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Nach vielen Fehlinformationen über die BDS Kampagne, der antirassistischen Queer-Bewegung und die Ereignisse beim Radical Queer March in Berlin am Samstag, den 26. Juli, sprachen wir mit Inna, die den Queers for Palestine Block beim Radical Queer March mitorganisiert hat. Inna, 36, ist eine in Berlin lebende Soziologin und seit vielen Jahren Aktivistin in feministischen, LGBTIQ, migrantischen und Palästina-solidarischen Bewegungen.

Du bist Teil des spontan organisierten Queers for Palestine Blocks im Radical Queer March. Warum hattest du das Bedürfnis nach einem solchen Block?

Weil es empörend ist, dass antirassistische radikale Queers, einschließlich Jüd*innen, als antisemitisch gebrandmarkt werden, weil wir Freiheit und Menschenrechte für Palästinenser*innen unterstützen. Für mich als radikale Lesbe und als jüdische Frau ist es wichtig, für mich selbst zu sprechen. Als israelische Staatsbürgerin ist es meine Pflicht, gegen die von Israel begangenen Verbrechen zu sprechen.

Die Ausladung von den Organisator*innen des Radical Queer March richtete sich gegen BDS-Aktivist*innen und setzte BDS undifferenziert mit Antisemitismus gleich. Kannst du erklären, was BDS genau ist und worin das Problem mit dieser Gleichsetzung besteht?

Es gibt eine bewusste politische Strategie, BDS als antisemitisch darzustellen. In Wirklichkeit ist BDS eine gewaltfreie antirassistische Bewegung. Es ist kein Boykott gegen Einzelpersonen; Jüd*innen und Israelis werden nicht boykottiert. Es ist ein Boykott gegen Institutionen, die an der Unterdrückung von Palästinenser*innen beteiligt sind. Es gibt große Probleme des Antisemitismus in Deutschland, Europa und anderswo, und anstatt sich mit diesen wirklichen Problemen zu befassen, gibt es einen rassistischen Diskurs, der die BDS-Bewegung beschuldigt und die deutsche weiß-vorherrschaftliche Rechte außer Acht lässt. Es geht überhaupt nicht darum, mit Antisemitismus umzugehen. Es geht darum, den Antisemitismus zu instrumentalisieren, um den palästinensischen Solidaritätskampf zu verunglimpfen. Es ist unglaublich, was in Deutschland passiert – viele nichtjüdische Deutsche halten sich für die ultimativen Expert*innen für Antisemitismus und haben kein Interesse daran, Jüd*innen und unseren gelebten Erfahrungen zuzuhören. Ich bin auf viele Deutsche gestoßen, die sich mit der antideutschen Ideologie identifizieren, die völlig ignorieren, was linke Jüd*innen zu sagen haben. Es ist, als würden wir für sie nicht existieren, wenn wir nicht die Jüd*innen sind, die sie von uns erwarten. Es ist nur eine Form der weißen Vorherrschaft, wirklich. Vielleicht kommt dies historisch gesehen aus einer gut gemeinten Überlegung, um dem Antisemitismus zu begegnen, aber es landet schlussendlich genau dort, beim Antisemitismus.

Am Samstag schlossen sich 500 Menschen dem antikolonialen und antiimperialistischen Queers for Palestine Block auf dem alternativen CSD-Marsch in Berlin an. Das ist ein großer Erfolg! Eines der wiederkehrenden Themen war der Kampf gegen das Pinkwashing in Israel.

Genau. Alle Rechte, die wir als Queers in Israel haben, wurden hart erkämpft. Es ist das Verdienst der LGBTIQ-Bewegung, nicht des Staates. Die derzeitige Regierung ist sehr homophob. Der Staat nutzt jedoch unsere Rechte, um ihn fortschrittlich erscheinen zu lassen und gleichzeitig Kriegsverbrechen zu begehen. Das ist nicht akzeptabel. Es ist derselbe Horror, den wir bei allen Unternehmen erlebt haben, Coca Cola usw., die LGBT-Rechte nutzen, um fortschrittlich zu wirken und gleichzeitig die Rechte von Arbeiter*innen zu missbrauchen und weltweit Umweltschäden zu verursachen. Pinkwashing ist sowohl staatlich als auch gesellschaftsrechtlich.

Was brauchen wir jetzt, damit queere, antikoloniale Bewegungen in Deutschland wachsen können?

Wir müssen zusammenkommen und unsere Gemeinschaft aufbauen und sie feministisch und intersektional gestalten. Der sogenannte antideutsche Diskurs ist rassistisch und de-humanisierend gegen Palästinenser*innen und ist auch antisemitisch.

Was bedeutet dies für antirassistische und antikoloniale Jüd*innen?

Es gibt viel Hass gegen Jüd*innen, die nicht der nationalistischen Idee entsprechen, dass wir in den Nahen Osten gehören, in dem angeblich unser Staat liegt und der ein sicherer Ort für uns sei. Jüd*innen sollten sicher sein, wo wir sind. Unser Zuhause ist da, wo wir sind. Dafür müssen wir kämpfen.

# Interview und Übersetzung aus dem Englischen: Eleonora Roldán Mendívil

# Titelbild: Queers for Palestine Block auf dem Radical Queer March am 26. Juli 2019 in Berlin, http://bds-kampagne.de/wp-content/uploads/2019/07/Radical-Queers-March-2019-marching.jpg

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