Das Lower Class Magazin ist tot, lang lebe das Lower Class Magazin.

1. Januar 2025

Der König ist tot, es lebe der König, so lautet die alte Formel der französischen Erbmonarchie.

Alte Herrscher gehen, neue betreten die Bühne der Weltpolitik und versprechen Verbesserung und Wohlfahrt. Ändern tut sich aber meistens nichts, vor allem nicht zum Besseren. Noch immer geht es dem Großteil der Menschheit dreckig und Prognosen über die Zukunft wirken wie dystopische Romane des vergangenen Jahrtausends. Spätestens wenn im Februar Olaf Scholz den Staffelstab an Friedrich Merz abgibt, wird die eingangs erwähnte Losung wieder ihren zeitlosen Geist unter Beweis stellen. Nachdem die Ampel es in den letzten drei Jahren Regierungszeit geschafft hat, einen Großteil der Bevölkerung gegen sich aufzubringen, kann sich nun die CDU als letztes Bollwerk gegenüber der AfD und als Verteidiger des christdemokratischen Abendlands inszenieren. Vielerlei Ideen hat sie im Schlepptau, die aufhorchen lassen. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist nur eine davon.

Während im Inland mit aller Kraft die Militarisierung durchgesetzt wird und die Strack-Zimmermanns und Boris Pistorius bereits Geschütze und Kanonen für künftige Kriege polieren, gibt es innerhalb der radikalen Linken noch immer große Verwirrung. Wer Freund und wer Feind ist, will natürlich gut begründet sein. In Zeiten, in denen der Klassenkampf von oben ein neues Level erreicht, reichen doch manch einem NATO-Linken die Versprechungen des Werte-Westens, um mit der Taz-Gazette bewaffnet in die Schützengräben der vermeintlichen Freiheit zu hüpfen. Wie bereits im Zuge des Ersten Weltkriegs der Kriegstaumel um sich griff, wird auch heute das Kriegsgeschrei derjenigen immer lauter, die im Trommelfeuer des Russen die Resilienz einer wehrhaften Demokratie zu schmieden glauben. Würde dabei nicht vieles, wenn nicht gar alles auf dem Spiel stehen, es wäre zum Schreien komisch.

Die Mühlen der Geschichte mahlen seit jeher, mal unmerklich langsam, mal im Eilschritt. Dann gibt es aber auch diese Zeiten, in denen ein einzelner Tag die Geschicke ganzer Jahrzehnte verändert, in denen der Tag wortwörtlich den Jahrhundertweg zieht. Nicht erst seit der Verkündung der innenpolitischen „Zeitenwende“ zeichnet sich der Abdruck davon immer klarer ab, wie die Welt noch in diesem Jahrhundert aussehen könnte. Während nun den einen das unterm Schutt des Bombenhagels begraben wird, was vielleicht mal eine Zukunft hätte werden können, bauen Bonzen wie der Rheinmetallboss Armin Papperger Munitionsfabriken in Kriegsgebiete. Da, wo sich satt gegessen wird an den Früchten fremder Hände Arbeit, da gibt es auch Wut. Wo Widersprüche bestehen, ist auch immer Bewegung. Unter eben diesen Umständen erfordern die Fragen der heutigen Zeit Antworten und werden dadurch zum Prüfstein für all diejenigen, die eine revolutionäre Perspektive verteidigen wollen.

Im Feuer, das die alte Welt umfasst, liegt nämlich auch Morgenluft, wird Gegenmacht aufgebaut und sich mit Leibeskräften gegen die Erzählung vom Ende der Geschichte gestemmt. Mal wird sich das, was wir tun, zäh anfühlen, die Routine das politische Abenteuer schlucken, wegen der wir uns auf die Suche nach anderen Antworten begeben haben. Mal werden die Köpfe qualmen, wenn es um die Neubestimmung revolutionärer Strategien im Herzen der Bestie geht. Mal aber wird viel von dem sichtbar werden, was sein kann, werden Salven der Zuversicht auf die Verhältnisse gefeuert, werden Gräben ausgehoben und Barrikaden aufgetürmt.

Viele Monate sind vergangen, seitdem sich das Lower Class Magazin von der Bildfläche verabschiedet hat. Doch jedes ernst gemeinte ‚Auf Wiedersehen‘ beinhaltet immer die Option auf jenes Wiedersehen. Das Versprechen, dass es das Lower Class Magazine in Zukunft geben wird, soll nun in Form gegossen werden und ab dem heutigen Tag der alten und neuen Leserschaft präsentiert werden. Mehr denn je braucht es unabhängigen Journalismus von der Straße für die Straße, einen Kampf um die Köpfe, der das Herz am rechten Fleck hat, der lokal verankert ist und internationalistisch die Sicht weitet. In diesem Sinne danken wir der alten Redaktion für die letzten 11 Jahre und wünschen den Genoss:innen viel Erfolg mit ihren neuen Projekten. Wer weiß, wie es heute ohne eure unermüdliche Arbeit, die zahllosen Kolumnen, Kommentare und Analysen um den politischen Diskurs in der Bundesrepublik stehen würde.

Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass mit dem heutigen Tag das Lower Class Magazine langsam wieder an Fahrt aufnimmt. Den Wind im Rücken winken wir euch als neue Redaktion aus dem Führerhaus der Lokomotive zu. Die Schippen haben wir im Anschlag, um Kohle nachzulegen und etwas zu bewegen. Und das heißt vor allem, an den Momenten da zu sein, an denen der Druck im Kessel so groß wird, dass es zum Knall kommt. Es bedeutet, weiterhin Bewusstsein für das Vergangene zu schaffen, um das Hier und Jetzt zu verstehen, und mit euch gemeinsam einen Raum für Diskussion zu schaffen, um eine Wahrheit abzubilden, die jenseits der geschilderten Alternativlosigkeit liegt.

Hallo und Tschüss. Und Hallo, eure neue Redaktion.

Bild: Zeitungen liegen in einem Regal der Kölner Journalistenschule, Kölner Journalistenschule, Köln, Deutschland, 18.10.2024. © David Reineke / Jugendpresse Deutschland, CC BY 2.0, via flickr

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