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Wie sich die Bilder gleichen. Im Dezember 2001 standen schon einmal Menschen vor dem Eingang des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), bei einer Mahnwache, vereint in Trauer und in Wut. Am Sonntag gab es wieder eine Mahnwache vor dem UKE, am selben Ort aus demselben traurigen Anlass: Ein Afrikaner ist erneut durch offenbar rassistisch motivierte Gewalt zu Tode gebracht worden.

Zumindest in der linken Szene ist das Geschehen von 2001 nicht vergessen. Die Mahnwache galt damals dem Nigerianer Achidi John, der am 12. Dezember im Alter von 19 Jahren gestorben war. An den Folgen der Verletzungen, die ihm vier Tage zuvor im Institut für Rechtsmedizin des UKE von zwei Polizisten beigebracht worden waren. Sie hatten den als Dealer verdächtigten Mann am Boden auf brutale Weise fixiert, damit eine Ärztin ihm mit einem Schlauch das Brechmittel Ipecacuanha einflößen konnte.

William Tonou-Mbobda

Am Sonntag galt die Mahnwache dem 34-jährigen Kameruner William Tonou-Mbobda, der am Freitag auf einer Intensivstation des UKE gestorben ist. Die Umstände seines Todes weisen erschreckende Parallelen zum Fall Achidi John auf. Tonou-Mbobda war am Ostersonntag vor der Tür der psychiatrischen Tagesklinik des UKE von drei Security-Mitarbeitern gegen seinen Willen fixiert worden. Dabei wurde er offensichtlich auf brutale Weise traktiert.

Die taz Hamburg machte den Skandal am Donnerstag, als Tonou-Mboda noch im Koma lag, publik. Der Autor des Beitrags hatte mit Augenzeugen des Vorfalls, ebenfalls Patienten des UKE, gesprochen. Nach deren Schilderungen gingen die Sicherheitsleute „äußerst brutal“ vor. William Tonou-Mbobda, der lediglich eine Zigarette rauchen wollte, sei zur Einnahme eines Medikaments aufgefordert worden. Als er dies verweigerte, hätten ihn zwei Sicherheitsleute auf dem Boden fixiert, während der Dritte den Kameruner immer wieder mit dem Knie im Rücken und in der Nierengegend traktiert habe.

Weil Tonou-Mbobda bewusstlos wurde, seien Pfleger und Ärzte gerufen worden, die den Mann nach minutenlangen Wiederbelebungsversuchen auf die Intensivstation gebracht hätten. Die taz zitierte einen UKE-Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Dieser gab an, dass die Sicherheitsleute bei der Firma „Klinik Logistik & Engineering“ (KLE) arbeiten, einer Tochtergesellschaft des UKE. Einige KLE-Mitarbeiter hätten schwarze Menschen regelmäßig rassistisch beleidigt. „Ich bin mir sicher, wenn es kein Schwarzer gewesen wäre, wären sie nicht so hart ran gegangen“, wird der Informant zitiert.

Der Fall wirft viele Fragen auf. Nach Angaben der taz war der Kameruner freiwillig im UKE und im offenen Bereich der Psychiatrie. Wenn das richtig ist, stellt sich die Frage, warum er überhaupt fixiert worden ist. Einen Hinweis liefert die ebenso dürre wie empathielose Mitteilung, die das UKE auf seiner Homepage veröffentlichte. Da heißt es, bei der Unterbringung eines hilfsbedürftigen Patienten in der Psychiatrie sei es zu einem „medizinischen Zwischenfall“ gekommen. Der Patient habe sich der Anordnung widersetzt und sei fixiert worden „als er aus bisher ungeklärten Umständen zusätzliche medizinische Hilfe benötigte“.

Wie die taz berichtet, habe die diensthabende Ärztin auf Grund der Verschlechterung des Zustands von Tonou-Mboda einen vorläufigen Unterbringungsbeschluss beantragt, der von einem Gericht gewährt werden muss. Die Fixierung und Zwangsmaßnahmen seien durchgeführt worden, noch bevor dieser vorlag. Aber selbst wenn er vorgelegen hätte, hätte der Beschluss nur die „körperlichen Zwangsmittel“ juristisch gerechtfertigt. Auf keinen Fall aber die Brutalität, mit der die Security-Leute, die nach Information der taz suspendiert wurden, zu Werke gingen.

Ob Rassismus für diese brutale Tat der einzige Auslöser war, lässt sich wie immer in solchen Fällen, nicht wirklich belegen. Dass er eine Rolle gespielt hat, ist aber nicht von der Hand zu weisen. Hinzu kommt, dass in Psychatrien sowieso tausende Menschen Willkür und Gewalt ausgeliefert sind. Sie werden ihrer Würde beraubt und sind für das Personal oft nur noch Objekte, Verrückte, die man behandeln darf wie das Letzte. Vermengt mit dem Hass und der Diskriminierung, die schwarze Menschen in Deutschland erfahren müssen, ergibt das eine tödliche Mischung, die die Brutalität, mit der William Tonou-Mboda behandelt wurde noch weiter potenziert hat. Rassismus ist dabei der Tropfen Gift, der wie so oft tödlich für nicht-weiße Menschen ist, die in sowieso schon gewaltsamen Orten sind. Sei es eine Polizeiwache, ein Gefängnis oder eben ein Psychatrie.

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