Ali lebt in unserem Widerstand

7. Februar 2014

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admin

In der Türkei laufen derzeit Prozesse gegen mutmaßliche Mörder von Demonstranten, die während der Proteste im vergangenen Jahr getötet wurden. Anfang der Woche hat der Prozess gegen Polizisten begonnen, die Ali Ismail Korkmaz zu Tode geprügelt haben.

„Ich kann mich nicht erinnern, ich habe ihm ein Bein gestellt, aber er ist nicht umgefallen.“
Wer ist derjenige, der geprügelt worden ist, aber keiner kann sich daran erinnern, ob sie ihn geprügelt haben, wer ist er? Ali – er war 19 Jahre alt. Er war einer von Millionen, der in der Gezi-Bewegung auf die Straße gegangen ist. Was passierte danach? Jemand hat ihm ein Bein gestellt, jemand anderer hat ihn leicht geschlagen, ein anderer hat nichts gesehen, nichts gehört, weiß nichts.

Der Arzt Hasan Gülcü hat Ali Schmerztabletten gegeben und ihn nach Hause geschickt, obwohl er eine Gehirnblutung hatte. Jemand sagte, Ali sei die Treppen hinuntergefallen. Auch die Anwälte der angeklagten Polizisten sagen, dass Ali die Treppe hinuntergefallen sei.
Der Rücken von Ali war dunkelviolett, überall am Körper hatte er Wunden und nach 38 Tagen ist er gestorben. Seine Mutter sagt sogar, dass es besser gewesen wäre, wenn er erschossen worden wäre anstatt so zu sterben. „Die haben meinen Ali zu Tode geprügelt, auf ihn eingetreten. Mein Kleiner hat alle Schmerzen gehabt. Es wäre besser, wenn sie ihn erschossen hätten…“


Der Prozess wurde an einen anderen Ort verlegt. Obwohl der Fall in Eskisehir passierte, wollten sie die Sache in Ruhe und aus „Sicherheitsgründen“ in dem 500 Kilometer entfernten Kayseri verhandeln. Doch weder der Wechsel des Ortes für den Prozess noch Terminverschiebungen nützen etwas. Alis Mutter sagte: „Ali ist gegangen, aber Millionen sind zurückgekommen.“ Und die sind nun hinter den Mördern her und wollen Gerechtigkeit. Deshalb sind viele Busse nach Kayseri gefahren. Das Gouvernement von Kayseri hat angekündigt, dass die Polizisten ihre Aufgaben sorgfältig erledigen würden – 2.000 Polizisten, gepanzerte Wasserwerfer, Maschinenpistolen und Hubschrauber. Und selbst in den Gerichtssaal haben sie bewaffnete Männer geschickt. Der Gouverneur von Kayseri hat dazu gesagt, dass es sich um Verwechslungen gehandelt habe. Es seien keine Waffen im Gerichtssaal gewesen, es habe sich um Handys gehandelt. So ist der bürgerliche Staat: er schaut uns in die Augen und lügt gleichzeitig.

Ali Ismail ist weg, die Millionen sind zurück.
Heute ist der Tag des Ali Ismail Korkmaz, heute sind wir alle 19 Jahre alt. Der Mut von Ali, Ahmet Atakan, Ethem Sarisülük, Mehmet Ayvalitas, Hasan Ferit Gedik, Abdullah Can Cömet sind in unserer Erinnerung. Die Straßen werden von den Stimmen der Rache ertönen. Diesmal werdet ihr uns nicht einzeln an einer Straßenecke finden, sondern wir werden euch als Millionen Alis entgegenkommen. Wir werden diesen Namen nicht vergessen. Und wir werden die Gerechtigkeit nicht vergessen! Die Gerechtigkeit kommt durch unsere Hände, aus den Händen des Volkes! 


– Von N.

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