In Wien wurde der Prozess nach dem Überfall auf das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) im Oktober 2013 wieder vertagt.
Der jüngste Verhandlungstag bot nicht viel Neues. Der Anwalt der Nazi-Schläger bezweifelt nach wie vor, dass einer der angegriffenen Gewerkschafter von KOMintern verletzt wurde – und wenn, dann natürlich von keinem seiner Mandanten. Diese wiederum sind nach dieser Lesart die wahren Opfer. Dies unterstrich auch ein weiterer Zeuge, der per Video aus Madrid zugeschaltet wurde. Der spanische Hooligan-Freund eines der rechten „Unsterblich“-Schläger wiederholte die rührende Geschichte von den durch die Straßen von Favoriten gehetzten und schließlich verprügelten harmlosen Fußballfans. Wirklich erinnern kann er sich zwar an nichts mehr, auch auf den Fotos erkennt er kaum jemanden wieder – aber als ihm der angeklagte Gewerkschafter vor die Kamera gesetzt wird, ist er sich ganz sicher: der hat den armen dicken „Unsterblich“-Schläger (laut dem Zeugen konnte dieser aufgrund seiner Korpulenz nicht so schnell laufen) verprügelt. Bei den Nachfragen des Richters kommt der Madrider etwas ins Schwimmen. Und überhaupt trägt er wohl etwas zu dick auf bei seiner Version: plötzlich sollen die Menschen, die das EKH verteidigt haben, auch „Messer“ getragen haben. Von derartigen Waffen war im Verlauf des Prozesses bisher noch keine Rede – da haben die Hooligan-Kameraden wohl ihre Versionen der Geschichte nicht ordentlich abgesprochen.
Viel mehr gibt es nicht zu berichten über den Zwischenstand. Im Gerichtssaal machte sich am Donnerstag bei allen Beteiligten schon etwas Müdigkeit breit. Der Anwalt der Hooligan-Schläger verlangt nun
neue Gutachten, da die Sachverständige, welche die Verletzungen eines der Opfer des Angriffs beschrieben hat, seiner Ansicht nach nicht kompetent ist. Der neue Staatsanwalt (Scharfmacher Hans-Peter Kronawetter ist zum Glück nicht mehr zuständig) zeigte sich wenig begeistert über diese weitere Verzögerung des Prozesses.
Am Ende des Verhandlungstages gab der Richter den nächsten Verhandlungstermin bekannt: 20. April. Freches Grinsen bei den rechtsradikalen Angeklagten.
– Von Karl Schmal