Der Widerstand gegen die Besatzer im Norden Syriens ist nicht vorbei. YPG und YPJ werden Afrin nicht aufgeben. Interview mit Şoreş Ronahî
#Şoreş Ronahî ist Mitglied der Leitung der Jugendunion Rojavas (Yekitiya Ciwanen Rojava, YCR) und zur Zeit in Shehba, Afrin.
Für uns ist die Situation in Afrin zur Zeit sehr undurchsichtig. Von Seiten der YPG gibt es lediglich das Statement, dass so viele Zivilist*innen wie möglich in Sicherheit gebracht wurden und der Krieg nun in eine neue Phase übergeht. Seitens der Türkei finden sich Propagandameldungen über die vollständige Einnahme der Stadt ohne nennenswerten Widerstand. Wie ist die Situation vor Ort, wie ist die Situation der Zivilist*innen, der Menschen in der Stadt?
Der Widerstand geht natürlich weiter. Klar behauptet der türkische Staat, Afrin wäre ohne Widerstand gefallen. Es wäre ja auch genau in ihrem Sinn, wenn ihre Offensive so glatt vorangegangen wäre. Aber natürlich ist das Gegenteil Fall.
Wie aus dem Statement der YPG erkennbar, haben wir lediglich eine neue Phase des Widerstands eingeleitet, die auch schon begonnen hat, und zwar mit dem Rückzug aus der Stadt. Sie läuft also seit 3,4 Tagen. In diesem Zuge wurden schon viele erfolgreiche Aktionen durchgeführt. Am 18. und 19. März gab es in Bilbile, Jinderese und Rajo Aktionen, bei denen über 70 feindliche Elemente, also sowohl dschihadistische Bandenmitglieder als auch türkische Soldaten, getötet wurden. So wird es jetzt weiter gehen.
Natürlich lassen wir Afrin nicht fallen und wir werden es auch nie aufgeben. Und wenn der Krieg 100 Jahre weitergeht, dann werden wir noch 100 Jahre Widerstand leisten. Klar, es ist eine kritische Situation, es sind hunderttausende Menschen auf der Flucht. Vor allem die Bilder der letzten Tage, was wir hier erlebt haben und was wir organisieren müssen, erinnern stark an das, was 2014 in Şengal passiert ist. Hunderttausende Menschen auf der Straße, ohne Essen und Trinken, ohne Dach über dem Kopf und ohne ausreichende medizinische Versorgung. Wir versuchen jetzt, für diese Menschen zumindest vorübergehende Lösungen zu finden. (mehr …)