, aber einen Kommentar schon mal an dieser Stelle: heute ist ANTARSYAs Verantwortung noch viel größer. Solange SYRIZA auf die Anbindung an die EU, die Austeritätsdiktate und die Memoranden beharrt und dabei die radikaleren Stimmen der Linken unsichtbar macht, muss ANTARSYA die restlichen linken Kräfte bestärken und gemeinsam mit diesen einen radikaleren Plan entwickeln – angelehnt an die Bedürfnisse der Bevölkerung contra derer des Kapitals, der EU, der Banken und des Imperialismus.
2) Die vergangenen Wochen waren ja recht turbulent, lass uns aber bevor wir über das Aktuelle sprechen nochmal ein Schritt zurück gehen. Ihr hattet ja schon weit vor den Wahlen im Januar Kontakt mit SYRIZA oder einzelnen Gruppen innerhalb der Partei. Wie war denn euer Verhältnis zu SYRIZA z.B. in den sozialen Bewegungen der vergangenen Jahre?
Also, wir müssen zugeben, dass die vergangenen Wahlen im Januar einen wichtigen Wendepunkt darstellten. Die Beziehung von ANTARSYA zu SYRIZA vor den Wahlen und vor dem Zeitpunkt der Regierungsübernahme war im Prinzip ein Verhältnis unter GenossInnen, die gleichermaßen in soziale Bewegungen interveniert und in diesen agiert haben. Da ANTARSYA ja explizit den Anspruch hat, mit anderen linken politischen Kräften in diesen Feldern der Auseinandersetzung zusammenzuarbeiten, haben wir konstant die Bindungen zueinander auf- und ausgebaut; in einer Vielzahl an Initiativen und Aktionen agierten wir gemeinsam und gingen gemeinsam auf die Straße. Allerdings stand insbesondere die SYRIZA-Führung immer auf klarer Distanz zu uns, schließlich passten bestimmte radikale Forderungen, wie z.B. der radikale Schuldenschnitt, die Nationalisierung der Banken, die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien und der Ausstieg aus der EU und Eurozone, nicht zu deren politischen Agenda. Es gibt eine Reihe exemplarischer Beispiele von Mitgliedern SYRIZAs und Mitgliedern des Parlaments, die öffentlich die Unterschiedlichkeit und Distanz SYRIZAs zu ANTARSYA betont haben, um bestimmte ,,Werte“, wie Stabilität, Rationalität und Vernunft gegen eine mögliche Radikalisierung in Anschlag zu bringen.
Wie auch immer sind wir nun nach einer weiteren Periode der historischen Entwicklung an dem Punkt, dass die Unterschiede in Strategie und Taktik zwischen uns klarer sind wie eh und je: z.b. zeigt das vergangene Referendum, dass es keine bessere Alternative für das Leben der Bevölkerung in der EU und Eurozone gibt. Es kann keine Abmilderung des sozialen Kahlschlags innerhalb des Teufelskreises, den die internationalen Gläubiger etabliert haben, geben. Die Eurozone mit einer revolutionären Perspektive zu verlassen, ist kein besonders originelles Konzept, würde jedoch die taktische Möglichkeit für die Bevölkerung bieten, die Krise zu überstehen und ihre untragbaren Begleiterscheinungen loszuwerden. Innerhalb SYRIZAs gibt es immer noch Kräfte, die genau diese Standpunkte nach wie vor vertreten und darauf hoffen, dass es eine radikale Entwicklung in SYRIZA geben wird. ANTARSYA wird die bereits eingeschlagene politische Richtung des Ausbaus von Bündnissen im Bewusstsein darum fortführen, dass wir in den instabilsten Zeiten der derzeitigen historischen Periode kämpfen, die eine Reihe sozialer Dynamiken für den Umsturz freisetzen kann.
3) Im Januar diesen Jahres hat SYRIZA einen Erdrutschsieg errungen, der sicher, trotz der guten Umfragewerte im Vorfeld, in dieser Dimension für viele überraschend kam. Weite Teile der deutschen Linken, bis hinein in die radikale Linke, verbanden mit einer möglichen SYRIZA-Regierung die Hoffnung, dass das europäische Austeritätsregime bröckeln könnte. Andere gingen noch weiter und erhofften sich eine Perspektive für eine soziale Transformation der EU. Habt ihr Potenzial in einer SYRIZA-Regierung gesehen oder dem Projekt von Anfang an skeptisch gegenübergestanden?
Der Aufruf ANTARSYAs zu den vergangenen Wahlen in Griechenland umfasste als höchste Priorität klar die Abwahl der rechten Regierung unter Führung der konservativen Nea Demokratia (ND) und der PASOK, sowie die Stimme gegen die faschistischen Banden der Goldenen Morgenröte (XA). Das war unsere höchste Priorität, die vollkommen im Einklang mit den Interessen der lohnabhängigen Bevölkerung stand, die Memoranden-Regierung zu stürzen, die für absolut inakzeptable, folgenschwere Maßnahmen gegen das griechische Volk stand. In diesem Sinne war das Resultat der Wahl tatsächlich eine schwere Niederlage für jene reaktionären Kräfte der Nea Demokratia (ND) und PASOK. Durch die Abwahl dieser Kräfte bzw. aller mit dieser Perspektive verbundenen Parteien (wie z.B. auch DIMAR, LAOS und KIDISO) und der Stärkung SYRIZAs, äußerten die Menschen ihre Verärgerung über die vergangenen fünf Jahre der Krise, der Armut, des Elends und der Unterdrückung. Gleichzeitig kann auch das Abschneiden von ANTARSYA-MARS als ein positives Zeichen gewertet werden. Es spiegelte nicht nur die Notwendigkeit eines Übergangs-Programms zur Rekonstruktion der Produktion und des Sozialen wieder, sondern auch ein gewisses Misstrauen gegenüber SYRIZAs Vorhaben, soziale Entlastung im Rahmen der EU und Eurozone zu finden.
Von Anbeginn an waren wir klar und deutlich: ANTARSYAs Programm ist kein visionärer Masterplan von Technokraten oder hochgestochenen Intellektuellen, sondern hofft, die Bedürfnisse der Bevölkerung aufzufangen und einen gangbaren Ausweg aufzuzeigen. In diesem Sinne investierte ANTARSYA kaum Kräfte in einen innerlinken ,,Bürgerkrieg“, jedoch umso mehr in das Herausstellen einer radikaleren Option eines neuen gesellschaftlichen Lebens jenseits der EU und des Euro-Gefängnisses, ohne die inakzeptablen Kürzungs- und Memorandenpolitiken, durch die Nationalisierung des Bankensystems und die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien. Wir feierten also den Fall der reaktionären Regierung, ließen SYRIZA aber keine Auszeit während sie begann mit unseren schlimmsten Feinden über unsere Grundbedürfnisse und Rechte zu verhandeln und gleichzeitig den Herrschenden immer wieder versicherte, dass die SYRIZA-ANEL Administration die politische Ordnung nicht gefährden werde.
Schließlich wurde von dieser Administration nun ein drittes Memorandum unterzeichnet, welches das griechische Volk in einen noch tieferen und dunkleren Abgrund von Armut und Elend stürzt. Nach für nach wird der lohnabhängigen Bevölkerung klar, dass es keinen Weg gibt, diese Situation ,,wegzureformieren“, sondern nur jenen diesen Zustand rundweg abzulehnen und einen ganzheitlichen Ansatz zu entwickeln, der sowohl das politische als auch das gesellschaftliche Leben umfasst und in Richtung einer umfassenden Befreiung, auf den Kommunismus auf der Höhe der Zeit, zielt. In diesem Sinne sehen wir keine Hoffnung solcher Art, wie SYRIZA es während ihrer gesamten Kampagne über tat, noch können wir unsere Hoffnung in die Taktiken der Regierung setzen. Auf der anderen Seite legen wir klare Hoffnungen in den 62%, die im Referendum des 5. Juli mit ,,Oxi“ stimmten; wir legen Hoffnungen in die Menschen die auf Chalkidiki weiterhin gegen Eldorado Gold kämpfen, wir legen Hoffnungen in die breiter gefasste internationalistische Bewegung, die ihre Solidarität in der Praxis immer wieder bewiesen hat; wir legen unsere Hoffnung in die selbstorganisierten Solidaritäts- und Hilfsnetzwerke und schließlich legen wir unsere Hoffnung in all jene sozialen Dynamiken, die sich gegen die allgemeine Furcht und Erpressung richten.
4) Nun wurden ja einige Maßnahmen von der SYRIZA-Regierung in Angriff genommen, die so z.B. von anderen Regierungen nie angegangen worden wären. Z.B. wurde der von der Vorgängerregierung geschlossene Fernsehsender ERT wieder eröffnet, das berüchtigte Refugee-Gefängniscamp Amygdaleza geschlossen, obwohl die nationalistisch-konservative ANEL an der Regierung beteiligt ist. Gleichzeitig hat SYRIZA keinerlei Bemühungen unternommen Schlüsselindustrien zu vergesellschaften. International stellte man sich relativ schnell gut mit den Gläubigern und der Troika bzw. erklärte sie zu ,,Partnern“. Wie erklärt ihr euch den Zick-Zack Kurs SYRIZAs?
SYRIZAs Rhetorik hat in der Vergangenheit unterschiedliche Wege eingeschlagen, die so undurchsichtig waren, dass sie zur selben Zeit widersprüchliche Strategien und Szenarios widerspiegelten. Tsipras äußerte in der Vergangenheit, dass er die Memoranden ,,zerreißen“ und sie ,,mit nur einem Gesetz“ abschaffen wolle. Heute trägt er ein brandneues Memorandum mit, dass die Vorangegangenen weit in den Schatten stellt. In diesem Zusammenhang etabliert die SYRIZA-ANEL Regierung eine neue Doktrin: eine neue TINA-(there is no alternative)Politik. Tatsächlich existiert diese TINA-Politik, aber nicht in dem Sinne, wie die Regierung es sich gerne wünscht. Es gibt keine Alternative in diesem System, keine Alternative im EU-Gefängnis, keine gesellschaftliche Alternative, wenn man mit jenen verhandeln will, die für die Zerstörung der Lebensgrundlagen der lohnabhängigen Bevölkerung verantwortlich sind. Solange also SYRIZA die Grundlagen der derzeitigen Situation nicht bereit ist anzutasten, können wir nicht von einem Zick-Zack, sondern von einer offensichtlichen Sackgasse der Regierungsstrategie sprechen. Es ist klarer als jemals zuvor, dass sie in die gefährlichen Gewässer des kleinteiligen taktischen Manövrierens geraten, während sie die gesamtgesellschaftliche Katastrophe hinnehmen.
5) Varoufakis hat in einem online erschienenen Essay mit dem bezeichnenden Namen ,,Rettet den Kapitalismus!“ die Analyse vertreten, dass die derzeitige Krise des Kapitalismus ,, (…) kaum eine bessere Alternative zum Kapitalismus hervorbringen, sondern viel eher gefährliche rückwärtsgewandte Kräfte entfesseln (wird), die ein Blutbad verursachen und gleichzeitig jede Hoffnung auf Fortschritt auf Generationen hinaus vernichten könnten“. Ist die Mobilisierungskraft der griechischen Linken tatsächlich so schwach, ihr Organisationsgrad so niedrig, dass Varoufakis Recht behalten könnte, oder rechtfertigte er hier schon früh einen reformistischen Ansatz, der im Grunde genommen eine sozialdemokratische Krisenverwaltung begründet?
Zu einer anderen Situation und in anderen Worten äußerte hier Varoufakis nichts anderes, als das, was der Premier Tsipras seit 2008 – also seit 7 Jahren – konstant wiederholte, als er vorschlug, dass eine mögliche SYRIZA-Regierung ein Garant für Stabilität gegenüber nicht-kontrollierbaren sozialen Unruhen sein könnte. Das Argumentations-Schema war klar: Die Krise des Kapitalismus ist brutal und arrangiert die gesellschaftlichen, d.h. die internen und externen Verhältnisse der Gesellschaft neu. Die Antwort darauf ist ,,Stabilität“, zum einen gegen ein mögliches Erstarken faschistischer Bewegungen, was auch ein reales Szenario ist und einer ernsthaften antifaschistischen Antwort bedarf, jedoch im Gegensatz zu einer Politik steht, die die Verhältnisse zuspitzen und den Umsturz realisieren will. Letzteres Konzept führt von der ,,Keine Opfer für den Euro“- (das ursprüngliche Motto SYRIZAs) hin zur ,,In der Eurozone um jeden Preis“-Haltung. Als Ergebnis dieser veränderten Haltung akzeptierte die SYRIZA-ANEL Regierung die Bedingungen für ein neues Memorandum entgegen einem möglichen ,,Grexit“ oder potentiellen finanziellen bzw. soziopolitischen Instabilitäten und gesellschaftlichen Unruhen. Auf der anderen Seite investierte die Regierung einige Anstrengungen in der Etablierung einer neuen TINA-Mentalität, um die Bevölkerung zu überzeugen, dass es keinen anderen Weg gäbe, wenn Griechenland ein modernes, westliches Land bleiben wolle. Dieses Konzept vergisst, dass kein entwickeltes Land im 21. Jahrhundert Tausende in Elend, Arbeitslosigkeit, Armut und sogar den Suizid treiben sollte. Keine europäisches Gesellschaft sollte derartige Kürzungen im Gesundheits- und Bildungswesen unwidersprochen hinnehmen müssen, während die Werftbesitzer und das Kapital Millionenumsätze fahren, ohne einen Cent Steuern zu bezahlen. Für ANTARSYA ist dieser Zustand nicht mit weiteren Eurogruppen-Vereinbarungen oder Vereinbarungen zwischen der Regierung und ihren vormaligen innenpolitischen Gegnern, die im übrigen alle geschlossen für die neuen Austeritätsmaßnahmen stimmten, zu überwinden. Diese Instabilität ist ein Charakteristikum der soziopolitischen Krise des Kapitalismus und wird es bleiben. Deshalb ist es nicht unsere Pflicht klein bei zu geben und unsere Leben unter jene erpresserische Politik zu unterwerfen. Unsere Pflicht ist es, Vorteile aus der derzeitigen Instabilität zu ziehen und emanzipatorische Tendenzen zu bestärken. Das ist eine offene Wette, die gewonnen werden will…
6) Die Kommunistische Partei stand dem Referendum, das SYRIZA nach den gescheiterten Verhandlungsrunden Ende Juni anberaumt hatte, kritisch gegenüber. Die Prognose bewahrheitete sich schließlich, dass SYRIZA in der Abstimmung nicht ein Votum um den Verbleib in der Eurozone abhielt, sondern das Ergebnis dazu nutzen wollte, um gestärkt in neue Verhandlungen zu gehen. Wie war eure Haltung zum Referendum? War das Referendum trotz der aktuellen Entwicklungen dennoch wichtig, oder teilt ihr die Einschätzung der KKE?
Wir sehen ANTARSYA klar als ein Teil der kommunistischen Linken, die ein strategisches Ziel verfolgt; Soziale Befreiung und den Kommunismus auf der Höhe unserer Zeit. Darüber hinaus sind wir überzeugt, dass dieses Ziel durch eine antikapitalistische Revolution erreicht werden kann. Wichtig ist hier, dass wir der Meinung sind, dass ein kämpfendes Volk Fortschritte im hier und jetzt erzielen und währenddessen ein Bewusstsein für einen Kampf für ein besseres Leben gewinnen kann. Daher begrüßen wir alle Momente, in denen es die Arbeiterklasse erreichen konnte, für ihre Rechte aufzustehen und die Herrschenden zur Erfüllung ihrer Forderungen zu zwingen. Das ist für uns in zweierlei Hinsicht wichtig: zum einen in Bezug zu größeren oder kleineren sozialen Entlastungen, zum anderen für die Entwicklung eines kollektiven Bewusstseins. Wir begreifen also historische Entwicklungen als Schnittstellen, die das Bewusstsein der Kämpfenden potentiell langfristig entwickeln können. Das Referendum vom 5. Juli war eine große Chance für die Bevölkerung, die Furcht und den Terror der Medien, der reaktionären Kräfte, des Marktes und der Herrschenden der EU zu durchbrechen und gegen die Austerität und die Memoranden-Politik zu stimmen. ANTARSYA setzte seine ganze Kraft für die ,,Oxi“-Kampagne ein und brachte parallel soziale Perspektiven in diese ein. In einer Situation der geschlossenen Banken, politischem Terror und Propaganda, votierten 62% der griechischen Bevölkerung für ,,Oxi“ und setzten damit ein Zeichen für den Wechsel. Es ist interessant hierbei zu vermerken, dass diese 62% vor allem durch die Stimmzahlen der armen Teile der Bevölkerung zustande kam, was wiederum die Zuspitzung der Klassengegensätze aufzeigt.
Die Kommunistische Partei (KKE) folgte ihrem eigenen Pfad, d.h. den der Abwesenheit oder des Ungültig-Wählens. Wir halten diesen Pfad für falsch und inakzeptabel, da wir der Meinung sind, dass Kommunisten nicht aus dem Abseits der Debatte heraus und in einer elitären und distanzierten Art und Weise die Arbeiterklasse bevormunden sollten. Diese Taktik hat noch nicht einmal die KKE-Basis selbst überzeugen können, die mehrheitlich für ,,Oxi“ stimmte. Gleichzeitig ist der Fakt, dass SYRIZA einige Tage nach dem Referendum so tat, als hätte es kein ,,Oxi“ ergeben, und ein neues Memorandum unterzeichnete, kein Zeichen für die Richtigkeit der Einschätzung der KKE. Jene 62% sind noch ausbaufähig und können noch bestimmender werden; sie können eine Art Brutstätte für die nächsten Schritte der sozialen Bewegung sein. In diesem Sinne wird ANTARSYA Anstrengungen unternehmen, diese Prozentzahl in eine soziale Front zu transformieren, die den Verrat der Regierung ablehnt und für ein ,,Nein bis zum Ende…!“ eintritt.
7) International, aber auch in der griechischen Linken wird inzwischen offen von einem möglichen ,,Grexit“ als einzige mögliche Alternative zu weiteren Memoranden gesprochen. Meistens geht diese Forderung mit einer EU-skeptischen Haltung aus der Linken oder der europäischen Rechten (z.B. Schäuble) einher, die alles andere als Common Sense in der europäischen Linken ist. Wie seht ihr die EU und die Eurozone? Ist eine sozialistische Perspektive im Rahmen der EU denkbar, oder wäre ein gut geplanter ,,Grexit“ die einzige Option?
Die Eurozone zu verlassen gleicht heute dem Öffnen eines Fensters, um einen ersten Atemzug nehmen zu können. Keine soziale Reform oder Restrukturierung kann im Rahmen der EU und dem Euro-Gefängnis gelingen – im Speziellen in der derzeitigen Situation, in der das europäische Kapital so brutal zuschlägt, dass es kaum noch Raum für etwas wie ,,Soziale Gerechtigkeit“ gibt. Die Idee einer großen ,,Europäischen Familie“ ist bereits zusammengebrochen und beerdigt unter der Asche der EU-Kriegsführung der vergangenen Jahrzehnte, in den imperialistischen Plänen, der inhumanen Flüchtlings- und Migrationspolitik, die Grenzen die ein- und ausschließen…. Die Vision eines gemeinsamen Währungssystems hat bereits ihre eigentliche Funktion in den vergangenen Jahrzehnten offenbart: den Lebensstandart der ArbeiterInnen in Nord- und Südeuropa zu senken unter Inkaufnahme untragbarer Zustände, wie der Zunahme der Arbeitslosigkeit, der neuen Obdachlosigkeit und dem sozialen Abgrund. In Griechenland steht die EU-Troika und ihre wechselnden Regierungspartner im Land hinter jedem geschlossenen Krankenhaus, jedem Pleite gegangenen Geschäft, dem tonnenweise weggeworfenen Gemüse der Bauern, die ihre Produkte nicht exportieren können, den dunklen und kalten Häusern ohne Licht – und die Liste ist beliebig fortzuführen… Die Antwort ist also – um dahin zurück zu kommen -, dass es keine hoffnungsvolle Perspektive der ArbeiterInnen im Rahmen der Europäischen Union und der Eurozone gibt. Vielmehr kann es keine sozialistische Perspektive in diesem Käfig geben. Auf der anderen Seite kann ein ,,Grexit“ nicht ohne eine antikapitalistische Perspektive, die das gesamte ökonomische Leben nach neuen, demokratischen und sozialen Standards restrukturiert, auskommen.
8) SYRIZA ist nun vor den internationalen Gläubigern und der Troika eingeknickt. Welche Folgen ergeben sich aus eurer Perspektive für die kommende Zeit aus dieser Niederlage für die griechische Linke? Welche Fehler seht ihr bei Anderen und bei euch, was kann die deutsche Linke von der aktuellen Situation lernen?
Ich werde dir einen kleinen Einblick in die ,,inoffiziellen“ Debatten dieser Tage unter GenossInnen geben: Es gibt da ein paradoxes Phänomen. Obwohl die allgemeine Situation sich zunehmend verschlechtert und die kommenden Austeritätsmaßnahmen sogar noch brutaler als die Vorangegangenen werden, geht mit dieser Entwicklung ein gewisser Optimismus einher. Dieser Eindruck hört auf komisch zu sein, wenn einem klar wird, dass nun ein Zeitpunkt gegeben ist, in dem verschiedene Rollen und Ideen eindeutig werden. Wenn vor ein paar Jahren die Vorstellungen der revolutionären Linken noch als utopische Hirngespinste galten, so erscheint heutzutage die antikapitalistische Revolution als eine notwendige Antwort der Arbeiterklasse – eine, um schlicht besser zu leben. Wir befinden uns in einer Zeit der Instabilität und Unsicherheit: wir können Vermutungen anstellen, aber wir können nicht sicher sein, in welche Richtung sich die Wut Bahn brechen wird. Die gesamte Linke muss die vorantreibende Kraft gegen die allgemeine Furcht sein, die das kommende Unbekannte aufdeckt und das Unmögliche zu einer Möglichkeit für alle macht. Wir müssen unsere schlechten Seiten hinter uns lassen, uns vereinigen und die Gewerkschaften und Graswurzelinitiativen revitalisieren, die Menschen in den Stadtteilen, den Schulen und an den Arbeitsplätzen organisieren, den Willen der 62% ausdrücken, die im Juli für ein ,,Oxi“ gestimmt hatten, gegen Faschismus und Rassismus auf die Straße gehen und breitere Bündnisse in den sozialen Bewegungen schließen.
In Zeiten der Enttäuschung, des Verrats und des Misstrauens, müssen wir umso widerständiger gegen all jene sein, die nun die Niederlage predigen. So gesehen kann die arbeitende Bevölkerung in Deutschland, ebenso wie unsere internationalen GenossInnen in der Linken und den sozialen Bewegungen eine aktive Rolle der Solidarität mit dem griechischen Volk spielen. Das wichtigste am Konzept der internationalen Solidarität ist, dass jede und jeder in der jeweilig gegebenen sozialen Struktur gegen jene Kräfte kämpft, die die Völker spalten und Hass unter diesen schüren wollen, hin zu einer internationalen sozialen Befreiung. Die internationale kommunistische Bewegung hat eine lange Tradition und inspirierende Geschichte. Und natürlich enthält diese auch Fehlschläge und Fehleinschätzungen, die nicht wiederholt werden dürfen. Aber am Ende des Tages haben wir gelernt, dass, wenn die Herrschenden vom ,,Ende der Geschichte“ reden, die rote Fahne bleibt und rein gar nichts geendet hat.
TaP 14. August 2015 - 13:46
Hier noch ein paar ergänzende Hinweis zu ANTARSYA:
1. Artikel in der englischen Wikipedia zu ANTARSYA, u.a. mit einer Liste der Gruppen, die bei ANTARSYA Mitglied sind, und zu denen es dort teilweise ebenfalls Artikel gibt:
https://en.wikipedia.org/wiki/Anticapitalist_Left_Cooperation_for_the_Overthrow
2.a) Ein Vortrag von 2012 eines deutschsprachigen ANTARSYA-Mitgliedes, das in Athen lebt:
http://www.youtube.com/watch?v=KwfcYuhFK2I
b) Ein Artikel der gleichen Person bereits von 2011:
Schuldenkrise, Memorandum und sozialer Widerstand in Griechenland
http://www.scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=18366&cHash=fc2035d57c
3. Zu einer aktuellen Kontroverse in ANTARSYA:
„In Wirklichkeit gibt es eine Krise innerhalb von Antarsya, weil ein großer Teil von ungefähr vierzig Prozent mit der Position übereinstimmt, dass eine neue Massenorganisation erforderlich ist. Aber die Mehrheit von Antarsya pusht die Idee, die Kräfte um die ‚Nein’-Komitees zu organisieren, die während des Referendums entstanden sind, um die verschiedenen Kräfte anzuziehen, die zu einem Nein aufgerufen haben. Das ist nicht falsch, aber unzureichend angesichts des dringenden Aufbaus einer neuen politischen Kraft, die das politische Vakuum ausfüllen kann.“
https://www.sozialismus.info/2015/08/die-neuformierung-der-linken-in-griechenland/
4. Vgl. dazu wiederum meine Anti-Kritik und meine Kritik daran, jetzt auf eine diffus „linke“ Massenorganisation zu setzen statt den revolutionär-antikapitalistischen Aufbau, den ANTARSYA begonnen hat, fortzusetzen:
a) Bitte nicht schon wieder revolutionäre Kräfte verschwenden!
http://scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=52564&tx_ttnews%5BbackPid%5D=56&cHash=21f6f2dce6
b) Die „wahren“ SYRIZA-Vertreter versuchen nun anscheinend, SYRIZA und ANTARSYA zu spalten
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/08/13/die-wahren-syriza-vertreter-versuchen-nun-anscheinend-syriza-und-antarsya-zu-spalten/
5. Zwei aktuelle Erklärungen
a) Entschließung des Zentralen Koordinierungskomitees von ANTARSYA vom 14.7. (? – 17.7.?) [englischer Text]
http://antarsya.gr/taxonomy/term/130
vgl. zur Datierung: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/08/12/entschliessung-des-zentralen-koordinierungskomitees-von-antarsya-vom-14-7-und-andere-antarsya-text-auf-englisch/#fn1439409842056n
b) m.E. besser: Text einer der Mitgliedsorganisationen (OKDE-Spartucus) von Ende Juli
http://islinke.de/okde_gegenangriff.htm
6. Ein längerer programmatischer Text [auf Englisch], der vor der Juni-Wahl 2013 verabschiedet wurde (ich habe ihn bisher auch nur überflogen)
Political decision of the 2nd CONFERENCE of ANTARSYA
http://antarsya.gr/node/1529
7.a) ANTARSYA zum Wahlergebnis vom Jan. 2015
http://www.scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=49741&cHash=dc2eb8d66b
b) OKDE-Spartacus zum Wahlergebnis vom Jan. 2015
http://www.okde.org/~okde8395/index.php/en/announcement/87-announcements/201-p-b-of-okde-spartakos-for-the-election-s-result-26-01-2015
8. Zur Kontroverse innerhalb der (trotzkistischen) IV. Internationale über eine Beteiligung an SYRIZA oder ANTARSYA
a) Noch ein weiterer Text von Andreas Kloke:
http://www.nao-prozess.de/blog/a-kloke-die-fuehrung-der-iv-internationale-tendiert-dazu-das-konzept-des-aufbaus-revolutionaer-marxistischer-organisationen-durch-ein-konzept-des-aufbaus-breiter-linker-parteien-zu-ersetzen/
b) Ein aktueller englischsprachiger Text von einer kanadischen Webseite:
The “New” European Reformism and the Failure of the Broad Left Party Strategy
http://socialistaction.ca/2015/08/03/the-new-european-reformism-and-the-failure-of-the-broad-left-party-strategy/
Wal Buchenberg 14. August 2015 - 14:02
Viele Worte und keinerlei Selbstkritik, dass die griechische Linke sich einbildete, sie könne das griechische Staatsruder herumwerfen. Sie fühlten sich als „Staatslenker“ und merkten nicht, wie sie ihre Seele damit verkauften. Schade, so wird das nichts!
Gruß von Wal Buchenberg
günter meisinger 14. August 2015 - 15:44
na also, geht doch. eine linke syriza-kritik ohne die ganzen alstalinist. strategischen ladenhüter, wie sie der artikel des KP-funktionärs T.S. mit sich schleppte.
der artikel von antarsya kritisiert vollkommen richtig daß die KKE dem referendum fernblieb anstatt mit nein zu stimmen.
recht hat auch der leserbriefschreiber der sagt, bei einer spaltung von syriza käme es nicht auf eine neue diffuse sammlung aller linkskräfte an, sondern auf ein klares rev. programm. dann werden sich auch nicht ausgerechnet die stalinisten als DIE (einzige) alternative darstellen können.
kokkinos vrachos 15. August 2015 - 12:10
»Das Parlament ist nicht unser Schwerpunkt«
Bei Wahl am Sonntag tritt in Griechenland auch ANTARSYA an – die antikapitalistische Linke. Ein Gespräch mit Sotiris Kontogannis
Interview: Wladek Flakin
Sotiris Kontogannis ist Journalist der griechischen Zeitung Arbeitersolidarität und Mitglied im Bündnis ANTARSYA (Antikapitalistische Linke für den Umsturz). Er sprach am Wochenende in Berlin auf dem Kongreß »MarxIsMuss«
Viele Umfragen gehen davon aus, daß die Koalition der radikalen Linken, SYRIZA, die Parlamentswahlen am kommenden Sonntag gewinnen könnte. Warum ist SYRIZA so attraktiv für viele Griechen?
Das ist ein Ergebnis der Kämpfe der vergangenen zwei Jahre – wir hatten immerhin 17 Generalstreiks und zwei Versuche, das Parlament zu stürmen. An vielen Tagen sah Athen wie ein Kriegsschauplatz aus. Dazu gab es auch zahlreiche wichtige Streiks, z.B. im Stahlwerk Halivugia. Die Bevölkerung hat sich radikalisiert – 32 Prozent haben am 6. Mai für SYRIZA, die Kommunistische Partei (KKE), die Demokratische Linke und das Bündnis ANTARSYA gestimmt.
Wie ist Ihr Bündnis ANTARSYA entstanden?
Verschiedene Organisationen und Einzelpersonen haben sich im Dezember 2008 zusammengetan – damals gab es vor allem in Athen eine Jugendrevolte, nachdem Polizisten den Schüler Alexis Grigoropoulos erschossen hatten. Am 6. Mai sind wir mit über 100000 Stimmen auf 1,2 Prozent gekommen. Das ist zwar dreimal mehr als bei den Wahlen zuvor, aber immer noch zu wenig.
Parlamentswahlen sind ohnehin nicht unser Schwerpunkt, wir konzentrieren uns auf die Kämpfe der Studierenden und der Arbeiter.
Und warum tritt ANTARSYA konkurrierend zu SYRIZA an?
Unsere Vorstellungen haben sicher zur Radikalisierung beigetragen. Von Anfang an haben wir die komplette Streichung aller Staatsschulden verlangt, ebenso den Austritt aus dem Euro, die Verstaatlichung der Banken und die Arbeiterkontrolle in der Wirtschaft. SYRIZA hingegen war lange gegen solche Forderungen. Bis heute vertritt dieses Bündnis die Position, daß nur ein Teil der Ansprüchen der Banken beglichen werden soll, nachdem eine Kommission zwischen »legitimen« und »illegitimen« Schulden unterschieden hat.
Egal, ob SYRIZA die Wahlen gewinnt oder nicht – es ist sehr wichtig, daß es in den Bewegungen eine starke antikapitalistische Linke gibt. Das haben wir 2006 am Beispiel Italien gesehen: Die radikale Linke zerbröselte, nachdem einige ihrer wichtigsten Leute in das Kabinett des Mitte-Links-Politikers Romano Prodi eingetreten waren. In Griechenland muß die antikapitalistische Linke unabhängig bleiben – sie darf nicht Teil einer Regierung werden, die den Kapitalismus verwaltet.
Andererseits führen wir aber auch keinen Wahlkampf gegen SYRIZA. Ich weiß, daß die Leute, die für Alexis Tsipras gestimmt haben, meine Genossen sind – wir haben oft zusammen auf der Straße gekämpft. Trotzdem müssen radikale Vorschläge in die Diskussion gebracht werden, damit SYRIZA nicht dem Druck von rechts nachgibt und Zugeständnisse macht.
Wagen Sie eine Prognose, wie es nach der Wahl weitergeht?
Es ist möglich, daß die konservative Partei Nea Dimokratia, ND, die Wahl gewinnt. Denn seit Wochen gibt es eine europaweite Propagandakampagne, um die Griechen von der Wahl einer linken Partei abzuhalten – daran beteiligen sich nicht zuletzt IWF-Chefin Christine Lagarde, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatpräsident François Hollande. Ich gehe davon aus, daß große Teile der Arbeiterklasse einen so durchgesetzten Wahlsieg der ND nicht hinnehmen würden – es wäre so etwas wie ein »parlamentarischer Putsch«. Es würde zu Massenprotesten kommen.
Es ist aber auch möglich, daß SYRIZA die Wahl gewinnt und eine Regierung bilden kann. Der wirtschaftspolitische Sprecher des Bündnisses hat die Möglichkeit einer Koalition mit den »Unabhängigen Griechen« ins Gespräch gebracht – das ist eine rechte Abspaltung der ND. Vielleicht könnte SYRIZA auch mit der »Demokratischen Linken« koalieren.
Eine linke Regierung würde auf jeden Fall eine chaotische Situation hervorrufen. Was passiert, wenn sich Merkel weigert, mit dem griechischen Ministerpräsidenten zu sprechen? Es wird einen enormen Druck auf SYRIZA geben, vom eigenen Programm abzuweichen. In diesem Fall würden Arbeiter und Jugendliche wieder massenhaft auf die Straße gehen.
12.6.2012, jw
https://www.jungewelt.de/2012/06-12/051.php
Stefan Edel 16. August 2015 - 20:42
Widerstand und Revolution in Griechenland
Griechenland zählt zwar zu den beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher, über seine moderne Geschichte ist hierzulande aber meist recht wenig bekannt. In den 1980er und frühen 90er Jahren war Griechenland das Land mit den massivsten und härtesten Klassenauseinandersetzungen in Europa. Aber auch zuvor (auch und besonders während und nach dem 2.Weltkrieg) kann es auf eine wechselhafte und spektakuläre Geschichte von Befreiungskämpfen zurückblicken.
1821/30 vom Osmanischen Reich unabhängig geworden, im 1.Weltkrieg gemeinsam mit Serbien auf Seiten der Entente, wurde Griechenland in der Zwischenkriegszeit von einer reaktionären Diktatur beherrscht. Als Zielgebiet des italienischen Imperialismus (Anspruch auf das Mittelmeer als mare nostra) wurde es 1940 von italienischen Truppen angegriffen. Während der italienischen Armee eine Zeit lang erfolgreich Widerstand geleistet wurde, mußten die Truppen der griechischen Diktatur 1941 vor der überlegenen deutschen Militärtechnologie rasch kapitulieren. Griechenland wurde besetzt, wobei sich Deutschland auf das als Luftwaffenbasis für den östlichen Mittelmeerraum bedeutende Kreta und auf die strategisch wichtigen Hafenstädte Athen/Piräus und Saloniki (remember Kurt Waldheim) konzentrierte und den Rest den verbündeten Italienern und Bulgaren überließ. Die italienischen Truppen waren mit der Zeit von erheblichen Zersetzungserscheinungen betroffen. Wie sehr, zeigte sich beispielhaft bei der Ermordung von Pantelis Pouliopoulos, einem Führer der griechischen Trotzkisten: Der ehemalige Generalsekretär der Griechischen Kommunistischen Partei (KKE), der von den italienischen faschistischen Besatzern zum Tode verurteilt wurde, sprach derart überzeugend zu den italienischen Soldaten des Erschießungskommandos, daß diese sich weigerten, ihn zu erschießen. (Die faschistischen Offiziere mußten das schließlich selbst erledigen.) Nach der italienischen Kapitulation 1943 besetzte die Wehrmacht ganz Griechenland.
In allen Teilen Griechenlands entwickelte sich bald ein erbitterter Widerstand gegen die Besatzer, über den die bürgerlichen und monarchistischen konservativen Kräfte rasch die Kontrolle verloren. Die Führung übernahm die Linke, v.a. die KKE, die sich zum Teil den Weisungen Stalins, der eine Beschränkung des Kampfes auf die Kriegsziele der Alliierten forderte, entzog. In der Folge ging der 2.Weltkrieg in Griechenland in einen Bürgerkrieg über, in dem die Arbeiter und Bauern Griechenlands unter der Führung von dissidenten kommunistischen Kräften für ein sozialistisches Griechenland kämpften. Ihre Gegner waren Monarchisten, ehemalige faschistische Kollaborateure und v.a. die britischen Interventionstruppen, die von der Sowjetunion und der Führung der Kommunistischen Partei unterstützt wurden.
Der Sieg der britischen Militärmacht war kein Sieg für „Demokratie und Freiheit“ (wofür die Alliierten ja angeblich kämpften), sondern einer der Reaktion, der mit massiver Unterdrückung und Bürgerkrieg, mit der Wiedererrichtung eines reaktionären sozialen und politischen Regimes endete, das schließlich in den 1960er und 70er Jahren erneut in eine Militärdiktatur mündete. Der vorliegende Artikel von Julia Masetovic stützt sich weitgehend auf Beiträge aus der britischen Zeitschrift Revolutionary History (Volume 3, No 3, Spring 1991 und Volume 3, No 4, Autumn 1991). Er beschäftigt sich vor allem mit zwei Aspekten des griechischen Widerstands: 1) mit der Revolte der Soldaten und Seeleute der griechischen Streitkräfte im Nahen Osten; und 2) mit dem bewaffneten Widerstand in Griechenland, der von der britischen Armee im Dezember 1944 auf Anweisung Winston Churchills zerschlagen wurde.
Hintergründe
Eine Besonderheit Griechenlands, die wir auch in Jugoslawien finden, gegenüber anderen faschistisch besetzten Ländern ist, daß es zuvor einem blutigem Militärregime ausgesetzt war. Das Regime von General Metaxas und König Georg II. hat die Arbeiterbewegung brutal unterdrückt und ihre Führer und Kader in Kerkern auf Inseln interniert. Das zwang die KKE in eine bedrohliche Klandestinität, die die Kommunikation mit Moskau instabil und empfindlich machte. Was die griechischen Kommunisten (wie ihre Genossen im benachbarten Jugoslawien) an den Direktiven der Stalinschen Führung nicht verstanden, war, daß nach dem Tod von Metaxa seine Nachfolger und Henker zu „demokratischen Verbündeten“ geworden sein sollten und die Wiedereinsetzung des Königs ein positiver Faktor für die Befreiung der Menschheit sei.
Unmittelbar nach dem deutschen Angriff gab die KKE den Slogan einer verfassungsgebenden Versammlung aus. Das stellte automatisch die „Königsfrage“, die Frage, ob Griechenland wieder Monarchie werden sollte. Der König war im Exil, unter dem Schutz von Churchill. Die Forderung der verfassungsgebenden Verfassung setzte ein Hindernis zwischen dem inneren Widerstand und dem exilierten Monarchen, und sie war ein Hindernis für die Annahme der Politik, die die stalinistische Komintern der KKE diktierte. Ab 1942 wurden die Kommunikationen nicht nur zwischen Moskau und der KKE schwierig, sondern auch zwischen der Parteiführung und den Führern der Partisanen. Die KKE begann den Versuch, die Aktivitäten der Partisanen, die in den Bergen und den Arbeitervierteln in den Städten immer stärker wurden, zu kontrollieren und zu zentralisieren. Die Kämpfer wurden von den sogenannten Andartes und Kapetanios geführt, die populär wurden, weil sie die Forderungen der armen Bauern und Pächter aufgriffen.
Der griechische Widerstand (des Proletariats, des Kleinbürgertums und der armen Bauern) ist nicht durch eine organisatorische Entscheidung entstanden. So kletterten in der Nacht vom 30. auf den 31.Mai 1941 zwei Studenten auf die Akropolis und rissen das Hakenkreuz herunter. Für den Historiker Andre Kedros wurde das zum „Symbol der griechischen Verweigerung der Unterwerfung“. Zu dieser Zeit organisierten oder provozierten Armeeoffiziere oft die Auflösung der verschiedenen Teile der geschlagenen griechischen Armee. Die ersten Guerrillagruppen entstanden am Land und waren mit Gewehren und Munition ausgerüstet, die sie meist ohne Widerstand auf den Schlachtfeldern und entlang der Straßen, wo die Armee geschlagen wurde, aufsammelten.
Es gibt eine Tradition des ländlichen Kampfes in Griechenland. Der „Bandit“ wurde lange als Befreier und Beschützer angesehen und von den Armen verehrt. Kedros berichtet, wie die Dorfbewohner „bewaffnete Banden als ein Gegenmittel zu Armut und Unterdrückung“, die durch die Besatzung verursacht oder verstärkt wurden, hervorbrachten. Kleine Gruppen wurden mehr oder weniger überall ins Leben gerufen. Sie wurden spontan gebildet und entwickelten ihre eigenen Führungen. Manche waren junge Männer mit militantem Temperament, andere haben sich ihre Sporen durch die Flucht aus den Konzentrationslagern von Metaxa während des Rückzugs der Armee verdient.
Jedenfalls hat sich die KKE anfangs nicht der Organisierung, Zentralisierung und Entwicklung dieser Gruppen gewidmet. Sie blieb den Anweisungen Moskaus ergeben. Sie betrachtete die Formierung einer „nationalen Front“ gegen die Besatzung als ihre erste Aufgabe. Sie war dabei nicht erfolgreich, hauptsächlich deshalb, weil sie trotz ihrer Anstrengungen keine konsequente Politik zur Frage der Wiedererrichtung der Monarchie formulieren konnte. Das war ein sehr sensibler Punkt für die eigenen Unterstützer. Und es war auch ein sehr sensibler Punkt für die politischen Kräfte der angestrebten „nationalen Front“, die mit der Bourgeoisie und den Landbesitzern verbunden waren. Diese wollten weder mit der Monarchie und ihren britischen „Beschützern“ brechen, noch konnten sie.
Die EAM (Nationale Befreiungsfront) wurde schließlich im September 1941 gegründet, aber sie war nicht die erhoffte „nationale“ Front. Außer der KKE beteiligten sich nur zwei sehr kleine sozialistische Formationen, zwei genauso kleine „demokratische“ Organisationen und die Gewerkschaften. Trotzdem akzeptierte die EAM nur eine „nationale“ Basis für den Kampf. Sie lehnte die Berücksichtigung der sozialen Befreiung ab und richtete sich an die „Nation“ – unabhängig von Klassen. Sie konzentrierte sich auf den Versuch, die Unterstützung der oberen Schichten der Gesellschaft zu gewinnen, und ignorierte die Forderungen der Arbeiter.
Der Wunsch, eine „geeinte Nation“ (die nicht geeint war) gegen die Besatzer aufrechtzuerhalten und die Klassenkräfte der Volksopposition gegen die Besatzer und die mit ihnen kollaboriernden Teile der Bourgeoisie zu vernachlässigen, hat die Arbeiter und die unteren Schichten der Bevölkerung aber nicht davon abgehalten, den Rahmen der Organisation, die die KKE anbot, zu verwenden. Instinktiv benutzen sie letztere für den Kampf für ihre Forderungen. Der Zustrom von Kämpfern gab der EAM genau den proletarischen Charakter, den sie so sehr vermeiden wollte.
Griechischer Widerstand
Die Arbeiter demonstrierten zu Tausenden am 18. Oktober 1941, dem ersten Jahrestag der italienischen Invasion. Im Dezember 1941 nahmen die Studenten den Kampf auf. Am 26. Jänner und 17. März 1942 gingen die verwundeten Kriegsveteranen, ein besonders unterdrückter Teil der Armen, auf die Straße, unterstützt von Aktivisten der geheimen EAM, die in Uniformen des Krankenhauspersonals versteckt waren. Die Organisation weitete sich aus und entwickelte sich weiter. Am 15. März 1942 gab es in verschiedenen Städten (einschließlich Athen) Streiks für wirtschaftliche Forderungen. Andere Streiks folgten, z.B. der von 40000 öffentlich Bediensteten, in dessen Führung trotzkistische Aktivisten waren. Im August 1942 gab es einen Streik von Düngemittel-Arbeitern in Piräus. Gleichzeitig führten die Kleinbauern am Peloponnes erfolgreich eine Reihe von Demonstrationen durch. Die KKE entschied sich, eine Handvoll von Aktivisten abzustellen, um die Partisanen, die Andartes, im Rahmen der Nationalen Volksbefreingsarmee (ELAS), dem bewaffneten Arm der EAM, zu organisieren.
Ein Bericht der deutschen Abwehr vom November 1942 stellt fest, daß sich ganze Bezirke Griechenlands in der Hand der Partisanen befanden, die Verräter exekutieren, die das Getreide verteilen, das sie durch verpflichtende Abgaben sammeln, daß sie die Dorfbewohner dazu aufrufen, frei ihre Vertreter zu wählen und alle ihre Probleme demokratisch zu diskutieren. Der Kampf der Andartes wurde zu einem Faktor im ländlichen Klassenkampf, durch die Dynamik der Ereignisse und gegen die Absichten ihrer politischen Führer. Die Partisanengruppe, die vom gefeierten Aris Velouchiotis geführt wurde, nahm an spektakulären Sabotageaktionen im Kommunikations- und Transportbereich teil, was die deutsche Militärmaschinerie desorganisierte.
Es ist nicht möglich, hier die Geschichte der Massenbewegung in Griechenland im Detail anzuführen. Am 22. Dezember 1942 streikten 40.000 Menschen. Die Demonstrationen und Streiks, die der Ankündigung eines verpflichtenden Arbeitsdienstes in Deutschland folgten und die sich vom 24. Feber bis 5. März 1943 entwickelten, resultierten in dem einmaligen Fall, daß die Besatzungsmacht die Angelegenheit fallen ließ. Ab 1943 war der bewaffnete Kampf nicht länger die Arbeit von kleinen Gruppen, sondern von richtigen militärischen Einheiten. Wenn sie in einer Region mit dem Ziel der Ausweitung der befreiten Zonen ankamen, fand dort ein sofortiger Massenaufstand der bewaffneten Bevölkerung statt. Kedros erklärt, daß „die ganze Bevölkerung in den bewaffneten Widerstand eingebunden“ war. Die Massenbewegungen in den Städten waren nicht zu unterdrücken. Am 25. Juni gab es in Athen einen Generalstreik gegen die Hinrichtung von Geiseln durch die Besatzungsmacht. Der Straßenbahnfahrerstreik, der am 12. Juni begann, hatte dazu geführt, daß 50 Straßenbahner zum Tod verurteilt wurden. Sie wurden durch den Generalstreik gerettet. Ab 1944 waren nicht nur große ländliche Gebiete befreit, sondern die deutschen Truppen konnten sich nur in bewachten Konvoys durch die Städte bewegen. Der „Rote Gürtel“, die Arbeiterviertel um Athen, waren nichts anderes als Festungen der bewaffneten Bevölkerung.
Während all dem behaupteten die KKE-Führer, die die EAM und die ELAS kontrollierten, weiterhin, daß sie einen rein nationalen Kampf führten, und verneinten jeden Klassencharakter. Das war freilich in keinster Weise die Meinung der griechischen Exilregierung unter dem Schutz von Churchill. 1942 gruppierten sich Teile des Offizierkorps – „der letzte Schutz des Staates“ wie Churchill (in der Zeit Francos!) sagte – in der Grivas Khi-Organisation, der Pan-Organisation, der Militärhierarchie, den Zervasites und den Dentirisites, verbunden mit dem Geheimdienst Metaxas, und organisierten einen Gegenangriff.
Sie versuchten eine „nationale Guerrilla“ zu organisieren – mehr mit dem Ziel, die „kommunistische Guerrilla“ zu bekämpfen als die Besatzer. Es handelte sich um das exakte Äquivalent zu Mihajlovic in Jugoslawien, dem serbischen Oberst, der die Cetniks anführte, der Minister in der Exilregierung des Königs war und der bewaffnet gegen Titos Partisanen kämpfte. Sie hatten keinen Mangel an Geld oder Ausrüstung. Sie wollten neue Formationen bilden, hofften aber auch, die schlechter ausgerüsteten Aktivisten der ELAS zu unterwandern. Einer der Führer der britischen Sondereinsatzkommandos, Eddie Myers, zitiert in seinen Memoiren ein Dokument zu diesen Fragen. Es bestätigt die trotzkistische Analyse (Notwendigkeit der permanenten Revolution versus stalinistische Etappentheorie/“nationale“ Befreiung/Volksfront) und demonstriert, was für eine klare Sicht Churchill hatte, der Vorreiter der existierenden Ordnung, der Stratege der anderen Seite des Klassenkriegs. Myers` Offiziere informierten ihn im April 1943, daß „die Behörden in Kairo nach der Befreiung Griechenlands einen Bürgerkrieg für unvermeidlich halten“.
Die Massenbewegung füllte die Reihen der EAM und der ELAS, die immer stärker wurden. Sie wischte die Unterwanderungsversuche vom Tisch und stellte ihre eindeutige Vorherrschaft klar. Oberst Saraphis, der „demokratische“ Offizier, der als Mihajlovic von Griechenland ausgewählt wurde, entschied, in die ELAS einzutreten, weil er feststellte, wie effizient und repräsentativ sie war. Die italienische Kapitulation brachte mehr Waffen in die Hände der Andartes und ihrer zivilen Verbündeten, als die Alliierten mit Fallschirmen abwarfen.
Das entscheidende Jahr war 1943. Ioannis Rallis, ein Politiker, von dem auch die Deutschen wußten, daß er in Kontakt mit dem britschen Geheimdienst war, wurde Premierminister des besetzten Griechenlands. Die herrschende Klasse bereitete aktiv und bewußt die Umwandlung des nationalen Krieges in einen Bürgerkrieg vor. In Athen existierten die Sicherheitsbataillons, Milizen mit einer finsteren reaktionären Reputation. Im Exil in Kairo gab es die Bergbrigade. Beide waren dazu gedacht, die Volksbewegung zu zerschlagen. Die KKE erklärte, daß sie mehr denn je die Zusammenarbeit mit der „nationalen Guerrilla“ suche, und wünschte „Tolerierung“, was bedeutete, auf eine Klassenhaltung zu verzichten, während sich zur selben Zeit die Bourgeoisie auf Angriffe gegen die Linke vorbereitete. Im März 1943 wurde Aris Velouchiotis aus seiner Basis in den Bergen nach Athen vorgeladen – trotz der Gefahren, die eine solche Reise beinhaltete – , um eine schwere Rüge zu erhalten.
Im selben Mai, in dem die Kommunistische Internationale aufgelöst wurde, nahm die KKE eine Orientierung an, von der sie nicht mehr abweichen sollte: „Die KKE unterstützt alle möglichen Kampfmittel für die nationale Befreiung und wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um alle patriotischen Kräfte in einer einzigen unzerbrechlichen nationalen Front zu sammeln, die das ganze Volk vereinen wird, um das ausländische Joch abzuschütteln und an der Seite unserer großen Alliierten die nationale Befreiung zu erlangen.“
Zur gleichen Zeit entwickelte die KKE ihre eigene politische Polizei, die OPLA, rekrutiert aus zuverlässigen Mördern. Sie wurde mehr gegen „Trotzkisten“ und Linke in den eigenen Reihen eingesetzt als gegen wirkliche Kollaborateure.
Meuterei in Ägypten
Die Politik aller politischen Strömungen wurde dem ersten Test unterzogen, als die griechische Armee in Ägypten meuterte. Die Geschichte dieser Vorgänge ist noch immer ziemlich unbekannt. Die Angelegenheit fand in dem statt, was in Analogie zu Frankreich als „freies Griechenland“ bezeichnet werden könnte. Es bestand, nach der Niederlage der griechischen Streitkräfte im April 1941, aus den Resten der griechischen Armee und Flotte, aus führenden Staatsbeamten und Ministern von König Georgs Exilregierung.
Diese Persönlichkeiten, besonders die militärischen Führer, waren wichtige Figuren in der Diktatur Metaxas. Viele Leute glaubten, daß das der Grund für ihren „Verrat“ angesichts der Nazi-Invasion war. Trotzdem, wie Dominic Eudes sagt: „Neben der royalen Clique von Offizieren und Politikern wurde in Ägypten jedenfalls der Embryo einer neuen griechischen Armee geformt.“ Sie war aus Leuten zusammengesetzt, die von Militäreinheiten über den Seeweg gekommen sind, aus Freiwilligen, die große Entbehrungen auf sich genommen hatten, um einzeln nach Ägypten zu gelangen, und aus Seeleuten der Handels- und Kriegsmarine. Es waren Leute, die „gegen Faschismus für Freiheit und Demokratie kämpfen“ wollten, wie der neue „liberale“ Regierungschef sagte. Ein Konflikt zwischen der Masse der 20.000 Männer, die nach Ägypten gegangen sind, um den Faschismus zu bekämpfen, und der monarchistischen Camarilla, der es wie Churchill vor allem darum ging, „Griechenland vom Kommunismus zu retten“, war unvermeidlich.
Im Oktober 1941 wurde innerhalb der griechischen Armee im Nahen Osten eine Geheimorganisation gebildet, die Militärische Organisation für die Befreiung (ASO). Die Ziele waren einfach. Sie wollten griechische Einheiten an die Front schicken, um gemeinsam mit dem Widerstand zu kämpfen. Und sie wollte der Infiltration der Armee in Ägypten durch Sympathisanten Metaxas, die nach dem Krieg in Griechenland ihr Regime wiedererichten wollten, entgegentreten. Die metaxistischen Kader verlangten, daß Kader, die mit der ASO sympathisierten, in großen Umfang aus der Armee entfernt werden sollten. Die Offiziere, die aus der Zweiten Brigade entlassen werden sollten, wurden inhaftiert und ersetzt. Die Meuterer blieben angesichts der Bedrohung standhaft. Die Erste Brigade unterstützte sie. Die Regierung fügte sich dem und akzeptierte, daß die metaxistischen Offiziere isoliert werden sollten – einerseits um zu verhindern, daß die Dinge außer Kontrolle geraten, und andererseits um eine neue Attacke vorzubereiten. In den nächsten Monaten wurden Militäreinheiten aufgelöst, die Rebellen wurden durch Disziplinarmaßnahmen bestraft. Und schließlich wurden die subversiven Elemente hinausgesäubert, und die Offiziere, die isoliert worden waren, wurden zurück in Schlüsselpositionen gebracht.
Die zweite Meuterei war ernsthafter und bedeutender. Die Forderungen der Offiziere unter dem Einfluß der ASO waren zweifellos politischer als zuvor. Unter dem Druck der Mannschaften präsentierte das Komitee für die bewaffnete Koordination – sobald die wirkliche provisorische Regierung des Widerstands in Griechenland, die PEEA, gebildet wurde – eine Petition, die von der Mehrheit der griechischen Soldaten unterzeichnet war. Sie verlangte, daß eine wirkliche Regierung der „nationalen Einheit“ auf der Basis der Vorschläge der PEEA gebildet werden sollte. Die Initiative kam weder von der EAM und der ELAS noch von Griechenland, sondern von den Ideen der Soldaten – entsprechend der Situation in ihrem Land und den Bedingungen, unter denen sie wirklich „den Faschismus bekämpfen“ könnten.
Am selben Tag, dem 31. März 1944, verlangten die Delegierten der Soldaten und das gemischte Komitee, mit ihrer Petition in der sowjetischen Botschaft empfangen zu werden. Der Botschafter ließ die Tore vor ihnen verschließen. Sie fanden kein Echo und keine Unterstützungszusagen außer vom linken Flügel der britischen Labour Party. In Ägypten aber genossen sie die Sympathie der ägyptischen Bevölkerung, die immer ein nahes Verhältnis zu den griechischen Arbeitern hatte. Es gab eine Serie von Kundgebungen und Demonstrationen in Alexandria und Kairo. Am 4. April intervenierte die ägyptische Polizei, Seite an Seite mit der griechischen Exilregierung und den Briten, und inhaftierte etwa 50 kämpferische Arbeiter und Gewerkschaftsführer, besonders die Führer der griechischen Hafenarbeiter. Das britische Oberkommando seinerseits entwaffnete zwei Regimenter und brachte 280 „Rädelsführer“ in Konzentrationslager. Am 5. April entwaffnete es die Einheit, die dem Oberkommando der griechischen Armee angeschlossen war, und internierte die Meuterer. Ab diesem Zeitpunkt standen die Meuterer mit dem Rücken zur Wand. Die Erste Brigade verhaftete dennoch ihre metaxistischen Offiziere, reorganisierte ihr Kommando und verweigerte die Waffenübergabe, die sie als Vorspiel der Internierung betrachtete. Die Bewegung weitete sich auf die Marine aus, auf den Zerstörer Pindos, den Kreuzer Averoff, auf die Ajax und einige andere. Die Besatzungen wählten gemischte Komitees aus Mannschaften und Offizieren, um das Kommando zu übernehmen. Der britische Botschafter bei der griechischen Regierung in Kairo, Reginald Leeper, telegraphierte an Churchill: „Was hier unter den Griechen passiert, ist nichts anderes als eine Revolution.“
Churchill übernahm direkt und persönlich die Kontrolle über die Repression. Die Ankunft von König Georg II. war gleichzeitig ein Symbol und eine Provokation. Die Unterstützung der ägyptischen Jugend für die Meuterer war eine Hoffnung. Aber am 13. April erklärte Admiral Cunningham, daß er entschieden habe, die Rebellion mit Gewalt niederzuschlagen und, falls notwendig, die griechischen Schiffe im Hafen von Alexandria zu versenken. Die meuternden Landeinheiten wurden umstellt, das Wasser abgeschnitten, die Eingeschlossenen ausgehungert. Am 22. April wurde vom führenden Metaxisten, Admiral Voulgaris, eine erfolgreicher Überfall auf die Ajax durchgeführt. Auf die anderen Schiffe waren britische Kanonen gerichtet und sie gaben auf. General Paget fuhr seine Panzer gegen die Erste Brigade auf, die in der Folge auch kapitulierte. Innerhalb von wenigen Tagen fanden sich etwa 20.000 griechische Freiwillige der Armee des Nahen Ostens in Konzentrationslagern in Libyen und Eritrea wieder.
Die griechische Armee im Nahen Osten existierte nicht länger. Der Weg war frei für die Bildung von speziell vorbereiteten Stoßtruppen – technisch ausgerüstet und politisch trainiert für den Bürgerkrieg nach der „Befreiung“. Die britische Zensur unterdrückte Presseberichte über diese Vorgänge. Es handelte sich nicht um eine kleine Episode, sondern um ein bedeutendes Alarmsignal, was die gewaltsame Antwort der britischen Behörden erklärt. Es entlarvt den Mythos über die „nationale Verteidigung“ und die „nationale Einheit“. Die 20.000 Freiwilligen wollten „Verteidigung“ und „Einheit“. Aber ihre Führer wollten nicht und zerschlugen die Freiwilligenverbände. Diese Vorgänge enthüllen die Lüge vom „Krieg gegen Faschismus und für Freiheit und Demokratie“. Die Griechen betrachteten Metaxa als erwiesenen faschistischen Diktator. Churchills Politik hatte die Restauration der Herrschaft der Kräfte zum Ziel, auf die sich Metaxa gestützt hatte.
Trotzkis Äußerungen von 1940 über den Krieg wurden konkret. Die griechischen Soldaten im Nahen Osten wollten – mit der Waffe in der Hand – gegen den Faschismus kämpfen. Sie forderten deshalb Offiziere, denen sie vertrauen konnten, verbündeten sich mit der Arbeiterbewegung und bildeten ihre eigenen räteähnlichen Organisationen. Das waren genau die Linien, die Trotzki entwickelte, als er schrieb, daß die Verteidigung der „Demokratie“ nicht Leuten wie Marschal Petain überlassen werden könne. Die Massenbewegung, die aus dem Krieg entstand, drückte sich entlang dieser Linien aus – auch in der Armee, dem zentralen Teil der militarisierten Gesellschaft, der nicht weniger wichtig war als die Fabriken.
Revolution und Konterrevolution
Die Gespräche in Moskau und die darauffolgenden Verhandlungen führten zu der Vereinbarung, daß Churchill in Griechenland freie Hand haben sollte. Die KKE und damit die EAM sollte schließlich der Massenbewegung in Griechenland selbst das Genick brechen, nachdem sie der Unterdrückung der Meuterer politisch zugestimmt hatten.
Nach der Krise im April 1944 wurde die Exilregierung in Kairo George Papandreou (einem Konservativen, der nicht durch eine reaktionäre Vorgeschichte völlig diskreditiert war) anvertraut, der half, die antikommunistischen Formationen zu entwickeln. Unter seinem Druck unterzeichneten die Führer von EAM und ELAS am 30. Mai 1944 die Libanon Charter, die den „Terrorismus“ der ELAS und die Disziplinlosigkeit der Meuterer verurteilte, die die Frage der Monarchie offen ließ und die einem einzigen Kommando der griechischen Streikräfte und der Wiederherstellung der Ordnung „gemeinsam mit den alliierten Truppen“ zustimmte. Die EAM und die ELAS waren damit nicht glücklich, verhandelten einige Wochen und verlangten Ministerposten und einen Wechsel des Premierministers.
Jedenfalls kam dann eine sowjetische Mission, geführt von Oberst Popov, nach Griechenland und machte den Widerständen ein Ende. Die KKE und die EAM traten bedingungslos in die Regierung ein. Als die deutschen Truppen am 12. Oktober 1944 Athen verließen, rief die KKE die griechische Bevölkerung auf, „die öffentliche Ordnung sicherzustellen“. Sie stellte auch sicher, daß Papandreou an die Macht gelangte. Dieser kam mit den britischen Truppen an – zu einem Zeitpunkt, als die ELAS im ganzen Land die reale Macht ausübte.
Churchill provozierte den Widerstand, indem er General Scobie, dem Befehlshaber der alliierten Truppen, befahl, die militärischen Formationen der Kollaborateure als „Sicherheitsbataillone“ beizubehalten, zu verbieten, daß sie gesäubert wurden, und dafür zu sorgen, daß die Papandreou-Regierung am 2. Dezember 1944 die ELAS-Einheiten entwaffnen konnte. In eine Demonstration am 3. Dezember in Athen gegen die Entwaffnung der ELAS wurde von der Polizei hineingeschossen. Dieser Überfall auf die größte Demonstration der griechischen Geschichte hinterließ dutzende Tote und hunderte Verwundete. Dem folgten in Athen 33 Tage bewaffneter Kampf zwischen den „Ordnungskräften“ um Scobie und denen des lokalen Widerstands. Diese „Ordnungskräfte“ gegen die Athener Arbeiterschaft bestanden aus etwa 50.000 britischen Soldaten, die zu großen Teilen von der Front gegen Nazideutschland (besonders aus Italien) abgezogen wurden, und aus griechischen monarchistischen und faschistischen Todeskommandos. Churchill telegraphierte an Scobie: „Zögern Sie nicht zu handeln, als befänden Sie sich in einer eroberten Stadt, in der eine lokale Rebellion im Gange ist. Wir müssen Athen halten und beherrschen.“
Schließlich konnte Churchill seinen Plan, die griechische Revolution zu zerschlagen, durchziehen. Er erklärte, daß er interveniert habe, um ein „schreckliches Massaker“ zu verhindern und um das aufzuhalten, was er den Sieg des „triumphierenden Trotzkismus“ nannte – mit einem komplizenhaften Grinsen in Richtung Stalin. Vom 3. Dezember an waren die ELAS-Einheiten, deren Führer sich entschieden hatten, die Waffen nicht auszuliefern, durch die Befehle paralysiert, nicht auf britische Truppen zu schießen, die – wie Churchill es ausdrückte – durch den „goodwill“ von Roosevelt und Stalin in Griechenland waren. Den Andartes in Makedonien, den Stoßtruppen und den Kräften in den Bergen wurde von der KKE-Führung befohlen, ruhigzuhalten und der Ausrottung der Kämpfer in Athen zuzusehen. Der Heroismus, mit dem diese kämpften, konnte gegen die Politik der Führer nicht die Oberhand gewinnen. Letztere hatten sich entschlossen, die Kämpfer in die Kapitulation zu führen, die von Moskau verlangt wurde.
Die Varkiza-Vereinbarung vom 15. Feber 1945 sah vor, daß alle Kräfte des Widerstands entwaffnet werden sollten, aber die ELAS-Kräfte in Athen unterwarfen sich dem nicht. Die Kräfte am Land unterstützten sie nicht. Zu diesem Zeitpunkt verstand Aris Velouchiotis das Ausmaß des Verrats der KKE. Am 12. Juni wurde er in der KKE-Zeitung Rizospastis angegriffen. Am 16. Juni wurde er ermordet, und am 18. Juni wurde sein Kopf öffentlich in den Dörfern ausgestellt. Es ist nicht klar, wie viele Widerstandskämpfer in dieser Zeit im Feuer der britischen Armee und der konterrevolutionären Formationen, die die Deutschen in Athen und die Briten in Kairo gebildet hatten, gefallen waren. Trotzdem waren auch nach dieser Niederlage noch einige weitere Jahre Bürgerkrieg und stalinistischer Verrat notwendig, um das Kampfpotential der griechischen Revolution in dieser Periode zu erschöpfen.
Literatur zum Widerstand und zur Revolution in Griechenland: * A.Kedros, La Resistance Greque: 1940-44; * S.Vukmanovic-Tempo, How and Why the People`s Liberation Struggle of Greece Met With Defeat, London 1985; * D.Eudes, The Kapetanios, 1972; * W.Churchill, The Second World War, Volume 5, London 1952; * M.Spiro, The Greek Revolution, Quatrieme Internationale 1945;* L.Trotzki, Schriften zum imperialistischen Krieg, Frankfurt/Main 1978; * L.Karliaftis, Stalinism and Trotskyism in Greece, 1924-1949, in: RH V.3 No.3 Spring 1991; * L.Karliaftis, On War and Revolution, in: RH V.3 No.3 Spring 1991; * L.Karliaftis, In Devotion to P Pouliopoulos and the Militant Trotskyists/Archeiomarxists Killed by the Fascists and the Stalinists; * D.G.Kousoulas; Revolution and Defeat: The Story of the Greek Communist Party, Oxford 1965; * A.Stinas, Memoires, Montreuil 1990; *Ê P.Broue, How Trotsky and the Trotskyists confronted the Second World War, in: RH, V.3, No.4, Autumn 1991
http://www.agmarxismus.net/vergrnr/m04_2_griechenl.htm
TaP 18. August 2015 - 14:30
Noch etwas gefunden:
„Panayotis Sotiris, sociologue, is a leader of ARAN, one of the component organizations of ANTARSYA, the anti-capitalist coalition.“
http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article24225
Weitere Texte von ihm (auf Englisch und Französisch):
http://www.europe-solidaire.org/spip.php?page=auteur&id_auteur=9692
Sein Facebook-Profil:
https://www.facebook.com/panagiotis.sotiris/about
Anm.:
Spyros Sakellaropoulos, ein anderes ARAN-Mitglied, hat die Erklärung von Panagiotis Lafazanis u.a. vom 13.8. mit unterschrieben.
Thanasis S. 24. August 2015 - 8:05
Ich bin es leid, auf die Lügen und Verzerrungen von Provokateuren und rechtem Gesindel à la Edel, Meisinger, Bechstein einzugehen, da ich, offenbar im Gegensatz zu diesen, auch noch anderes zu tun habe. Aber allein untenstehendes Zitat gibt seinen Autor ja der Lächerlichkeit preis:
„Ihre Gegner waren Monarchisten, ehemalige faschistische Kollaborateure und v.a. die britischen Interventionstruppen, die von der Sowjetunion und der Führung der Kommunistischen Partei unterstützt wurden. “
Die Führung der KKE hat also die britischen Interventionstruppen unterstützt? Dann waren es wohl irgendwelche ominösen „dissidenten Kommunisten“, die die Demokratische Armee Griechenlands und die Wiederaufnahme des Bürgerkriegs 1946 beschlossen und nicht die Führung der KKE. So viel Geschichtsfälschung trauen sich in Griechenland noch nicht mal die Faschisten. Die könnten sich bei euch „dissidenten Kommunisten“ (in Wirklichkeit geistigen Brandstiftern und rechten Agenten des Klassenfeinds) noch einiges abgucken.
günter meisinger 24. August 2015 - 10:46
LOL;
der durchdrehende stalinist der sich bis jetzt nicht hierhergetraute (wenn hier andere linke griechen sind kennen die die geschichte der kke ja auch) bewegt sich mit seiner wortwahl mittlerweile im strafrechtlich relevanten rahmen.
mal abgesehen davon daß der beanstandete text aus einem buch über griechenland weder von meisinger noch edel noch bechstein ist.
lächerlich macht sich wer die machtübergabe an die britten auf stalins befehl (der dies bereits mit churchill ausgekungelt hatte) abstreitet. lächerlich machte er sich auch -bei den kommentaren unter seinem artikel- mit perlen wie, george orwell (!) habe in spanien die „realistische“ strategie der PCE gutgeheißen. komisch daß bei dem jeder das gegenteil nachlesen kann.
es lohnt sich deswegen nicht, weiter auf diesen komiker einzugehen. vielleicht gewinnt er ja noch irgendwo einen comedy-preis.
nur hoffentlich wird jetzt leuten wie a.h. klar, daß figuren wie thanasis spanidis allein wg. syriza-kritik keinesfalls als seriös gelten können und man deren aktuelle artikel keinesfalls von ihrem ultrastalinistischen gesamtrahmen trennen kann und „die alte polemik gegen den stalinismus“ (zitat a.h.) keineswegs überholt ist!
Thanasis S. 24. August 2015 - 17:22
Nur, weil es irgendwie ja doch Spaß macht, Vollpfosten wie dich in der Diskussion scheitern zu sehen:
Zitat von George Orwell („Mein Katalonien“, zitiert nach Peter Rau: Der Spanienkrieg 1936-39, S. 80f:
„Es ist leicht verständlich, warum ich zu dieser Zeit den kommunistischen Standpunkt dem der POUM vorzog. Nach dem gesunden Menschenverstand, der nur die nahe Zukunft im Auge hat, besaßen die Kommunisten eine entschiedene praktische Politik, also offensichtlich eine bessere Politik. Sicher war außerdem die tagtägliche Politik der POUM, ihre Propaganda usw unaussprechlich schlecht (…) Es gab keine Entschuldigung dafür, einen Kampf hinter der Front anzufangen.“
Zitate vom angeblichen Anti-“Stalinisten“ Antonio Gramsci, der vielfach die Strategie des Sozialismus in einem Land gegen die der „permanenten Revolution“ verteidigt hat – und auch wenn er Stalin mal kritisiert hat, wie das unter Kommunisten ja eine Selbstverständlichkeit sein sollte, stand er diesem immer viel näher als Trotzki oder einer anderen Figur innerhalb der Bolschewiki:
Gefängnishefte, H 6 § 138 816: „Übergang vom Bewegungskrieg (und vom Frontalangriff) zum Stellungskrieg auch im Feld der Politik. Dies scheint mir das wichtigste von der Nachkriegszeit gestellte Problem politischer Theorie und das am schwersten richtig zu lösende. Es hängt mit den von Bronstein aufgeworfenen Fragen zusammen, der auf die eine oder andere Weise als der Theoretiker des Frontalangriffs zu einer Zeit, in der dieser nur zur Niederlage führt, angesehen werden kann.“
H 7 § 16, 873f:
„Zu prüfen ist, ob Bronsteins berühmte Theorie über die Permanenz der Bewegung nicht der politische Reflex der Theorie des Bewegungskrieges ist (…). In diesem Fall könnte man sagen, daß Bronstein, der als ein „Westler“ erscheint, statt dessen ein Kosmopolit war, also oberflächlich national und oberflächlich westlich oder europäisch. (…). Bronstein erinnert in seinen Memoiren daran, daß ihm gesagt worden sei, daß seine Theorie sich als gut erwiesen hatte… nach fünfzehn Jahren, und er antwortet auf das Epigramm mit einem anderen Epigramm. In Wirklichkeit war seine Theorie als solche weder fünfzehn Jahre zuvor noch fünfzehn Jahre danach gut.“
Es ist wirklich schlimm. Sobald ein Revolutionär gestorben ist und sich nicht mehr wehren kann, kommen seine Gegner aus allen Ecken gekrochen, um sein Erbe an sich zu reißen und zu verfälschen. Gerade den Komintern-Funktionär Gramsci zu einem Begründer irgendwelcher reformistischer „Transformations“-Vorstellungen zu machen und als Kronzeugen gegen Lenin und Stalin ins Feld zu führen, ist hochgradig absurd.
noch mal zur KKE:
Die KKE hat schon Ende 1944 den bewaffneten Kampf gegen die Briten geführt („Dekemvriana“), und noch während der Besatzung gegen ihre Marionettentruppen, die mit den Deutschen kollaboriert haben, nämlich die bürgerlichen Partisanenorganisationen EDES und EKKA. Die Versuche einer Aufrechterhaltung der Antihitlerkoalition, wie sie von Moskau ausgingen, waren unbestreitbar falsch und illusorisch, aber angesichts der Nachkriegssituation der Sowjetunion auch durchaus verständlich. In Griechenland und anderen europäischen Ländern wirkten sie sich verheerend aus, aber die KKE hat sehr schnell, nämlich 1946 die Abkehr von dieser Strategie vollzogen und den bewaffneten Kampf um die Macht wieder aufgenommen. Wer angesichts dessen allen Ernstes davon spricht, die KKE hätte die Briten im Bürgerkrieg gegen „dissidente Kommunisten“ unterstützt, der hat entweder keinen blassen Schimmer von der Geschichte oder aber man sollte die Ursachen dafür eher im Pathologischen als im Politischen suchen.
Haha, und du denkst wirklich, weil ich mal ne Woche lang nicht antworten konnte, „traue“ ich mich nicht, hier zu diskutieren? In Griechenland erkennt nahezu die ganze Linke, einschließlich der Reformisten und exklusive nur ein paar Spinnern, den Beitrag der KKE zum antifaschistischen Kampf an. Dass die Rolle der Parteiführung dabei kritisiert wird, zuallererst ja von der heutigen KKE selbst, steht dazu überhaupt nicht im Widerspruch. Geschichte verläuft halt nun mal nicht in deinen dichotomischen Schwarzweiß-Schemata. Antarsya ist aus meiner Sicht eine opportunistische, in letzter Konsequenz reformistische Organisation, aber das heißt nicht, dass ich mit vielen ihrer Mitgliedern nicht auch gerne diskutiere. Es sind ja nicht alle Leute so dogmatisch rechts wie du.
günter meisinger 24. August 2015 - 19:03
T.S. hat sich endgültig als GROSSER FÄLSCHER entlarvt. was er hier von orwell zitiert war nur kurze zeit sein standpunkt, ich hatte ja erwähnt daß er KP-mitglied war als er nach spanien kam. aufgrund seiner erfahrungen dort wurde er zum entschiedenen anti-stalinisten und verbrannte sein parteibuch. „mein katalonien“ ist nichts anderes als die geschichte dieser erfahrung und wende. auch bücher wie „farm der tiere“ und „1984“ (mit dem „big brother is watching you“) basieren auf seiner erfahrung mit dem stalinismus. bücher, die in d e m fall tatsächlich auch von antikommunisten benutzt wurden, die uns z.b. in der schule beibrachten, dies wären bücher „gegen den kommunismus“, weil die bourgeoisie stalinismus und kommunismus genauso gleichsetzt wie thanasis spanidis.
ebenso verhält es sich mit den von ihm ausgesuchten gramsci-zitaten. diejenigen zitate, wo gramsci positiv über trotzki ist, läßt er ebenso weg wie gramsci´s briefe an das ZK der kpdsu wo er frühzeitig gegen die behandlung der linksopposition protestiert (natürlich nicht als privatmann sondern im namen der KPI), später gegen deren ausschluß.
im übrigen habe ich gramsci weder als reformist noch als trotzkist bezeichnet (aber etliche seiner engen mitarbeiter wurden es; wie der später von stalinisten ermordete PCI-mitbegründer p ietro tresso (blasco).
an alle leser: wann immer ein stalinist wie TS etwas zitiert, besser selber das werk komplett im gesamtzusammenhang nachlesen das ergibt dann meist ein ganz anderes bild wie in der stalinist. fälscherschule
Thanasis S. 24. August 2015 - 19:55
Ich weiß selbst, dass Orwell später Antikommunist (du nennst es „Antistalinist“) war und sich im Spanienkrieg dazu entwickelt hat. Das einzige was ich behauptet hatte, war, dass er auch später noch in gewisser Weise die Berechtigung der Strategie der PCE anerkannt hat und nichts anderes sagt obiges Zitat aus. Sein Buch entstand ja im Nachhinein, also nach seiner Bekehrung zum „Antitotalitarismus“, enthält aber diese Einschätzung trotzdem noch.
Was Gramscis wohlwollende Zitate über Trotzki angeht, kannst du die gerne hier posten, wenn du meinst, dass sie meine These widerlegen. Da du offenbar ja unfähig bist, richtig zu lesen, was ich schreibe, noch mal präventiv im Klartext: Ich habe nicht behauptet, dass Gramsci nicht auch mal was Positives über Trotzki geschrieben hat, wie es ja auch Lenin und selbst Stalin zuweilen getan haben. Auch ich halte Trotzki übrigens nicht für die Inkarnation des Satans und würde ihm gewisse Verdienste zugestehen. Meine Behauptung war, dass Gramsci in den entscheidenden Fragen, nämlich denen der Strategie, Trotzki sehr kritisch gegenüberstand und deutlich näher bei Stalin war. Auch dass er den Ausschluss von Leuten aus der KP kritisiert hat, widerspricht dem überhaupt nicht. Auf so eine Idee kommt eben nur jemand, in dessen Weltbild es nur gut und böse gibt, dessen Intellekt also die Komplexität eines einfachen Ein-Aus-Schalters nicht übersteigt.
Ich setze übrigens keineswegs Kommunismus mit „Stalinismus“ gleich, sondern umgekehrt bist du es ja, der den realen Kommunismus (nicht den abstrakten, von dir im Wolkenkuckucksheim entworfenen) als „Stalinismus“ diffamiert. Natürlich gibt es „Stalinismus“ in Wirklichkeit nicht und es gab ihn auch nie. Was es gibt ist einmal der Marxismus-Leninismus als Theorie und Handlungsanleitung und zweitens die konkrete historische Epoche in der Geschichte der UdSSR, in der Stalin Generalsekretär war. Die Wortschöpfung „Stalinismus“ verrät eine personalisierende, undialektische Sichtweise auf die Geschichte, abgesehen davon, dass es sich natürlich um einen Kampfbegriff des Klassengegners handelt, der bemüht ist, die genannte Epoche als ausschließlich negative Erfahrung darzustellen. Aber es dich nicht stört, bürgerliche Weltanschauung zu verbreiten, wissen wir ja.
Thanasis S. 24. August 2015 - 20:07
Was Gramsci angeht: Die antikommunistischen Geschichtsfälscher wie Meisinger, die aber gerne einen Teil der kommunistischen Geschichte noch für ihre opportunistische Ausrichtung reklamieren wollen, kommen offensichtlich an der intellektuellen Größe Gramscis nicht vorbei, weswegen sie versuchen, ihn in ihr Lager einzugemeinden. Während sie ansonsten ja nicht nur Stalin und die Führung der KPdSU in Bausch und Bogen verdammen, sondern sämtliche anderen großen KP-Führer der Zeit wie Thälmann, Togliatti, Thorez, Ibarruri, Mao Tse-tung, Ho Chi Minh, Zachariadis, Siantos, Dimitroff usw usf direkt mit exkommunizieren, machen sie bei Gramsci ne Ausnahme, weil der mal anderer Meinung war als Stalin, was bei den meisten der gerade genannten natürlich auch dauernd der Fall war, und weil er in Gefangenschaft nicht in der Lage war, die KP zu führen. Das ist natürlich zutiefst unehrlich und belegt ein weiteres Mal euer instrumentelles Verhältnis zur Geschichte: Fakten will man halt nur dann hören, wenn sie die eigene Meinung bestätigen…
günter meisinger 24. August 2015 - 23:19
ach du unwissender affe…. die stalinisten wollten gramsci ausschließen lassen, weil er als erster der sozialfaschismusthese widersprach, aber weil absehbar war daß er im knast sterben würde, haben sie ihn als märtyrer gebraucht.
unter stalin wäre er im gulag gelandet.
so wie die ital. stalinisten auch enge mitarbeiter gramsci´s ermordeten.
im übrigen werde ich jetzt nicht weiterreden mit jemand der sich in die tradition antikommunist. massenmörder wie stalin stellt und nie ein wort des bedauerns für die opfer fand.
übrigens ließ auch ho chi minh die einst in vietnam starken trotzkisten alle liquidieren.
aber nein, es gab keinen stalinismus….
günter meisinger 24. August 2015 - 23:23
P.S.: ich vergaß zu erwähnen daß ich überhaupt kein gramscianer bin. also nix mit unehrlichem instrumentalisieren. mir ist gramsci in vielen ausdrücken so vage (was allerdings auch der gefängniszensur geschuldet war), daß er tatsächlich reformistisch anwendbar ist, woran sich peter glotz von der SPD ja ausgiebig versucht hat.
Thanasis S. 25. August 2015 - 11:57
Haha, nach deiner Logik wäre ich dann wohl auch ein „Antistalinist“, da ich auch der Sozialfaschismusthese widerspreche. Alles klar. Und woher du nimmst, ich würde die unschuldigen Opfer des Klassenkampfes in der Sowjetunion nicht bedauern, bleibt natürlich auch mal wieder dein Geheimnis.
Aber du hast wenigstens in einem Punkt recht: Diese Diskussion können wir wirklich ein für alle mal hier beenden. Ich glaube auch nicht, dass die außer deinen bekloppten Trotzkistenfreunden irgendjemanden interessiert.
beste Grüße
Th.S.
günter meisinger 25. August 2015 - 19:55
kein geheimnis
du hast dich zu keinem der von mir in der diskussion deines artikels benannten unzähligen stalinismus-opfer geäußert.
jeder kann nachsehen auf was du dort alles keine antwort wußtest.
und ansonsten gehörst du halt zu den stalinisten, welche die wendung von der sozialfaschismusthese (=ultralinker straßengraben) zur volksfrontpolitik (=rechter straßengraben) mitmachten. war auch ein punkt (volksfronten) zu dem du im rahmen der letzten diskussion nichts beigesteuert hast.
so oder so: stalinist bleibt stalinist und dieser fälscherschule treu.
Thanasis S. 26. August 2015 - 8:19
Nun, vielleicht habe ich das deswegen nicht, weil ich es nicht einsehe, nach jedem Satz über die Geschichte der kommunistischen Bewegung zu beteuern, dass ja alles ganz schlimm war und nie wieder passieren darf. Das ist der Gestus derer, die in der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Staatsräson ankommen wollen und daher meinen, Kränze an Stalinismus-Gedenkstätten ablegen zu müssen.
Das heißt noch lange nicht, dass ich es nicht bedauern würde, dass eben diese Geschichte und das Erbe, mit dem kommunistische Politik heute leben muss, durch verheerende Fehler und Verbrechen belastet wurde. Selbstverständlich tut mir jedes einzelne unschuldige Opfer der sowjetischen Repressionsorgane leid und selbstverständlich wünsche ich mir, dass es nicht dazu gekommen wäre. Nur bringt das alles nichts. Will man wirklich sowas in Zukunft vermeiden, sollte man eben die Ursachen davon untersuchen, statt sich in bequeme, aber nichts erklärende Formeln über „Stalinismus“, „Bürokratie“ usw zu flüchten. Dämonisierung ist dann mindestens genauso falsch wie Schönreden.
Aber wie gesagt, wir werden dazu wohl keinen gemeinsamen Nenner finden.
günter meisinger 26. August 2015 - 13:06
auf den posts zu deinem artikel hast du noch in fast allen benannten fällen von stalinismus-opfern gesagt dies wären alles lügen, hier, wo sich anfangs noch ein paar kritische linke plazierten, drückst du dich vorsichtshalber etwas differenzierter aus, sogar der begriff des bedauerns fällt. ist aber nicht ehrlich. du hast dich doch hier gleich zu anfangs beschwert, wer da alles zu unrecht „diskriminiert“ würde- ho chi minh (der viele trotsk. umbringen ließ); mao (der ähnlich viele tote hinterließ wie stalin. z.b. mit seiner „kulturrevolution“, die einen machtkampf verschleierte, wo er die jugend und armee zu gunsten seiner fraktion mobilisierte.)
du hast vergessen, pol pot in schutz zu nehmen, der fast die hälfte seines kleinen landes abmurkste. oder enver hodscha, bei dem ein großteil der bevölkerung im knast saß.
begriffe wie stalinismus oder bürokratie sind sehr ausgearbeitete begriffe, mit denen du dich nie näher befasst hast wie man merkt, natürlich keines der von mir unterm anderen artikel (jenseits der eurolinken) benannten bücher lesen wirst.
deswegen bleiben deine beiträge unredlich und nicht ernst zu nehmen.
einem hungerleider wie mir, der aufgrund seiner polit. betätigung (z.b. im betrieb) einige jobs verlor und jetzt invalid ist, wie bereits früher erwähnt war, noch unterstellen zu wollen in dieser gesellschaft noch irgendwo „ankommen“ zu wollen ist lächerlich wie immer. das ist sache der PDL , nicht meine.
ich hätte auch in keiner landesregierung wenn ich PDL wäre, der SPD im koaltionsvertrag den satz vom unrechtsstaat ddr unterschrieben, obwohl es dort -wie in jeder form des stalinismus, ob heavy oder light- einiges an unrecht gab. aber es sind ja nicht diese demokratiedefizite welche die bourgeoisie bedauert, sondern allein die tatsache an sich, daß da ein staat nicht unter ihrer kontrolle stand und die juncker enteignet waren, ist ja für die schon unrecht (für mich natürlich nicht.) d.h., die würden auch den demokratischsten kommunismus als unrecht bezeichnen, haben ja auch rosa l. als monster hingestellt.
da du anti-stalinismus ud antikommunismus gleichsetzt, hättest du natürlich nicht erwartet, daß ich diesen unterschied mache, richtig? so ist das wenn man den anderen nicht versteht ud nur verzerrt wahrnehmen kann. als wenn ich mich neben die dummschüssel vera lengsfeld (das war die mit der tittenwerbung für die CDU) zum kränze niederlegen stellen würde….
TaP 26. August 2015 - 16:08
Um mal auf das Thema des Interviews zurückzukommen, noch zwei aktuelle Lesehinweise:
1.
‚I think that the dilemma of ‚reform or revolution?‘ is still valid‘
Left Voice interviewed Kostas Skordoulis, a leading member of OKDE-Spartakos about the current situation in Greece following the resignation of Greek Prime Minister Alexis Tsipras and the recent formation of Popular Unity. Kostas spoke to us in a personal capacity.
http://www.leftvoice.org/I-think-that-the-dilemma-of-reform-or-revolution-is-still-valid
Und vgl. dazu 2.
einen Text von Panos Garganas (SEK)
http://diefreiheitsliebe.de/politik/auf-den-betrug-folgt-der-widerstand-in-griechenland/
und zu SEK:
https://en.wikipedia.org/wiki/Socialist_Workers%27_Party_(Greece)
Thanasis S. 26. August 2015 - 17:07
Günter, was ich ehrlich meine und was nicht, kannst du wohl kaum beurteilen. Wer wirklich wissen will, was ich geschrieben habe und was nicht, kann das selber nachlesen.
Ich habe dir auch nicht unterstellt, dass es dir um Karriere oder sonstwelche materiellen Vorteile gehe, sondern nur, dass die Forderung, immer und überall sein Bedauern über den „Stalinismus“ bekunden zu müssen, eben der Gestus derer ist, die auf Pöstchen und Anerkennung durch die bürgerlichen Institutionen aus sind. Dass es dir materiell und gesundheitlich nicht gut geht, dafür kann ich nichts und es tut mir auch leid, trotz unserer großen Differenzen; mit der Diskussion hat das jedenfalls nichts zu tun.
Mir zu unterstellen, ich würde den wildgewordenen Massenmörder Pol Pot verteidigen, der von der CIA unterstützt und von den vietnamesischen Kommunisten vertrieben wurde, ist mal wieder eine ziemliche Frechheit. Auch das erwartet man sonst nur von bürgerlichen Antikommunisten und Totalitarismustheoretikern für die Stalin, Mao, Kuba, Pol Pot, Nordkorea, selbst Jugoslawien alles dasselbe ist, weil da halt irgendwie Gewalt drin vorkam.
günter meisinger 26. August 2015 - 20:50
…diese ganzen länder waren ja auch nur verschiedene varianten von stalinismus, und je nachdem welcher gruppierung jemand angehört(e), läßt er vielleicht an den einen kritik zu und an den anderen nicht.
wobei du interessanterweise auch jugoslawien verteidigst, daß von stalin als faschistisch bezeichnet wurde.
wer akzeptiert daß pol pot massenmörder war, sollte dies auch bei stalin einsehen können. sonst ist da keine logik drin.
und was ich über mich erwähnte, diente zur erkentnis daß stalinismuskritik kein bürgerl. verlangen ist sondern der notwendigen aufarbeitung dient. die bürgerl. können das ja nur benutzen weil es reale schreckl verbrechen gab und sie die eben nicht erfinden mußten. während ihr früher alles für erlogen hieltet und zum guten teil ja immer noch tut.
Thanasis S. 27. August 2015 - 8:09
„Varianten von Stalinismus“, damit kann man eben rein gar nichts verstehen. Wer allen Ernstes glaubt, die Khmer Rouge mit der SU unter Stalin oder Breschnew in einen Topf werfen zu können, hat von historisch-kritischer Methode rein gar nichts verstanden und besitzt in etwa die analytische Schärfe einer Kolumne in der Bild-Zeitung. Nicht nur ist es purer metaphysischer Idealismus, wenn man eine angebliche Ideologie „Stalinismus“ aus ihrem historischen Kontext reißt und dann eben auf alle möglichen Fälle glaubt anwenden zu können. Es reicht ja schon die Betrachtung der historischen Bilanzen: Bei Stalin der rasante Aufbau eines rückständigen Landes, Industrialisierung, massenhafte Anhebung des Bildungs- und Lebensniveau, Sieg über den Faschismus – wenn auch bei Massenrepressalien und autoritärer Führung; Bei Mao trotz Voluntarismus, Nationalismus, Paktieren mit den USA immerhin Befreiung von Hunderten Millionen aus tiefstem Elend und Unwissen; bei Pol Pot dagegen totale Verelendung, Zerstörung des erreichten PRoduktivkräfteniveaus, ziel- und sinnloses Morden auf dem Weg hin zu einer vormodernen Agrargesellschaft. Allein das politische Programm ist das Gegenteil dessen, wofür Mao und Stalin standen.
Zu Jugoslawien: Ich verteidige weder die Kommunistenverfolgung unter Tito, noch seine revisionistische Wirtschaftspolitik, noch seinen Bruch mit der SU und seine Annäherung an das imp. Lager. Trotzdem ist klar, dass die Bezeichnung „faschistisch“ aus der damaligen Auseinandersetzung entstand (so wie ja auch Trotzkisten usw gerne mal als faschistisch bezeichnet wurden und so wie du umgekehrt Leute wie mich als „Stalinfaschisten“ diffamierst) und in keinster Weise zum Verständnis beiträgt. Trotz allem war Jugoslawien ein Land, das dem Kapitalismus entzogen war, das bedeutende Errungenschaften beibehielt und ein friedliches Zusammenleben seiner Ethnien ermöglicht hat. Das zu verteufeln bringt nichts, es kritisch aufzuarbeiten dagegen schon.
günter meisinger 27. August 2015 - 11:43
zu deinem wieder gefeierten sieg über den faschismus, der dank stalins fehler ¶noia beinahe eine schlimme niederlage geworden wäre, habe ich bereits alles (von dir ignorierte) gesagt. die „grandiose industrialisierung“ beinhaltete neben der zwangskollektivierung der bauern etliche hungerkatastrophen. und viele projekte, wie tausende kilometer lange gasleitungen durch unzugänglichste gebiete, wurden wieder mit dem leben hunderttausender zwangsarbeiter aus den gulags bezahlt, ähnlich wie hier hitler´s kz-häftlinge für flick &co. schuften mußten.
auch hatte ich dir schon viele indizien genannt, die für einen -ismus sprechen- der stalinismus war ja mit stalin nicht tot. dinge wie die einmärsche in ungarn &prag waren die fortsezung seiner politik. schauprozesse gab es im ganzen ostblock noch 1954; eine fortsetzung/neuauflage war geplant gewesen.
da du natürlich weiterhin nicht wahrhaben möchtest wie es war und bekanntlich nur du die historisch-kritische methode beherrschst, höre ich hier einfach mal auf, damit andere zum thema zurückkehren können (du hattest hier die diskussion mit mir angezettelt.) außerdem habe ich gerade alle hände voll mit sehr existenziellen überlebensfragen zu tun- der jetzt immer terroristischer werdende kapitalismus (sollte man ihn nicht kapital-terror-ismus nennen?), der auch mich bald getötet haben wird, konnte ja nicht zuletzt solange dank der abschreckenden beispiele des „realsozialismus“ überleben, der auch oft genug mit diesem zusammenarbeitete. schon in seiner berühmten rede von 1965 in algier beschuldigte euer angeblich großer sowjetfreund che guevara die Udssr &das „sozialistische“ lager wörtlich der zusammenarbeit mit dem imperialismus. auch ein antikommunist? laß es gut sein jetzt….
Michael Baier 30. August 2015 - 12:08
Meisinger du bist echt traurig ! Im Netz findet man bestimmt hundert Diskussionen von dir ( alle zum selben Thema ) und du kommst immer noch mit dem gleichen Bullshit daher und dann auch noch auf so eine verzweifelte Art und Weise, dass man sich nur eins fragt “ Wer ist dieser verzweifelte Trotzkist ohne Freunde ?“
günter meisinger 31. August 2015 - 10:34
ach bäuerchen….
du kannst wohl kaum wissen wie groß mein freundeskreis ist (riesig groß); auch hier hatte ich mehr Unterstützung als T.S. Nachdem wir beide die Diskussion für beendet erklärt hatten möchtest du noch ein bischen nachtreten. traurig sind nur leute wie du die nicht in der lage sind auf auch nur eines meiner argumente eingehen. nur mal bullshit dazwischenrufen kann jede 5jährige. aber die versteht letztendlich mehr als du.
versuche du mal weiter, die erhofften massen für den stalinismus zu gewinnen und poste hier dein ergebnis in 2525.
TaP 3. September 2015 - 17:29
Und noch einmal zurück zum Interview:
A.
1. ANTARSYA hat mit großer Mehrheit beschlossen, eigenständig zu kandidieren – verliert darüber aber zwei ihrer kleineren Mitgliedsgruppen teilweise; gewinnt statt dessen aber eine neue Bündnispartnerin (EEK):
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/08/31/antarsya-beteiltigt-sich-nicht-an-der-volkseinheit-und-kandidiert-eigenstaendig-eine-minderheit-spaltet-sich-ab/
2. Neuer Text der ANTARSYA-Mitgliedsorganisation OKDE-Spartacus auf Englisch:
http://www.okde.org/index.php/en/announcement/83-uncategoried1/283-okde-spartakos-statement-on-the-oncoming-elections
B. Von und zur Konkurrenz: LAE / „Volkseinheit“
1. Interview mit Stathis Kouvelakis (auf Frz.) in L’Humantié und (auf Engl.) in Jacobin:
https://www.jacobinmag.com/2015/08/greece-grexit-popular-unity-syriza/
http://www.humanite.fr/grece-stathis-kouvelakis-aucune-illusion-sur-le-carcan-de-leuro-582336
2. Kritische Anmerkungen von mir dazu:
SYRIRZA ist tot! Es lebe SYRIZA?
https://linksunten.indymedia.org/de/node/151892
3. Link zur griech. Fassung des Wahlprogramms der LAE / „Volkseinheit“ + kurze dt.sprachige Inhaltsübersicht:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/09/03/das-wahlprogramm-der-griech-lae-volkseinheit/
C.
Und zu den bisherigen Umfragen und was sie m.E. politisch bedeuten, habe ich noch etwas geschrieben – Schlußsatz:
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/09/03/mi-2-9-drei-neue-fragen-zu-den-griech-wahlen/
TaP 8. September 2015 - 16:13
Ich habe gerade dieses englischsprachige Interview von Anfang Juli noch gefunden:
* Manos Skoufoglou: “We need an autonomous anti-capitalist revolutionary front.”
http://bolsevik.org/english/interview-manos-skoufoglou-we-need-an-autonomous-anti-capitalist-revolutionary-front.html
und
auf diesen Text:
Popular Unity: Chaning Equilibrium in Greek Left
http://bolsevik.org/english/popular-unity-chaning-equilibrium-in-greek-left-gunes-gumus.html
antwortete ich selbst gestern – mit meinem gebrochenen Englisch – mit einer ‚Liebeserklärung‘ an ANTARSYA:
* Love Letter to ANTARSYA
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/09/07/love-letter-to-antarsya/
TaP 24. September 2015 - 8:54
Hier noch eine Korrektur zu meinem Kommentar vom 14. August 2015 um 13:46 ( http://lowerclassmag.com/2015/08/es-gibt-keine-alternative-in-diesem-system/#comment-7792)
@ „Ein längerer programmatischer Text [auf Englisch], der vor der Juni-Wahl 2013 verabschiedet wurde“
Der Text ist zwar tatsächlich von 2013; im Juni 2013 gab es aber gar keine Wahl. (Ich hatte das mit den kurz auf einander folgenden Wahlen im Mai und Juni des Vorjahres [also 2012]) verwechselt.
—-
Und dort bin ich gerade noch auf einen interessanten Text zu ANTARSYA vom Jan. 2015 gestoßen:
The Greek left outside Syriza
http://www.workersliberty.org/node/24486