Lanz mich nicht voll, yo!

23. Januar 2014

Autor*in

admin

Zehntausende Menschen fordern mittlerweile die Absetzung von Markus Lanz als ZDF-Moderationskarikatur. Stein des Anstoßes ist die unterirdische Gesprächsführung des ausgebildeten Nichtskönners, dessen jüngstes Opfer die Linken-Politikerin Sarah Wagenknecht wurde. Der Journalist Stefan Niggemeier hat Lanzens Gesprächsführungskunst transkribiert, wir kommentieren einige Auszüge zum besseren Nachvollzug.

„Wagenknecht: Indem man billige Ressentiments schürt, löst man das Problem nicht. Es gäbe andere Wege, das zu –

Lanz: Aber das machen Sie doch auch, Frau Wagenknecht.
Wagenknecht: Nein.

Lanz:Doch. (zu Jörges und mit dem Finger auf Wagenknecht zeigend:) Aber das macht sie doch auch.

Wagenknecht: Wo schüren wir billige Ressentiments?

Lanz: Das machen Sie doch auch.“

Spätestens hier bekommt auch der nicht mit Vorurteilen gegen Markus Lanz belastete Zuhörer den Eindruck, dass der Typ nicht alle Latten am Zaun hat. „Das machst du doch auch.“ „Nö“ „Doch, machstu auch.“ „Nö“ „Mami, sie macht das doch auch.“ – Konversationen dieser Art sind uns noch gut in Erinnerung, allerdings selten zwischen Menschen, die keine Windel mehr tragen. Wagenknecht möchte das Ruder rumreißen und doch wieder über Inhalte sprechen. Das geht eine Zeile lang gut, hier muss Lanz wohl kurz geschlafen haben.

„Wagenknecht: Wenn wir zum Beispiel über Zuwanderung reden, dann müssen wir über niedrige Löhne reden. Dann müssen wir über Scheinselbständigkeit reden. Über all das. Das sind die eigentlichen Probleme…“

Lanz wacht auf. Zum Inhalt fällt ihm nichts ein, irgendwas muss er aber sagen.

„Lanz: Heißt das, …“

Verzweifelt versucht Wagenknecht, wenigstens einen Satz fertigstellen zu können:

„Wagenknecht: Und nicht 20.000 Menschen, die aus Bulgarien …“
Doch Lanz ist nun hellwach:

„Lanz: Da muss ich einmal einhaken.

Wagenknecht: … die teilweise auch noch hochqualifiziert sind.

Lanz: Da muss ich einmal einhaken. Das heißt, Sie unterstützen Europa uneingeschränkt? Das finden Sie gut?“

„Da muss ich einmal einhaken“ – Diese Wendung benutzt ein normaler Mensch dann, wenn er konkret an etwas anknüpfen will, das sein Gegenüber gerade gesagt hat. Lanz ist da anders. Er stellt einfach irgendeine Allerweltsfrage. Genausogut hätte der Satz lauten können: „Das muss ich einmal einhaken. Kennen sie die Folge von Family Guy, bei der der witzige Fettsack zehn Minuten mit einem überdimensionalen Huhn ringt?“

Wagenknecht gibt die Frage zurück und fragt ihn, was er denn mit Europa meint, die EU, den Kontinent, das überdimensionale Huhn?
Lanz, ein Genius der Moderation hat die alte Taktik aus Malcom Mittendrin, dem störrischen Kind einfach zu wiederholen, was es gerade gesagt hat, verinnerlicht und pariert:

„Lanz: Ja, was ist denn Europa für Sie?“

„Wagenknecht: Ich unterstütze …“

„Lanz: Sagen Sie’s mal.“

An dieser Stelle kann man sich gut vorstellen, dass Lanz gerade denkt: „Ja, antworten, das würdeste gern, du Bolschewikin, aber nicht bei mir. Ich lass dich hier nicht unsere Kinder verführen, damit sie später alle mal Vodka trinken und die Internationale singen.“

„Wagenknecht:… europäische Werte. Ich finde die europäische Kultur …

Lanz: Die europäische Union.“

Dadaismus in Reinform. Markus Lanz ist der Hugo Ball des Öffentlich-Rechtlichen – nur mit weniger Sprachgefühl, Witz, Intellekt und Esprit.

„Wagenknecht: … großartig. Und ich finde die heutige Politik der Europäischen Union zutiefst falsch, weil es eine Politik ist, die vor allem große Unternehmen, große Konzerne, große Banken begünstigt und –

Lanz: Raus aus dem Euro oder drinbleiben?“

Komplexe Sachverhalte mag er nicht. Die alte Türsteher-Frage, wenn du auf einer Party keinen Stempel hast, ist das höchste, wozu er sich hinreißen kann: „Raus oder drinbleiben, Digga?“

„Wagenknecht: Ja, das ist überhaupt nicht die Frage. Der Euro –
Lanz: Raus oder rein?

Wagenknecht: Der Euro ist jetzt — Na, rein können wir nicht, wir sind drin, und ob man ihn auflösen sollte ist, denke ich, jetzt aktuell nicht das Problem. Wir müssen nur gucken, wie wir die Europäische Krise —

Lanz: Die Frage würde ich trotzdem nochmal gerne nochmal stellen. Euro — Ja oder Nein?

Wagenknecht: Der Euro ist doch Realität. Wir …

Lanz: Für Sie, Frau Wagenknecht.“

So geht das dann noch einige Zeit weiter. Was bleibt, ist der Eindruck: Jeder kann Moderator. Unsere Bewerbungsschreiben an den ZDF sind raus, sollte Lanz wegmüssen, wollen wir die nächsten sein, die mit der guten alten „Raus-oder-Rein“-Frage im TV brillieren. Also voted ihn raus (oder rein ins Dschungelcamp), damit wir armen lower class deppen auch mal ran an die Futtertöpfe eurer Rundfunkgebühren dürfen.

Schreibe einen Kommentar Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Kommentare

    Links 2014-01-24 | -=daMax=- 24. Januar 2014 - 17:19

    […] lowerclassmag: Markus Lanz und das alte Rein-Raus-Spiel […]

    Doysch Lönder 10. November 2014 - 0:26

    sehr sehr lustig dieser artikel, habe mich grad so dermaßen amüsiert! beim gucken der Lanz-show musste ich fast weinen, und jetzt genaus das gegenteil. Beste dise!