Hitlergruß und Vernichtungswille

19. Dezember 2014

antifalogoGestern ging ein Screenshot durch die Medien, der die ganze Menschenverachtung der nun gegen „Asylanten“ wütenden Neonazis auf den Punkt bringt. Eine Facebook-Seite namens „NPD – Die soziale Heimatpartei Niedersachsen“ hat eine Fotomontage gepostet, auf dem das Tor des Vernichtungslagers Auschwitz mit dem Schriftzug „Asylantenheim. Wir haben wieder geöffnet“ überschrieben war. Wer macht so ein Bild?

Nur Dreck im Kopf - wer fabriziert Fotomontagen wie diese?

Nur Dreck im Kopf – wer fabriziert Fotomontagen wie diese?

Das Bild ist abscheulich. Es dokumentiert den ganzen Hass eines Menschen, der jeden Zug von Empathie, Vernunft, Mitgefühl oder auch nur Gespür für moralische Richtigkeit verloren hat. Mit „Asylantenheim“ ist ein Bild aus dem Vernichtungslager Auschwitz überschrieben, „Wir haben wieder geöffnet“ steht darüber. Gefunden haben es gestern die KollegInnen der Seite „Rhetorische Perlen von AfD- und NPD-Anhängern“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ganz besonders schwachsinnige Ergüsse von Neonazis in sozialen Medien der Öffentlichkeit zu übergeben. Über Twitter und Facebook verbreitete sich das Bild rasch, auch weil es optisch genau das zeigt, was sich in den Tagen von PEGIDA und HoGeSa sowie der diversen „Nein zum Heim“ – Bewegungen immer häufiger findet: Der offene Vernichtungswille jener, die Leben in schützenswertes und unwertes einteilen.

Nun haben wir uns wahnsinnig über dieses Bild geärgert. Also haben wir versucht, herauszufinden, wer diese Menschen sind, die soetwas veröffentlichen und wer die, die es dann durch ein „like“ befürworten oder gar wie die Userin „Michi Blubb“ darunterschreiben: „Das wäre schön :-)“ In einigen Fällen sind wir fündig geworden, wir haben die Arbeitgeber ausfindig gemacht, und nachgefragt.

Mike H. und seine "Kameradschaftsseite"

Mike H. und seine “Kameradschaftsseite”

Auch der Admin der Seite war nicht allzu schwer zu finden – wenn ihm auch andererseits aufgrund dutzender eingegangener Volksverhetzungsanzeigen nicht daran gelegen sein dürfte, nun öffentlich wahrnehmbar zu sein. Die Seite hieß, bevor sie sich in „NPD – Die soziale Heimatpartei Niedersachsen“ umbenannte, „FNS – Freies Niedersachsen Sudheide“. Diese URL führt zu Profilen auf google+, facebook und zu einem youtube-channel eines jungen Mannes, der sich „Mike H.“ nennt und wahrscheinlich auch so heißt. Er kommt aus Celle, hat dort eine Berufsschule absolviert.

Seine Youtube-Videos dokumentieren die Radikalisierung gescheiterter Existenzen in der heimischen Küche. Auf

Gegen "Juden" und "Neger" - Szene aus Mike H.s Video "Kameradschaftsabend"

Gegen “Juden” und “Neger” – Szene aus Mike H.s Video “Kameradschaftsabend” (Das Foto zeigt nicht Mike H.)

„Kameradschafts-abenden“, an denen eine Hand voll schwerst Besoffene halbnackt den Hitler-Gruß einüben, über Judenvernichtung räsonieren und sich über „Neger“ austauschen. Er nimmt an rechten Demonstrationen teil, filmt die, gründet mit seinen Suff-Freunden eine selbstgemachte „Kameradschaft“ und nähert sich mit dieser der NPD an.

Hier können wir anmerken: Die NPD Niedersachsen hat mittlerweile eine halbherzige Distanzierung veröffentlicht, in der sie die Facebook-Seite mit dem Auschwitz-Bild als „Fake-Seite“

Mike H. bekundete schon im Januar 2013, dass er in die NPD eintreten wolle. Auf seiner Seite war nahezu ausschließlich NPD-Propaganda. Doch die Partei will nichts von ihm wissen ...

Mike H. bekundete schon im Januar 2013, dass er in die NPD eintreten wolle. Auf seiner Seite war nahezu ausschließlich NPD-Propaganda. Doch die Partei will nichts von ihm wissen …

bezeichnet. Das ist aus mehreren Gründen nicht haltbar. Die Seite existierte zwei Jahre lang, in dieser Zeit hat sie z.B. die offizielle Facebook-Mobilisierung (inkl. Orga- und Schleusertelefon) zum Naziaufmarsch in Bad Nenndorf 2013 übernommen. Die angebliche „Fake-Seite“ postete nahezu ausschließlich NPD-Propaganda, verwies auf die offizielle Homepage der NPD und enthielt dutzende – offenkundig selbst gemachte – Fotos von Demonstrationen der NPD. Dazu kommt, dass Mike H. schon sehr früh den Wunsch hegte, der NPD beizutreten und es uns wundern würde, wenn er es nicht getan hätte. Es ist davon auszugehen, dass die NPD Niedersachsen die Seite und ihren Betreiber kannte, wenn er auch möglicherweise nicht im „offiziellen“ Auftrag der Partei handelte, so wird man doch ob der ideologischen Gleihheit der Inhalte akzeptiert haben, was er tat.

Zurück zu der Auschwitz-Fotomontage. Wir sehen sie als einen exemplarischen Fall. In unglaublicher Häufung mehren sich in den vergangenen Tagen und wochen Äußerungen in sozialen Netzwerken, die dazu aufrufen, Flüchtlinge zu „vergasen“, Ausländer „aufzuhängen“ oder zu „erschießen“. Menschen, die derlei schreiben,

Von der Facebook-Hetze zur realen Hetze auf der Straße: Mike H. ruft zur Teilnahme an den Marzahner Anti-Asyl-Demos auf - und zeichnet mit "MfG eure NPD Niedersachsen"

Von der Facebook-Hetze zur realen Hetze auf der Straße: Mike H. ruft zur Teilnahme an den Marzahner Anti-Asyl-Demos auf – und zeichnet mit “MfG eure NPD Niedersachsen”

sind weit über den Punkt hinaus, bis zu dem freundliches Zureden und vernunftgeleitete Argumentation die Mittel der Wahl sind. Man muss sie mit ihren Aussagen konfrontieren und sie nicht in der wohligen Anonymität des Internets die künftigen Pogrome herbeireden lassen. In Deutschland brennen wieder Asylheime, in Wien greifen Leute muslimische Kinder mit Pfefferspray an und wir haben dafür zu sorgen, dass die ideologischen Wegbereiter dieser Aktivitäten ihren Dreck nicht ungestraft verbreiten können.

– Eric (Hooligans gegen Dummheit)

PS: Wir haben die Fotos verfremdet und den Namen nur zur Häfte hier publiziert, weil das aus rechtlichen Gründen nicht anders möglich ist. Wer mit den Anhaltspunkten sucht, wird selber fündig werden.

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3 Kommentare

    […] via lowerclassmagazine: Hitlergruß und Vernichtungswille […]

    Tom 20. Dezember 2014 - 7:01

    Man sollte die Vergewaltigung der deutschen Sprache durch “Superdeutsche” aber auch langsam mal unter Strafe stellen …

    Ich glaube, ich stelle da mal “ein Antrag”.

    Georg Dünnwald 21. Dezember 2014 - 2:07

    Ich werde am Montag Anzeige wegen Volksverhetzung erstatten!