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Am 25. April begann mit den Luftangriffen auf das irakische Jezidengebiet Sengal und das YPG-Hauptquartier bei Karacok, in der demokratischen Konföderation Nordsyrien, eine erneute Offensive der Türkei gegen die kurdische Befreiungsbewegung.

Seit diesen Bombardements kommt es an Grenzposten zwischen der Türkei und Rojava täglich zu Gefechten. (mehr …)

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Das Leben im Sengal nach den türkischen Luftangriffen

“Wie ist die Lage?”, fragt mich eine Freundin am Telefon. Wir sind zusammen nach Rojava gekommen, sie ist dort geblieben, ich bin nach Sengal aufgebrochen. “Gut. Alles ruhig”, antworte ich, “Besuch kam, wir haben Volleyball gespielt und unseren beiden Hundewelpen geht’s super”, nach kurzem Zögern füge ich hinzu: “Aber man weiß ja nie, es ist immer wie die Ruhe vor dem Sturm. Eben noch ist alles ganz normal, das alltägliche Leben läuft, aber im Hinterkopf, im Unterbewusstsein, weißt du immer, morgen kann alles anders sein.”

Seit drei Monaten bin ich nun hier. Sengal – in den Medien vor nicht allzu langer Zeit viel besprochen, als Gebiet in dem Daesh besonders schwer gewütet hat und einen Genozid begangen hat – am ganzen jezidischen Volk, aber besonders die Frauen waren Opfer und Ziel der Gewalt.

Langsam erholen sich die Menschen, der Genozid ist noch lange nicht verkraftet und wird es vermutlich nie sein. Aber die Hoffnung beginnt wieder zu keimen, das Leben geht weiter, alles wird neu aufgebaut und wächst. Besonders jetzt im Frühling. Alles wird grün, Blumen und Sträucher wachsen, Felder werden angelegt, Gemüse und Bäume gepflanzt. Mit der Sonne und den Sprösslingen kommt auch neue Hoffnung. Diese wird allerdings getrübt, durch die Erfahrung, die so tief sitzt, durch die Unsicherheit: wie lange wird die Ruhe andauern? Wann wird wieder angegriffen? Und sie wird getrübt durch das unausgesprochene Wissen, dass es wieder passieren wird – dass diese Ruhe nicht von Dauer ist. (mehr …)

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Spiegel, SZ und Co. ? Unser Versuch, mit deutschen Leitmedien zu kooperieren.

Stell dir vor, du stehst vor einem Baum. Du telefonierst mit einem Typen, der tausende Kilometer entfernt ist. Du sagst ihm: „Ich stehe vor einem Baum.“ Er aber antwortet: „Nein, das ist kein Baum.“ Du richtest deine Handy-Cam auf Stamm und Krone, schickst ihm ein Foto. Er darauf: „Also ein Foto, das kann jeder fälschen. Ich glaube dir nicht, dass das ein Baum ist.“ Du wirst fuchsteufelswild. Du kannst die Rinde berühren, die Blätter ausrupfen, es ist ein Baum. Aber wie beweist du das diesem Typen? Du drehst ein Video von dem Baum, mit Metadaten und allem drum und dran. „Nein, es ist kein Baum“, beharrt er. „Ich muss das wissen, ich bin Baum-Experte.“ Dir platzt der Kragen. Du machst Ton-Aufnahmen mit Passanten, die bestätigen: „Hier ist eindeutig ein Baum.“ Doch der Baum-Experte bleibt hart: „Du bist kein Baum-Experte“, sagt er. „Ich kann also deine Nachricht darüber, dass sich vor dir ein Baum befindet, nicht guten Gewissens weiterverbreiten. Und außerdem hat das deutsche Zentralkomitee für Baumologie bestätigt, dass es da, wo du bist, keine Bäume gibt. Es kann also gar kein Baum sein.“

Die Geschichte mutet absurd an, und sie ist es auch. Und doch ist uns genau das in den vergangenen Tagen zugestoßen, als wir zum ersten Mal in Kontakt mit jener Zunft traten, die man Qualitätspresse nennt. (mehr …)

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Die Bundesregierung schickte 2014 Waffen an den kurdischen Clanchef Mesud Barzani – angeblich zum Schutz der vom Islamischen Staat bedrohten Jesid*innen im Şengal-Gebirge. Doch am 3. März setzte der Bündnispartner Berlins selbst deutsche Bundeswehr-Dingos gegen Jesid*innen ein. Das Außenamt leugnet den Vorfall. Wir haben vor Ort recherchiert. 

Vorspann

Der Ort, an dem wir vor zwei Wochen schliefen, um an dieser Reportage zu schreiben, existiert nicht mehr. In der Nacht zum 25. April bombardierte die türkische Luftwaffe die kleine Radiostation auf dem Gipfel des Berges Sengal im gleichnamigen irakischen Jesidengebiet. Wie viele der Reporter, die dort arbeiteten, in dieser Nacht gestorben sind, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Es gab ein Frühwarnsystem, so viel wissen wir. Denn auch wir wurden eines Nachts evakuiert und mussten unter einem Felsen schlafen, weil die Bomber Ankaras über uns kreisten. Damals blieb es beim Show-of-Force, nun machte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ernst. Damals dachten wir: Er kann doch nicht ernsthaft die jesidische Minderheit angreifen, eine Bevölkerungsgruppe, die durch den Islamischen Staat so brutal terrorisiert wurde. Heute wissen wir: Er kann und die internationalen Reaktionen sind verhalten.

Die Luftschläge vom 25. April sind die ersten gegen diesen Region, seit sie 2014 von der Terrormiliz Islamischer Staat befreit wurde. Und so widersinnig es klingt: Sie waren abzusehen. Jeder Beobachter konnte wissen, dass sie stattfinden würden. Zum einen hatte Erdogan sie lange angekündigt. Zum anderen bildeten die Angriffe auf diese Region am 3. März, die in dieser Reportage beschrieben werden, den Vorlauf für die jetzigen Luftschläge.

Bei diesen Angriffen wurden auch deutsche Panzerfahrzeuge eingesetzt. Der Bundesregierung ist das bekannt, und doch leugnet sie es. In einer aktuellen – noch nicht öffentlichen – Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei zum Thema behauptet sie: „Die Bundesregierung hat keine Erkenntnisse darüber, dass bei dem genannten Vorfall aus deutschen Unterstützungsleistungen stammende Waffen zum Einsatz gekommen sind.“ Wir haben zwei Wochen vor Ort recherchiert. Die Ergebnisse unserer Nachforschungen sind eindeutig. Uns liegen vier bislang unveröffentlichte Videos vor, die den Vorfall dokumentieren(I,II,III,IV).

Die Bundesregierung verschließt die Augen vor Tatsachen, die sie nur deshalb leugnen kann, weil sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, mit jenen Jesid*innen zu sprechen, gegen die deutsches Kriegsgerät eingesetzt wurde

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Interview mit Marco vom Mailänder Stadtteilkomitee „Comitato Abitanti Giambellino Lorenteggio“

Das Viertel Giambellino, an der westlichen Peripherie Mailands gelegen, ist ein klassisches Arbeiter*innenviertelaus der Zeit des Faschismus. Doch wer den überschaulichen Stadtteil betritt, der fällt schnell noch etwas anderes auf als die etwas heruntergekommenen Gebäude: Viele der Wohnungen sind besetzt und es gibt weitere ebenfalls besetzte Räume, in denen selbstorganisierte Infrastrukturen beherbergt sind. Nicht wenige der Bewohner*innen des Viertels sind in der lokalen Stadtteilinitiative Comitato Abitanti Giambellino Lorenteggio organisiert, sie besetzten, gestalten und verwalten diese Räume. (mehr …)

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Ein Beitrag von Konstantin Weinert aus der am 6. Mai in Celle erscheinenden Broschüre zum Gedenkfest für die gefallenen Internationalist*innen. Das Gedenken steht unter dem Motto – “In die Herzen ein Feuer – Erinnern heißt kämpfen”.

Es stirbt allerdings ein jeder. Frage ist nur wie und wie Du gelebt hast und die Sache ist ja ganz klar: KÄMPFEND GEGEN DIE SCHWEINE als MENSCH FÜR DIE BEFREIUNG DES MENSCHEN: Revolutionär, im Kampf – bei aller Liebe zum Leben: den Tod verachtend. Das ist für mich: dem Volk dienen“.

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Ein Lehrstück über Imperialismus: Die USA und die türkischen Luftangriffe auf Stellungen der kurdischen YPG

Die jüngsten Luftangriffe auf die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien sind unter anderem eines: ein Lehrstück zur Strategie des US-Imperialismus im Mittleren Osten. Die Türkei bombardierte in der Nacht zum Dienstag eine Basis der kurdischen Volksverteidigungskräfte (YPG) im nordsyrischen Karacok. Erdogans Kampfjets töteten dabei zwei dutzend Kämpfer und Presse-Mitarbeiter jener Gruppe, die Washington bei anderen Gelegenheiten ihren liebsten „Partner“ in der Region nennt.

Offenkundig ist, dass Washington (wie auch Russland) vor dem Airstrike vom türkischen Diktatur informiert wurden. Erdogan selbst hat das beteuert, US-Journalisten haben davon berichtet, und jeder, der auch nur mittelmäßige Kenntnisse von der Situation vor Ort hat, weiß, dass solche Angriffe schon deshalb koordiniert werden, weil es sonst zu ungewolltem Beschuss kommen könnte. (mehr …)

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Türkische Kampfjets bombardieren das Jesidengebiet Sengal im Nordirak und YPG-Stellungen in Rojava.

Vom 9. April an hielten wir uns zwei Wochen im nordirakischen Sengal auf. Wir recherchierten zum illegalen Gebrauch deutscher Waffen gegen die dort lebenden Jesiden durch den kurdischen Warlord Mesud Barzani. Als wir ankamen, war einer der ersten Orte, den uns die Kolleg*innen vor Ort stolz zeigten, der Bahce Serokatî, der Abdullah-Öcalan-Garten. Das Denkmal erinnert an jene Frauen und Männer der PKK und der jesidischen Widerstandseinheiten YBS, die im Herbst 2014 im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS, Daesh) fielen, um einen Genozid an der jesidischen Minderheit zu verhindern.

Das Denkmal gibt es nicht mehr. In der Nacht zum 25. April flogen türkische Kampfjets parallel Angriffe auf Gebiete im Nordirak, im Sengal und in Rojava. Sie zerstörte ebenfalls eine YPG-Basis in Karacok, zwei Radio-Sender – einen davon in Rojava, einen im Sengal -, und bombardierten die Bergregionen in Haftanin, Gare und Kandil. (mehr …)

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Der Fokus liegt üblicherweise auf dem showdown Staat vs. Rote Armee Fraktion (RAF) im „Deutschen Herbst“ 1977. 40igste Wiederholung in Wort, Ton und Bild. Diese Übermedialisierung überblendet ein anderes „Jubiläum“: die Erklärung der RAF, die „Eskalation“ der bewaffneten Aktionen zurückzunehmen. Das war im April 1992. Ein Schlüsselereignis mit Schlüsseltext.
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Wenn das Referendum über Erdogans Präsidialdiktatur in der Türkei eines zeigt, dann dass sich Faschismus nicht abwählen lässt.

Man kann es, ohne die journalistische Sorgfaltspflicht zu verletzen, so deutlich sagen: Nach allem, was wir bis jetzt wissen, hat eine Mehrheit der Wahlberechtigten in der Türkei am vergangenen Sonntag den Diktaturambitionen des Sultans von Ankara eine Abfuhr erteilt. Klar, das „offizielle“ Ergebnis spricht von einem knappen Sieg des Ja-Lagers. Aber was heißt das schon? Nix. Denn die Verlautbarungen der obersten Wahlbehörde YSK stellen weder den massiven Terror gegen die Opposition in den Monaten vor dem Referendum in Rechnung – zehntausende Verhaftungen, hunderte Tote, hunderttausende Vertriebene -, noch ziehen sie ernsthaft die hunderten Belege in Betracht, die auf massiven Wahlbetrug hinweisen: Auzählungen aus der Region Urfa, wo bei einer Wahlbeteiligung von 100 Prozent 0 Prozent gegen Erdogan stimmten; Bilder von bewaffneten Faschisten, die Selfies vor der Wahlkabine mit der Kalasch in der Hand ins Netz stellen; Millionen „irreguläre“ Wahlzettel, die gerechnet werden. Und so weiter und so fort.

Wir sind nicht die OSZE oder Angela Merkel. Für uns steht fest: Diese Wahl ist gefälscht. Und für zehntausende andere, die derzeit die Straßen türkischer Metropolen füllen, ebenso. Die interessantere Frage ist nun: Was tun? (mehr …)

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Braucht eine Revolution „innere Sicherheit“? Und wenn ja, welche? Erfahrungen aus den revolutionären Prozessen in Kurdistan

„Als ich hier ankam, war das ungewohnt für mich“, erinnert sich ein deutscher Internationalist. „Als ich die Streifenwagen sah, musste ich immer kurz den Reflex unterdrücken, einen Stein aufzuheben. Aber dann gewöhnt man sich daran, dass das ja eigentlich ‚unsere‘ Polizisten sind…“ Auch für uns ist es ein seltsames Feeling: An Polizeistraßensperren grüßt man uns mit einem herzlichen „Serkeftin“, aus Streifenwagen winkt man uns mit dem Victory-Zeichen zu, in Polizeistationen werden wir freundlich empfangen und dürfen sie jederzeit wieder verlassen.

„Unsere“ Polizisten, das sind die Asayish. Meistens Leute aus der Bevölkerung und den jeweiligen revolutionären Milizen – YPG, YPJ, YBS, YJS usw. -, die jene Aufgaben übernehmen, die man „Polizeiaufgaben“ nennen kann. Einen von ihnen, den Kommandanten der Asayish im jesidischen Sengal, treffen wir zu einem längeren Gespräch. (mehr …)

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Über Sinn und Unsinn von Militanz. Interview mit dem Bündnis „G20 entern“

Der Frühling naht und die G-20-Gegner machen sich warm für den Gipfel Anfang Juli in Hamburg. Der April wurde als Aktionsmonat angekündigt. Was kann man erwarten?

Es wird wohl vielerorts vielfältige direkte Aktionen geben. Manche symbolischer Natur und andere als Sand im Getriebe der Staatsmaschinerie. Der Widerstand wird sich wohl nicht nur auf die Gipfeltage beschränken.

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Eröffnen Recep Tayyip Erdogan und Mesud Barzani den nächsten Kriegsschauplatz im Nordirak? Ein Besuch im Jesidengebiet Schengal.

Roj baş hevalen, zu zu zu“, ruft eine Stimme in den verdunkelten Presseraum. Wir sind verdutzt. Klar, wir stehen hier jeden Tag früh auf, aber jetzt ist es halb eins nachts. „Alles zusammenpacken, Freunde, wir müssen gehen“, heißt es. „Türkische Flugzeuge kommen. Bombenalarm.“ Wir laufen hinaus ins Dunkle, dutzende Guerilla-Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind auf den nahegelegenen Hügeln schemenartig zu erkennen, auf dem Rücken tragen sie nicht nur wie üblich ihre Kalaschnikow, sondern schwerere Waffen: Maschinengewehre, RPGs, Sniper-Rifles. (mehr …)

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Das Leiden hat ein Ende – oder halt eben nicht. Ostern steht vor der Tür, und das bedeutet für uns: Jesus-Filme anschauen bis die Augen rot sind.  (mehr …)

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Diesmal ohne polizeiliche Anmeldung. Der Revolutionäre 1. Mai, 18 Uhr, Berlin

Am Abend des 1. Mai 2017 werden wir durch Kreuzberg demonstrieren. Kreativ und ungezwungen. Bunt und entschlossen. Mit Schwung und Fantasie. Gegen die Gentrifizierung im Kiez und die Politik der G20-Staaten.

30 Jahre Revolutionärer 1. Mai – Wir freuen uns wie Bolle

Die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration ist nicht angemeldet. Wir haben nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre keine Lust mehr auf leidliche Kooperationsgespräche mit der Polizei und staatliche Demonstrationsverbote. Vergangenes Jahr war uns verboten worden, mit der Demo am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg zu starten. Das war uns aber schnurz, denn wir und andere Demonstrant*innen nahmen das Verbot nicht hin, trafen uns trotzdem am O-Platz und zogen von dort los. Die unangemeldete Demonstration am 1. Mai 2016 zog selbstbestimmt über das Gelände des MyFestes und dann weiter durch die Straßen unserer Viertel. Tausende haben sich daran beteiligt, darunter viele Jugendliche, Migrant*innen und unsere Nachbar*innen. So wird es auch in diesem Jahr werden. Eine unangemeldete Revolutionäre 1. Mai-Demo ist kein Einzelfall in der 30-jährigen Geschichte des Berliner 1. Mai. Zuletzt lief die Demo 2011 ohne Anmelder*in durch den Kiez. Wenn wir uns unser Recht auf Demonstration nehmen und notfalls durchsetzen werden, ist das eine zutiefst demokratische Angelegenheit. (mehr …)

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Alles Wissenswerte zu einem auf der linken Internetplattform  Indymedia erschienenen Bekennerschreiben auf einen Blick. (mehr …)

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Im Jahr 2014 hielten Kämpfer*innen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) den Islamischen Staat davon ab, einen Genozid an den Jesid*innen im Sinjar zu verüben. Nun droht der nächste Angriff, diesmal auf Geheiß der Türkei.

In den letzten 14 Tagen haben wir zwei Mal Landesgrenzen überschritten, ohne Gebrauch von unseren Pässen zu machen. Zuerst schlichen wir bei Nacht über die irakisch-syrische Grenze, um nach Rojava zu gelangen. Schon hier war es für uns ein durchaus bemerkenswertes Gefühl, nicht mehr auf die künstlichen Trennlinien achten zu müssen, die der Imperialismus in diese Region eingebrannt hat. Unser erster Grenzübertritt ohne Ausweis und Visum war aber noch klandestin. Der zweite, der etwas mehr als eine Woche später erfolgte, war schon offener: Wir fuhren in das Sengal-Gebirge, das Siedlungsgebiet der Jesid*innen, das formal gesehen wieder auf dem Territorium des Irak liegt. (mehr …)

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Vor kurzem gab es einen vielfach diskutierten Text im LCM für eine Diskussion über die Karriereplanung der linken Studis. Endlich, dachte ich, wird die Uni kritisiert und der „Selbstoptimierungszwang“ den sie auf Student*innen (und Wissenschaftler*innen) ausübt, und stattdessen eine radikale Bruchhaltung mit dem akademischen Betrieb skizziert. Der Text versucht auch über die Probleme von individualistischen Unikarriere zu sprechen, verengt sich allerdings (in über akademischen Sprechduktus) auf einem „Diss“ gegen die Karriere-Kids. Er verkommt darin zu einer „subjektivistischen“ Kritik gegen die „Identitätslogik“ von „linken Studis“. Die spannenden Fragen nach dem Stand des widerständigen „ethischen“ Potentials an den Unis, die er eigentlich stellen könnte, werden schließlich mit „Wir müssen unser Leben“-Pathos über-kleistert. Das schadet der Debatte um eine „linksradikale Ethik“ im Kampf an und gegen die Unis. (mehr …)

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Eine Britin im Kampf gegen den Islamischen Staat. Interview mit Kimberley Taylor

# Kimberley Taylor kämpft in den kurdischen Frauenverteidigungseinheiten YPJ (Yekîneyên Parastina Jin) im Norden Syriens. Zuletzt nahm sie an der Offensive gegen die inoffizielle Hauptstadt des Islamischen Staates, Raqqa, teil. Peter Schaber traf sie im Norden Syriens.

Der Belagerungsring kurdischer und arabischer Kräfte um die ostsyrische Stadt Raqqa schließt sich derzeit, die Offensive auf den Stadtkern steht kurz bevor. Wie ist die militäriche Lage vor Ort und welche politische Relevanz hat der Vorstoß für das kurdische Demokratieprojekt in Nordsyrien?

Ich habe mich seit dem Beginn der dritten Phase an der Raqqa-Operation beteiligt. Wir sind aus dem Nordosten auf die Stadt vorgerückt. Wir sind bis zum Euphrat vorgedrungen und haben in den vergangenen Wochen den Weg entlang des Flusses Richtung Raqqa nach Westen freigekämpft. Meine Front steht seit einigen Tagen. Die Freunde warten seit einiger Zeit an der Nordseite des Tabqa-Dammes. Es gab einen Airlift durch die Amerikaner, der einen Teil unserer Kräfte an der Südseite des Flusses im Tabqa-Gebiet abgesetzt hat, um diese gesamte Region, den Flughafen und Tabqa-Stadt abzudecken. Die Idee ist, dass sich diese Kräfte nachdem sie Tabqa-Stadt eingenommen haben, mit unserer Front vereinigen. Wenn das geschafft ist, ist Raqqa vollständig umstellt. (mehr …)

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Etwas mehr als eine Woche ist nun vergangen, seit wir in der Föderation Nordsyrien angekommen sind. Wir fanden unseren Platz an einem für Internationalist*innen bestimmten Ort in Rojava, an dem wir zunächst bleiben, bis die Reise uns vielleicht woanders hin verschlägt. Hatten wir am Anfang noch das Bedürfnis so schnell wie möglich an jene Orte zu reisen, die als Brennpunkte der internationalen Aufmerksamkeit gelten – nach Minbic, Sengal, Raqqa, Kobane -, so stellte sich bald eine große Ruhe ein.

Sicher, wir planen immer noch, irgendwann die Front oder bestimmte Institutionen zu besuchen, über die wir schreiben wollen. Aber eigentlich haben wir jetzt anderes zu tun. Wir müssen kochen, Tee trinken, Kurdisch lernen, lesen, mit Freund*innen diskutieren, und auf dem Dach eine rieisige Sitzecke aus Stein mauern. Die Kamelya wird einen Essbereich, eine Schutzmauer gegen Sonne und Sprengstoffautos, ein Blumenbeet, ein Schilfdach samt Öko-Klimaanlage mit Wasserzirkulation und eine cay-Bar haben. (mehr …)

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