Lügenpresse!

6. Mai 2015

Welche Medien brauchen wir und wie können wir sie selber schaffen?

communistpapersVorbemerkung: Am Samstag spricht jemand von uns auf Einladung des Hate-Magazine auf dem Kongress der Möglichkeiten im Bethanien zum Thema „Linke Massenmedien“. Hier schon mal einige Anmerkungen zum Thema.

Im Gefolge von Ukraine-Krise, Montagsmahnwachen und diversen rechten Bewegungen wie PEGIDA kam ein Diskurs auf, der sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Lügenpresse. Eine große Anzahl desillusionierter LeserInnen und ZuseherInnen der Leitmedien hatte jedes Vertrauen in selbige verloren, Rattenfänger verschwörungstheoretischer bis neonazistischer Provenienz sahen die Gunst der Stunde und griffen das Thema auf. Das Resultat war eine Debatte, die dümmer nicht hätte sein können, standen sich doch zwei Seiten gegenüber, die kaum begriffen, wo das eigentliche Problem lag und wie eine Medienkritik aussehen könnte, die nicht auf den Topos des von bösen Mächten bestochenen hinterlistigen Presselügners zurückgreifen muss.

Auf der einen Seite standen diejenigen, die meinten im Rahmen einer großen und undurchsichtigen Verschwörung immer und jederzeit betrogen zu werden und hinter diesem Betrug wahlweise Juden, linksversiffte Gutmenschen, die Asyllobby, Chemtrailpiloten oder Reptilien vermuteten. Ironischerweise sah diese Fraktion zwar in jedem herkömmlichen Presseerzeugnis die Lüge lauern, zeigte sich aber bald umso mehr bereit, alles kritiklos zu glauben, was von diversen Internetblogs durch den digitalen Äther gejagt wurde. Ob es der Abschuss einer Germanwings-Maschine durch „Flüssiglaser“ war, die durch von niemandem je gesehene Snowden-Dokumente gestützte These, dass der IS-Kalif Al Baghdadi in Wahrheit ein Mossad-Agent sei oder die Annahme der gezielten Herbeiführung des Volkstodes durch Asylanten – keine Theorie ist so dumm, dass sie nicht in Foren und Kommentarspalten ihre AnhängerInnen finden konnte.

Die andere Seite, darunter auch einige – im Selbstverständnis – Linke, sah diesen Rückfall in den Sumpf voraufklärerischer Theorien zwar, verstieg sich aber schnell dazu, einfach das Gegenteil für wahr zu halten: Die bürgerliche Presse lügt nie und ist ein ideologiefreier Tatsachenproduzent. Hier wurde der Umkehrschluss des Umkehrschlusses zum Programm: Wenn die Bürgerpresse behauptet, Putin habe Alleinschuld am Failed State Ukraine, dann sagt der „Lügenpresse“-Heini das genaue Gegenteil, nämlich das Putin toll ist. So mancher Kritiker nahm dann seine Ablehnung der „Lügenpresse“-Rufer zum Anlass das erneut umzukehren: Wenn die Putin toll finden, muss das Gegenteil war sein und er ist das ausgemachte Böse. Man gelangte so erneut zum Ausgangspunkt zurück, gewonnen war nichts.

Lügt die Presse?

Ist der Satz „Die Presse lügt“ wahr? Auf den ersten Blick stellt sich für die aufmerksame Kritikerin schon die Frage: Wer ist eigentlich gemeint? Wer ist dieses Subjekt, „die Presse“ denn eigentlich? Es wird schwer sein, diese Verallgemeinerung aufrecht zu erhalten. „Die Presse“, das sind Konkret Magazin und Spiegel, das ist junge Welt und Bild-Zeitung, Lower Class Magazine und das Pinneberger Tagblatt. All diese Erzeugnisse haben zunächst nicht viel miteinander gemeinsam. Die Eigentumsverhältnisse reichen von Genossenschaft bis multinationaler Konzern, das Budget dementsprechend von gar nichts (lower class magazine) bis 3,4 Milliarden Euro (Jahresumsatz Springer). Die Verflechtung mit politischen und wirtschaftlichen Akteuren ist je unterschiedlich, die Verbreitung, Leserklientel, usw. Ist es schon bei diesen äußerlichen Kriterien schwer, irgendwas gemeinsames zu finden, wird es noch komplizierter, wenn wir auf die Inhalte sehen: Selbst innerhalb ein und desselben Blattes werden wir gute Reportagen finden, die neben dreckigen reaktionären Kommentaren stehen.

Lügt jetzt diese „Presse“? Sicherlich, hin und wieder lügt das eine oder andere Presseerzeugnis. Da werden schon mal bewußt Fotos manipuliert und wider eigenes Wissen Falsches behauptet. Das ist aber gar nicht der Punkt. Die Kritik muss radikaler sein: Auch da, wo die Presse nicht „lügt“, ist sie nicht „unsere“ Presse. Das wiederum liegt nicht (zumindest nicht immer und ausschließlich) an dem bösen Willen einzelner Schreiberlinge, die sich mühevoll ihr Dasein als JournalistInnen verdingen müssen. Nicht alle JournalistInnen bürgerlicher Medien sind so niederträchtige Ideologen wie Jan Fleischhauer oder Franz Josef Wagner. Es liegt an dem Umstand, dass Wissensproduktion im Kapitalismus niemals „ideologiefrei“ ist. Ihr liegt immer ein Interesse zugrunde und das Erkenntnisinteresse derjenigen, die an der Aufrechterhaltung des Bestehenden interessiert sind, ist eben nicht das derjenigen, die an seiner Überwindung interessiert sind.

Das fängt bei der Auswahl des Berichtenswerten an. Warum wird jede minimale Truppenbewegung der Separatisten in der Ostukraine zu einer Schlagzeile für die Seite 1, während es großen gesellschaftlichen Drucks bedurfte, die Neonazis auf Kiewer Seite überhaupt in die Mainstreammedien zu bekommen? Warum sehen wir einen ausgewachsenen Angriffskrieg wie den Saudi-Arabiens im Jemen nur in Form von Kurzmeldungen?

Die interessengeleitete Berichterstattung setzt sich fort im Wording: Ob eine bewaffnet kämpfende Gruppe als „terroristisch“ gilt oder zu „Freiheitskämpfern“ geadelt wird, hängt nicht selten davon ab, ob sie gerade auf Seiten oder gegen die „westliche Wertegemeinschaft“ kämpft. Welcher Diktator mit Hitler verglichen wird und welcher nicht, das bestimmen nicht selten die Außenhandelsbeziehungen Deutschlands. Und ob ein Aufstand als „Fest der Demokratie“ (Euromaidan) oder als „Terror der Chaoten“ (Blockupy und GDL-Streik) gilt, hängt davon ab, gegen wen er sich wendet.

Die eigene Seite aufbauen

Wenn nun die Einsicht, dass die Berichterstattung der bürgerlichen Leitmedien interessengeleitet ist, richtig ist, liegt nahe, dass es eigene Medien aufzubauen gilt, die einen Gegenpol zu den gängigen Erzählungen schaffen. Aus unserer eigenen Erfahrung können wir sagen: Das wird immer dann besonders gut angenommen, wenn die Darstellung des Mainstreams ganz offenkundig verzerrt sind: Ukraine-Berichterstattung, Flüchtlingsdebatte und die Hetze gegen den GDL-Streik sind drei Beispiele für virale Texte, die wir in den letzten Jahren produzierten.

Ein Gegenpol tut also Not. Aber der Aufbau eigener massentauglicher Medien muss bestimmten Kriterien folgen. Aus unserer Sicht ist er politisch nur dann sinnvoll, wenn er – deshalb auch unser Namen – von einer grundsätzlichen Parteilichkeit für die „lower classes“ getragen wird. Diese darf wiederum nicht dazu führen, wie das oft bei „parteilichen“ Medien der Fall war und ist, Sorgfalt und Ehrlichkeit der Darstellung dem Klassenstandpunkt zu opfern und nur noch das zu schreiben, was einem ins Programm passt.

Wichtig ist zudem: Wir dürfen uns als radikale linke Medien nicht in die Schubladen der Vergangenheit pressen lassen. Wir können die Stadtteilversammlungen der AnarchistInnen in Athen gut finden, ohne uns das Label „anarchistisch“ geben zu müssen. Wir können die Aktionen marxistisch-leninistischer Milizen in Istanbul zielführend finden, ohne uns „marxistisch-leninistisch“ nennen lassen zu müssen. Das wiederum ist kein Plädoyer für postmoderne ideologische Beliebigkeit, sondern dafür, Inhalte an ihnen selbst zu diskutieren und nicht über abstrakte Labels.

Die Sprache ist ein weiteres wichtiges Feld, an dem wir arbeiten müssen. Erklärungen, Flugblätter, Demo-Berichte der radikalen Linken lesen sich bisweilen wie eine immergleiche Aneinanderreihung derselben Phrasen, und zwar unabhängig davon ob es der blumige Aufbruchston bestimmter anarchistischer Veröffentlichungen oder der an den Stil von Komintern-Verlautbarungen erinnerende Holzhammer marxistisch-leninistischer Texte ist. Wenn wir Geschichten erzählen wollen, die auch gelesen werden, müssen wir so schreiben, dass erstens unmittelbar und ohne Jahrzehnte dauernde Hegel- und Adorno-Schulungen verständlich ist, was wir sagen wollen. Wir müssen es aber zweitens auch so sagen können, dass es spannend zu lesen ist.

Die Cloud nutzen

Unsere eigene Erfahrung hat uns gezeigt: Aus einem Blog, der mehr oder minder als Schnapsidee in einer prominenten Neuköllner Eckkneipe geboren wurde, kann ein ernstzunehmendes Medium entstehen, wenn die Fähigkeiten verschiedener GenossInnen akkumuliert und organisiert werden. Es gibt eine Vielzahl von Linken, die layouten, schreiben, korrigieren und programmieren, filmen, interviewen und polemisieren können. Was wir zu tun haben, ist diese Cloud zusammenzufassen.

Auch wenn die radikale Linke in Deutschland nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit steht, was Organisationsgrad, Politisierung und Riot-Tauglichkeit angeht, an medialen Vorarbeiten dafür haben wir genug. Unabhängige Medien wie Analyse&Kritik, Hate-Magazine, leftvision oder Kritisch Lesen und wir selbst decken unterschiedliche Sparten der Medienproduktion ab und könnten durch das Nutzen von Synnergieeffekten problemlos eine größere Öffentlichkeit erreichen. Kooperationen mit Medien wie junge Welt, Neues Deutschland, Konkret, punktuell auch dem Freitag oder Vice haben sich für uns als produktiv erwiesen.

Ist das in einem ersten Schritt getan, könnte ein zweiter folgen: Oft sind es genau die, die aus wenig lese- oder schreibaffinen Verhältnissen kommen, die die interessanteren Geschichten zu erzählen haben. Sie zu befähigen, diese auch zu erzählen, wäre ein lohnenswertes Projekt, nämlich genau das, das Gramsci einst als die Herausbildung „organischer Intellektueller“, also aus der Klasse selbst erwachsener Intellektueller, beschrieben hat.

Nicht nur die Verbreitung von Ideen

Medien, die wir so als Gegenpol zu den gängigen Erzählungen aufbauen, erfüllen eine Funktion, die (*Vorsicht Triggerwarnung*) Lenin in seiner 1901 verfassten Schrift „Womit beginnen?“ sehr vernünftig beschrieben hat: „Die Rolle der Zeitung beschränkt sich jedoch nicht allein auf die Verbreitung von Ideen, nicht allein auf die politische Erziehung und die Gewinnung politischer Bundesgenossen. Die Zeitung ist nicht nur ein kollektiver Propagandist und kollektiver Agitator, sondern auch ein kollektiver Organisator.“ Letzteres, so Lenin, sei vergleichbar mit einem Baugerüst, „das um ein im Bau befindliches Gebäude errichtet wird; es zeigt die Umrisse des Gebäudes an, erleichtert den Verkehr zwischen Drehern einzelnen Bauarbeitern, hilft ihnen, die Arbeit zu verteilen und die durch die organisierte Arbeit erzielten gemeinsamen Resultate zu überblicken.“ Die Zeitung schafft einen Rahmen durch den und um den herum die organisierte Tätigkeit von RevolutionärInnen stattfinden kann und muss.

Davon sind wir – allesamt – noch weit entfernt. Aber die Zeitungen, auch diese Erfahrung nehmen wir aus den eineinhalb Jahren unseres Bestehens mit, können durchaus die Schaffung eines „Netzes von Vertrauensleuten“ (Lenin) befördern, auf das wir bei der dringlichsten Aufgabe, die derzeit in Deutschland ansteht, zurückgreifen können: Den Aufbau einer organisierten radikalen Linken aus den Trümmern von Szene-Dasein, irren Debatten und völligem Versagen in fast jeder Praxis, wie sie heute vor uns liegen.

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16 Kommentare

    Delilah 6. Mai 2015 - 14:02

    Mir fällt auf, dass ihr sehr gerne Gruppen oder Personen – hier im Text „Debatten“ – als „irre“ bezeichnet. Das ist aus zwei Gründen daneben: 1. Es beleidigt psychisch gestörte Menschen. 2. Es pathologisiert den politischen Gegner und dient als billiger Argumentersatz. (Deswegen tun sowas auch Antideutsche permanent.)

    dinobaby 8. Mai 2015 - 16:14

    ‚irre‘ ist keine medizinische Diagnose. Es ist ein Wort wie ‚gaga‘ oder ‚wahnsinnig‘, das – so meine bescheidene Erfahrung – seltenst dazu verwendet wird, psychische ‚Störungen‘ von Menschen zu benennen, sondern üblicherweise ganz banale Dinge wie schicke Fahrräder, krasse skate stunts oder irgendwelche Phänomene zu beschreiben, die -subjektiv gesehen- mit ‚vernünftigen‘ Worten nur unzulänglich beschrieben wären.
    Im übrigen wird bei der Verwendung des Worts im Artikel kein „Gegner“ „pathologisisert“, sondern eine Debatte als komplett daneben bezeichnet. Eine Debatte ist keine Person, könnte also auch gar nie psychisch ‚gestört‘ sein.

    PS: Mich würde die Bezeichnung psychisch *gestört* um einiges mehr beleidigen, als das Wort *irre*. Also, wenn gewaltfreie Sprache, dann bitte schön auch richtig.

    Krim 6. Mai 2015 - 15:37

    „Es liegt an dem Umstand, dass Wissensproduktion im Kapitalismus niemals „ideologiefrei“ ist.“ Es ist verkehrt und außerdem eines der Dogmen der bürgerlichen Wissenschaft, dass Wissenschaft eigentlich nicht geht, sondern recht eigentlich nur Ideologie sein kann. Dabei widerspricht sich die Aussage ja selbst, denn wenn die Aussage „alles im Kapitalismus ist Ideologie“ stimmt, dann ist diese Aussage ebenfalls Ideologie und ich brauche mich nicht weiter darum zu scheren.

    „Ihr liegt immer ein Interesse zugrunde und das Erkenntnisinteresse derjenigen, die an der Aufrechterhaltung des Bestehenden interessiert sind, ist eben nicht das derjenigen, die an seiner Überwindung interessiert sind.“ Das ist wiederum richtig. Der Schluss daraus stimmt allerdings weniger. Bloß weil man ein Erkenntnisinteresse h a t, heißt das nicht, dass man selbiges notwendig beim Nachdenken und Forschen auch betätigen muss. Man kann sich sehr wohl dazu entscheiden, das eigene Interesse n i c h t die Erkenntnis leiten zu lassen, sondern an den Bestimmungen des Gegenstands selbst entlang zu denken. Denn Wissenschaft will ja die Bestimmungen des Untersuchungsgegenstands selbst ermitteln und nicht das Verhältnis, das die Forschenden zu ihm einnehmen. Also: Ein Erkenntnisinteresse zu haben, bedeutet nicht, dass dieses notwendig die Erkenntnistätigkeit und folglich das Erkenntnisresultat bestimmen muss.

    Die ideologische Leistung dieses Dogmas besteht darin, jedes Denkresultat zu Ideologie zu erklären. Als Ideologie sind dann alle Theorien gleich und unangreifbar gemacht. Das „mea culpa“, ich habe Ideologie produziert, folgt die Entschuldigung, weil es nunmal als Mensch nicht anders geht, ein Erkenntnisinteresse zu haben, auf dem Fuße. Dem Vorwurf interessiert zu denken, parteiliches „Wissen“ zu verbreiten, ist damit von Beginn an der Wind aus den Segeln genommen.

    Eure praktische Stellung zum Erkenntnisinteresse ist zwar korrekt. Ihr wollt nicht parteilich Denken und Forschen, sagt dann aber, dass eine Parteilichkeit für die „lower classes“ die Basis sein sollte. Man fragt sich, parteilich oder nicht? Dieser Widerspruch ist das Resultat des Dogmas, dass ein Erkenntnisinteresse notwendig ein interessiertes also ideologisches Denkresultat zur Folge haben muss. Deshalb legt ihr euer Erkenntnisinteresse (lower classes) offen, sagt aber zugleich, dass ihr nicht parteilich sein wollt, zumindest soll nicht nur das geschrieben werden, was „einem ins Programm passt.“

    Abraham Lincoln 7. Mai 2015 - 11:31

    @ Krim: Viel viel geschrieben, umso weniger (aus)gesagt.
    Zudem: „Denn Wissenschaft will ja die Bestimmungen des Untersuchungsgegenstands selbst ermitteln und nicht das Verhältnis, das die Forschenden zu ihm einnehmen.“ Falsch. Ohne ein weiteres Pamphlet wie das deinige anschließen zu wollen empfehle ich an dieser Stelle einen Blick in die Wissenssoziologie, insb. Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie.

    Krim 7. Mai 2015 - 19:07

    Also komm die vier kurzen Absätze werden doch wohl zu bewältigen sein. Oder geht das über das Fassungsvermögen von SMS und Twitter konditionierten Gehirnen?

    Darüberhinaus liebe ich es ganz besonders, wenn man ein Argument mit dem Verweis auf irgendein Stück Literatur, meist irgendeine krude Theorie aus dem Arsenal der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaft, abzuwürgen versucht. Letztendlich ist es ein Autoritätsargument, wenn man auf irgendeinen Wissenschaftsfuzzi verweist, der das angeblich viel besser weiß.

    Gut, ich nehme zur Kenntnis, dass du bei deinem Dogma bleiben willst und das Thema auch nicht diskutieren willst. Das Argument sage ich trotzdem nochmal, weil es ganz unabhängig davon, was irgendjemand dazu geschrieben hat, stimmt. Was soll denn das für ein Wissen über den Gegenstand sein, das gar nicht s e i ne Bestimmungen herausfinden will. Ein Gegenstand ist doch für sich bestimmt und nicht dadurch wie irgendetwas anders z.B. ein menschliches Individuum, sich zu ihm verhält. (Außer der Gegenstand selbst ist ein Verhältnis, aber selbst dann gilt es dieses Verhältnis für sich zu bestimmen und nicht das Verhältnis des Forschers zum untersuchten Verhältnis in die Bestimmung des Verhältnisses einzumengen.)

    amor fati 6. Mai 2015 - 17:12

    Zufällig bin ich heute über die Nachdenkseiten auf diese Seite gestoßen und zufällig ging mir der Begriff Lügenpresse gestern und heute durch den Kopf. Seit einigen Jahren lese ich Verschwörungstheorien und medienkritische Blogs, und in dieser Zeit bin ich nicht ein Mal über das Wort Lügenpresse gestolpert. Stattdessen wurden die Worte Systemmedien und Mainstreammedien verwendet. Möglicherweise lese ich die falschen Blogs. Auch auf den Montagsmahnwachen habe ich dieses Wort erst nach seiner Kür zum Unwort des Jahres gehört.
    Seitdem höre und lese ich es quasi überall. Ein Wort, dass ich vor der Wahl zum Unwort des Jahres dagegen ständig gehört habe ist Putin-Versteher. In die Wahl zum Wort des Jahres schaffte es aber nur das abgeschwächte und von mir kaum wahrgenommene Russland-Versteher.

    Ich könnte mir also vorstellen, dass hier ein gewisser politischer Wille zur Wahl des Unwortes geführt hat, aber damit gelte ich vermutlich als Verschwörungstheoretiker und Alu-Hut-Träger.

    elfina 7. Mai 2015 - 10:29

    man kann deutsche medien als mainstream bezeichnen oder als lügenpresse. man darf aber auch nicht erwarten, wahrheiten durch medien zu erfahren, denn zb. das öffentl.rechtl. fernsehen ist mit staatsverträgen an die politik geknebelt.
    meine mal gehört zu haben, es ist politisch nicht gewollt, das zb. das wahre ausmass der deutschen arbeitslosigkeit bekannt wird, weil eben die regierung lügt und die medien dazu verdonnert werden, das spiel mitzumachen.
    man könnte denken, warum wehren sie sich nicht dagegen?
    weil sie alle daran verdienen und das nicht schlecht.
    nun haben wir auch private medien in .de, doch auch hier wird verheimlicht.

    wir hatten mal investigativen journalismus in deutschland, doch das war im 20. jahrhundert, lange her.

    wir brauchen unabhängige, kritische medien wie das lower class magazine.
    weiter so!

    Seb 7. Mai 2015 - 15:08

    Kooperation mit Medien von der Resterampe des Kommunismus „DDR“, wie ND und „Junge Welt“, das kotzt mich an. Was ist da noch unabhängig? Die Richtung ist vorgegeben. Stramm in eine Richtung.

    lowerclassmag 7. Mai 2015 - 15:16

    Nicht weinen, es wird alles gut.

    Kater 23. September 2015 - 1:17

    Wer behauptet, die junge Welt wäre unverändert stramm in eine Richtung ausgerichtet, hat offensichtlich einfach nicht viel in ihr gelesen. Da schreiben zwar auch noch echte Leninisten, aber eigentlich bin ich da schon jeder Coleur linksradikaler Auffassungen begegnet (Antideutsche zähle ich jetzt mal nicht dazu). Sogar DDR- und Lenin-Kritik :O

    leser 8. Mai 2015 - 9:07

    Habt ihr schon mal drüber nachgedacht alle 2-3 Monat eine kleine Auswahl an Texten zusammen zu stellen und als pdf-download auf euren Blog zu laden?
    So hätten Leser die Möglichkeit das ganze auszudrucken, zu kopieren und zu verteilen bzw auszulegen. Das ganze müsste natürlich optisch aufgepeppt werden mit nem netten Cover das zum Lesen anregt.
    Hätte ich auch nur Ansatzweise Erfahrung in Sachen Design würde ich mich da gerne anbieten. Leider übersteigt das aber mein Können. Vom fehlenden Talent ganz zu schweigen…

    lowerclassmag 8. Mai 2015 - 15:50

    Schön wäre das alles. Allein schon im Moment schaffen wirs kaum, alles gut zu managen, weil sich immer nur eine Hand voll Leute kümmern und der Blog doch mehr Aufmerksamkeit braucht, als wir anfänglich dachten. Das freut uns zwar, ist aber auch bisschen zu viel für ein Hobby 🙂

    Krim 8. Mai 2015 - 11:18

    Literaturhinweise kann ich übrigens auch:
    Professor Latour’s Philosophical Mystifications

    bib 18. Mai 2015 - 16:27

    Im Kern eigentlich ein (weiterer) äußerst gelunger Text!

    Ich finde es zunächst ok, wenn ihr zum Thema „linke Massenmedien“ mit jemandem von Straßen aus Zucker auf dem Podium sitzt. Ich würde mir eurerseits jedoch wünschen, dass ihr (an)erkennt, dass Medien wie Straßen aus Zucker, konkret, Jungle World etc. dafür (mit)verantwortlich sind, dass die radikale Linke politisch am Boden ist. Nicht nur ihre Antisemitismus-Vorwürfe gegen Blockupy-AktivistInnen oder generell gegen antikapitalistische Linke legen ein Zeugnis darüber ab, dass die radikale Linke immer mehr neoliberale Ideologiebestände in sich aufnimmt, und alles bekämpft, nur nicht den Kapitalismus.
    Am Beispiel der Ukraine zeigt sich besonders, dass die radikale Linke es mal wieder versäumt, politisch zu intervenieren. Man muss sich doch nur fragen: Wo bleibt die Solidarität mit den verfolgten AntifaschistInnen in der Ukraine? Durch das mehrheitliche Schweigen dieser neoliberalen Antifas wird doch deutlich, dass die Entsorgung des Antiimperialismus im wahrsten Sinne des Wortes tödlich ist.

    Kooperationen mit konkret und co., wie sie hier angepriesen werden, sind Teil des Problems. Von daher wäre es sehr interessant zu erfahren, inwiefern sich die Kooperation mit der konkret für ein klassenkämpferisches Projekt wie dem Lower Class Magazin „als produktiv erwies“.

    lowerclassmag 18. Mai 2015 - 19:08

    Wir haben keine bestehenden Kooperationen mit konkret. Nur mit jW und ND.

    […] In einem ähnlich gelagerten Artikel beim von uns sehr geschätzten Lowerclass Magazine wird eher au… Ein Gegenpol zu etablierten Medien tut, laut Lower Class Magazine weiterhin Not. Aber der Aufbau eigener massentauglicher Medien muss dabei bestimmten Kriterien folgen. „Aus unserer Sicht ist er politisch nur dann sinnvoll, wenn er – deshalb auch unser Namen – von einer grundsätzlichen Parteilichkeit für die „lower classes“ getragen wird. Diese darf wiederum nicht dazu führen, wie das oft bei „parteilichen“ Medien der Fall war und ist, Sorgfalt und Ehrlichkeit der Darstellung dem Klassenstandpunkt zu opfern und nur noch das zu schreiben, was einem ins Programm passt.“ Dazu ergänzen sie allerdings ebenso: „Wir dürfen uns als radikale linke Medien nicht in die Schubladen der Vergangenheit pressen lassen. Wir können die Stadtteilversammlungen der AnarchistInnen in Athen gut finden, ohne uns das Label „anarchistisch“ geben zu müssen. Wir können die Aktionen marxistisch-leninistischer Milizen in Istanbul zielführend finden, ohne uns „marxistisch-leninistisch“ nennen lassen zu müssen. Das wiederum ist kein Plädoyer für postmoderne ideologische Beliebigkeit, sondern dafür, Inhalte an ihnen selbst zu diskutieren und nicht über abstrakte Labels.“ […]