Aktionsvorschlag für einen kämpferischen 1. Mai

30. April 2020

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Gastbeitrag

Debattenbeitrag vom Bündnis für einen kämpferischen 1. Mai in Hannover

Wie wir uns auch ohne klassische Demonstration den öffentlichen Raum zurückerobern können. Seit mehreren Monaten planen wir als Bündnis für einen kämpferischen 1. Mai verschiedene Aktionen und eine gemeinsame Demonstration für den Kampftag der Arbeiterinnen in Hannover. Die im Vorjahr erstmals von diesem Bündnis organisierte Demonstration mit 2000 Teilnehmerinnen bildete hierbei die Grundlage für unsere bisherigen Überlegungen. Da sich die Bedingungen durch die Covid-19 Pandemie für unsere politische Praxis grundlegend geändert haben, möchten wir euch unser angepasstes Konzept für den Tag vorstellen.

Dieser Text soll keinen Aufruf ersetzen, sondern ein praktischer Debattenbeitrag für eine politische Praxis am 1.Mai sein. Allerdings wollen wir an dieser Stelle deutlich machen, dass der 1.Mai als Aktionstag wichtiger denn je ist und aufgrund der sich zuspitzenden Situation, trotz Kontaktverboten, eine offensive Praxis das Ziel für den Tag sein sollte.

Auch ohne Covid-19 würde es mehr als genug Gründe für eine Revolte geben. Die sich zuspitzende Situation für Mieterinnen, das Elend der Geflüchteten an den EU Außengrenzen, der grassierende Rassismus, der Rechte Terror, die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und nicht zuletzt die immer ungleichere Verteilung von Ressourcen und Reichtum. Das Alles müsste eigentlich schon Grund genug sein, den symbolischen Charakter einer ritualisierten 1.Mai Demonstration zu verlassen. Durch Covid-19 verschärfen sich die Verhältnisse für uns alle weiter. Mieterinnen stehen noch mehr unter Druck, müssen sich verschulden, umziehen oder werden obdachlos. Das Elend auf den griechischen Inseln steigt ins Unermessliche. Rechte Prepper und Neonazis räumen ihr Waffenlager leer und spekulieren auf den lang ersehnten Tag X. Der Staat und die Bullen erfreuen sich an autoritären Maßnahmen, wobei jeder praktische Widerspruch mit voller Härte geahndet wird. Für viele Arbeiterinnen bedeutet die Covid-19 Krise Kündigung oder Kurzarbeit. Die Arbeitgeberverbände nutzen die Situation um erkämpfte Errungenschaften der Arbeiterinnen wieder los zu werden. Der 8 Stunden Tag wird aufgeweicht und es wird offen über Zwangsarbeit diskutiert.

Dennoch sehen wir in der aktuellen Krise auch Potenzial. Wir sehen die selbstorganisierten Solidaritätsstrukturen, die wilden Streiks, die Knastrevolten, die Mietsstreiks. Wir sehen Brüche im System an denen es die Hebel anzusetzen gilt.

Doch wie kann eine Praxis unter den gegeben Bedingungen aussehen? Wie können wir auch mit Kontaktverboten kollektive Momente im Widerstand schaffen? Darüber zerbrechen sich sicherlich unzählige Gruppen derzeit den Kopf. Grund genug für uns euch unser Konzept für den 1.Mai in Hannover vorzustellen.

Teil 1 Radio-Kundgebung

Wir werden am 1.Mai eine Kundgebung abhalten, jedoch nicht im klassischen Sinne, wo wir uns an einem zentralen Platz treffen würden. Wir wollen eine Situation schaffen in der sich alle von zu Hause aus, aber auch auf der Straße beteiligen können. Wir wollen es gemeinsam schaffen, dass mindestens in den Stadtteilen wo auch unsere Demonstration stattgefunden hätte, also Linden und Nordstadt, unsere Kundgebung in jeder Straße zu hören ist.Wie setzen wir das um?
Mit einer Sendung über ein Online Radio und vielen lauten Musikanlagen bzw. Boxen. Wir werden als Bündnis am 1.Mai bei Radio Flora von 13-14Uhr auf Sendung sein und unsere Kundgebung abhalten. Die Bewegung muss dafür sorgen, dass wir in der Stadt und insbesondere in unseren Stadtteilen zu hören sind.

Für alle Teilnehmer*innen bedeutet das:

  • Verkabelt eure Musikanlage bzw. eure Boxen mit eurem Computer, Smartphone oder Onlineradio
  • Stellt die Boxen an eure Fenster oder auf eure Balkone
  • Schaltet am 1.Mai pünktlich um 13Uhr den Livestream von Radio Flora ein (radioflora.de)
  • beschallt euren Stadtteil mit Redebeiträgen und Aktionsberichten
  • überzeugt eure Freundinnen, Nachbarinnen usw. mitzumachen
  • überlegt euch, ob ihr einen Zugriff auf größere Musikanlagen habt, die man nutzen könnte
  • nutzt auch tragbare Musikanlagen, mit denen man draußen unterwegs sein kann

Teil 2 – Dezentrale Aktionen

Wir rufen dazu auf, für den Tag Aktionen vorzubereiten und dezentral durchzuführen. Eurer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Wir werden als Bündnis die Struktur zur Verfügung stellen uns (auch anonym) über Aktionen die stattfinden oder stattgefunden haben zu informieren, sodass wir in regelmäßigen Blöcken über Radio zu diesen Aktionen berichten.

Für alle Teilnehmer*innen bedeutet das:

  • bereitet in euren Zusammenhängen Aktionen für den 1. Mai vor
  • berichtet uns kurz vor oder während der Sendung über Aktionen die gerade stattfinden oder stattgefunden haben
  • wie ihr uns Infos zukommen lassen könnt, werden wir in kürze veröffentlichen
  • beschäftigt euch im Vorfeld mit digitaler Sicherheit um evtl. polizeiliche Ermittlungen ins Leere
  • laufen zu lassen wir berichten dann live über die Aktionen im Radio

Wir freuen uns auf weitere Konzepte aus anderen Städten!

Weitere Infos für Hannover gibt es hier

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