In Burbach haben rechte Securities Flüchtlinge schwer misshandelt und gedemütigt. Im Internet toben sich jene hässlichen Deutschen aus, die das gerne verharmlosen würden. Wir haben die Standardargumente dieser Typen für euch zusammengefasst
Die Indizienkette lässt kaum Zweifel offen: In einer Flüchtlingsunterkunft im nordrheinwestfälischen Burbach haben rechte Wachleute systematisch Menschen gequält und diese Torturen zu ihrer Belustigung auf Videos und Fotos festgehalten.
Ein Foto zeigt einen Mann, der von zwei Securities am Boden fixiert wird, in Handschellen, einer steht triumphierend über ihm und presst seinen Fuß in den Nacken des Gefesselten. Ein kurzes Video zeigt einen Flüchtling am Boden, neben ihm Erbrochenes. „Warum schlagst du mich?“ fragt der Mann. Die Antwort eines Wachmanns: „Willste noch eine haben“, und: „Soll ich dir ins Gesicht treten?“ „Leg dich in deine Kotze und schlaf“, meint der Kollege.
Sowohl der Siegerland Kurier wie auch der Spiegel haben mittlerweile mit dort beschäftigten Sicherheitsleuten Interviews geführt (warum man die Täter zu Wort kommen lässt, bevor man die Opfer fragt, wissen wohl die dortigen Redakteure). Beide Gespräche bestätigen die Vermutungen, die gleich nach Erscheinen des Videos laut wurden. Es handelt sich nicht um einen Einzelfall, sondern um systematische Übergriffe. Und: Die Täter kommen offenbar aus dem rechten Milieu. Schläger, die sich selbst als „SS-Trupps“ bezeichneten, seien „regelrecht scharf drauf“ gewesen, Flüchtlinge bei „verbotenem“ Verhalten – Rauchen oder Trinken etwa – zu erwischen und sie zu bestrafen. Selbst die Wachleute sprechen von einem „deutlich erkennbaren rechten Hintergrund“ ihrer Kollegen, mehrere sind vorbestraft, auch einschlägig. Einer trägt neonazistische Tattoos, wie der Spiegel berichtete.
Die Medien begannen nun ausnahmsweise mal einen Blick in dieses Lager zu werfen, und berichteten über die Mißstände. Das aber ruft nun empörte Reaktionen bei vielen Lesern hervor. Eigentlich sollte uns im wiedervereinigten Deutschland nichts mehr schockieren. Gleichwohl ist die zynische Abgeklärtheit, mit der einem der Rassismus in dieser Debatte entgegenschlägt, schwer zu ertragen. Man fragt sich mehr als einmal, wie Menschen soviel Arschlochhaftigkeit in sich aufstauen können, um angesichts des Bildes eines gedemütigten Menschen nochmal nachtreten zu wollen – und sei es nur im Internet. Wir wollen die, die solches tun, an den Pranger stellen und haben hineingegriffen in die Scheisse, die sie Meinung nennen. Hier eine Auswahl der grindigsten Arschratten, die uns dabei aufgefallen sind.
Arschlochargument 1: „Ihr wisst ja nicht, was vorgefallen ist“
Weil man ja nicht einfach schreiben darf „ich hasse Ausländer, ist schon recht, dass sie gefoltert werden“ (obwohl auch das einige tun), muss sich die moderne Kartoffel Arschlochphrasen einfallen lassen. Zu den in der jetzigen Debatte gängigsten gehört: „Hört auf die armen Wachleute vorzuverurteilen, ihr wisst ja nicht, was diese bösen schwarzen Menschen vorher gemacht haben.“
Man möchte sich gar nicht vorstellen, um welche Straftaten („die gegenüber des Sicherheitspersonals ausgeübt“) werden, es sich dabei handelt. Sicherlich trafen sie die mit Pfefferspray, Schlagstock, Teli und Schlagring (!) ausgerüsteten Testosteronhengste in ihrem Innersten.
Denn, wer hat keine Angst vorm schwarzen Mann? Der Gedanke, dass man traumatisierte Menschen aus Kriegsgebieten, die zum Teil massive Gewalterfahrungen hinter sich haben, nicht zusammengepfercht in Lager stecken sollte, inklusive Residenzpflicht und Arbeitsverbot, dafür exklusive angemessene psychologische Betreuung, kommt den Verteidigern der deutschesten aller Tugenden, des Erniedrigens „Fremdrassiger“, gar nicht. Vielmehr ist das alles für sie eine Art Schlägerei zwischen einer Horde barbarischer Flüchtlinge und ein paar anständig arbeitenden Deutschen. Und in diesem Fall gilt natürlich: „Wie man in den Wald herrein (sic) ruft …“
Und zudem haben die ja auch gesoffen, die Wilden.
Zwar tut das auch der Durchschnittsdeutsche, der zu dieser Jahreszeit (üblicherweise ohne dazu gezwungen zu werden) zumeist friedlich in seiner eigenen Kotzelache auf dem Oktoberfest einschläft. Aber quod licet jovi non licet bovi. Versucht sich der Ausländer auch am Schnaps, muss ihm gezeigt werden, „wie es hier läuft“. Nicht, dass die „meinen die können sich hier alles erlauben wie in deren Länder“ (sic).
Arschlochargument 2: „Die Asylanten leben in Saus und Braus“
Das zweitbeliebteste Arschlochargument zielt auf den unbeschreiblichen Luxus ab, in dem Asylsuchende leben. Es geht davon aus, dass der „Asylant“ grundsätzlich „Wirtschaftsflüchtling“ ist, der nur kommt, um sich vom sauer geopferten Steuergeld des Deutschen den Wanst voll zu machen. Und „unsere Regierung“ lässt ihn auch noch, weil sie ihn ja so toll behandelt und ihm alles „hinten reinschiebt“, wie eine besonders versierte Kommentatorin meint. Wichtig ist, dass man verstehen lernt, dass der Ausländer sowieso nicht das Gleiche kriegen darf, wie der „Durschnittsdeutsche“. Denn für den rassisch Minderwertigen kann doch nicht ein so hehres Wesen wie der „Durchschnittsdeutsche“ ausschlaggebend sein:
Die gnadenlose Frivolität mit der der nimmersatte Flüchtling den entbehrsamen Deutschen plagt, ist kaum auszuhalten: „immer wollen sie mehr mehr mehr!!!“ (sic) Wie soll man sich als Deutscher, der gerne für fast gar nichts arbeitet, solange es dem höheren Zweck, dem Wohl der Nation, dient, da nicht provoziert fühlen? Da gibt man dem Wilden ein Taschengeld und er wird dennoch nicht „froh“. Das geht auf keine deutsche Kuhhaut.
Arschlochargument 3: „Immer tut ihr über die Gewalttaten von Deutschen reden tun, aber keiner tut über die Verbrechen von Asylanten reden tun!!!“
Verschärfend kommt natürlich hinzu, dass solche Fälle immer derartig „aufgeblasen“ werden. Hunderttausende, nein Millionen, nein Milliarden Straftaten verüben Ausländer jedes Jahr am deutschen Volkskörper. Warum redet denn davon keiner?
Klar ist: Wenn Siegfrieds Cousin nicht im Fernsehen kam, kann doch auch kein Asylant beanspruchen, dass es berichtenswert ist, wenn er in deutscher Asylhaft gefoltert und gedemütigt wird. Überhaupt: Warum sind unsere Medien immer voll mit Flüchtlingspropaganda? Warum redet keiner von den braven deutschen Omas, die misshandelt werden? Oder von sonst irgendwas anderem, Hauptsache nicht von dem, worüber grade geredet wird.
Arschlochargument 4: „Wenn die hier zu Gast sind, müssen sie sich eben auch benehmen!“
In grandioser Verkennung legt der Durchschnittsdeutsche an das Vorgefallene den einzigen praktischen Maßstab an, der ihm aus seiner eigenen Lebenswelt bekannt ist: Der Urlaub auf Malle. Im Grunde sind wir ja auch alle Asylsuchende, wenn wir auf den Ballermann reisen, um uns zu erstklassiger Volksmusik die Restintelligenz mit literweise Billigfusel aus dem Hirn zu radieren. Nur wir, deutsche Gäste, wissen uns dabei zu benehmen!
Wer sich sein Hirn tatsächlich so weich gesoffen hat, dass er den Vergleich zwischen einem Touristen/Gast und einem Refugee für angemessen befindet, findet dann mit letzter kognitivier Wucht sogar noch den Unterschied zwischen beiden: Wir, die tollen Urlauber, gehen wieder und die bösen Ausländer wollen bleiben!
Was tun?
Was kann man tun, angesichts der Dreistigkeit der Fremden? Ein Kleinunternehmer aus einer rechten Bürgerinitiative, die in Burbach gegen das Heim hetzt, weiß die Lösung. Er will deutsche Fahnen aus jedem (!) Haus in der Nachbarschaft hängen, damit die „wissen, wo sie sind“.
Sollte das nicht klappen, bieten die mitfühlenden Kameraden folgende Lösungen an:
Wir sind da schon einen Schritt weiter und fragen uns indessen, ob die ganze Geschichte nicht nur eine Medienerfindung ist, um von der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens TTIP abzulenken?
Und doch haben unsere Recherchen ergeben: Nein, die Sache ist wirklich passiert. Warum? Sie war SOGAR AUF RTL !!!!!!!
– Von Fatty McDirty
Bla 1. Oktober 2014 - 4:09
Burbach liegt in NRW…
harry 1. Oktober 2014 - 7:27
Korrektur: Burbach liegt in NRW, nicht in Hessen
LaHaine 1. Oktober 2014 - 7:49
Ich dachte, die Internetrassisten werden hier an den Pranger gestellt? Die Zitate sind ja leider anonymisiert,.
lowerclassmag 1. Oktober 2014 - 13:07
Wir haben leider keine Rechtsabteilung. Insofern werden nur die Inhalte an den Pranger gestellt. Sorry.
Insayn 1. Oktober 2014 - 11:47
Vielen Dank für diesen qualifizierten Beitrag.
Bürgerinitiative für Sicherheit und Gemeinsamkeit in Burbach 2. Oktober 2014 - 22:46
Wir finden den Artikel vom Inhalt her sehr gut gemacht und sinnvoll verfasst. Leider entspricht aber der Text zu dem Punkt: „Was tun“ nicht der Wahrheit. Da wir die einzige Bürgerinitiative diesbezüglich sind müssen wir wohl gemeint sein. Wer sich mit den Inhalten, Hintergründen und unseren Forderungen zu Veränderungen beschäftigt der wird feststellen, dass wir das Zusammenleben mit den Flüchtlingen aus der Notunterkunft positiv verändern und ein Zusammenleben verbessern wollen. Das hat ganz sicher nichts mit rechten Ansichten zu tun. Des Weiteren hat der oben zitierte Kleinunternehmer diese Vorschläge in einer ganz anderen Facebook Gruppe getätigt.
lowerclassmag 3. Oktober 2014 - 9:56
Es war auch diese Facebookgruppe gemeint, die sich ja auch irgendwas mit „Initiative“ nennt. Auch in Ihrer Gruppe scheint es allerdings ziemlich viele Ressentiments gegen Refugees zu geben, wenn man die Kommentare einiger PosterInnen liest.