[GRÜSSE AUS DEM BINNENLAND XVIII] Kein Meter

3. Februar 2015
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Tausende auf Wiens Straßen…

Wahr wohl nix mit „Pegida“ in Wien.

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…gegen „Pegida“

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Vermummte Nazi-Hools – kein Problem für Wiens Polizei

Etwa 350 Neonazis, FPÖ-Anhänger und sonstige „besorgte Bürger“ wollten am Montag erstmals in Österreich demonstrieren. 6 000 Menschen wollten das nicht und demonstrierten gegen die rechtsradikale Kundgebung. Obwohl die Polizei den „Pegida“-Aufmarsch gut schützte und die Mehrzahl der TeilnehmerInnen der Großdemo daran hinderte, auch nur in die Nähe der „Pegida“-Kundgebung zu gelangen, konnte sich diese Versammlung keinen Meter bewegen. Ein paar hundert AntifaschistInnen war es trotz massivem Polizeiaufgebot und zahlreichen Absperrungen gelungen, bis zum „Pegida“-Treffpunkt vorzudringen und den Abmarsch der Rechten zu blockieren – deren geplanter „Spaziergang“ durch Wien fiel aus.

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Und wenn einer aufs Maul kriegt, wird er getröstet

Über mehrere Stunden standen sich Antifa und „Pegida“ gegenüber. Letztere waren gut abgeschirmt von der Polizei, die sich weder an vermummten Hooligans, noch an Hitlergrüßen in unmittelbarer Nähe von Beamten störte. Das Hauptaugenmerk der Einsatzkräfte lag vielmehr wieder einmal darauf, antifaschistische AktivistInnen zu drangsalieren. Die BlockiererInnen wurden eingekesselt, von hunderten AntifaschistInnen (und auch JournalistInnen!) wurden Personalien aufgenommen. Es drohen nun Anzeigen wegen Störung einer Versammlung. Einer „Versammlung“ wohlgemerkt, bei der munter gegen das NSDAP-Verbotsgesetz verstoßen wurde, und nach welcher Neonazis Hetzjagden durch die Wiener Innenstadt veranstalteten. Mehrere Demo-TeilnehmerInnen erzählten, dass Nazi-Gruppen nach Hause gehende AntifaschistInnen angriffen. Eine Person wurde krankenhausreif geprügelt.

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Kessel so weit das Auge reicht

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Die Menschen rechts im Bild wagten es, eine gemütliche Nazi-Versammlung zu stören

Und damit sind wir auch schon bei der Bilanz: Montag war zweifellos ein großer Erfolg. Allerdings sind viele Leute immer noch viel zu sorglos und rechnen nicht mit dem Gewaltpotenzial, das derzeit von der rechtsradikalen Hooligan-Szene in Wien ausgeht. Seit dem Angriff auf das EKH vor mehr als einem Jahr und dem anschließenden unsäglichen Prozess, der immer noch läuft, fühlen sich „Unsterblich Wien“ & Co. offenbar im Aufwind. Das bringt nicht nur eine physische Gefährdung einzelner mit sich, sondern könnte mittelfristig auch dazu führen, dass weniger Entschlossene sich schlicht nicht mehr an antifaschistischen Demos teilzunehmen trauen. Kriminalisierung und Drangsalierung oder gar Angriffe durch die Polizei dürften da auch nicht gerade motivierend wirken. Vor allem, wenn diese sich schützend vor hitlergrüßenden Nazihools aufbaut und nicht in der Lage oder willens ist, Übergriffe zu verhindern.

– Von Karl Schmal

Fotos: Lower Class Magazine

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