Gestern Abend versammelten sich im Istanbuler Stadtteil Gazi Mahallesi, ein traditionell linker Kiez, einige hundert Menschen um der ermordeten Dilek Dogan zu gedenken.
Im Rahmen einer sogenannten „Anti-Terror-Operation“ war Dileks Wohnung am 18. Oktober von der Istanbuler Polizei gestürmt worden. Bei der Stürmung schossen Beamte ihr in die Brust, worauf hin sie mehrere Tage auf der Intensivstation um ihr Leben kämpfte und wenige Tage später ihren Verletzungen erlag.
Dilek ist das jüngste Opfer in einer traurigen Reihe von Polizeimorden. Bei einer Razzia im Sommer diesen Jahres ermordeten Beamte die Aktivistin Günay Özarslan, ebenfalls in ihrer Wohnung und auch bei Demonstrationen sterben immer wieder Menschen durch die Hände der Istanbuler Polizei. Erinnert sei an Berkin Elvan, den 14-Jährigen, der während der Gezi Proteste beim Einkaufen erschossen wurde. Oder an den neunjährigen Berat Güzel, der im September in einem Park in Bismil von Polizisten ermordet wurde. Die Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen, denn das Erdogan-Regime kennt keine Grenzen, wenn es um Gewalt gegen politische Gegner geht.
So kam auch die Gedenkdemonstration, welche mit Parolen wie „Dilek Dogan ist unsterblich“ oder „lang lebe die Gerechtigkeit des Volkes“ durch den Kiez zog, nicht weit. Nach wenigen Metern wurde sie von einem Wasserwerfer und gepanzerten Polizeifahrzeugen, sogenannten Akreps, gestoppt. Davon ließen sich die DemonstrantInnen jedoch nicht irritieren und nutzen die Schwerfälligkeit ihrer Gegner aus, um diese schlicht zu umgehen bei Blockupy würde man wohl „durchfließen“ sagen) und ihre Demo hinter ihnen fortzusetzen.
Im Laufschritt ging es dann weiter bis zum örtlichen Cem Evi, dem alevitischen Gebetshaus, wo eine kurze Abschlusskundgebung abgehalten wurde.
Anschließend ging die Kiezjugend dazu über, den Bullen zu zeigen, dass sie in Gazi Mahallesi nicht erwünscht sind. Mit Steinen und Molotowcocktail griffen sie immer wieder aus den Seitenstraßen die, inzwischen drei, Wasserwerfer und unzähligen Akreps an, die durch den Kiez patrouillierten, wobei jeder Treffer mit Molotows mit lautem Applaus aus den umliegenden Cafés quittiert wurde.
-Karl Plumba