Der Preis der amerikanischen „Einigung“… bereits im Voraus bezahlt

3. Dezember 2025

Jeden Monat veröffentlichen wir eine Übersetzung aus dem Al-Maidan, der Zeitung der Kommunistischen Partei Sudan. Dieses Mal beschäftigt sich der Text mit den Bestrebungen der USA, eine vermeintliche ‚Lösung‘ der Krise im Sudan zu erreichen und welche Interessen hinter diesen Bestrebungen eigentlich stehen. Zur besseren Verständlichkeit haben wir einige Anmerkungen eingefügt, für mehr Kontextwissen empfiehlt es sich aber, auch unsere Einführungstexte zum Sudan für eine deutsche Leserschaft zu lesen.


Der Besuch des saudi-arabischen Kronprinzen im Weißen Haus, direkt nach der Abstimmung über das US-Projekt im Zusammenhang mit dem Völkermordkrieg in Gaza1, bestätigt, dass die Golfstaaten und Ägypten begonnen haben, sich aktiv in den amerikanischen Plan einzubringen. Dieser zielt darauf ab, die Region im Sinne des sogenannten „Soft Landing“ neu zu gestalten – also die amerikanische Hegemonie im Nahen Osten zu festigen und das Bündnis zwischen Washington, den arabischen Regimen und dem zionistischen Gebilde zu vertiefen.

Vor diesem Hintergrund erhält die amerikanische Aktivität im Zusammenhang mit dem katastrophalen Krieg im Sudan ihre klare politische Bedeutung. Der amerikanische Imperialismus und seine regionalen Verbündeten – Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate – mögen unterschiedliche unmittelbare Interessen haben, doch sie bewegen sich alle auf ein gemeinsames Ziel zu: Den Prozess des radikalen Wandels im Sudan zu ersticken und ein abhängiges ziviles Regime durchzusetzen, das die amerikanischen Interessen und danach die Interessen der drei Hauptstädte (Anm. d. Red.: gemeint sind hier die drei Regionalmächte Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate) sichert.

Seit dem Ausbruch des Krieges hat die US-Regierung nicht aufgehört, fortlaufende Erklärungen abzugeben und Verhandlungsrunden abzuhalten. Von Dschidda über die Schweiz bis zu den Treffen der „Quartett-Gruppe“ in New York, wurde Schritte getan, deren Kern unverkennbar ist: Die Krise zu verwalten, nicht zu lösen, und ihre Entwicklung so zu steuern, dass sie der amerikanischen Strategie in der Region dient. Den Höhepunkt dieser Farce bildete die Behauptung des US-Präsidenten, er werde sich um die sudanesische Krise „kümmern“. Dabei stützt er sich auf  „Informationen“ und „Appelle“ des saudi-arabischen Kronprinzen und seine Rede ist voll von politischer Heuchelei und der Ausbeutung des sudanesischen Leids. Noch deutlicher wird die Absicht in der ständigen Rede über „seltene Mineralien“ – ein Ausdruck, der keiner Erklärung bedarf. Gemeint sind nicht nur mineralische Reichtümer, sondern auch die strategische Lage des Sudan, dessen fruchtbare Agrarflächen sowie Wasser- und Tierressourcen, die zusammen einen der wesentlichen Antriebe hinter dieser amerikanisch-saudischen Aktivität darstellen.

So zeigt sich, dass der Preis der vorgeschlagenen amerikanischen Einigung bereits im Voraus bezahlt wurde – und zwar aus den Reichtümern des Sudan.

Parallel dazu intensivierten sich die regionalen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Sudan durch Shuttle-Besuche des ägyptischen Geheimdienstchefs, gefolgt vom Außenminister. Dies stellt einen klaren Versuch dar, Druck auf al-Burhan und seine Clique auszuüben, damit sie die amerikanische Initiative akzeptieren (Anm. d. Red.: al-Burhan ist militärischer Kommandeur und der de facto Regierungschef des Sudan). Auf der anderen Seite zögerte die Führung der Rapid Support Forces nicht, ihre sofortige Zustimmung zu derselben Initiative zu erklären. Das ist ein offener Ausdruck dafür, wie sehr sich die regionalen Kräfte hinter dem internationalen Plan versammeln, der gerade für unser Land arrangiert wird.

Wir haben immer wieder betont, dass der Krieg nicht nur ein interner Konflikt ist, sondern ein regionaler, internationaler und imperialistischer Plan, der darauf abzielt, den sudanesischen Staat zu schwächen, ein Umfeld für Zerfall und Teilung zu schaffen, die Reichtümer des Landes auszubluten zu lassen und die nationale Souveränität zu verletzen. Eben das findet unter der Beteiligung innerer Kräfte statt, welche die Dezemberrevolution seit ihren ersten Tagen und bis heute bekämpft haben. (Anm. d. Red: Im Dezember 2018 brachen landesweite Proteste aus, die in den Sturz des langjährigen Diktators al-Bashir mündeten)

Die Zerschlagung der Verschwörung gegen Sudan und seine Revolution beginnt mit der Vereinigung und Organisierung der revolutionären Kräfte. Das Instrument der Massen dafür wird die basisdemokratische Volksfront sein. Die Volksfront muss ihren Kampf für die Beendigung des Krieges intensivieren, den revolutionären Weg wiederherstellen und das Kapitel der Kriege und Milizen ein für allemal schließen. 

  1. https://perspektiven-global.de/der-strategische-webstuhl-saudi-arabien-in-ein-us-israel-rahmenwerk-einweben/ ↩︎