„Viel wichtiger ist, die Leute in unsere tägliche Praxis einzubinden“

9. Februar 2017

Kurzes Interview mit dem Bündnis „G20 entern!“ aus Hamburg über ihre Aktionskonferenz, die bisherige Planung und Eventpolitik.

Ihr plant am Samstag eine Aktionskonferenz an der Uni Hamburg zu G20. Was ist konkret geplant und wollt ihr tatsächlich Barrikadenbauen trainieren?

Moin, wir wollen uns mit unserer Konferenz vor allem inhaltlich aufstellen. Heißt konkret, dass wir mehrere Beiträge haben, die sich um Krieg, Krise, revolutionäre Praxis und den Auswirkungen des deutschen Imperialismus z.B. auf Griechenland beschäftigen. Natürlich stellen unsere bisherigen Aktionsgruppen ihre Arbeit vor und ermöglichen es auch, sich konkret einzubringen. Da hier noch nicht all zu viel passiert ist, wird es Samstag vor allem theoretischen Input geben.

Die bürgerlich-konservativen Zeitungen von Welt bis Hamburger Abendblatt haben skandalisiert, dass uns die Uni Räume gewährt hat und das „Horrorszenario“ heraufbeschwören, dass wir ein Blockadetraining mit Barrikadenbauen machen wollen. Dies wurde dann sogar von der rechtsradikalen Jungen Freiheit übernommen und zugespitzt.
Ist natürlich alles Unsinn, es war nur ein Training für Sitzblockaden geplant. Letztes Jahr haben es die bürgerlichen Medien geschafft, dass die Hamburger Hochschule HAW eine Aktionskonferenz abgesagt hat. Die Veranstalter haben aber vor Gericht geklagt und die Konferenz konnte stattfinden. Diese Blöße wollte sich die Uni Hamburg nicht geben und hat sich daher ziemlich kooperativ gezeigt.

Was ist eigentlich zu G20 geplant?

Es wird ein Protestcamp geben, welches sich am Samstag (1.7.) vor dem Gipfel aufstellen wird und planmäßig mit einem Festival beginnen soll. Am Sonntag darauf (2.7.) wollen sämtliche bürgerlichen NGOs in der Innenstadt ihren friedlichen Protest organisieren, da könnte man sich vielleicht mit einem etwas anderen Konzept dran beteiligen. Montag, Dienstag und Mittwoch planen wir inhaltliche Aktionstage, die sich mit Kapitalismus, Krieg und Flucht beschäftigen, weil wir nicht glauben, dass wir später noch mit Inhalten in die Presse kommen, wenn der Gipfel erst anfängt. Donnerstag (6.7.) sind ein Konzert und eine autonome Demonstration am Fischmarkt am Hafen geplant. Freitag (7.7.) sind verschiedene direkte Aktionen in der Planung; von der Hafenblockade bis zum Versuch die rote Zone zu blockieren oder zu stürmen. Am Abend soll es wahrscheinlich eine Demonstration auf der Reeperbahn geben. Die Großdemonstration soll am Samstag (8.7.) stattfinden und Richtung Messhallen laufen.

In Hamburg wird ja einiges laufen, wie geht es denn mit der Vorbereitung voran?

Die verschiedenen Spektren organisieren eigentlich relativ unabhängig ihre jeweiligen Aktionen. Wir haben die Vorbereitung der Großdemo verlassen, weil wir nicht die Laufburschen für Sozialdemokraten jeglicher Couleur spielen wollten. Wir werden wohl mit einigen lokalen und überregionalen Kräften zu einem linksradikalen Block aufrufen, dazu müssen wir uns dann auch nicht mit der Grünen Jugend oder den Hauptamtlichen irgendwelcher NGOs herumschlagen. Es ist aber schon ganz interessant, wie so Hauptamtliche verschiedener Organisationen in Hamburg eingefallen sind und versuchen, alles untereinander aufzuteilen.

Das ist ein gutes Stichwort, um über Eventpolitik zu reden. Wird die Arbeit gegen die G20 nicht viel zu viel Arbeit verschlingen und am Ende hat man an ein paar Tagen Aufstand gespielt, viele Leute sind ausgebrannt und es gibt keinen echten Mehrwert für die Bewegung?

Wir versuchen, die Proteste gegen die G20 für unsere Politik in Hamburg zu nutzen und unsere Inhalte einem breiteren Publikum vorzustellen. Dabei muss klar sein, dass linksradikale Gruppen ihre Strukturen ein wenig öffnen müssen, damit es den anpolitisierten Menschen auch möglich ist, endlich mal mitzumachen. Für die meisten Leute ist es wirklich schwer, Anschluss zu finden in einer Szene, die sich komplett abschirmt.

Auch wenn es zugegebenermaßen immer wieder Spitzel der Staatsmacht innerhalb linker Strukturen gibt, so gibt es aber eben auch viele Arbeitsfelder, wo eine weitere Öffnung möglich ist. Manche Arbeitsfelder müssen leider natürlich immer noch konspirativ sein. Es liegt also an unseren eigenen Strukturen, ob wir es schaffen die Dynamik der Gipfelproteste zu nutzen und unsere Bewegung weiter aufzubauen. Daher ist es uns eigentlich egal, ob nun 50.000 oder 100.000 Menschen auf die Straße gehen. Viel wichtiger ist, ob wir es schaffen, die Leute in unsere tägliche Praxis einzubinden.

In Hamburg wäre es aber auch äußerst hilfreich, wenn sich mehr linksradikale Gruppen gründen würden, die sich nicht in einem Szenedunstkreis oder Kleingruppen auflösen, damit die zukünftige Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden könnte.

Vielleicht gibt der G20 ja endlich mal einen Ansporn dazu…

Aktionskonferenz G20 entern
Samstag | 11.2. | 12 Uhr | Uni Hamburg | Von-Melle-Park 9

Mehr Infos unter:
www.g20-entern.org
-das Interview führte Fatty McDirty

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